Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.erhob sich ein Vnum, nicht sehr hoch, aber stattlich durch seine Krone, in der Drei Monate Schiffers zwischen Luft und Wasser, Angst und Entbehrung Gmizboten III. 1877. ^
erhob sich ein Vnum, nicht sehr hoch, aber stattlich durch seine Krone, in der Drei Monate Schiffers zwischen Luft und Wasser, Angst und Entbehrung Gmizboten III. 1877. ^
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erhob sich ein Vnum, nicht sehr hoch, aber stattlich durch seine Krone, in der
so viele glänzende Vögel saßen, daß man kaun: noch etwas vom Laube sah.
Dieser wundersame Anblick versetzte den Abt in solches Staunen, daß er Gott
inbrünstig bat, ihm das Geheimniß zu enthüllen. Und auf sein Gebet flog
einer der Vögel herab nach dein Schiffe, wo Brandanus saß, und als seine
Flügel gegen das Fahrzeug schlugen, erklangen sie wie Glöckchen. Da forderte
der Heilige den Vogel auf, ihm Rede zu stehen, wofern er ein Bote Gottes
sei, und darauf sagte ihm dieser, daß er und seiue gefiederten Gefährten Reste
der Verheerung seien, welche der Böse einst angestiftet habe, doch hätten sie
weder gesündigt, noch Sünde sträflich gebilligt. Ohne Pein, aber auch ohne
den Anblick des Allmächtigen strichen sie durch Zeit und Raum wie die andern
Geister, und uur an den Festtagen der Kirche schlüpften sie in die Gestalt
irdischer Geschöpfe. Auch vernahm der Abt zum ersten Male, daß ihm sieben
Jahre Irrfahrt beschieden seien, ehe er das Land der Verheißung erblicken
werde. Immer aber werde er in dieser Zeit Ostern und Pfingsten auf den¬
selben Eilanden feiern, Weihnachten aber auf der Insel Anbey. Die Begleiter
des Abtes hatten schon die Segel gespannt, als ihnen die Vögel im Chor wie
zum Abschied saugen: „Lxkuäi uns, Osus sklutÄi-is noster, sxes omnium
tinium tvrie et in nnvi longe."
Drei Monate Schiffers zwischen Luft und Wasser, Angst und Entbehrung
mußten nun die Jrrfahrer ertrage», bis sie auf eine neue Insel stießen, die
nur einem einzigen schmalen Schiffe Zugang erlaubte. Zwei Quellen, die eine
sprudelnd, die andere ruhig, fielen ihnen auf. Ein ehrwürdiger Greis nahte
sich mit gastlichen Kusse und führte sie zu einem Kloster, wo andere elf Brüder
sie mit frommem Gesänge empfingen. Der Abt der Insel und seine Genossen
wuschen den Ankömmlingen die Füße, und dann setzte man sich nieder zum
gemeinschaftlichen Mahle, bei dem treffliches Weißbrot und Wurzeln von
wunderbarem Wohlgeschmack aufgetragen wurden. Die Brüder empfingen diese
Nahrung von einem unsichtbaren Almosenspender, sie wußten nicht, wo das
Brot bereitet werde und wer ihnen die Wurzeln ins Kloster bringe. Jener
frische Quell diente ihnen zur Labung, der heiße, sprudelnde zum Waschen
ihrer Füße. So aber lebten die Einsiedler schon seit Sankt Patricks und
Ailbeys Zeiten, nämlich volle achtzig Jahre. Ein noch größeres Geheimniß
aber bot die Insel, als sie um die Vesper zur Kirche zogen. Das Hans
Gottes war winkelrecht im Quadrat gebaut. Darin zählte man sieben Leuchter:
drei über dem Altar in der Mitte und je zwei an den beiden Seitenaltären.
Die Altäre selbst, die Kelche, Schalen, Krüge und alle andern gottesdienstlichen
Gefäße warm von klarem Bergkrystall. Ehe es nun zu dunkeln begann,
beteten und sangen die Brüder und zogen dann ab; nur Braudnuus und der
Gmizboten III. 1877. ^
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