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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Knltmbilder aus Amerika.
Die Petroleum - Industrie.

Ueber dieses interessante Thema hat soeben Professor Höfer in Klagenfurt
einen ausführlichen Bericht erstattet, der die Geschichte desselben, seine Statistik
^e in Betracht kommenden geologischen Verhältnisse, die Gewinnung des Rohöles
und die Erzeugung des gereinigten Leuchtstoffes, den wir in unsern Lampen
brennen, in gleich gründlicher Weise behandelt."') Wir entnehmen demselben
die folgenden Mittheilungen, bei denen wir alles das ausgeschieden haben, was
nur für den Fachmann Interesse hat. Daß der Gegenstand willkommen sein
wird, scheint uns keinem Zweifel zu unterliegen. Das Petroleum hat rasch
unsere ganze Kulturwelt durchdrungen, es ist ihr fast in demselben Maße zum
Bedürfnisse geworden wie die Steinkohle, es liefert unserer Schifffahrt jetzt
den größeren Theil ihrer Frachten, es spielt eine hochbedeutsame Rolle in
verschiedenen Zweigen der Industrie, unsere Handwerker, unsere Gelehrten und
Schriftsteller arbeiten bei seinein Scheine, selbst in der politischen Geschichte
hat es in Gestalt der Petroleuseu sich geltend gemacht. Alle Haushaltungen
"eriethen in Bewegung, als im vorigen Jahre die Preise des beliebten Steinöles
plötzlich bedeutend stiegen, und von hoher Wichtigkeit ist nicht blos für Oel-
'uüller und Lichtzieher die Frage, wie lange es dauern wird, bis die Brunnen,
die es liefern, erschöpft sein werden.

Und nun zur Sache, die zugleich höchst charakteristische Züge des amerikanischen
Kulturlebens zeigt.

Schon in der Urzeit Nordamerikas ist das Petroleum hier bekannt gewesen
"ud, wie unsre Schrift nachweist, von dem Kulturvolke, welches vor den
Indianern Pennsylvanien, Ohio, Kanada und die Gegenden am Obern See
bewohnte, bergmännifch gewonnen worden. Die Rothhäute wußten es ebenfalls
Zu schützen, verstanden aber nicht, durch Schachte zu ihm zu gelangen, souderu
begnügten sich damit, es von Gewässern, auf deren Oberfläche es sich sammelte,
abzuschöpfen. Auch die Weißen in Amerika lernten es frühzeitig kennen und
verwendeten es nnter den Namen Bitumen, Naphtha oder Seneka-Oel als
Salbe gegen Rheumatismen und Wunden. Bis vor wenigen Jahrzehnten aber
gewann man es lediglich in der Weise der Indianer, und darauf war keine



*) Die Petroleum-Industrie Nordamerikas in geschichtlicher, wirtschaftlicher, geologi¬
scher und technischer Hinsicht. Von Professor Hanns Höfer. Mit '>" Illustrationen und 1
Tafel. 8. Heft des Berichts über die Weltausstellung in Philadelphia. Herausgegeben von
der österreichischen Komunsswn für dieselbe. Wien, Kouunisswnsverlag von Fach und Frick,
in; S,
Knltmbilder aus Amerika.
Die Petroleum - Industrie.

Ueber dieses interessante Thema hat soeben Professor Höfer in Klagenfurt
einen ausführlichen Bericht erstattet, der die Geschichte desselben, seine Statistik
^e in Betracht kommenden geologischen Verhältnisse, die Gewinnung des Rohöles
und die Erzeugung des gereinigten Leuchtstoffes, den wir in unsern Lampen
brennen, in gleich gründlicher Weise behandelt."') Wir entnehmen demselben
die folgenden Mittheilungen, bei denen wir alles das ausgeschieden haben, was
nur für den Fachmann Interesse hat. Daß der Gegenstand willkommen sein
wird, scheint uns keinem Zweifel zu unterliegen. Das Petroleum hat rasch
unsere ganze Kulturwelt durchdrungen, es ist ihr fast in demselben Maße zum
Bedürfnisse geworden wie die Steinkohle, es liefert unserer Schifffahrt jetzt
den größeren Theil ihrer Frachten, es spielt eine hochbedeutsame Rolle in
verschiedenen Zweigen der Industrie, unsere Handwerker, unsere Gelehrten und
Schriftsteller arbeiten bei seinein Scheine, selbst in der politischen Geschichte
hat es in Gestalt der Petroleuseu sich geltend gemacht. Alle Haushaltungen
»eriethen in Bewegung, als im vorigen Jahre die Preise des beliebten Steinöles
plötzlich bedeutend stiegen, und von hoher Wichtigkeit ist nicht blos für Oel-
'uüller und Lichtzieher die Frage, wie lange es dauern wird, bis die Brunnen,
die es liefern, erschöpft sein werden.

Und nun zur Sache, die zugleich höchst charakteristische Züge des amerikanischen
Kulturlebens zeigt.

Schon in der Urzeit Nordamerikas ist das Petroleum hier bekannt gewesen
"ud, wie unsre Schrift nachweist, von dem Kulturvolke, welches vor den
Indianern Pennsylvanien, Ohio, Kanada und die Gegenden am Obern See
bewohnte, bergmännifch gewonnen worden. Die Rothhäute wußten es ebenfalls
Zu schützen, verstanden aber nicht, durch Schachte zu ihm zu gelangen, souderu
begnügten sich damit, es von Gewässern, auf deren Oberfläche es sich sammelte,
abzuschöpfen. Auch die Weißen in Amerika lernten es frühzeitig kennen und
verwendeten es nnter den Namen Bitumen, Naphtha oder Seneka-Oel als
Salbe gegen Rheumatismen und Wunden. Bis vor wenigen Jahrzehnten aber
gewann man es lediglich in der Weise der Indianer, und darauf war keine



*) Die Petroleum-Industrie Nordamerikas in geschichtlicher, wirtschaftlicher, geologi¬
scher und technischer Hinsicht. Von Professor Hanns Höfer. Mit '>» Illustrationen und 1
Tafel. 8. Heft des Berichts über die Weltausstellung in Philadelphia. Herausgegeben von
der österreichischen Komunsswn für dieselbe. Wien, Kouunisswnsverlag von Fach und Frick,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/55>, abgerufen am 25.08.2024.