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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Die zweite Linie würde vielleicht noch eine größere Bedeutung gewinnen,
insofern als sie namentlich die industriellen Kreise der Provinz Sachsen, sowie
die Oberweser und die Kohlenbecken am Niederrhein mit Berlin verbinden
würden. Diese Linie würde von Berlin aus im Nuthethal bis Wittenberg
gehen, dort der Elbe bis Wen folgen, dann auf Staßfurt zugehen und nun
dem Bodethal über Oschersleben bis Horburg folgen. Nachdem der Kanal
dann die Höhe bei Salzgitte überschritten, wendet er sich zu dem Thal der
Jnnerte, folgt demselben, überschreitet die Leine, geht über Eldagsen in das
Gebiet der Weser und trifft diese bei Hameln. Von hier sind nur zwei Ab¬
zweigungen möglich, die erste geht südlich, folgt der Emmer bis Driburg,
überschreitet die Egge und tritt dann ins Thal der Lippe, der sie zunächst bis
Lumer folgt, um dort eine Abzweigung nach der Emscher zu machen, dann
aber setzt sie sich an Lumer fort bis nach Wesel. Dieser Zweig würde Berlin
in direkte Verbindung mit dem Ruhrbecken und den großen Kohlengruben von
Dortmund und Geleenkirchen setzen. Der zweite Hauptzweig geht von Hameln
aus westlich mit Benutzung der Weser und zwar bis zur Porta. Von dort
aus wendet er sich weiter westwärts ins Thal der Else und der Hase über
Osnabrück. Hier zweigt sich ein nördlicher Ast ab, der dem Laufe der Hase
folgt über Brahmsche, sich dann östlich dem Dömmersee zuwendet, nun dem
Laufe der Hunde bis Wildeshausen folgt, dort sich einerseits nach Bremen ab¬
zweigt, andererseits über Oldenburg die Jahde erstrebt und schließlich in den
Jahdebusen mündet, wodurch Wilhelmshaven direkt mit dem rheinischen Kohlen¬
becken in Verbindung gesetzt würde. Eine andere Linie würde entweder nörd¬
lich von Osnabrück etwa von Brahmsche auch Rheine an der Eins erstreben
oder über Jbbenbricken direkt von Osnabrück an die Eins geführt werden.
Von Rheine aus würde einerseits die Verbindung mit den Kanälen Hol¬
lands leicht herzustellen sein, andererseits entweder eine Verbindung über die
Lippe mit der Weser oder was vielleicht besser sein würde nach Lumer,
wo sich dann der Lippekanal und der Emserkcmal abzweigen würden.
Diese Linie kann dann noch auf dem linken Rheinufer bis an die Maas
nach Verlöv fortgesetzt werden, wo sich dann die Kanäle bis Antwerpen an¬
schließen. So würde eine direkte Wasserverbindung von Berlin nach den
Kohlenbecken am Niederrhein, nach Bremen, Wilhelmshaven, nach Amsterdam
und Antwerpen, sowie nach den industriereichen Kreisen Westfalens und der
Rheinprovinz hergestellt.

Wenn nun auch damit die hervorragendsten und allgemein als nothwendig
erkannten Wasserstraße" erschöpft sind, so ließen sich doch zur Ausbildung des
Netzes in allen Theilen Norddeutschlands noch eine ganze Anzahl von Kanälen
herstellen, die theilweise besondern lokalen Bedürfnissen dienten, theilweise die


Die zweite Linie würde vielleicht noch eine größere Bedeutung gewinnen,
insofern als sie namentlich die industriellen Kreise der Provinz Sachsen, sowie
die Oberweser und die Kohlenbecken am Niederrhein mit Berlin verbinden
würden. Diese Linie würde von Berlin aus im Nuthethal bis Wittenberg
gehen, dort der Elbe bis Wen folgen, dann auf Staßfurt zugehen und nun
dem Bodethal über Oschersleben bis Horburg folgen. Nachdem der Kanal
dann die Höhe bei Salzgitte überschritten, wendet er sich zu dem Thal der
Jnnerte, folgt demselben, überschreitet die Leine, geht über Eldagsen in das
Gebiet der Weser und trifft diese bei Hameln. Von hier sind nur zwei Ab¬
zweigungen möglich, die erste geht südlich, folgt der Emmer bis Driburg,
überschreitet die Egge und tritt dann ins Thal der Lippe, der sie zunächst bis
Lumer folgt, um dort eine Abzweigung nach der Emscher zu machen, dann
aber setzt sie sich an Lumer fort bis nach Wesel. Dieser Zweig würde Berlin
in direkte Verbindung mit dem Ruhrbecken und den großen Kohlengruben von
Dortmund und Geleenkirchen setzen. Der zweite Hauptzweig geht von Hameln
aus westlich mit Benutzung der Weser und zwar bis zur Porta. Von dort
aus wendet er sich weiter westwärts ins Thal der Else und der Hase über
Osnabrück. Hier zweigt sich ein nördlicher Ast ab, der dem Laufe der Hase
folgt über Brahmsche, sich dann östlich dem Dömmersee zuwendet, nun dem
Laufe der Hunde bis Wildeshausen folgt, dort sich einerseits nach Bremen ab¬
zweigt, andererseits über Oldenburg die Jahde erstrebt und schließlich in den
Jahdebusen mündet, wodurch Wilhelmshaven direkt mit dem rheinischen Kohlen¬
becken in Verbindung gesetzt würde. Eine andere Linie würde entweder nörd¬
lich von Osnabrück etwa von Brahmsche auch Rheine an der Eins erstreben
oder über Jbbenbricken direkt von Osnabrück an die Eins geführt werden.
Von Rheine aus würde einerseits die Verbindung mit den Kanälen Hol¬
lands leicht herzustellen sein, andererseits entweder eine Verbindung über die
Lippe mit der Weser oder was vielleicht besser sein würde nach Lumer,
wo sich dann der Lippekanal und der Emserkcmal abzweigen würden.
Diese Linie kann dann noch auf dem linken Rheinufer bis an die Maas
nach Verlöv fortgesetzt werden, wo sich dann die Kanäle bis Antwerpen an¬
schließen. So würde eine direkte Wasserverbindung von Berlin nach den
Kohlenbecken am Niederrhein, nach Bremen, Wilhelmshaven, nach Amsterdam
und Antwerpen, sowie nach den industriereichen Kreisen Westfalens und der
Rheinprovinz hergestellt.

Wenn nun auch damit die hervorragendsten und allgemein als nothwendig
erkannten Wasserstraße» erschöpft sind, so ließen sich doch zur Ausbildung des
Netzes in allen Theilen Norddeutschlands noch eine ganze Anzahl von Kanälen
herstellen, die theilweise besondern lokalen Bedürfnissen dienten, theilweise die


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[0191] Die zweite Linie würde vielleicht noch eine größere Bedeutung gewinnen, insofern als sie namentlich die industriellen Kreise der Provinz Sachsen, sowie die Oberweser und die Kohlenbecken am Niederrhein mit Berlin verbinden würden. Diese Linie würde von Berlin aus im Nuthethal bis Wittenberg gehen, dort der Elbe bis Wen folgen, dann auf Staßfurt zugehen und nun dem Bodethal über Oschersleben bis Horburg folgen. Nachdem der Kanal dann die Höhe bei Salzgitte überschritten, wendet er sich zu dem Thal der Jnnerte, folgt demselben, überschreitet die Leine, geht über Eldagsen in das Gebiet der Weser und trifft diese bei Hameln. Von hier sind nur zwei Ab¬ zweigungen möglich, die erste geht südlich, folgt der Emmer bis Driburg, überschreitet die Egge und tritt dann ins Thal der Lippe, der sie zunächst bis Lumer folgt, um dort eine Abzweigung nach der Emscher zu machen, dann aber setzt sie sich an Lumer fort bis nach Wesel. Dieser Zweig würde Berlin in direkte Verbindung mit dem Ruhrbecken und den großen Kohlengruben von Dortmund und Geleenkirchen setzen. Der zweite Hauptzweig geht von Hameln aus westlich mit Benutzung der Weser und zwar bis zur Porta. Von dort aus wendet er sich weiter westwärts ins Thal der Else und der Hase über Osnabrück. Hier zweigt sich ein nördlicher Ast ab, der dem Laufe der Hase folgt über Brahmsche, sich dann östlich dem Dömmersee zuwendet, nun dem Laufe der Hunde bis Wildeshausen folgt, dort sich einerseits nach Bremen ab¬ zweigt, andererseits über Oldenburg die Jahde erstrebt und schließlich in den Jahdebusen mündet, wodurch Wilhelmshaven direkt mit dem rheinischen Kohlen¬ becken in Verbindung gesetzt würde. Eine andere Linie würde entweder nörd¬ lich von Osnabrück etwa von Brahmsche auch Rheine an der Eins erstreben oder über Jbbenbricken direkt von Osnabrück an die Eins geführt werden. Von Rheine aus würde einerseits die Verbindung mit den Kanälen Hol¬ lands leicht herzustellen sein, andererseits entweder eine Verbindung über die Lippe mit der Weser oder was vielleicht besser sein würde nach Lumer, wo sich dann der Lippekanal und der Emserkcmal abzweigen würden. Diese Linie kann dann noch auf dem linken Rheinufer bis an die Maas nach Verlöv fortgesetzt werden, wo sich dann die Kanäle bis Antwerpen an¬ schließen. So würde eine direkte Wasserverbindung von Berlin nach den Kohlenbecken am Niederrhein, nach Bremen, Wilhelmshaven, nach Amsterdam und Antwerpen, sowie nach den industriereichen Kreisen Westfalens und der Rheinprovinz hergestellt. Wenn nun auch damit die hervorragendsten und allgemein als nothwendig erkannten Wasserstraße» erschöpft sind, so ließen sich doch zur Ausbildung des Netzes in allen Theilen Norddeutschlands noch eine ganze Anzahl von Kanälen herstellen, die theilweise besondern lokalen Bedürfnissen dienten, theilweise die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/191>, abgerufen am 28.09.2024.