Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.Eine eigenthümliche, aber nicht unerklärliche'Erscheinung ist, daß einige Fragt man, wie viel Kapital in Amerika zur Gründung eines großen Auch die Summen, die zur Gründung und Fortführung von Wochen¬ Eine eigenthümliche, aber nicht unerklärliche'Erscheinung ist, daß einige Fragt man, wie viel Kapital in Amerika zur Gründung eines großen Auch die Summen, die zur Gründung und Fortführung von Wochen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0038" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138797"/> <p xml:id="ID_94"> Eine eigenthümliche, aber nicht unerklärliche'Erscheinung ist, daß einige<lb/> Blätter mit kleiner Auflage zu den einträglichsten zählen. Es ist dabei anzu¬<lb/> nehmen, daß sie sich einen guten Ruf erworben haben, in wohlhabenden Kreisen<lb/> gelesen werden und deßhalb viele werthvolle Anzeigen bekommen. Ihre kleine<lb/> Auslage läßt sie mit nicht sehr theuren Pressen auskommen. Da sie ferner viel<lb/> Zeit haben, um ihre Ausgabe fertig zu machen, brauchen sie nur ein kleines<lb/> Personal. Nicht leicht kommt bei ihnen Ueberstürzung und Verwirrung vor.<lb/> Alles geht laugsam und beqnem seinen Gang, Alles wird wohlfeil hergestellt,<lb/> die Geschäftsführung ist sparsam, und so ist der größte Theil des eingehenden<lb/> Geldes Reingewinn.</p><lb/> <p xml:id="ID_95"> Fragt man, wie viel Kapital in Amerika zur Gründung eines großen<lb/> täglich erscheinenden Blattes erforderlich ist, so gibt unsere Schrift darauf<lb/> folgende Antwort. Dieses Kapital variirt je nachdem, was man im Auge<lb/> hat, von dreimal hunderttausend bis zu einer Million Dollars. Manche<lb/> Zeitung ist in früherer Zeit auch mit einer kleineren Summe angefangen worden<lb/> und wohl gediehen, während heutzutage eine Million schwerlich hinreichen würde,<lb/> um in New-Aork eine täglich herauskommende Zeitung zu begründen, welche<lb/> mit den schon vorhandenen erfolgreich den Kampf um die Gunst des Publikums<lb/> aufzunehmen im Staude wäre. Den größten Reingewinn anf dem Gebiete<lb/> der periodischen Presse haben zu allen Zeiten Tagesblätter abgeworfen, aber<lb/> allerdings verschlingen sie das Geld auch rascher, wem: sie keinen Erfolg haben.<lb/> Nach ihnen sind wöchentlich erscheinende Zeitungen am einträglichste», wogegen<lb/> solche, die zwei oder drei Mal in der Woche herauskommen, gewöhnlich nicht<lb/> viel einbringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_96" next="#ID_97"> Auch die Summen, die zur Gründung und Fortführung von Wochen¬<lb/> blättern erforderlich waren, erreichten bisweilen sehr hohe Ziffern. Wenn die<lb/> Ausgaben für die New-Aorker „Times", ein Tagesblatt, mehrere Hundert¬<lb/> tausende von Dollars erreichten, ehe die Unternehmer einen Ueberschuß der<lb/> Einnahmen über die Ausgaben zu verzeichnen hatten, so ist Aehnliches auch<lb/> bei wöchentlich erscheinenden Blättern der Fall gewesen. Für „Harpers Weekly"<lb/> wurden ungefähr hunderttausend Dollars verausgabt, bevor es einen Gewinn<lb/> zeigte; „Hecirth und Home", ein anderes Wochenblatt, kostete seinen verschiedenen<lb/> Besitzern nahezu zweimalhunderttausend Dollars, bis es schließlich doch eingehen<lb/> mußte, und manche Zeitung, deren Name möglicherweise nur einigen Wenigen<lb/> aus dem Publikum zu Gehör gekommen ist, hat ihrem Eigenthümer vielleicht<lb/> fünfzig oder sechzigtausend Dollars gekostet, bis sie endlich nicht mehr zu halten<lb/> war. Andererseits ist der Gewinn, wenn ein Blatt sich die Gunst der Lese¬<lb/> welt errungen und sich in ihr befestigt hat, verhältnißmäßig bedeutend. „Harpers<lb/> Weekly" hat in der letzten Zeit sicher einen jährlichen Ueberschuß von hundert-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
Eine eigenthümliche, aber nicht unerklärliche'Erscheinung ist, daß einige
Blätter mit kleiner Auflage zu den einträglichsten zählen. Es ist dabei anzu¬
nehmen, daß sie sich einen guten Ruf erworben haben, in wohlhabenden Kreisen
gelesen werden und deßhalb viele werthvolle Anzeigen bekommen. Ihre kleine
Auslage läßt sie mit nicht sehr theuren Pressen auskommen. Da sie ferner viel
Zeit haben, um ihre Ausgabe fertig zu machen, brauchen sie nur ein kleines
Personal. Nicht leicht kommt bei ihnen Ueberstürzung und Verwirrung vor.
Alles geht laugsam und beqnem seinen Gang, Alles wird wohlfeil hergestellt,
die Geschäftsführung ist sparsam, und so ist der größte Theil des eingehenden
Geldes Reingewinn.
Fragt man, wie viel Kapital in Amerika zur Gründung eines großen
täglich erscheinenden Blattes erforderlich ist, so gibt unsere Schrift darauf
folgende Antwort. Dieses Kapital variirt je nachdem, was man im Auge
hat, von dreimal hunderttausend bis zu einer Million Dollars. Manche
Zeitung ist in früherer Zeit auch mit einer kleineren Summe angefangen worden
und wohl gediehen, während heutzutage eine Million schwerlich hinreichen würde,
um in New-Aork eine täglich herauskommende Zeitung zu begründen, welche
mit den schon vorhandenen erfolgreich den Kampf um die Gunst des Publikums
aufzunehmen im Staude wäre. Den größten Reingewinn anf dem Gebiete
der periodischen Presse haben zu allen Zeiten Tagesblätter abgeworfen, aber
allerdings verschlingen sie das Geld auch rascher, wem: sie keinen Erfolg haben.
Nach ihnen sind wöchentlich erscheinende Zeitungen am einträglichste», wogegen
solche, die zwei oder drei Mal in der Woche herauskommen, gewöhnlich nicht
viel einbringen.
Auch die Summen, die zur Gründung und Fortführung von Wochen¬
blättern erforderlich waren, erreichten bisweilen sehr hohe Ziffern. Wenn die
Ausgaben für die New-Aorker „Times", ein Tagesblatt, mehrere Hundert¬
tausende von Dollars erreichten, ehe die Unternehmer einen Ueberschuß der
Einnahmen über die Ausgaben zu verzeichnen hatten, so ist Aehnliches auch
bei wöchentlich erscheinenden Blättern der Fall gewesen. Für „Harpers Weekly"
wurden ungefähr hunderttausend Dollars verausgabt, bevor es einen Gewinn
zeigte; „Hecirth und Home", ein anderes Wochenblatt, kostete seinen verschiedenen
Besitzern nahezu zweimalhunderttausend Dollars, bis es schließlich doch eingehen
mußte, und manche Zeitung, deren Name möglicherweise nur einigen Wenigen
aus dem Publikum zu Gehör gekommen ist, hat ihrem Eigenthümer vielleicht
fünfzig oder sechzigtausend Dollars gekostet, bis sie endlich nicht mehr zu halten
war. Andererseits ist der Gewinn, wenn ein Blatt sich die Gunst der Lese¬
welt errungen und sich in ihr befestigt hat, verhältnißmäßig bedeutend. „Harpers
Weekly" hat in der letzten Zeit sicher einen jährlichen Ueberschuß von hundert-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |