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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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über 4 Meilen in die Hauvstadt gegen Civilieu,*) welche im Lande de Lozia**)
gelegen, fand allda selbst weder den König noch die Königin.***) Mittwochs
aber darnach vor Hedwigisf) traf ich Ihre Majestäten beide in Granada an,
in und vor der Stadt Sittivil.-ff) Dem Könige ließ ich meine Ankunft zu
wißen thun, der gab mir Audienz und Verhör acht Tage darnach, nahm
mich gnädiglich mit gen Civilien an, und nach etlichen Tagen, als er der
Kaiserlichen Majestät und der Fürsten Briefe überlesen hatte, die ich ihm dann
vor diesem zustellete, ließ er mir ansagen, er wollte mir in wenig Tagen
Antwort und Bescheid geben. Mittlerweil besuchte ich den Kardinal-s-sf) so der
Obrist und Füruehmste ist nach dein König, und bat ihn, er wollte mit Fleiße
bei Königlicher Majestät vorfügen, damit ich zeitlich mochte abgefertigt werden.
Darauf er mir zusagte, dies alles nach meiner Bitt mit Fleiß auszurichten.
Darauf lud ich seinen Sekretarinm nebenst anderen zweien seinen bestellten
Doltoribus zum Essen zu mir und handelte mit ihnen von vielen und mancherlei
Sachen, denn meine zween Mohren, die mir der König von Portugal geschenkt
hatte, waren des Zolls halben, wie oben gesagt, mir gefänglich eingezogen, da
ich zu Civilien einzog, und saßen allbereit bis in die dritte Woche. Ich
vermeinte zwar, sie würden in demselben Königreiche also ehrenhaft sein, und
mir dieselben ohne meine Entgeltniß wiedergeben, die Zöllner anch deshalb in
billige Strafe nehmen, wegen solches Verbrechens, welches sie zur Unbilligkeit
gegen mir fttrgenommen, so mußte ich doch endlich den Zöllnern fast bei
3 Dukaten geben, wollte ich meine Mohren wieder haben, ob ich ihnen wohl
nichts schuldig war, aus Ursachen, es waren getaufte Juden. Dieselbigen
Leute in der Provinz de Lozia sind insgemein grob und unverständig und
gehen alleine dem Geiz nach, wenig sind sie mit rechten wahrhaften Tugenden
begabt, wie dennoch in Portugal, doch übertreffen sie mit Hinterlist die
Portugaleser."

"Zu Civilien ist eine große Kirche und wohl viel größer denn zu Köln,
wie ich denn auch die Stadt größer achte."

"Der Kardinal schicket seiner Doktvres einen zu den Zöllnern, daß mir
die Mohren ohne Entgeltniß wieder gegeben werden sollten, derselbe brachte
die Zöllner snsambt den Mohren zu mir, mit Anzeigung, ich sollte und müßte








*) Sevilla.
**) Andalozia, Andalusien.
***
) Ferdinand der Katholische von Aragonien und Jsabella von Castilien.
t) 14. Oktober 1484.
Wohl Selenit.
fff) Don Pedro Gonzales de Mendoza, Erzbischof von Toledo, der verdienstvolle Rath¬
geber Jsabellas aber auch Miturheber der entsetzlichen Judenverfolgungen, bei denen Peter
Arbucs sein Helfer war.

über 4 Meilen in die Hauvstadt gegen Civilieu,*) welche im Lande de Lozia**)
gelegen, fand allda selbst weder den König noch die Königin.***) Mittwochs
aber darnach vor Hedwigisf) traf ich Ihre Majestäten beide in Granada an,
in und vor der Stadt Sittivil.-ff) Dem Könige ließ ich meine Ankunft zu
wißen thun, der gab mir Audienz und Verhör acht Tage darnach, nahm
mich gnädiglich mit gen Civilien an, und nach etlichen Tagen, als er der
Kaiserlichen Majestät und der Fürsten Briefe überlesen hatte, die ich ihm dann
vor diesem zustellete, ließ er mir ansagen, er wollte mir in wenig Tagen
Antwort und Bescheid geben. Mittlerweil besuchte ich den Kardinal-s-sf) so der
Obrist und Füruehmste ist nach dein König, und bat ihn, er wollte mit Fleiße
bei Königlicher Majestät vorfügen, damit ich zeitlich mochte abgefertigt werden.
Darauf er mir zusagte, dies alles nach meiner Bitt mit Fleiß auszurichten.
Darauf lud ich seinen Sekretarinm nebenst anderen zweien seinen bestellten
Doltoribus zum Essen zu mir und handelte mit ihnen von vielen und mancherlei
Sachen, denn meine zween Mohren, die mir der König von Portugal geschenkt
hatte, waren des Zolls halben, wie oben gesagt, mir gefänglich eingezogen, da
ich zu Civilien einzog, und saßen allbereit bis in die dritte Woche. Ich
vermeinte zwar, sie würden in demselben Königreiche also ehrenhaft sein, und
mir dieselben ohne meine Entgeltniß wiedergeben, die Zöllner anch deshalb in
billige Strafe nehmen, wegen solches Verbrechens, welches sie zur Unbilligkeit
gegen mir fttrgenommen, so mußte ich doch endlich den Zöllnern fast bei
3 Dukaten geben, wollte ich meine Mohren wieder haben, ob ich ihnen wohl
nichts schuldig war, aus Ursachen, es waren getaufte Juden. Dieselbigen
Leute in der Provinz de Lozia sind insgemein grob und unverständig und
gehen alleine dem Geiz nach, wenig sind sie mit rechten wahrhaften Tugenden
begabt, wie dennoch in Portugal, doch übertreffen sie mit Hinterlist die
Portugaleser."

„Zu Civilien ist eine große Kirche und wohl viel größer denn zu Köln,
wie ich denn auch die Stadt größer achte."

„Der Kardinal schicket seiner Doktvres einen zu den Zöllnern, daß mir
die Mohren ohne Entgeltniß wieder gegeben werden sollten, derselbe brachte
die Zöllner snsambt den Mohren zu mir, mit Anzeigung, ich sollte und müßte








*) Sevilla.
**) Andalozia, Andalusien.
***
) Ferdinand der Katholische von Aragonien und Jsabella von Castilien.
t) 14. Oktober 1484.
Wohl Selenit.
fff) Don Pedro Gonzales de Mendoza, Erzbischof von Toledo, der verdienstvolle Rath¬
geber Jsabellas aber auch Miturheber der entsetzlichen Judenverfolgungen, bei denen Peter
Arbucs sein Helfer war.
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[0499] über 4 Meilen in die Hauvstadt gegen Civilieu,*) welche im Lande de Lozia**) gelegen, fand allda selbst weder den König noch die Königin.***) Mittwochs aber darnach vor Hedwigisf) traf ich Ihre Majestäten beide in Granada an, in und vor der Stadt Sittivil.-ff) Dem Könige ließ ich meine Ankunft zu wißen thun, der gab mir Audienz und Verhör acht Tage darnach, nahm mich gnädiglich mit gen Civilien an, und nach etlichen Tagen, als er der Kaiserlichen Majestät und der Fürsten Briefe überlesen hatte, die ich ihm dann vor diesem zustellete, ließ er mir ansagen, er wollte mir in wenig Tagen Antwort und Bescheid geben. Mittlerweil besuchte ich den Kardinal-s-sf) so der Obrist und Füruehmste ist nach dein König, und bat ihn, er wollte mit Fleiße bei Königlicher Majestät vorfügen, damit ich zeitlich mochte abgefertigt werden. Darauf er mir zusagte, dies alles nach meiner Bitt mit Fleiß auszurichten. Darauf lud ich seinen Sekretarinm nebenst anderen zweien seinen bestellten Doltoribus zum Essen zu mir und handelte mit ihnen von vielen und mancherlei Sachen, denn meine zween Mohren, die mir der König von Portugal geschenkt hatte, waren des Zolls halben, wie oben gesagt, mir gefänglich eingezogen, da ich zu Civilien einzog, und saßen allbereit bis in die dritte Woche. Ich vermeinte zwar, sie würden in demselben Königreiche also ehrenhaft sein, und mir dieselben ohne meine Entgeltniß wiedergeben, die Zöllner anch deshalb in billige Strafe nehmen, wegen solches Verbrechens, welches sie zur Unbilligkeit gegen mir fttrgenommen, so mußte ich doch endlich den Zöllnern fast bei 3 Dukaten geben, wollte ich meine Mohren wieder haben, ob ich ihnen wohl nichts schuldig war, aus Ursachen, es waren getaufte Juden. Dieselbigen Leute in der Provinz de Lozia sind insgemein grob und unverständig und gehen alleine dem Geiz nach, wenig sind sie mit rechten wahrhaften Tugenden begabt, wie dennoch in Portugal, doch übertreffen sie mit Hinterlist die Portugaleser." „Zu Civilien ist eine große Kirche und wohl viel größer denn zu Köln, wie ich denn auch die Stadt größer achte." „Der Kardinal schicket seiner Doktvres einen zu den Zöllnern, daß mir die Mohren ohne Entgeltniß wieder gegeben werden sollten, derselbe brachte die Zöllner snsambt den Mohren zu mir, mit Anzeigung, ich sollte und müßte *) Sevilla. **) Andalozia, Andalusien. *** ) Ferdinand der Katholische von Aragonien und Jsabella von Castilien. t) 14. Oktober 1484. Wohl Selenit. fff) Don Pedro Gonzales de Mendoza, Erzbischof von Toledo, der verdienstvolle Rath¬ geber Jsabellas aber auch Miturheber der entsetzlichen Judenverfolgungen, bei denen Peter Arbucs sein Helfer war.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/499>, abgerufen am 22.07.2024.