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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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auf die Zukunft keine Rücksicht nimmt. Dennoch ist dieses Verfahren, indem
es die Möglichkeit bietet, billig zu produziren, gegenwärtig einer der mächtig¬
sten Hebel bei dem raschen Aufschwünge vieler amerikanischer Industrieen.

Die Zeiten rastloser Bohrthütigkeit waren nicht immer so reich an über¬
raschenden Erfolgen, wie wir sie oben verzeichnet haben. Der vielen resultat-
losen Versuche, "all^ I10IW", wird in den Berichten gewöhnlich keine Erwäh¬
nung gethan. Und doch haben auch diese für die Beurtheilung des Vorkom¬
mens von Petroleum in den Gebirgsschichten hohen Werth, indem sie über die
Verbreitung der Petroleumlager Auskunft geben. Bis zum Jahre 1866 war
man allgemein der Ansicht, daß sich diese unterirdischen Ablagerungen vorwelt¬
licher Thierreste, antediluvianischer Fischthrans u. d. entsprechend den Wasser¬
läufen auf der Erdoberfläche ausdehnen würden; dann aber gab man diese
Meinung auf, indem sie durch Bohrungen mit sehr günstigem Erfolge wider¬
legt wurde. Von da an war in unmittelbarer Nachbarschaft der schon be¬
kannten Gewinnungsgebiete neues ergiebiges Schurfterrain gegeben, und binnen
Kurzem erhoben sich auf den Abhängen und Gipfeln des Pioneer-, des Bene-
hoff- und des Stevenson-Hill die "äerrielcs'' oder Bohrthürme in Menge, und
"u Jahre 1868 war auch die Gegend von Tidioute und Triumph, von Plea-
santville und Shamburg mit solchen übersäet.

Eine der Oelregiou eigenthümliche Transportweise war die, daß man das
Rossi vom Bohrloche in oft viele Meilen langen Röhrensträngen nach der
nächsten Eisenbahnstation leitete. Sie wurde schon 1861 eingeführt, aber die
gußeisernen Röhren mit ihrer Bleivernietung an den Verbindungsstellen our-
°en sehr bald undicht, und so gab man die ganze Anlage auf. Glücklicher
war Samuel Vcmsyckte, welcher zwischen Pithole und Miller Farm gewalzte
zweizöllige Blechröhren anwendete, und indem dies Nachahmung fand, wuchs
die gesammte Rvhrenlänge im Laufe einiger Jahre auf mehrere Tausend eng¬
lische Meilen an.

Die bisher erwähnten pennsylvanischen Orte, an denen mit Erfolg Oel
erbohrt wurde, liegen durchweg nordöstlich und nördlich von der Stadt Franklin
und werden unter der Bezeichnung "obere Oelregion" zusammengefaßt. Die
"untere", südlich von Franklin gelegen, wurde erst im Oktober des Jahres
1865 durch eine Bohrung im Toms Rum Tract bekannt, und da hier die Oel-
lager sich durchweg mehr als 300 Meter unter der Erdoberfläche hinziehen,
so wendete man ihnen nicht sogleich volle Aufmerksamkeit zu. Erst 1868, als
zu Parlers Landing und bei dem benachbarten Lawreneebnrg sehr ergiebige
Petroleumquellen erbohrt wurden, ging man mit Energie an die Ausbeutung
auch dieser Gegend, die gegenwärtig den wichtigsten Theil der nordamerikanischen
Oelfelder bildet. Im Jahre 1873 hat man im Süden der untern Region bei


auf die Zukunft keine Rücksicht nimmt. Dennoch ist dieses Verfahren, indem
es die Möglichkeit bietet, billig zu produziren, gegenwärtig einer der mächtig¬
sten Hebel bei dem raschen Aufschwünge vieler amerikanischer Industrieen.

Die Zeiten rastloser Bohrthütigkeit waren nicht immer so reich an über¬
raschenden Erfolgen, wie wir sie oben verzeichnet haben. Der vielen resultat-
losen Versuche, „all^ I10IW", wird in den Berichten gewöhnlich keine Erwäh¬
nung gethan. Und doch haben auch diese für die Beurtheilung des Vorkom¬
mens von Petroleum in den Gebirgsschichten hohen Werth, indem sie über die
Verbreitung der Petroleumlager Auskunft geben. Bis zum Jahre 1866 war
man allgemein der Ansicht, daß sich diese unterirdischen Ablagerungen vorwelt¬
licher Thierreste, antediluvianischer Fischthrans u. d. entsprechend den Wasser¬
läufen auf der Erdoberfläche ausdehnen würden; dann aber gab man diese
Meinung auf, indem sie durch Bohrungen mit sehr günstigem Erfolge wider¬
legt wurde. Von da an war in unmittelbarer Nachbarschaft der schon be¬
kannten Gewinnungsgebiete neues ergiebiges Schurfterrain gegeben, und binnen
Kurzem erhoben sich auf den Abhängen und Gipfeln des Pioneer-, des Bene-
hoff- und des Stevenson-Hill die „äerrielcs'' oder Bohrthürme in Menge, und
"u Jahre 1868 war auch die Gegend von Tidioute und Triumph, von Plea-
santville und Shamburg mit solchen übersäet.

Eine der Oelregiou eigenthümliche Transportweise war die, daß man das
Rossi vom Bohrloche in oft viele Meilen langen Röhrensträngen nach der
nächsten Eisenbahnstation leitete. Sie wurde schon 1861 eingeführt, aber die
gußeisernen Röhren mit ihrer Bleivernietung an den Verbindungsstellen our-
°en sehr bald undicht, und so gab man die ganze Anlage auf. Glücklicher
war Samuel Vcmsyckte, welcher zwischen Pithole und Miller Farm gewalzte
zweizöllige Blechröhren anwendete, und indem dies Nachahmung fand, wuchs
die gesammte Rvhrenlänge im Laufe einiger Jahre auf mehrere Tausend eng¬
lische Meilen an.

Die bisher erwähnten pennsylvanischen Orte, an denen mit Erfolg Oel
erbohrt wurde, liegen durchweg nordöstlich und nördlich von der Stadt Franklin
und werden unter der Bezeichnung „obere Oelregion" zusammengefaßt. Die
»untere", südlich von Franklin gelegen, wurde erst im Oktober des Jahres
1865 durch eine Bohrung im Toms Rum Tract bekannt, und da hier die Oel-
lager sich durchweg mehr als 300 Meter unter der Erdoberfläche hinziehen,
so wendete man ihnen nicht sogleich volle Aufmerksamkeit zu. Erst 1868, als
zu Parlers Landing und bei dem benachbarten Lawreneebnrg sehr ergiebige
Petroleumquellen erbohrt wurden, ging man mit Energie an die Ausbeutung
auch dieser Gegend, die gegenwärtig den wichtigsten Theil der nordamerikanischen
Oelfelder bildet. Im Jahre 1873 hat man im Süden der untern Region bei


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/59>, abgerufen am 24.08.2024.