Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.Höflichkeit (des Negierungskvmmissars) schilt er ihn Feigling, >der vor der Die junge Generation, welche der modernen Umwälzung zugesehen, ist Höflichkeit (des Negierungskvmmissars) schilt er ihn Feigling, >der vor der Die junge Generation, welche der modernen Umwälzung zugesehen, ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140049"/> <p xml:id="ID_717" prev="#ID_716"> Höflichkeit (des Negierungskvmmissars) schilt er ihn Feigling, >der vor der<lb/> außerordentlichen Macht der Kirche erbleicht, hinter welcher die famosen von<lb/> Napoleon I. gefürchteten hunderttausend Bajonette stehen.....; im Falle der<lb/> Barschheit schleudert er ihm die „barbarische Uebermacht" in's Antlitz, welche<lb/> keine Rücksicht nimmt auf die waffenlose Schwäche der Kirche, der liebevollen,<lb/> zärtlichen Mutter und so weiter." Daß es bei dieser in andern Ländern<lb/> unerhörten, ungerechten und pöbelhafter Feindseligkeit gegen die Vertreter<lb/> der öffentlichen Autorität noch nicht zu viel schärferen Maßregeln gegen die<lb/> Kirche und zu einem verstärkten „Kulturkampf" (er braucht das Wort wie die<lb/> Bezeichnung einer Strafmaßregel) und einer „Verfolgung alla, xrv.8Lia,Qa"<lb/> gekommen ist, hält Curei für eine wunderbare und hoch zu preisende Fügung<lb/> der Vorsehung, findet jedoch daneben auch einen natürlichen Grund in dem<lb/> noch immer auch bei den Antiklerikalen lebendigen religiösen Gefühl, auf welches<lb/> er seine Hoffnungen einer Wiederbekehrung Aller baut. Dennoch sind bis jetzt<lb/> die Schäden und die Gefahr des Zwistes viel größer als die Hoffnungen, und<lb/> zwar ein zweiter Schaden noch verderblicher als der besprochene der Aus¬<lb/> schließung vom Staatsleben, nämlich die Entfremdung des Patriotischen Laicn-<lb/> thums von der Kirche, welche ihnen als Feindin der größten patriotischen<lb/> Güter der Einheit und Freiheit Italiens und des modernen Fortschritts gelten<lb/> muß. Curei -trägt kein Bedenken, die ganze Schuld daran jenem klerikalen<lb/> Fanatismus beizumessen, welcher in blindem Haß gegen die neue Regierung<lb/> wüthete und ihren baldigen Sturz anstrebte. „Ohne Zweifel", sagt er, war<lb/> Jedem gestattet, nach Belieben Vermuthungen und Hoffnungen darüber zu<lb/> hegen. Aber daß man diese Vermuthungen und Hoffnungen mit allerlei, auch<lb/> unwürdigen, Kunstgriffen hat aufrecht erhalten wollen; daß man versucht hat,<lb/> sie als katholischen Glauben und als Gewissenspflicht hinzustellen, ja, was<lb/> noch schlimmer ist, sie als Richtschnur des Handelns vorzuschreiben, das müßte<lb/> man als das Verbrechen eines ungeheuren Betruges qualifiziren,<lb/> der an der Nation begangen wird, sowie als flagrante Unterdrückung der<lb/> Wahrheit, wenn man nicht denken könnte, daß die Meisten sich dazu hergeben,<lb/> aus Ergebenheit gegen eine vermuthete Autorität und aus einer glühenden<lb/> aber urtheilslosen Devotion."</p><lb/> <p xml:id="ID_718" next="#ID_719"> Die junge Generation, welche der modernen Umwälzung zugesehen, ist<lb/> nach Curci's Meinung keineswegs von vornherein irreligiös und antikirchlich<lb/> gewesen. Sie wurde es erst durch die Haltung der Kirche, welche das einige<lb/> und unabhängige Vaterland, das Ziel aller patriotischen Wünsche, zu zertrüm¬<lb/> mern trachtete. „Da man zur Stunde die weltliche Papstgewalt in der frü¬<lb/> heren Form nicht wiederaufrichten kann, ohne die Einheit Italiens zu zerstören,<lb/> so ist es natürlich, daß Italien den Vatikan, der nach .jener Wiederaufrichtung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0228]
Höflichkeit (des Negierungskvmmissars) schilt er ihn Feigling, >der vor der
außerordentlichen Macht der Kirche erbleicht, hinter welcher die famosen von
Napoleon I. gefürchteten hunderttausend Bajonette stehen.....; im Falle der
Barschheit schleudert er ihm die „barbarische Uebermacht" in's Antlitz, welche
keine Rücksicht nimmt auf die waffenlose Schwäche der Kirche, der liebevollen,
zärtlichen Mutter und so weiter." Daß es bei dieser in andern Ländern
unerhörten, ungerechten und pöbelhafter Feindseligkeit gegen die Vertreter
der öffentlichen Autorität noch nicht zu viel schärferen Maßregeln gegen die
Kirche und zu einem verstärkten „Kulturkampf" (er braucht das Wort wie die
Bezeichnung einer Strafmaßregel) und einer „Verfolgung alla, xrv.8Lia,Qa"
gekommen ist, hält Curei für eine wunderbare und hoch zu preisende Fügung
der Vorsehung, findet jedoch daneben auch einen natürlichen Grund in dem
noch immer auch bei den Antiklerikalen lebendigen religiösen Gefühl, auf welches
er seine Hoffnungen einer Wiederbekehrung Aller baut. Dennoch sind bis jetzt
die Schäden und die Gefahr des Zwistes viel größer als die Hoffnungen, und
zwar ein zweiter Schaden noch verderblicher als der besprochene der Aus¬
schließung vom Staatsleben, nämlich die Entfremdung des Patriotischen Laicn-
thums von der Kirche, welche ihnen als Feindin der größten patriotischen
Güter der Einheit und Freiheit Italiens und des modernen Fortschritts gelten
muß. Curei -trägt kein Bedenken, die ganze Schuld daran jenem klerikalen
Fanatismus beizumessen, welcher in blindem Haß gegen die neue Regierung
wüthete und ihren baldigen Sturz anstrebte. „Ohne Zweifel", sagt er, war
Jedem gestattet, nach Belieben Vermuthungen und Hoffnungen darüber zu
hegen. Aber daß man diese Vermuthungen und Hoffnungen mit allerlei, auch
unwürdigen, Kunstgriffen hat aufrecht erhalten wollen; daß man versucht hat,
sie als katholischen Glauben und als Gewissenspflicht hinzustellen, ja, was
noch schlimmer ist, sie als Richtschnur des Handelns vorzuschreiben, das müßte
man als das Verbrechen eines ungeheuren Betruges qualifiziren,
der an der Nation begangen wird, sowie als flagrante Unterdrückung der
Wahrheit, wenn man nicht denken könnte, daß die Meisten sich dazu hergeben,
aus Ergebenheit gegen eine vermuthete Autorität und aus einer glühenden
aber urtheilslosen Devotion."
Die junge Generation, welche der modernen Umwälzung zugesehen, ist
nach Curci's Meinung keineswegs von vornherein irreligiös und antikirchlich
gewesen. Sie wurde es erst durch die Haltung der Kirche, welche das einige
und unabhängige Vaterland, das Ziel aller patriotischen Wünsche, zu zertrüm¬
mern trachtete. „Da man zur Stunde die weltliche Papstgewalt in der frü¬
heren Form nicht wiederaufrichten kann, ohne die Einheit Italiens zu zerstören,
so ist es natürlich, daß Italien den Vatikan, der nach .jener Wiederaufrichtung
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