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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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und, Oesterreich-Ungarn mitzutheilen und so die Stellung dieser Staaten zur
Kriegssrage weiter zu beleuchten. Mit den politischen Ansichten, die derselbe
dabei ausspricht, sind wir in allem Wesentlichen einverstanden.


Die sechs Decennien meines Lebens. Seinen Kindern und Freunden gewidmet
von Eugenius Baron v. Rosen. Riga, Verlag von N. Kymniel. 1877.

Das Buch enthält die Erinnerungen eines esthländischen Edelmannes und
Gutsbesitzers, der, 1758 geboren, in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts
gestorben ist. Er ist ein Mann von guter Bildung und liebenswürdigem
Charakter, der seine Erlebnisse anziehend zu erzählen versteht, und dem mau
bei dieser Rundschau gern folgt, da er außer der Gabe, lebendig zu schildern,
allenthalben auch einen schlichten ehrenwerthen Sinn, ein tiefes Gemüth und
ein warmes, edles Herz bekundet. In die großen Weltbegebenheiten hat er nicht
eingegriffen, ihnen auch nicht nahe gestanden, und so liefern seine Denkwürdig¬
keiten dem Geschichtsfreund nur insofern Ausbeute, als sie uns Blicke in
die Culturentwickelung der baltischen Provinzen Rußlands und in das Leben
des dortigen Volkes, namentlich des grundbesitzenden Adels, in einem Abschnitte
auch in das Leipziger Universitätsleben vor hundert Jahren thun lassen. Aus
deu Mittheilungen über das letztere geben wir vielleicht nächstens einige Auszüge,
die dasjenige, was wir davon aus andern Quellen wissen, zu ergänzen geeignet
sind. Wenn der Verfasser gelegentlich ein paar Seiten lang moralisirt, so
war das zu seiner Zeit Brauch. Sagt er anstündig empfindenden Leuten dabei
nichts Neues und nichts besonders Tiefes, so sind die Grundsätze, die er
ausspricht, doch durchweg zu loben, und wer solche Exeurse langweilig findet,
kann sie überschlagen. Es bleibt dabei noch genug übrig, woran man sich
belehren und zugleich Genuß haben kann, zumal der Verfasser uicht ohne Sinn
für Humor ist. Manches, z. B. das Bild seines Großvaters, eines Originals,
ist ihm in dieser Beziehung recht ergötzlich gerathen.


Die Luzerner Nigibahn zu Vitznciu am Bierwaldstädtersee. Von H. A.
Berlepsch. Verlag von Orell Füßli 6. Comp. Zürich 1877.

Schildert in der Weise der Reisehandbücher die verschiedenen Punkte,
welche man bei Rigitouren vom Eintritt in die Schweiz über Basel, Schaff¬
hausen oder deu Bodensee an bis zum Gipfel des Rigi berührt. Beigegebeu
sind 2 kleine Karten sowie 22 sehr sauber ausgeführte Holzschnittbildchen,
welche die ganze Nigibahn und einzelne an derselben gelegene malerische oder
sonst interessante Punkte darstellen.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Anlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthrl Hermann in Leipzig.

und, Oesterreich-Ungarn mitzutheilen und so die Stellung dieser Staaten zur
Kriegssrage weiter zu beleuchten. Mit den politischen Ansichten, die derselbe
dabei ausspricht, sind wir in allem Wesentlichen einverstanden.


Die sechs Decennien meines Lebens. Seinen Kindern und Freunden gewidmet
von Eugenius Baron v. Rosen. Riga, Verlag von N. Kymniel. 1877.

Das Buch enthält die Erinnerungen eines esthländischen Edelmannes und
Gutsbesitzers, der, 1758 geboren, in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts
gestorben ist. Er ist ein Mann von guter Bildung und liebenswürdigem
Charakter, der seine Erlebnisse anziehend zu erzählen versteht, und dem mau
bei dieser Rundschau gern folgt, da er außer der Gabe, lebendig zu schildern,
allenthalben auch einen schlichten ehrenwerthen Sinn, ein tiefes Gemüth und
ein warmes, edles Herz bekundet. In die großen Weltbegebenheiten hat er nicht
eingegriffen, ihnen auch nicht nahe gestanden, und so liefern seine Denkwürdig¬
keiten dem Geschichtsfreund nur insofern Ausbeute, als sie uns Blicke in
die Culturentwickelung der baltischen Provinzen Rußlands und in das Leben
des dortigen Volkes, namentlich des grundbesitzenden Adels, in einem Abschnitte
auch in das Leipziger Universitätsleben vor hundert Jahren thun lassen. Aus
deu Mittheilungen über das letztere geben wir vielleicht nächstens einige Auszüge,
die dasjenige, was wir davon aus andern Quellen wissen, zu ergänzen geeignet
sind. Wenn der Verfasser gelegentlich ein paar Seiten lang moralisirt, so
war das zu seiner Zeit Brauch. Sagt er anstündig empfindenden Leuten dabei
nichts Neues und nichts besonders Tiefes, so sind die Grundsätze, die er
ausspricht, doch durchweg zu loben, und wer solche Exeurse langweilig findet,
kann sie überschlagen. Es bleibt dabei noch genug übrig, woran man sich
belehren und zugleich Genuß haben kann, zumal der Verfasser uicht ohne Sinn
für Humor ist. Manches, z. B. das Bild seines Großvaters, eines Originals,
ist ihm in dieser Beziehung recht ergötzlich gerathen.


Die Luzerner Nigibahn zu Vitznciu am Bierwaldstädtersee. Von H. A.
Berlepsch. Verlag von Orell Füßli 6. Comp. Zürich 1877.

Schildert in der Weise der Reisehandbücher die verschiedenen Punkte,
welche man bei Rigitouren vom Eintritt in die Schweiz über Basel, Schaff¬
hausen oder deu Bodensee an bis zum Gipfel des Rigi berührt. Beigegebeu
sind 2 kleine Karten sowie 22 sehr sauber ausgeführte Holzschnittbildchen,
welche die ganze Nigibahn und einzelne an derselben gelegene malerische oder
sonst interessante Punkte darstellen.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Anlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthrl Hermann in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/88>, abgerufen am 28.09.2024.