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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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that mir viel Ehre ein und alles Gutes, kam zu mir selb - sechzeheud in
die Herberge geritten und brachten mir ein Maul mit Golde sehr schön znge-
Putzt und gezieret, baten mich, ich sollte darauf sitzen, ich aber brauchte lieber
-nein Roß. Auf das ritten sie mit mir durch die ganze Stadt, zeigten mir
nachmalen ihr Frauenzimmer, die mußte ich aus Höflichkeit halber in ihrer
Gegenwart in Arm nehmen und ihnen Kttßlein geben, und ob ich wohl mein
Lebtag Weibspersonen nicht gerne geküßt habe, so konnte ich ihnen dazumal
dasselbe doch nicht versagen, denn sie waren ja zu schöne. nachdeme zeigten
sie mir die ganze Stadt vollends."

"Es wohnen durch ganz Aragonien Saracenen, welche wir Teutschen
Nützen nennen. Denn da die Christen dasselbige Land eingenommen, hat man
ihnen vergnnst und zugelassen sonderliche Häuser, Dörfer und Städte, vor sich
zu bauen, darinnen sie sich nähren und enthalten; sind den Christen-Edelleuten
zinsbar, lassen's auch ihnen mit allerlei Arbeit viel saurer werden, denn die
Christen-Bauren, machen schöne Töpfe und Schüsseln mit blaner Farbe und
Golde, welche man in die ganze Christenheit verführet. Unter ihnen seind
auch etliche Cvnversjnden, ja auch zu Valenzia in der Stadt ist so wohl der
vierte Theil bekehrter Juden. Dieselbe Stadt ist besser und herrlicher gezieret,
denn alle andern Städte, die der König in seinem Reich und Landen hat,
darumv sich auch viele vom Adel allda aufhalten und wohnen."

"Es wollen zwar etliche den König von Polen strafen, daß er Unrecht
thue, daß er in seinem Lande und Königreich mancherlei Glauben verstattet,
so doch des Königs aus Hispania alle Königreiche vielmehr getaufter und ver¬
kehrter Juden und über das ungläubige Saracenos haben, denn rechter wahr¬
haftiger christglänbiger Menschen, welche der heilige Vater, der Papst, nur wohl
duldet und mit ihnen zufrieden ist, dieweil sie feine Kirchen erhalten helfen.
Wann auch der itzige König von Granada, so doch gar mit den Seinigen
Saracenisch, sich mit seinem ganzen Königreich dem Römischen Papste demü-
thiglich unterwerfen wollte, würde er ihn auf und anzunehmen sich nicht lang
weigern oder einig Bedenken tragen, sie aber zu bekehren, ihren Glauben zu
bessern und zu einem andern Leben zu vermahnen nicht sehr bemühen."

"In Aragonien wächst viel Reis, denselben bauen und säen die Sara¬
cenen, desgleichen alles andere Getraydigt. Wein und Fleisch sind viel wohl-
feilern Kaufs und Marktes im Lande de Lozia, dann in Aragon zu bekommen.
Ich hab anch in aller Welt, da ich gewesen, besser oder geschmackter Brodt und
das den Menschen hehrer kräftiget, niemals gessen, denn in Civilien und in den
umliegenden Landen; in Portugal aber hat es dagegen besser, schmackhafter
und wohlfeiler Weine, denn in dem Lande de Lozia. Daraus führet man
viel Getrayd in Portugal, Galizien, Algarbien, Aragon und Katalon, aber in


that mir viel Ehre ein und alles Gutes, kam zu mir selb - sechzeheud in
die Herberge geritten und brachten mir ein Maul mit Golde sehr schön znge-
Putzt und gezieret, baten mich, ich sollte darauf sitzen, ich aber brauchte lieber
-nein Roß. Auf das ritten sie mit mir durch die ganze Stadt, zeigten mir
nachmalen ihr Frauenzimmer, die mußte ich aus Höflichkeit halber in ihrer
Gegenwart in Arm nehmen und ihnen Kttßlein geben, und ob ich wohl mein
Lebtag Weibspersonen nicht gerne geküßt habe, so konnte ich ihnen dazumal
dasselbe doch nicht versagen, denn sie waren ja zu schöne. nachdeme zeigten
sie mir die ganze Stadt vollends."

„Es wohnen durch ganz Aragonien Saracenen, welche wir Teutschen
Nützen nennen. Denn da die Christen dasselbige Land eingenommen, hat man
ihnen vergnnst und zugelassen sonderliche Häuser, Dörfer und Städte, vor sich
zu bauen, darinnen sie sich nähren und enthalten; sind den Christen-Edelleuten
zinsbar, lassen's auch ihnen mit allerlei Arbeit viel saurer werden, denn die
Christen-Bauren, machen schöne Töpfe und Schüsseln mit blaner Farbe und
Golde, welche man in die ganze Christenheit verführet. Unter ihnen seind
auch etliche Cvnversjnden, ja auch zu Valenzia in der Stadt ist so wohl der
vierte Theil bekehrter Juden. Dieselbe Stadt ist besser und herrlicher gezieret,
denn alle andern Städte, die der König in seinem Reich und Landen hat,
darumv sich auch viele vom Adel allda aufhalten und wohnen."

„Es wollen zwar etliche den König von Polen strafen, daß er Unrecht
thue, daß er in seinem Lande und Königreich mancherlei Glauben verstattet,
so doch des Königs aus Hispania alle Königreiche vielmehr getaufter und ver¬
kehrter Juden und über das ungläubige Saracenos haben, denn rechter wahr¬
haftiger christglänbiger Menschen, welche der heilige Vater, der Papst, nur wohl
duldet und mit ihnen zufrieden ist, dieweil sie feine Kirchen erhalten helfen.
Wann auch der itzige König von Granada, so doch gar mit den Seinigen
Saracenisch, sich mit seinem ganzen Königreich dem Römischen Papste demü-
thiglich unterwerfen wollte, würde er ihn auf und anzunehmen sich nicht lang
weigern oder einig Bedenken tragen, sie aber zu bekehren, ihren Glauben zu
bessern und zu einem andern Leben zu vermahnen nicht sehr bemühen."

„In Aragonien wächst viel Reis, denselben bauen und säen die Sara¬
cenen, desgleichen alles andere Getraydigt. Wein und Fleisch sind viel wohl-
feilern Kaufs und Marktes im Lande de Lozia, dann in Aragon zu bekommen.
Ich hab anch in aller Welt, da ich gewesen, besser oder geschmackter Brodt und
das den Menschen hehrer kräftiget, niemals gessen, denn in Civilien und in den
umliegenden Landen; in Portugal aber hat es dagegen besser, schmackhafter
und wohlfeiler Weine, denn in dem Lande de Lozia. Daraus führet man
viel Getrayd in Portugal, Galizien, Algarbien, Aragon und Katalon, aber in


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/505>, abgerufen am 22.07.2024.