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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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14,5 auf 9 Faß, also um uicht weniger als 38 Prozent. Diese Tagesproduk¬
tion von 9 Faß erscheint für die nächste Zukunft um so bedenklicher, als sie
bereits nnter den Durchschnitt der letzten neun Jahre (10,7 Faß) gesunken ist,
obschon sie weit über demselben stehen müßte, wenn die Verringerung der Er¬
giebigkeit der Brunnen, die seit längerer Zeit im Betriebe stehen, ausgeglichen
werden soll.

Werfen wir noch einen Blick ans die Statistik der übrigen Petroleum ge¬
winnenden Staaten Nordamerikas, so siud die Nachrichten darüber äußerst
mangelhaft. Von Ohio und Virginien berichtet Wrigley, daß die gesammte
Tagesproduktion fünfhundert Faß oder 795 Hektoliter nicht übersteige, so daß
diese Staaten jährlich -- das Jahr zu 350 Arbeitstagen angenommen -- etwa
175,000 Faß Rossi zu Tage forderten. Angeblich lieferten die dortigen Brunnen
1868 nnr 125,000, im folgenden Jahre aber 365,000 Faß. Die Petroleum-
Produktion der Staateil Kentucky und Tennessee ist noch weit weniger be¬
deutend, sie soll im Jahre 1868 nnr 25,000 und im nächsten Jahre 27,000
Faß betragen haben. Das Ergebniß der Rohölgewinnung Kanadas schwankte
in den letzten zehn Jahren sehr: im Jahre 1870 belief es sich ans 454,200,
im Jahre 1873 anf 552,689, im nächsten nnr ans 255,574 und in dem hier¬
auf folgenden auf 317,940 Hektoliter. Zu Beginn des vorigen Jahres waren
ungefähr zweihundert Oelbrunnen in Thätigkeit, während etwa anderthalb
Hundert als für jetzt unrentabel außer Betrieb gesetzt waren. Aus den gege¬
benen Zahlen läßt sich berechnen, daß die durchschnittliche Jahresleistung eines
im Betrieb stehenden Oelbrunnens hier nur 1590 Hektoliter, also nicht einmal
die Hälfte von der in Pennsylvanien beträgt.

Ueberblicke man die vorstehende Skizze der Petroleum-Industrie, so muß
man sich wundern, daß das Erdöl nicht schon längst durch Erbohrung den
Erdschichten abgewonnen worden ist. Andererseits aber müssen wir der unver¬
gleichlichen Energie der Amerikaner, mit der sie den einmal mit günstigem Er¬
folg betretenen Weg verfolgt haben, unsere Anerkennung zu Theil werden
lassen, wenn man auch bedauern mag, daß im hastigen Streben nach rascher
Amortisation und hoher Verzinsung des darauf verwendeten Kapitals in rück¬
sichtsloser, bisweilen toller Weise vorgegangen worden ist und zum Theil noch
heute vorgehen.

Niemals hat die Regierung eines der Vereinigten Staaten eine mit dieser
Industrie in unmittelbarem Zusammenhang stehende Maßregel getroffen, nur
aus Gründen der Gefährlichkeit ergingen eine Anzahl von Maßregeln über den
Handel mit diesem Belenchtungsmaterial.

Bezüglich des Exports verdient nur die Petrolenmgewinnnng Pennshlva-
nieus unsere Beachtung, da dieser Staat den andern gegenüber so unvergleichlich


14,5 auf 9 Faß, also um uicht weniger als 38 Prozent. Diese Tagesproduk¬
tion von 9 Faß erscheint für die nächste Zukunft um so bedenklicher, als sie
bereits nnter den Durchschnitt der letzten neun Jahre (10,7 Faß) gesunken ist,
obschon sie weit über demselben stehen müßte, wenn die Verringerung der Er¬
giebigkeit der Brunnen, die seit längerer Zeit im Betriebe stehen, ausgeglichen
werden soll.

Werfen wir noch einen Blick ans die Statistik der übrigen Petroleum ge¬
winnenden Staaten Nordamerikas, so siud die Nachrichten darüber äußerst
mangelhaft. Von Ohio und Virginien berichtet Wrigley, daß die gesammte
Tagesproduktion fünfhundert Faß oder 795 Hektoliter nicht übersteige, so daß
diese Staaten jährlich — das Jahr zu 350 Arbeitstagen angenommen — etwa
175,000 Faß Rossi zu Tage forderten. Angeblich lieferten die dortigen Brunnen
1868 nnr 125,000, im folgenden Jahre aber 365,000 Faß. Die Petroleum-
Produktion der Staateil Kentucky und Tennessee ist noch weit weniger be¬
deutend, sie soll im Jahre 1868 nnr 25,000 und im nächsten Jahre 27,000
Faß betragen haben. Das Ergebniß der Rohölgewinnung Kanadas schwankte
in den letzten zehn Jahren sehr: im Jahre 1870 belief es sich ans 454,200,
im Jahre 1873 anf 552,689, im nächsten nnr ans 255,574 und in dem hier¬
auf folgenden auf 317,940 Hektoliter. Zu Beginn des vorigen Jahres waren
ungefähr zweihundert Oelbrunnen in Thätigkeit, während etwa anderthalb
Hundert als für jetzt unrentabel außer Betrieb gesetzt waren. Aus den gege¬
benen Zahlen läßt sich berechnen, daß die durchschnittliche Jahresleistung eines
im Betrieb stehenden Oelbrunnens hier nur 1590 Hektoliter, also nicht einmal
die Hälfte von der in Pennsylvanien beträgt.

Ueberblicke man die vorstehende Skizze der Petroleum-Industrie, so muß
man sich wundern, daß das Erdöl nicht schon längst durch Erbohrung den
Erdschichten abgewonnen worden ist. Andererseits aber müssen wir der unver¬
gleichlichen Energie der Amerikaner, mit der sie den einmal mit günstigem Er¬
folg betretenen Weg verfolgt haben, unsere Anerkennung zu Theil werden
lassen, wenn man auch bedauern mag, daß im hastigen Streben nach rascher
Amortisation und hoher Verzinsung des darauf verwendeten Kapitals in rück¬
sichtsloser, bisweilen toller Weise vorgegangen worden ist und zum Theil noch
heute vorgehen.

Niemals hat die Regierung eines der Vereinigten Staaten eine mit dieser
Industrie in unmittelbarem Zusammenhang stehende Maßregel getroffen, nur
aus Gründen der Gefährlichkeit ergingen eine Anzahl von Maßregeln über den
Handel mit diesem Belenchtungsmaterial.

Bezüglich des Exports verdient nur die Petrolenmgewinnnng Pennshlva-
nieus unsere Beachtung, da dieser Staat den andern gegenüber so unvergleichlich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/66>, abgerufen am 01.07.2024.