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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Dasein fristen. Diese farbigen Freimaurer werden aber von den Logen der
Weißen in Südcarolina nicht anerkannt.

Eine noch nicht genannte, aber fehr wohl gedeihende Gesellschaft sind die
"Patrons of Husbandrh." Häufig kommen ferner die Veteranen der alten
Regimenter und Brigaden der Confederirten zusammen, wobei es Reden und
Toaste gibt, die nicht gerade sehr viel Liebe und Hochachtung vor der Union
äußern. Sehr populär find sodann die "Ladies Memorial Associations," die
durch Veranstaltung von Konzerten, Diners, Schaustellungen und Verloosuugen
die Mittel zur Errichtung von Denkmälern für die im Kriege gefallnen Con-
federirten-Krieger ihres Ortes zusammenzubringen bemüht sind und schon eine
Menge solcher Monumente errichtet haben. Ansprachen, die das entschiedenste
Gegentheil freundlicher Zuneigung zur Regierung in Washington ausdrücken,
werden bei der Einweihung derselben und ebenso an den Gedenktagen gehalten,
wo die gesammte weiße Bevölkerung des betreffenden Ortes, die Mitglieder
jenes Frauenvereins an der Spitze, hinauszieht, um die Gräber der für die
Palmetto-Fahne in den Tod Gegcingnen zu schmücken. Auch Gedichte werdeu
dabei recitirt, die entweder von Lokalbarden geleistet werden oder alte Ge¬
schichten wie z. B. Collin's Ode: "Hoxv slssx tue brave" sind.

Ferner haben sich Damen zu einer Gesellschaft konstituirt, welche die Er¬
richtung eines, Denkmals für Calhoun, den südlichen Staatsmann, der schon
unter Jackson für die Losreißung des Südens vom Norden plaidirte, im Auge
hat. Vor etwa einem Jahre wurde der Vorschlag gemacht, die zu diesem
Zwecke gesammelten Gelder lieber dem obengenannten Frauenverein zur Er¬
richtung von Monumenten für die im Bürgerkriege Gebliebnen zu überweisen,
und die Zeitungen billigten diesen Gedanken und meinten, jener "eiserne
Mann," wie Miß Martineau ihn zu nennen beliebt, würde, wenn er aus dem
Grabe erstände, denselben auch gut heißen. Sodann besteht in Charleston ein
"Home" für verarmte Wittwen und Waisen eonfederirter Soldaten, welches
mit freiwilligen Beiträgen gegründet worden ist, und welches unzweifelhaft
vieler Noth abgeholfen hat.

Die Farbigen aller Schattirungen werden von den Weißen als "Niggers"
betrachtet, und die mit gemischtem Blute verkehren mit denen von rein afrika¬
nischer Herkunft auf dem Fuße vollkommener Gleichheit. Nie kommt ein Fall
vor, daß ein Mulatte, habe er auch noch so wenig die dunkle Farbe, die
Wulstlippe und das Wollenhaar des echten Negers, sich vor einem Schwarzen
auf seine dem Weißen ähnliche Erscheinung etwas zu Gute thäte oder von
jenem deshalb beneidet würde.

Unser Südearolinier hat fast nur Thatsachen mitgetheilt, aber zum Schlüsse
erlaubt er sich einige allgemeine Bemerkungen. Er sagt:


Dasein fristen. Diese farbigen Freimaurer werden aber von den Logen der
Weißen in Südcarolina nicht anerkannt.

Eine noch nicht genannte, aber fehr wohl gedeihende Gesellschaft sind die
„Patrons of Husbandrh." Häufig kommen ferner die Veteranen der alten
Regimenter und Brigaden der Confederirten zusammen, wobei es Reden und
Toaste gibt, die nicht gerade sehr viel Liebe und Hochachtung vor der Union
äußern. Sehr populär find sodann die „Ladies Memorial Associations," die
durch Veranstaltung von Konzerten, Diners, Schaustellungen und Verloosuugen
die Mittel zur Errichtung von Denkmälern für die im Kriege gefallnen Con-
federirten-Krieger ihres Ortes zusammenzubringen bemüht sind und schon eine
Menge solcher Monumente errichtet haben. Ansprachen, die das entschiedenste
Gegentheil freundlicher Zuneigung zur Regierung in Washington ausdrücken,
werden bei der Einweihung derselben und ebenso an den Gedenktagen gehalten,
wo die gesammte weiße Bevölkerung des betreffenden Ortes, die Mitglieder
jenes Frauenvereins an der Spitze, hinauszieht, um die Gräber der für die
Palmetto-Fahne in den Tod Gegcingnen zu schmücken. Auch Gedichte werdeu
dabei recitirt, die entweder von Lokalbarden geleistet werden oder alte Ge¬
schichten wie z. B. Collin's Ode: „Hoxv slssx tue brave" sind.

Ferner haben sich Damen zu einer Gesellschaft konstituirt, welche die Er¬
richtung eines, Denkmals für Calhoun, den südlichen Staatsmann, der schon
unter Jackson für die Losreißung des Südens vom Norden plaidirte, im Auge
hat. Vor etwa einem Jahre wurde der Vorschlag gemacht, die zu diesem
Zwecke gesammelten Gelder lieber dem obengenannten Frauenverein zur Er¬
richtung von Monumenten für die im Bürgerkriege Gebliebnen zu überweisen,
und die Zeitungen billigten diesen Gedanken und meinten, jener „eiserne
Mann," wie Miß Martineau ihn zu nennen beliebt, würde, wenn er aus dem
Grabe erstände, denselben auch gut heißen. Sodann besteht in Charleston ein
„Home" für verarmte Wittwen und Waisen eonfederirter Soldaten, welches
mit freiwilligen Beiträgen gegründet worden ist, und welches unzweifelhaft
vieler Noth abgeholfen hat.

Die Farbigen aller Schattirungen werden von den Weißen als „Niggers"
betrachtet, und die mit gemischtem Blute verkehren mit denen von rein afrika¬
nischer Herkunft auf dem Fuße vollkommener Gleichheit. Nie kommt ein Fall
vor, daß ein Mulatte, habe er auch noch so wenig die dunkle Farbe, die
Wulstlippe und das Wollenhaar des echten Negers, sich vor einem Schwarzen
auf seine dem Weißen ähnliche Erscheinung etwas zu Gute thäte oder von
jenem deshalb beneidet würde.

Unser Südearolinier hat fast nur Thatsachen mitgetheilt, aber zum Schlüsse
erlaubt er sich einige allgemeine Bemerkungen. Er sagt:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/205>, abgerufen am 21.10.2024.