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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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enthalten sei/') Die Abweichung des spartanischen Heerbannes von dem der
andern hellenischen Staaten besteht eben darin, daß die Spartaner ausschlie߬
lich Soldaten waren. Während die übrigen Kantone von Hellas, namentlich
die Seestädte, zu einem lebhafteren, industriellen und kommereiellen Treiben
gelangten, war Sparta absichtlich zum Landbau und zur alten bäuerischen
Genügsamkeit zurückgekehrt. Die Griechen erstaunten im 5. Jahrhundert
darüber, daß diese Edelleute so grobe Kleider trugen und fortfuhren, ihre
schwarze Suppe zu essen. Während die anderen hellenischen Bürger nur im
Kriegsfalle Soldaten aus dem Stegreif wurden, gab es in Sparta allein eine
stehende Armee, welche in beständiger Uebung geschult ward und welche gleich¬
bedeutend war mit der Bürgerschaft selbst-**) Als einst ihre Bundesgenossen
darüber murrten, daß sie, so viele an Zahl, den weit weniger zahlreichen
Spartiaten immerfort Heeresfolge leisten müßten, ließ der zufällig anwesende
König Agesilaos aus dem gemischt sitzenden Haufen zuerst die Töpfer, dann
die Schmiede, darauf die Zimmerleute und so fort die übrigen Handwerker
und Gewerbsleute aufstehn. Und als nun von den Bundesgenossen fast alle
aufgestanden waren, von den Spartiaten aber kein einziger, da rief er lachend:
"Nun fest ihr, wie viel mehr Soldaten wir gestellt haben, als ihr!"***)

Die Gesammtbevölkerung Lakoniens dürfte ans höchstens 400,000 Seelen
zu veranschlage" sein. Davon waren mindestens die Hälfte Staatssklaven,
Heiloten. -- 140,000 gehörten zur Klasse der Periöken, und nur etwa 60,000
Köpfe dürften dem Spartiatenvolke, der regierenden Gemeinde der Edelleute
angehört haben. -- Das Heer Lakadümons aber setzte sich ans allen drei
Bevölkernngstheilen zusammen, f)

Jeder Spartiat gehörte bis zu seinem sechzigsten Lebensjahre dem Heer¬
bann an. Das aktive Heer bestand aus den Männern vom 20. bis zum
45. Jahre; den älteren lag der Garnisondienst in: Lande ob; denn die Lage
Spartas erlaubte niemals, daß der gestimmte Heerbann in's Feld zog. Dieser
zerfiel in 6 Moren. Jede Mora hatte 2 Löcher, der Lochos 4 Peutekostyen,
d. h. Funfzigschaften, und die Pentekostys 2 Enomvtien. Die Euomotie
hatte also in der späteren Zeit nicht mehr 15 sondern 25 Mann, und die
Zusammenstellung zweier Enomvtien zu einer Triakas fiel fort. Alle 6 Moren
gaben bei der Normalstärke der Pentekvstyen von 50 Mann eine Gesammtstärke
von 2400 Mann. Geschichtlich lassen sich jedoch Abweichungen nachweisen,






') Gesetze B. II.
*') Max Duncker. a. n. O.
Pluwrch: Agesilcios, °. 2K,
1) Schönau: Griechische Alterthümer: I. 3. Aufl. Berlin 1371.
Grenzboten I. 1878. 7

enthalten sei/') Die Abweichung des spartanischen Heerbannes von dem der
andern hellenischen Staaten besteht eben darin, daß die Spartaner ausschlie߬
lich Soldaten waren. Während die übrigen Kantone von Hellas, namentlich
die Seestädte, zu einem lebhafteren, industriellen und kommereiellen Treiben
gelangten, war Sparta absichtlich zum Landbau und zur alten bäuerischen
Genügsamkeit zurückgekehrt. Die Griechen erstaunten im 5. Jahrhundert
darüber, daß diese Edelleute so grobe Kleider trugen und fortfuhren, ihre
schwarze Suppe zu essen. Während die anderen hellenischen Bürger nur im
Kriegsfalle Soldaten aus dem Stegreif wurden, gab es in Sparta allein eine
stehende Armee, welche in beständiger Uebung geschult ward und welche gleich¬
bedeutend war mit der Bürgerschaft selbst-**) Als einst ihre Bundesgenossen
darüber murrten, daß sie, so viele an Zahl, den weit weniger zahlreichen
Spartiaten immerfort Heeresfolge leisten müßten, ließ der zufällig anwesende
König Agesilaos aus dem gemischt sitzenden Haufen zuerst die Töpfer, dann
die Schmiede, darauf die Zimmerleute und so fort die übrigen Handwerker
und Gewerbsleute aufstehn. Und als nun von den Bundesgenossen fast alle
aufgestanden waren, von den Spartiaten aber kein einziger, da rief er lachend:
„Nun fest ihr, wie viel mehr Soldaten wir gestellt haben, als ihr!"***)

Die Gesammtbevölkerung Lakoniens dürfte ans höchstens 400,000 Seelen
zu veranschlage» sein. Davon waren mindestens die Hälfte Staatssklaven,
Heiloten. — 140,000 gehörten zur Klasse der Periöken, und nur etwa 60,000
Köpfe dürften dem Spartiatenvolke, der regierenden Gemeinde der Edelleute
angehört haben. — Das Heer Lakadümons aber setzte sich ans allen drei
Bevölkernngstheilen zusammen, f)

Jeder Spartiat gehörte bis zu seinem sechzigsten Lebensjahre dem Heer¬
bann an. Das aktive Heer bestand aus den Männern vom 20. bis zum
45. Jahre; den älteren lag der Garnisondienst in: Lande ob; denn die Lage
Spartas erlaubte niemals, daß der gestimmte Heerbann in's Feld zog. Dieser
zerfiel in 6 Moren. Jede Mora hatte 2 Löcher, der Lochos 4 Peutekostyen,
d. h. Funfzigschaften, und die Pentekostys 2 Enomvtien. Die Euomotie
hatte also in der späteren Zeit nicht mehr 15 sondern 25 Mann, und die
Zusammenstellung zweier Enomvtien zu einer Triakas fiel fort. Alle 6 Moren
gaben bei der Normalstärke der Pentekvstyen von 50 Mann eine Gesammtstärke
von 2400 Mann. Geschichtlich lassen sich jedoch Abweichungen nachweisen,






') Gesetze B. II.
*') Max Duncker. a. n. O.
Pluwrch: Agesilcios, °. 2K,
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[0057] enthalten sei/') Die Abweichung des spartanischen Heerbannes von dem der andern hellenischen Staaten besteht eben darin, daß die Spartaner ausschlie߬ lich Soldaten waren. Während die übrigen Kantone von Hellas, namentlich die Seestädte, zu einem lebhafteren, industriellen und kommereiellen Treiben gelangten, war Sparta absichtlich zum Landbau und zur alten bäuerischen Genügsamkeit zurückgekehrt. Die Griechen erstaunten im 5. Jahrhundert darüber, daß diese Edelleute so grobe Kleider trugen und fortfuhren, ihre schwarze Suppe zu essen. Während die anderen hellenischen Bürger nur im Kriegsfalle Soldaten aus dem Stegreif wurden, gab es in Sparta allein eine stehende Armee, welche in beständiger Uebung geschult ward und welche gleich¬ bedeutend war mit der Bürgerschaft selbst-**) Als einst ihre Bundesgenossen darüber murrten, daß sie, so viele an Zahl, den weit weniger zahlreichen Spartiaten immerfort Heeresfolge leisten müßten, ließ der zufällig anwesende König Agesilaos aus dem gemischt sitzenden Haufen zuerst die Töpfer, dann die Schmiede, darauf die Zimmerleute und so fort die übrigen Handwerker und Gewerbsleute aufstehn. Und als nun von den Bundesgenossen fast alle aufgestanden waren, von den Spartiaten aber kein einziger, da rief er lachend: „Nun fest ihr, wie viel mehr Soldaten wir gestellt haben, als ihr!"***) Die Gesammtbevölkerung Lakoniens dürfte ans höchstens 400,000 Seelen zu veranschlage» sein. Davon waren mindestens die Hälfte Staatssklaven, Heiloten. — 140,000 gehörten zur Klasse der Periöken, und nur etwa 60,000 Köpfe dürften dem Spartiatenvolke, der regierenden Gemeinde der Edelleute angehört haben. — Das Heer Lakadümons aber setzte sich ans allen drei Bevölkernngstheilen zusammen, f) Jeder Spartiat gehörte bis zu seinem sechzigsten Lebensjahre dem Heer¬ bann an. Das aktive Heer bestand aus den Männern vom 20. bis zum 45. Jahre; den älteren lag der Garnisondienst in: Lande ob; denn die Lage Spartas erlaubte niemals, daß der gestimmte Heerbann in's Feld zog. Dieser zerfiel in 6 Moren. Jede Mora hatte 2 Löcher, der Lochos 4 Peutekostyen, d. h. Funfzigschaften, und die Pentekostys 2 Enomvtien. Die Euomotie hatte also in der späteren Zeit nicht mehr 15 sondern 25 Mann, und die Zusammenstellung zweier Enomvtien zu einer Triakas fiel fort. Alle 6 Moren gaben bei der Normalstärke der Pentekvstyen von 50 Mann eine Gesammtstärke von 2400 Mann. Geschichtlich lassen sich jedoch Abweichungen nachweisen, ') Gesetze B. II. *') Max Duncker. a. n. O. Pluwrch: Agesilcios, °. 2K, 1) Schönau: Griechische Alterthümer: I. 3. Aufl. Berlin 1371. Grenzboten I. 1878. 7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/57>, abgerufen am 18.01.2025.