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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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hervorgeht: "Nachdem wir am verwichenen Freitag den 31. März alle, die in
unserem Bericht vom 4. Januar g., e. angeführten Soldaten dimittiret haben,
so haben wir auch den Tambour Braten, wegen der künftigen Mitverrichtnng
eines Musquetierdienstes vernommen. Dieser hat sich auch dazu gegen die¬
jenige Vergnügung bereitwillig erkläret, welche sonst gewöhnlichermaßen vor
Lohnwachen geschehe, nämlich so ofte er zur Wache kommandirt würde 9
Stüver*), dergestalten, daß ihm so oft 9 Stüver gezahlt werden, als im Jahr
die Tour an ihn käme. Da gleichwohlen dadurch die Löhnung, Quartiergeld,
Mondirung und Handgeld eines Mannes erspart wird, so würde diese Offerte
wohl zu cicceptiren sein. Es ist der Tambour auch sogleich mit eingetreten
und hat er nur gebeten, ihn von dem Mittagstrommeln zur Parade zu be¬
freien, wobei wir um so weniger Bedenken gefunden, da nun 1 Unteroffizier
mit 3 Mann täglich auf die Wacht zieht und daher eine besondere Parade
nicht wohl thunlich. Es meinte zwaren der Tambour, daß ihm wenigstens auch
ein Musqnetiersrock würde gegeben werden, um die Gleichheit mit den übrigen
Musquetiers zu unterhalten. Allein bei nächster neuen Mondirung wird dem
Tambour eine von den Musqnetiers nicht zu unterscheidende Montur um so
mehr gegeben werden können, als er künftig gewöhnlichermaßen nur des Abends
bei dem Appel und des Morgens bei der Reveil Dienste thut, mithin als
Tambour wenig sichtbar sein wird. Bis dahin aber hat der Herr Schlo߬
verwalter Erdmann versprochen einen alten Musquetierrock zu besorgen."

Haben wir uns über die Bekleidungswirthschast, wie sie auf Kniphausen
beliebt wurde, einigermaßen informiren können, so dürfte es nunmehr an der
Zeit sein, anf die Bewaffnung und ans alles dasjenige unser Augenmerk zu
richten, was die Burg und Feste Kniphausen widerstandsfähig machen konnte.
Leider geben die Archivakten darüber nur wenig Auskunft. Nur aus einer
Revisionsverhandlnng vom Jahre 1763, einige Zeit vor Abgang des dänischen
Kommandos, gewinnen wir einen Einblick in den damaligen Bestand der Mu-
nitionsvorräthe. Es fanden sich nämlich vor: 300 Stück vierpfündige Kngeln,
100 Stück Kartätschen, 56 Stück scharfe Jnfcmteriepatronen, benebst 20 Pfund
Pulver. Die Artilleriemnnition wurde an höchster Stelle für ausreichend be¬
funden, dahingegen die sofortige Anfertigung von 600 scharfen Patronen und
die Beschaffung von 100 Pfund Pulver befohlen. In welcher Weise und wie
stark die Bastionen und Nondelu der Festung armirt werden konnten, läßt sich
nirgends ersehen. Geschütze waren jedenfalls vorhanden, denn ganz abgesehen
von der für dieselben bestimmten Munition ist ja schon in einem früher mit¬
getheilten Schreiben der heroische Entschluß ausgesprochen worden, im Falle



60 Stüver galten einen Thaler.

hervorgeht: „Nachdem wir am verwichenen Freitag den 31. März alle, die in
unserem Bericht vom 4. Januar g., e. angeführten Soldaten dimittiret haben,
so haben wir auch den Tambour Braten, wegen der künftigen Mitverrichtnng
eines Musquetierdienstes vernommen. Dieser hat sich auch dazu gegen die¬
jenige Vergnügung bereitwillig erkläret, welche sonst gewöhnlichermaßen vor
Lohnwachen geschehe, nämlich so ofte er zur Wache kommandirt würde 9
Stüver*), dergestalten, daß ihm so oft 9 Stüver gezahlt werden, als im Jahr
die Tour an ihn käme. Da gleichwohlen dadurch die Löhnung, Quartiergeld,
Mondirung und Handgeld eines Mannes erspart wird, so würde diese Offerte
wohl zu cicceptiren sein. Es ist der Tambour auch sogleich mit eingetreten
und hat er nur gebeten, ihn von dem Mittagstrommeln zur Parade zu be¬
freien, wobei wir um so weniger Bedenken gefunden, da nun 1 Unteroffizier
mit 3 Mann täglich auf die Wacht zieht und daher eine besondere Parade
nicht wohl thunlich. Es meinte zwaren der Tambour, daß ihm wenigstens auch
ein Musqnetiersrock würde gegeben werden, um die Gleichheit mit den übrigen
Musquetiers zu unterhalten. Allein bei nächster neuen Mondirung wird dem
Tambour eine von den Musqnetiers nicht zu unterscheidende Montur um so
mehr gegeben werden können, als er künftig gewöhnlichermaßen nur des Abends
bei dem Appel und des Morgens bei der Reveil Dienste thut, mithin als
Tambour wenig sichtbar sein wird. Bis dahin aber hat der Herr Schlo߬
verwalter Erdmann versprochen einen alten Musquetierrock zu besorgen."

Haben wir uns über die Bekleidungswirthschast, wie sie auf Kniphausen
beliebt wurde, einigermaßen informiren können, so dürfte es nunmehr an der
Zeit sein, anf die Bewaffnung und ans alles dasjenige unser Augenmerk zu
richten, was die Burg und Feste Kniphausen widerstandsfähig machen konnte.
Leider geben die Archivakten darüber nur wenig Auskunft. Nur aus einer
Revisionsverhandlnng vom Jahre 1763, einige Zeit vor Abgang des dänischen
Kommandos, gewinnen wir einen Einblick in den damaligen Bestand der Mu-
nitionsvorräthe. Es fanden sich nämlich vor: 300 Stück vierpfündige Kngeln,
100 Stück Kartätschen, 56 Stück scharfe Jnfcmteriepatronen, benebst 20 Pfund
Pulver. Die Artilleriemnnition wurde an höchster Stelle für ausreichend be¬
funden, dahingegen die sofortige Anfertigung von 600 scharfen Patronen und
die Beschaffung von 100 Pfund Pulver befohlen. In welcher Weise und wie
stark die Bastionen und Nondelu der Festung armirt werden konnten, läßt sich
nirgends ersehen. Geschütze waren jedenfalls vorhanden, denn ganz abgesehen
von der für dieselben bestimmten Munition ist ja schon in einem früher mit¬
getheilten Schreiben der heroische Entschluß ausgesprochen worden, im Falle



60 Stüver galten einen Thaler.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/222>, abgerufen am 21.10.2024.