Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.fpeare war? Bedurften solche Ausdrücke wie Abstrahiren, Chikauiren, Statisten, Die Mängel, die ich soeben berührt habe, stammen, so viel ich sehe, alle Von diesen Ausstellungen abgesehen, kann ich das Werk im großen und Christian Muff. Literatur. P ein. -- Ein lustiges Liederbuch für Gymnasiasten mit den Singweisen zusammen¬ gestellt von Dr. Friedrich Polle. Dresden, G. Schönfeld's Verlag. Zu einer Zeit, in welcher der Operettenton der Offenbachiaden und das *) Vgl. auch die Besprechung von I. I. Müller in der Berliner "Zeitschrift für Gym¬
nasialwesen". Bd. 31, S. 442. Das Cosack'sche Buch ist nach der ersten Abtheilung von Schröter erschienen, es steht aber ehrlich 1376 darauf, während das andre Buch voraus- D. Red. datirt ist. fpeare war? Bedurften solche Ausdrücke wie Abstrahiren, Chikauiren, Statisten, Die Mängel, die ich soeben berührt habe, stammen, so viel ich sehe, alle Von diesen Ausstellungen abgesehen, kann ich das Werk im großen und Christian Muff. Literatur. P ein. — Ein lustiges Liederbuch für Gymnasiasten mit den Singweisen zusammen¬ gestellt von Dr. Friedrich Polle. Dresden, G. Schönfeld's Verlag. Zu einer Zeit, in welcher der Operettenton der Offenbachiaden und das *) Vgl. auch die Besprechung von I. I. Müller in der Berliner „Zeitschrift für Gym¬
nasialwesen". Bd. 31, S. 442. Das Cosack'sche Buch ist nach der ersten Abtheilung von Schröter erschienen, es steht aber ehrlich 1376 darauf, während das andre Buch voraus- D. Red. datirt ist. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139656"/> <p xml:id="ID_1043" prev="#ID_1042"> fpeare war? Bedurften solche Ausdrücke wie Abstrahiren, Chikauiren, Statisten,<lb/> Fabel, Tautologie, Argument, Anachronismus und viele andere der Art wirk¬<lb/> lich einer Erklärung? Doch es ist schwer, in solchen Dingen die richtige Grenze<lb/> einzuhalten, und wenn man sich für eins von beiden, für das Zuviel oder<lb/> das Zuwenig zu entscheiden hat, so wird man das erstere vorziehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1044"> Die Mängel, die ich soeben berührt habe, stammen, so viel ich sehe, alle<lb/> aus derselben Quelle. Die Verfasser hätten den bestimmenden Zusatz auf dem<lb/> Titelblatte: „für die oberste Stufe höherer Lehranstalten und den weiteren<lb/> Kreis der Gebildeten" weglassen, und, wie sich das bei einem Buche der Art<lb/> von selbst versteht, für die wirklich Gebildeten aller Stände schreiben sollen,<lb/> sie hätten dann gar nicht umhin gekonnt, in kritischer und exegetischer Hinsicht<lb/> höheren Anforderungen zu genügen. Blümners Laokoonausgabe hätte ihnen<lb/> trotz oder vielmehr wegen ihrer „erweiterten Ziele" zum Muster dienen sollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1045"> Von diesen Ausstellungen abgesehen, kann ich das Werk im großen und<lb/> ganzen mit gutem Gewissen empfehlen. Es liegt eine allseitige, eindringende,<lb/> ja fast erschöpfende Erklärung der Dramaturgie vor. Die Belesenheit der<lb/> Verfasser ist erstaunlich, ihr Urtheil maßvoll, ihre Anschauung edel und von<lb/> hoher Bewunderung Lessings getragen. Wir mögen aufschlagen wo wir wollen,<lb/> die Verfasser lassen uns nirgend im Stich; auch das scheinbar Kleinste und<lb/> Unbedeutendste ist klar gelegt, sicherlich oft nur mit dem größten Aufwande<lb/> von Mühe und Arbeit, und Räthsel sind hier gedeutet, an deren Lösung man<lb/> bereits verzweifelte. So ist das Buch ganz danach angethan, ein tieferes Studium<lb/> Lessings anzuregen und zu fördern, und es können Laien wie Männer von<lb/> Fach, Schauspieler wie Schüler reiche Belehrung daraus schöpfen. *)</p><lb/> <note type="byline"> Christian Muff.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> P ein. — Ein lustiges Liederbuch für Gymnasiasten mit den Singweisen zusammen¬<lb/> gestellt von Dr. Friedrich Polle. Dresden, G. Schönfeld's Verlag.</head><lb/> <p xml:id="ID_1046" next="#ID_1047"> Zu einer Zeit, in welcher der Operettenton der Offenbachiaden und das<lb/> Couplet seine pikante Ueberlegenheit auf Kosten des unverdorbenen Volkstons</p><lb/> <note xml:id="FID_113" place="foot"> *) Vgl. auch die Besprechung von I. I. Müller in der Berliner „Zeitschrift für Gym¬<lb/> nasialwesen". Bd. 31, S. 442. Das Cosack'sche Buch ist nach der ersten Abtheilung von<lb/> Schröter erschienen, es steht aber ehrlich 1376 darauf, während das andre Buch voraus-<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> datirt ist. </note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
fpeare war? Bedurften solche Ausdrücke wie Abstrahiren, Chikauiren, Statisten,
Fabel, Tautologie, Argument, Anachronismus und viele andere der Art wirk¬
lich einer Erklärung? Doch es ist schwer, in solchen Dingen die richtige Grenze
einzuhalten, und wenn man sich für eins von beiden, für das Zuviel oder
das Zuwenig zu entscheiden hat, so wird man das erstere vorziehen.
Die Mängel, die ich soeben berührt habe, stammen, so viel ich sehe, alle
aus derselben Quelle. Die Verfasser hätten den bestimmenden Zusatz auf dem
Titelblatte: „für die oberste Stufe höherer Lehranstalten und den weiteren
Kreis der Gebildeten" weglassen, und, wie sich das bei einem Buche der Art
von selbst versteht, für die wirklich Gebildeten aller Stände schreiben sollen,
sie hätten dann gar nicht umhin gekonnt, in kritischer und exegetischer Hinsicht
höheren Anforderungen zu genügen. Blümners Laokoonausgabe hätte ihnen
trotz oder vielmehr wegen ihrer „erweiterten Ziele" zum Muster dienen sollen.
Von diesen Ausstellungen abgesehen, kann ich das Werk im großen und
ganzen mit gutem Gewissen empfehlen. Es liegt eine allseitige, eindringende,
ja fast erschöpfende Erklärung der Dramaturgie vor. Die Belesenheit der
Verfasser ist erstaunlich, ihr Urtheil maßvoll, ihre Anschauung edel und von
hoher Bewunderung Lessings getragen. Wir mögen aufschlagen wo wir wollen,
die Verfasser lassen uns nirgend im Stich; auch das scheinbar Kleinste und
Unbedeutendste ist klar gelegt, sicherlich oft nur mit dem größten Aufwande
von Mühe und Arbeit, und Räthsel sind hier gedeutet, an deren Lösung man
bereits verzweifelte. So ist das Buch ganz danach angethan, ein tieferes Studium
Lessings anzuregen und zu fördern, und es können Laien wie Männer von
Fach, Schauspieler wie Schüler reiche Belehrung daraus schöpfen. *)
Christian Muff.
Literatur.
P ein. — Ein lustiges Liederbuch für Gymnasiasten mit den Singweisen zusammen¬
gestellt von Dr. Friedrich Polle. Dresden, G. Schönfeld's Verlag.
Zu einer Zeit, in welcher der Operettenton der Offenbachiaden und das
Couplet seine pikante Ueberlegenheit auf Kosten des unverdorbenen Volkstons
*) Vgl. auch die Besprechung von I. I. Müller in der Berliner „Zeitschrift für Gym¬
nasialwesen". Bd. 31, S. 442. Das Cosack'sche Buch ist nach der ersten Abtheilung von
Schröter erschienen, es steht aber ehrlich 1376 darauf, während das andre Buch voraus-
D. Red. datirt ist.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |