Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

"le ävvotion", sein "xrimuin opus imM-offnen", geht jenem um einige Jahre
voraus (1471/72 nach Blades a. a. O. xag. 43); etwa in den 60er Jahren
hatte demnach die deutsche Kunst ihren Weg nach Brügge und daselbst eine
Pflegstätte gefunden und wurde z. B. von Colard Mattsion in umfassender
Weise ausgeübt.

Unter diesen Verhältnissen erscheint es allerdings als nahliegend, daß der
einflußreiche englische Mvsrnor die Nachfrage seiner vornehmen Landsleute
nach dem Buche des Tages, dem lieeusil am einfachsten dadurch stillte, daß
er bei Mcmsion Kurbel und Karren handhaben lernte und das Buch unter
dessen Presse brachte. In den ausführlichen Pro- und Epilogen des Keeuvil
fehlt dafür zwar jede Andeutung aus dem Munde des sonst recht mittheil¬
samen Verfassers; aber namentlich Blades, dem als Drucker die praktischen
Erfahrungen zur Seite standen und der unzweifelhaft einen "bibliographischen"
Blick besaß, hat aus der Aehnlichkeit der von Mansion und Caxton gebrauchten
Typen, der verwandten Anordnung der Columnen und von ähnlichen technischen
Uebereinstimmungen ans die Möglichkeit einer Abhängigkeit Caxton's von dem
Franzosen Mansion behauptet. Das ist aber auch alles, Unis er beweist. Aus
der Typenähnlichkeit läßt sich dem nachfolgenden direkten Zeugnisse gegenüber
doch weiter nichts schließen, als daß Caxton größeres Wohlgefallen an den
niederländischen Typen hatte als an den deutschen. Uebrigens liegt der Unter¬
schied der caxtvn'schen Lettern von den zeit'schen wesentlich in der bei Zell sehr
beliebten mittelalterlichen Abbreviatur; die Grundzüge der eigentlichen Typen
sind gar nicht so prinzipiell verschieden, obgleich man zwischen den eaxtvn'schen
und mansion'schen eine durchgreifendere Aehnlichkeit anerkennen muß, wenig¬
stens nach den mitgetheilten Proben. Caxton nahm die letzteren an, das läßt sich
ans der konstatirten Aehnlichkeit in den Technikalien vermuthen; aber ztt viel
beweisen heißt es doch, direkten Zeugnissen gegenüber daraus ans eine gemein¬
same Arbeit zu schließen. -- Uebrigens hat Wynken de Worte, der Mitarbeiter
Caxton's und Erbe seiner Offizin, vielleicht sein Schwiegersohn, die (direkte)
Abhängigkeit Caxton's von deutschen Druckern bezeugt; in dem "?wuemo" zu
seinem Leu'tnolomavus, ele xropriet., rsr. (uudatirt, um 1495) knüttelreimt er
nach der Sitte seiner Zeit in etwas dunkler Sprache:


"^.na also ol ^our edg.r^to ekll w rLinvmbrauneo
M<z south c>5 'William Oaxwn llrst xi'Mr ok eins bot<o
In laden torige at (Üols^n lifsöll de> Mime"
IKg-t, euei-z? voll clispos^et Ivan irmz? tdersoli 1oK"."

Zur Exegese bemerke ich, daß die kühne Konstruktion der 3. Zeile den
Engländern Schwierigkeiten gemacht hat. Auch die Neueren kommen zu keinem
rechten Resultate, und wenn noch Blades sich damit hilft zu sagen: "tue tnM


«le ävvotion", sein „xrimuin opus imM-offnen", geht jenem um einige Jahre
voraus (1471/72 nach Blades a. a. O. xag. 43); etwa in den 60er Jahren
hatte demnach die deutsche Kunst ihren Weg nach Brügge und daselbst eine
Pflegstätte gefunden und wurde z. B. von Colard Mattsion in umfassender
Weise ausgeübt.

Unter diesen Verhältnissen erscheint es allerdings als nahliegend, daß der
einflußreiche englische Mvsrnor die Nachfrage seiner vornehmen Landsleute
nach dem Buche des Tages, dem lieeusil am einfachsten dadurch stillte, daß
er bei Mcmsion Kurbel und Karren handhaben lernte und das Buch unter
dessen Presse brachte. In den ausführlichen Pro- und Epilogen des Keeuvil
fehlt dafür zwar jede Andeutung aus dem Munde des sonst recht mittheil¬
samen Verfassers; aber namentlich Blades, dem als Drucker die praktischen
Erfahrungen zur Seite standen und der unzweifelhaft einen „bibliographischen"
Blick besaß, hat aus der Aehnlichkeit der von Mansion und Caxton gebrauchten
Typen, der verwandten Anordnung der Columnen und von ähnlichen technischen
Uebereinstimmungen ans die Möglichkeit einer Abhängigkeit Caxton's von dem
Franzosen Mansion behauptet. Das ist aber auch alles, Unis er beweist. Aus
der Typenähnlichkeit läßt sich dem nachfolgenden direkten Zeugnisse gegenüber
doch weiter nichts schließen, als daß Caxton größeres Wohlgefallen an den
niederländischen Typen hatte als an den deutschen. Uebrigens liegt der Unter¬
schied der caxtvn'schen Lettern von den zeit'schen wesentlich in der bei Zell sehr
beliebten mittelalterlichen Abbreviatur; die Grundzüge der eigentlichen Typen
sind gar nicht so prinzipiell verschieden, obgleich man zwischen den eaxtvn'schen
und mansion'schen eine durchgreifendere Aehnlichkeit anerkennen muß, wenig¬
stens nach den mitgetheilten Proben. Caxton nahm die letzteren an, das läßt sich
ans der konstatirten Aehnlichkeit in den Technikalien vermuthen; aber ztt viel
beweisen heißt es doch, direkten Zeugnissen gegenüber daraus ans eine gemein¬
same Arbeit zu schließen. — Uebrigens hat Wynken de Worte, der Mitarbeiter
Caxton's und Erbe seiner Offizin, vielleicht sein Schwiegersohn, die (direkte)
Abhängigkeit Caxton's von deutschen Druckern bezeugt; in dem „?wuemo" zu
seinem Leu'tnolomavus, ele xropriet., rsr. (uudatirt, um 1495) knüttelreimt er
nach der Sitte seiner Zeit in etwas dunkler Sprache:


„^.na also ol ^our edg.r^to ekll w rLinvmbrauneo
M<z south c>5 'William Oaxwn llrst xi'Mr ok eins bot<o
In laden torige at (Üols^n lifsöll de> Mime«
IKg-t, euei-z? voll clispos^et Ivan irmz? tdersoli 1oK«."

Zur Exegese bemerke ich, daß die kühne Konstruktion der 3. Zeile den
Engländern Schwierigkeiten gemacht hat. Auch die Neueren kommen zu keinem
rechten Resultate, und wenn noch Blades sich damit hilft zu sagen: „tue tnM


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138284"/>
          <p xml:id="ID_118" prev="#ID_117"> «le ävvotion", sein &#x201E;xrimuin opus imM-offnen", geht jenem um einige Jahre<lb/>
voraus (1471/72 nach Blades a. a. O. xag. 43); etwa in den 60er Jahren<lb/>
hatte demnach die deutsche Kunst ihren Weg nach Brügge und daselbst eine<lb/>
Pflegstätte gefunden und wurde z. B. von Colard Mattsion in umfassender<lb/>
Weise ausgeübt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_119"> Unter diesen Verhältnissen erscheint es allerdings als nahliegend, daß der<lb/>
einflußreiche englische Mvsrnor die Nachfrage seiner vornehmen Landsleute<lb/>
nach dem Buche des Tages, dem lieeusil am einfachsten dadurch stillte, daß<lb/>
er bei Mcmsion Kurbel und Karren handhaben lernte und das Buch unter<lb/>
dessen Presse brachte. In den ausführlichen Pro- und Epilogen des Keeuvil<lb/>
fehlt dafür zwar jede Andeutung aus dem Munde des sonst recht mittheil¬<lb/>
samen Verfassers; aber namentlich Blades, dem als Drucker die praktischen<lb/>
Erfahrungen zur Seite standen und der unzweifelhaft einen &#x201E;bibliographischen"<lb/>
Blick besaß, hat aus der Aehnlichkeit der von Mansion und Caxton gebrauchten<lb/>
Typen, der verwandten Anordnung der Columnen und von ähnlichen technischen<lb/>
Uebereinstimmungen ans die Möglichkeit einer Abhängigkeit Caxton's von dem<lb/>
Franzosen Mansion behauptet. Das ist aber auch alles, Unis er beweist. Aus<lb/>
der Typenähnlichkeit läßt sich dem nachfolgenden direkten Zeugnisse gegenüber<lb/>
doch weiter nichts schließen, als daß Caxton größeres Wohlgefallen an den<lb/>
niederländischen Typen hatte als an den deutschen. Uebrigens liegt der Unter¬<lb/>
schied der caxtvn'schen Lettern von den zeit'schen wesentlich in der bei Zell sehr<lb/>
beliebten mittelalterlichen Abbreviatur; die Grundzüge der eigentlichen Typen<lb/>
sind gar nicht so prinzipiell verschieden, obgleich man zwischen den eaxtvn'schen<lb/>
und mansion'schen eine durchgreifendere Aehnlichkeit anerkennen muß, wenig¬<lb/>
stens nach den mitgetheilten Proben. Caxton nahm die letzteren an, das läßt sich<lb/>
ans der konstatirten Aehnlichkeit in den Technikalien vermuthen; aber ztt viel<lb/>
beweisen heißt es doch, direkten Zeugnissen gegenüber daraus ans eine gemein¬<lb/>
same Arbeit zu schließen. &#x2014; Uebrigens hat Wynken de Worte, der Mitarbeiter<lb/>
Caxton's und Erbe seiner Offizin, vielleicht sein Schwiegersohn, die (direkte)<lb/>
Abhängigkeit Caxton's von deutschen Druckern bezeugt; in dem &#x201E;?wuemo" zu<lb/>
seinem Leu'tnolomavus, ele xropriet., rsr. (uudatirt, um 1495) knüttelreimt er<lb/>
nach der Sitte seiner Zeit in etwas dunkler Sprache:</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_1" type="poem">
              <l> &#x201E;^.na also ol ^our edg.r^to ekll w rLinvmbrauneo<lb/>
M&lt;z south c&gt;5 'William Oaxwn llrst xi'Mr ok eins bot&lt;o<lb/>
In laden torige at (Üols^n lifsöll de&gt; Mime«<lb/>
IKg-t, euei-z? voll clispos^et Ivan irmz? tdersoli 1oK«."</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_120" next="#ID_121"> Zur Exegese bemerke ich, daß die kühne Konstruktion der 3. Zeile den<lb/>
Engländern Schwierigkeiten gemacht hat. Auch die Neueren kommen zu keinem<lb/>
rechten Resultate, und wenn noch Blades sich damit hilft zu sagen: &#x201E;tue tnM</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0053] «le ävvotion", sein „xrimuin opus imM-offnen", geht jenem um einige Jahre voraus (1471/72 nach Blades a. a. O. xag. 43); etwa in den 60er Jahren hatte demnach die deutsche Kunst ihren Weg nach Brügge und daselbst eine Pflegstätte gefunden und wurde z. B. von Colard Mattsion in umfassender Weise ausgeübt. Unter diesen Verhältnissen erscheint es allerdings als nahliegend, daß der einflußreiche englische Mvsrnor die Nachfrage seiner vornehmen Landsleute nach dem Buche des Tages, dem lieeusil am einfachsten dadurch stillte, daß er bei Mcmsion Kurbel und Karren handhaben lernte und das Buch unter dessen Presse brachte. In den ausführlichen Pro- und Epilogen des Keeuvil fehlt dafür zwar jede Andeutung aus dem Munde des sonst recht mittheil¬ samen Verfassers; aber namentlich Blades, dem als Drucker die praktischen Erfahrungen zur Seite standen und der unzweifelhaft einen „bibliographischen" Blick besaß, hat aus der Aehnlichkeit der von Mansion und Caxton gebrauchten Typen, der verwandten Anordnung der Columnen und von ähnlichen technischen Uebereinstimmungen ans die Möglichkeit einer Abhängigkeit Caxton's von dem Franzosen Mansion behauptet. Das ist aber auch alles, Unis er beweist. Aus der Typenähnlichkeit läßt sich dem nachfolgenden direkten Zeugnisse gegenüber doch weiter nichts schließen, als daß Caxton größeres Wohlgefallen an den niederländischen Typen hatte als an den deutschen. Uebrigens liegt der Unter¬ schied der caxtvn'schen Lettern von den zeit'schen wesentlich in der bei Zell sehr beliebten mittelalterlichen Abbreviatur; die Grundzüge der eigentlichen Typen sind gar nicht so prinzipiell verschieden, obgleich man zwischen den eaxtvn'schen und mansion'schen eine durchgreifendere Aehnlichkeit anerkennen muß, wenig¬ stens nach den mitgetheilten Proben. Caxton nahm die letzteren an, das läßt sich ans der konstatirten Aehnlichkeit in den Technikalien vermuthen; aber ztt viel beweisen heißt es doch, direkten Zeugnissen gegenüber daraus ans eine gemein¬ same Arbeit zu schließen. — Uebrigens hat Wynken de Worte, der Mitarbeiter Caxton's und Erbe seiner Offizin, vielleicht sein Schwiegersohn, die (direkte) Abhängigkeit Caxton's von deutschen Druckern bezeugt; in dem „?wuemo" zu seinem Leu'tnolomavus, ele xropriet., rsr. (uudatirt, um 1495) knüttelreimt er nach der Sitte seiner Zeit in etwas dunkler Sprache: „^.na also ol ^our edg.r^to ekll w rLinvmbrauneo M<z south c>5 'William Oaxwn llrst xi'Mr ok eins bot<o In laden torige at (Üols^n lifsöll de> Mime« IKg-t, euei-z? voll clispos^et Ivan irmz? tdersoli 1oK«." Zur Exegese bemerke ich, daß die kühne Konstruktion der 3. Zeile den Engländern Schwierigkeiten gemacht hat. Auch die Neueren kommen zu keinem rechten Resultate, und wenn noch Blades sich damit hilft zu sagen: „tue tnM

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/53
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/53>, abgerufen am 28.09.2024.