Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.Weder die erwähnten Geleitsbriefe noch das Original des Büchleins sind Doch genug von unseres Helden Familie. Was sein Buch anbelangt, Weder die erwähnten Geleitsbriefe noch das Original des Büchleins sind Doch genug von unseres Helden Familie. Was sein Buch anbelangt, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139185"/> <p xml:id="ID_1234"> Weder die erwähnten Geleitsbriefe noch das Original des Büchleins sind<lb/> heute mehr vorhanden, auch haben wir keine sichern Quellen für des Sinapins<lb/> Angabe über das Ende des Ritters, wir müssen uns hierbei mit dieser Nachricht<lb/> begnügen; in anderer Beziehung können wir aber aus dem jetzt noch vorhandenen<lb/> urkundlichen Material Manches ergänzen und berichtigen. Die Stadtbücher<lb/> belehren uns, daß die Popplan zu den reichen Kauftnannsfamilien Breslaus<lb/> gehörten, die wie viele Großhändler von damals und groß gewordene Händler<lb/> von heute danach trachteten, Rittergüter im Fürstenthum zu erwerben. Sie<lb/> gaben deshalb die Kaufmannschaft nicht auf, sie blieb immer noch die Haupt¬<lb/> sache. So war des Nikolaus Vater und Bruder wohl Erbherr auf Susel,<lb/> Kletteudvrf und Marschwitz — (das von Sinapius genannte Nimkan scheint<lb/> dieser Linie gar nicht gehört zu haben), — aber sie betrieben dabei unausgesetzt<lb/> Handelsgeschäfte nach dem Reiche und Polen, in Gesellschaft namentlich mit<lb/> Herrn Markus Popplan, einem Vetter, und Herrn Peter Kredit, dem angesehensten<lb/> und klügsten Rathsverwandter Breslaus im Ausgange des Mittelalters. —<lb/> Nach des Vaters Tode übernahm Kaspar, Nikolaus Bruder, die gesammte<lb/> Verwaltung des Familienvermögens, während dieser, wie man damals in diesen<lb/> Kreisen sagte, „ein Junker wurde." Eine für die Zeit ganz vortreffliche Schul¬<lb/> bildung und besondere, körperliche Beanlagung ließen ihn im „Herrendienste''<lb/> Erfolge hoffen. 1474 ermächtigt er den genannten Bruder ausdrücklich zur<lb/> Verwaltung des seinen und von da bis 1486 ist jede Spur seiner Anwesen¬<lb/> heit in der Vaterstadt verschwunden; 1483 ist er „Ritter" an des Kaisers Hofe<lb/> in Wien; 1486 erscheint er wieder in der Vaterstadt, quittirt seinein Bruder<lb/> über das Vermögen, um ihm aber sofort wieder dessen Verwaltung zu über¬<lb/> tragen und ihn zum Erben und Testamentsvollstrecker einzusetzen. Grund<lb/> hiervon war der Antritt der orientalischen Reise. In dem Testament bestimmte<lb/> er neben andern Legaten eine nahmhafte Summe für „arme Leute, die in den<lb/> ehrlichen Orden treten", und für Kleidung und Schuhwerk Armer, „anch<lb/> sonderlich ob Jemand aus seinem Geschlecht, seiner Magen und Maginneu<lb/> verarmte und fromm wäre, solchs Almosen bedürfende, den soll man förderlich<lb/> um Gottes Willen vor Andern mittheilen." Vielleicht waren damals selM<lb/> Glieder der Familie dem Verarmen nahe, jedenfalls nach kaum einer Generation<lb/> sehen wir Popplausche Güter fut Ks,8w; nicht von dieser Linie zwar, aber<lb/> auch sie verschwindet bald in den öffentlichen Büchern. Fast scheint es, als<lb/> ob Kaspars Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, den Namen nicht fortge¬<lb/> pflanzt hätten, sondern durch letztere das reiche Vermögen ganz einem andern<lb/> adligen Geschlechte zugetragen worden wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1235" next="#ID_1236"> Doch genug von unseres Helden Familie. Was sein Buch anbelangt,<lb/> hatte am Ende des vorigen Jahrhunderts ein um die Geschichte Breslaus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
Weder die erwähnten Geleitsbriefe noch das Original des Büchleins sind
heute mehr vorhanden, auch haben wir keine sichern Quellen für des Sinapins
Angabe über das Ende des Ritters, wir müssen uns hierbei mit dieser Nachricht
begnügen; in anderer Beziehung können wir aber aus dem jetzt noch vorhandenen
urkundlichen Material Manches ergänzen und berichtigen. Die Stadtbücher
belehren uns, daß die Popplan zu den reichen Kauftnannsfamilien Breslaus
gehörten, die wie viele Großhändler von damals und groß gewordene Händler
von heute danach trachteten, Rittergüter im Fürstenthum zu erwerben. Sie
gaben deshalb die Kaufmannschaft nicht auf, sie blieb immer noch die Haupt¬
sache. So war des Nikolaus Vater und Bruder wohl Erbherr auf Susel,
Kletteudvrf und Marschwitz — (das von Sinapius genannte Nimkan scheint
dieser Linie gar nicht gehört zu haben), — aber sie betrieben dabei unausgesetzt
Handelsgeschäfte nach dem Reiche und Polen, in Gesellschaft namentlich mit
Herrn Markus Popplan, einem Vetter, und Herrn Peter Kredit, dem angesehensten
und klügsten Rathsverwandter Breslaus im Ausgange des Mittelalters. —
Nach des Vaters Tode übernahm Kaspar, Nikolaus Bruder, die gesammte
Verwaltung des Familienvermögens, während dieser, wie man damals in diesen
Kreisen sagte, „ein Junker wurde." Eine für die Zeit ganz vortreffliche Schul¬
bildung und besondere, körperliche Beanlagung ließen ihn im „Herrendienste''
Erfolge hoffen. 1474 ermächtigt er den genannten Bruder ausdrücklich zur
Verwaltung des seinen und von da bis 1486 ist jede Spur seiner Anwesen¬
heit in der Vaterstadt verschwunden; 1483 ist er „Ritter" an des Kaisers Hofe
in Wien; 1486 erscheint er wieder in der Vaterstadt, quittirt seinein Bruder
über das Vermögen, um ihm aber sofort wieder dessen Verwaltung zu über¬
tragen und ihn zum Erben und Testamentsvollstrecker einzusetzen. Grund
hiervon war der Antritt der orientalischen Reise. In dem Testament bestimmte
er neben andern Legaten eine nahmhafte Summe für „arme Leute, die in den
ehrlichen Orden treten", und für Kleidung und Schuhwerk Armer, „anch
sonderlich ob Jemand aus seinem Geschlecht, seiner Magen und Maginneu
verarmte und fromm wäre, solchs Almosen bedürfende, den soll man förderlich
um Gottes Willen vor Andern mittheilen." Vielleicht waren damals selM
Glieder der Familie dem Verarmen nahe, jedenfalls nach kaum einer Generation
sehen wir Popplausche Güter fut Ks,8w; nicht von dieser Linie zwar, aber
auch sie verschwindet bald in den öffentlichen Büchern. Fast scheint es, als
ob Kaspars Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, den Namen nicht fortge¬
pflanzt hätten, sondern durch letztere das reiche Vermögen ganz einem andern
adligen Geschlechte zugetragen worden wäre.
Doch genug von unseres Helden Familie. Was sein Buch anbelangt,
hatte am Ende des vorigen Jahrhunderts ein um die Geschichte Breslaus
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