Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.machen? Mit allerlei Verdruß stiegen sie zu Pferde, sprechend: "Eines Knaben Darauf bestieg der Vater der Eroberung, Sultan Mehemed Chan den Darauf, als das Heer der Tataren der Krim von 40,000 Mann an Zahl, ') Zeichen eines sehr vertraulichen Empfangs.
machen? Mit allerlei Verdruß stiegen sie zu Pferde, sprechend: „Eines Knaben Darauf bestieg der Vater der Eroberung, Sultan Mehemed Chan den Darauf, als das Heer der Tataren der Krim von 40,000 Mann an Zahl, ') Zeichen eines sehr vertraulichen Empfangs.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0236" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140057"/> <p xml:id="ID_733" prev="#ID_732"> machen? Mit allerlei Verdruß stiegen sie zu Pferde, sprechend: „Eines Knaben<lb/> von gestern willen sollen wir uns in Edirnc, herumtreiben! In wie schweren<lb/> Aerger versenkt ritten sie fort! An jenem Tage durchstreiften sie ganz Edirne,<lb/> und brachten die Kunde, daß sie ihn nicht gefunden hätten. Am Tage darauf<lb/> begaben sich zum Divan alle Gebieter des Divans, hielten auf dem Platze<lb/> wo sie Mahmud Pascha hatten tödten wollen, ihre Morgenandacht und erhoben<lb/> ihre Hände im Gebet zu Gott dem Allerhöchsten: da war dort Mahmud Pascha<lb/> bei ihnen: alle Veziere fielen zu seineu Füßen, nahmen ihn mit tausend Ehren¬<lb/> bezeigungen in ihre Mitte und führten ihn nach dem Serail. Sultan Murad<lb/> aber hielt vor Freude an diesem Tage keinen Divan und entbot den Mahmud<lb/> Pascha zu sich. Als dieser eintrat, ging der Sultan im bloßen Unterkleid und<lb/> Gürtel ihm entgegen"), Mahmud Pascha neigte sein Antlitz zu den Füßen des<lb/> Padischah, dieser weinte dann und sprach: „Mahmud, Dir ist Unrecht geschehen,<lb/> vergieb mir mein Unrecht, das ich Dir gethan," so sprach er und bat ihn<lb/> um Verzeihung. Mahmud Pascha aber antwortete und sprach: „Was ist's<lb/> weiter? Den Besitzer der Weisheit und den Herrn der Gnade mag einmal<lb/> der Zorn angewandelt haben." — Nachdem er den Mahmud Pascha wieder<lb/> zum zweiten Vezier gemacht, ging Sultan Murad in die bessere Welt hinüber.</p><lb/> <p xml:id="ID_734"> Darauf bestieg der Vater der Eroberung, Sultan Mehemed Chan den<lb/> Thron der Macht und Herrlichkeit, und als dem Gesetz gemäß volle vierzig<lb/> Tage vorübergegangen waren, da entsetzte Sultan Mehmet den Chodscha Ibra¬<lb/> him Pascha seines Amtes, nahm ihm das Siegel ab, gab es Mahmud Pascha,<lb/> und machte den Mahmud Pascha zum ersten Vezir, den Chodscha Ibrahim<lb/> Pascha aber machte er zum zweiten Vezir.</p><lb/> <p xml:id="ID_735" next="#ID_736"> Darauf, als das Heer der Tataren der Krim von 40,000 Mann an Zahl,<lb/> des Sultan Murad Hinscheiden vernommen hatte, kamen sie, verkündigend:<lb/> „Jetzt gehört uns der Thron der Macht und Herrlichkeit", nahmen ihre Stel¬<lb/> lung bei der Stadt und belagerten sie. Sobald Sultan Mehmet von diesem<lb/> Begebniß Kunde erhalten, ließ er Mahmud Pascha vor sich kommen, fragte<lb/> ihn und sprach: „Caia, was ist zu thun?" — Mahmud Pascha aber nahm<lb/> seine Maßregeln, und da er wußte, daß dreißig Häuptlinge der Tataren ge¬<lb/> kommen waren, so hielt er (so viele) vergiftete Kastens in Bereitschaft, saß aus<lb/> und brachte dem tatarischen Heer Geschenke, indem er sprach: „Seid gegrüßt<lb/> und willkommen, von jetzt an wird fürderhin euer der Glanz der Herrschaft<lb/> sein, aber gewährt uns die Gunst und gebt uns Verzug bis der Sommer zu<lb/> Ende geht, denn unser Vieh ist jetzt nicht daheim, wann es kommt, wollen wir<lb/> unsere Habe aufladen und von dannen ziehn." So sprach und bat er, die</p><lb/> <note xml:id="FID_71" place="foot"> ') Zeichen eines sehr vertraulichen Empfangs.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0236]
machen? Mit allerlei Verdruß stiegen sie zu Pferde, sprechend: „Eines Knaben
von gestern willen sollen wir uns in Edirnc, herumtreiben! In wie schweren
Aerger versenkt ritten sie fort! An jenem Tage durchstreiften sie ganz Edirne,
und brachten die Kunde, daß sie ihn nicht gefunden hätten. Am Tage darauf
begaben sich zum Divan alle Gebieter des Divans, hielten auf dem Platze
wo sie Mahmud Pascha hatten tödten wollen, ihre Morgenandacht und erhoben
ihre Hände im Gebet zu Gott dem Allerhöchsten: da war dort Mahmud Pascha
bei ihnen: alle Veziere fielen zu seineu Füßen, nahmen ihn mit tausend Ehren¬
bezeigungen in ihre Mitte und führten ihn nach dem Serail. Sultan Murad
aber hielt vor Freude an diesem Tage keinen Divan und entbot den Mahmud
Pascha zu sich. Als dieser eintrat, ging der Sultan im bloßen Unterkleid und
Gürtel ihm entgegen"), Mahmud Pascha neigte sein Antlitz zu den Füßen des
Padischah, dieser weinte dann und sprach: „Mahmud, Dir ist Unrecht geschehen,
vergieb mir mein Unrecht, das ich Dir gethan," so sprach er und bat ihn
um Verzeihung. Mahmud Pascha aber antwortete und sprach: „Was ist's
weiter? Den Besitzer der Weisheit und den Herrn der Gnade mag einmal
der Zorn angewandelt haben." — Nachdem er den Mahmud Pascha wieder
zum zweiten Vezier gemacht, ging Sultan Murad in die bessere Welt hinüber.
Darauf bestieg der Vater der Eroberung, Sultan Mehemed Chan den
Thron der Macht und Herrlichkeit, und als dem Gesetz gemäß volle vierzig
Tage vorübergegangen waren, da entsetzte Sultan Mehmet den Chodscha Ibra¬
him Pascha seines Amtes, nahm ihm das Siegel ab, gab es Mahmud Pascha,
und machte den Mahmud Pascha zum ersten Vezir, den Chodscha Ibrahim
Pascha aber machte er zum zweiten Vezir.
Darauf, als das Heer der Tataren der Krim von 40,000 Mann an Zahl,
des Sultan Murad Hinscheiden vernommen hatte, kamen sie, verkündigend:
„Jetzt gehört uns der Thron der Macht und Herrlichkeit", nahmen ihre Stel¬
lung bei der Stadt und belagerten sie. Sobald Sultan Mehmet von diesem
Begebniß Kunde erhalten, ließ er Mahmud Pascha vor sich kommen, fragte
ihn und sprach: „Caia, was ist zu thun?" — Mahmud Pascha aber nahm
seine Maßregeln, und da er wußte, daß dreißig Häuptlinge der Tataren ge¬
kommen waren, so hielt er (so viele) vergiftete Kastens in Bereitschaft, saß aus
und brachte dem tatarischen Heer Geschenke, indem er sprach: „Seid gegrüßt
und willkommen, von jetzt an wird fürderhin euer der Glanz der Herrschaft
sein, aber gewährt uns die Gunst und gebt uns Verzug bis der Sommer zu
Ende geht, denn unser Vieh ist jetzt nicht daheim, wann es kommt, wollen wir
unsere Habe aufladen und von dannen ziehn." So sprach und bat er, die
') Zeichen eines sehr vertraulichen Empfangs.
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