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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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werthes Büchlein für ein frühes Kindesalter ist "Unter'in Mürchenbaum"
von H. Oswald, mit trefflich gezeichneten bunten Bildern von E. Klimsch
zu nennen (Verlag von Rütten und Löning, Frankfurt a. M.) Die Geschichten sind
frei, meist hübsch und eigenartig erfunden, und immer mit sehr gesunder Moral dotirt,
wenn die Helden auch manchmal etwas an Max und Moritz erinnern. Die Komik
der bildlichen Darstellung namentlich ist packend, und nicht zur Karrikatur erniedrigt.
Der Text könnte bei einer zweiten Auflage vielleicht etwas durchgesehen werden.
Carl Flemmings Verlag in Glogau bietet außer seinem bereits wiederholt
rühmend erwähnten Märchenbuch von Godin und seinen jährlich erschei¬
nenden Mädchenbüchern von Thekla von Gumpert (Töchteralbnm, Herzblätt¬
chens Zeitvertreib) einige sehr hübsche historische Kinderschriften, Königin
Louise von Ferd. Schmid und "historische Erzählungen" von Ferd.
Pflug (erstes Bändchen) beide illustrirt, während Brendel und R. Wagner
an der Hand guter Illustrationen die Jugend in das Leben und den Haushalt
der Thiere, in die Naturgeschichte überhaupt, einführen. In vorzüglicher Weise
'se speziell die Schmetterlingskunde für die Jugend, insbesondere für sammelnde
Knaben, bearbeitet in dem "Schmetterlingsbuch von Dr. Jul. Hoff¬
wann, Verlag von Jul. Hoffmann (K. Thienemann) in Stuttgart. Das
Buch enthält eine genaue Darstellung (263 fein colorirte Abbildungen) und
Beschreibung aller nennenswerthen Schmetterlinge Mitteleuropa's nebst der
Anleitung zum Fang und zum Aufziehen von Schmetterlingen und Ranpen.
Auf derselben Höhe in Text, Bild und Ausstattung stehen die Schriften des¬
selben Verlags für die reifere Jugend: Peter Simpel (nach Kapt. Marrvat)
und der Prairievogel (nach Charles Murray) bearbeitet von O. Hoffmann,
und "durch Wald und Prairie" von Rudolf Scipio. Künstler wie
G- Klimsch und W. Simmler haben die Illustrationen geliefert. Damit ist
sur Zeit das uns vorliegende Material an Weihnachtsjugendschriften erschöpft,
bis auf dasjenige Buch, das wir besonders hervorheben möchten, indem wir
es zuletzt erwähnen - zudem bildet es von selbst den Uebergang zu den
Schriften für Erwachsene -- "Chamisso's und Fouque's Erzählungen
fiir erwachsene Mädchen", von F. Siegfried, mit sechs Tondruckbildern
"ach Zeichnungen von Heinrich MertS, Verlag von F. W. Grunow in Leipzig.
Mit derselben Sicherheit und Feinheit, mit welcher der Verfasser früher die
Erzählungen Goethe's, Jean Paul's, Wielands, erwachsenen Mädchen im besten
Sinne des Wortes "zu eigen machte", hat er hier die Aufgabe gelöst, das
wirklich Schöne und "Gute, das die romantische Schule der deutschen Literatur
geschaffen, an zweien ihrer namhaftesten und reinsten Vertreter aufzuweisen.

Unter den zahlreichen Werken, welche durch ihren Titel schon sich als
Hausschatz und dergl. bezeichnen, also den Anspruch erheben, die Gemüthlich-


werthes Büchlein für ein frühes Kindesalter ist „Unter'in Mürchenbaum"
von H. Oswald, mit trefflich gezeichneten bunten Bildern von E. Klimsch
zu nennen (Verlag von Rütten und Löning, Frankfurt a. M.) Die Geschichten sind
frei, meist hübsch und eigenartig erfunden, und immer mit sehr gesunder Moral dotirt,
wenn die Helden auch manchmal etwas an Max und Moritz erinnern. Die Komik
der bildlichen Darstellung namentlich ist packend, und nicht zur Karrikatur erniedrigt.
Der Text könnte bei einer zweiten Auflage vielleicht etwas durchgesehen werden.
Carl Flemmings Verlag in Glogau bietet außer seinem bereits wiederholt
rühmend erwähnten Märchenbuch von Godin und seinen jährlich erschei¬
nenden Mädchenbüchern von Thekla von Gumpert (Töchteralbnm, Herzblätt¬
chens Zeitvertreib) einige sehr hübsche historische Kinderschriften, Königin
Louise von Ferd. Schmid und „historische Erzählungen" von Ferd.
Pflug (erstes Bändchen) beide illustrirt, während Brendel und R. Wagner
an der Hand guter Illustrationen die Jugend in das Leben und den Haushalt
der Thiere, in die Naturgeschichte überhaupt, einführen. In vorzüglicher Weise
'se speziell die Schmetterlingskunde für die Jugend, insbesondere für sammelnde
Knaben, bearbeitet in dem „Schmetterlingsbuch von Dr. Jul. Hoff¬
wann, Verlag von Jul. Hoffmann (K. Thienemann) in Stuttgart. Das
Buch enthält eine genaue Darstellung (263 fein colorirte Abbildungen) und
Beschreibung aller nennenswerthen Schmetterlinge Mitteleuropa's nebst der
Anleitung zum Fang und zum Aufziehen von Schmetterlingen und Ranpen.
Auf derselben Höhe in Text, Bild und Ausstattung stehen die Schriften des¬
selben Verlags für die reifere Jugend: Peter Simpel (nach Kapt. Marrvat)
und der Prairievogel (nach Charles Murray) bearbeitet von O. Hoffmann,
und „durch Wald und Prairie" von Rudolf Scipio. Künstler wie
G- Klimsch und W. Simmler haben die Illustrationen geliefert. Damit ist
sur Zeit das uns vorliegende Material an Weihnachtsjugendschriften erschöpft,
bis auf dasjenige Buch, das wir besonders hervorheben möchten, indem wir
es zuletzt erwähnen - zudem bildet es von selbst den Uebergang zu den
Schriften für Erwachsene — „Chamisso's und Fouque's Erzählungen
fiir erwachsene Mädchen", von F. Siegfried, mit sechs Tondruckbildern
"ach Zeichnungen von Heinrich MertS, Verlag von F. W. Grunow in Leipzig.
Mit derselben Sicherheit und Feinheit, mit welcher der Verfasser früher die
Erzählungen Goethe's, Jean Paul's, Wielands, erwachsenen Mädchen im besten
Sinne des Wortes „zu eigen machte", hat er hier die Aufgabe gelöst, das
wirklich Schöne und "Gute, das die romantische Schule der deutschen Literatur
geschaffen, an zweien ihrer namhaftesten und reinsten Vertreter aufzuweisen.

Unter den zahlreichen Werken, welche durch ihren Titel schon sich als
Hausschatz und dergl. bezeichnen, also den Anspruch erheben, die Gemüthlich-


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[0403] werthes Büchlein für ein frühes Kindesalter ist „Unter'in Mürchenbaum" von H. Oswald, mit trefflich gezeichneten bunten Bildern von E. Klimsch zu nennen (Verlag von Rütten und Löning, Frankfurt a. M.) Die Geschichten sind frei, meist hübsch und eigenartig erfunden, und immer mit sehr gesunder Moral dotirt, wenn die Helden auch manchmal etwas an Max und Moritz erinnern. Die Komik der bildlichen Darstellung namentlich ist packend, und nicht zur Karrikatur erniedrigt. Der Text könnte bei einer zweiten Auflage vielleicht etwas durchgesehen werden. Carl Flemmings Verlag in Glogau bietet außer seinem bereits wiederholt rühmend erwähnten Märchenbuch von Godin und seinen jährlich erschei¬ nenden Mädchenbüchern von Thekla von Gumpert (Töchteralbnm, Herzblätt¬ chens Zeitvertreib) einige sehr hübsche historische Kinderschriften, Königin Louise von Ferd. Schmid und „historische Erzählungen" von Ferd. Pflug (erstes Bändchen) beide illustrirt, während Brendel und R. Wagner an der Hand guter Illustrationen die Jugend in das Leben und den Haushalt der Thiere, in die Naturgeschichte überhaupt, einführen. In vorzüglicher Weise 'se speziell die Schmetterlingskunde für die Jugend, insbesondere für sammelnde Knaben, bearbeitet in dem „Schmetterlingsbuch von Dr. Jul. Hoff¬ wann, Verlag von Jul. Hoffmann (K. Thienemann) in Stuttgart. Das Buch enthält eine genaue Darstellung (263 fein colorirte Abbildungen) und Beschreibung aller nennenswerthen Schmetterlinge Mitteleuropa's nebst der Anleitung zum Fang und zum Aufziehen von Schmetterlingen und Ranpen. Auf derselben Höhe in Text, Bild und Ausstattung stehen die Schriften des¬ selben Verlags für die reifere Jugend: Peter Simpel (nach Kapt. Marrvat) und der Prairievogel (nach Charles Murray) bearbeitet von O. Hoffmann, und „durch Wald und Prairie" von Rudolf Scipio. Künstler wie G- Klimsch und W. Simmler haben die Illustrationen geliefert. Damit ist sur Zeit das uns vorliegende Material an Weihnachtsjugendschriften erschöpft, bis auf dasjenige Buch, das wir besonders hervorheben möchten, indem wir es zuletzt erwähnen - zudem bildet es von selbst den Uebergang zu den Schriften für Erwachsene — „Chamisso's und Fouque's Erzählungen fiir erwachsene Mädchen", von F. Siegfried, mit sechs Tondruckbildern "ach Zeichnungen von Heinrich MertS, Verlag von F. W. Grunow in Leipzig. Mit derselben Sicherheit und Feinheit, mit welcher der Verfasser früher die Erzählungen Goethe's, Jean Paul's, Wielands, erwachsenen Mädchen im besten Sinne des Wortes „zu eigen machte", hat er hier die Aufgabe gelöst, das wirklich Schöne und "Gute, das die romantische Schule der deutschen Literatur geschaffen, an zweien ihrer namhaftesten und reinsten Vertreter aufzuweisen. Unter den zahlreichen Werken, welche durch ihren Titel schon sich als Hausschatz und dergl. bezeichnen, also den Anspruch erheben, die Gemüthlich-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/403>, abgerufen am 22.07.2024.