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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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livuen über achttausend Zeitungen, so daß durchschnittlich auf achttausend
Menschen eine fällt. Zeitungen, die, vor Beginn des Unabhängigkeitskampfes
gegründet, noch erscheinen, also über hundert Jahre zählen, sind: Der "Mer-
cury" in Newport, die "Maryland Gazette", der "Spy" in Worcester und
der "Courant" in Hartford. In nicht englischer Sprache erscheinen 145
Blätter, darunter 110 deutsche, 16 spanische, 6 holländische, 2 italienische,
5 tschechische, 2 polnische, 1 schwedisches, 1 portugiesisches, 1 chinesisches und
1 in der Sprache der Tschiroki-Jndianer.

In Bezug auf die Gesammtzahl der Exemplare steht der Staat New-
Aork obenan und zwar mit 764,500 Exemplaren täglich oder 244,640,000
jährlich, von denen 599,161 täglich in der Stadt New-Aork herauskommen.
Die Gesammtauflage der Wochenblätter im Staate beträgt 2,459,503, vou
denen 1,782,163 auf die Stadt New-Aork fallen. Pennsylvanien kommt dem
mit einer Gesammtzahl von 1,701,250 Exemplaren am nächsten, dann folgt
Massachusetts mit 1,214,124. Die Totalanflage aller Tagesblätter der Union
beträgt 2,291,041, die der wöchentlich nur einmal erscheinenden 8,938,166
Exemplare. Einer der Gründe, daß die New-Iorker Zeitungen größere Auflagen
haben, als die im Westen, liegt darin, daß viele Bewohner der westlichen
Staaten Eingewanderte aus dem Osten sind, die gewöhnlich ein Blatt halten,
welches in ihrer früheren Heimath erscheint. Ein anderer Grund ist, daß
New-Aork zwar nicht für die gebildetste amerikanische Großstadt gilt, sondern
diesen Ruhm Boston, der "Rabe des Weltalls" überlassen muß, und daß es
ferner zwar nicht, wie Washington, während der Sitzungen des Kongresses das
Centrum aller politischen Jnterressen, wohl aber die größte und reichste Stadt
des Landes und daher voll von Dingen ist, die dem Handel und der Industrie
wissenswerth sind. Es war während des Bürgerkriegs eine bekannte Thatsache,
daß die im Felde stehenden Offiziere und Mannschaften in den New-Dorker
Blättern die ausführlichsten und genauesten Nachrichten über die Schlachten
erhielten, welche sie selbst geschlagen hatten. Endlich sind die New-Iorker
Zeitungen auch sehr wohlfeil, die bedeutendsten Morgenblätter kosten fast
alle nur 4 Cents (etwa 16 Pfennige), während im Westen der gewöhnliche
Preis 5 Cents ist. Früher waren die New-Iorker Blätter zum Theil noch
viel billiger und doch stoffreich. Mehrere von den größten, z. B. der 1833
entstandene "Sun" und der, zwei Jahre später gegründete "Herald", wurden
anfänglich zu 1 Cent verkauft. Mit der Verbreitung des Telegraphen eröffnete
sich für die Presse und ihr eifriges Bemühen, das Publikum rasch mit den
neuesten Nachrichten zu versorgen, eine vollkommen neue Zeit. Die Blätter
New-Iorks hatten 1849 den praktischen Gedanken, zu einer Genossenschaft


livuen über achttausend Zeitungen, so daß durchschnittlich auf achttausend
Menschen eine fällt. Zeitungen, die, vor Beginn des Unabhängigkeitskampfes
gegründet, noch erscheinen, also über hundert Jahre zählen, sind: Der „Mer-
cury" in Newport, die „Maryland Gazette", der „Spy" in Worcester und
der „Courant" in Hartford. In nicht englischer Sprache erscheinen 145
Blätter, darunter 110 deutsche, 16 spanische, 6 holländische, 2 italienische,
5 tschechische, 2 polnische, 1 schwedisches, 1 portugiesisches, 1 chinesisches und
1 in der Sprache der Tschiroki-Jndianer.

In Bezug auf die Gesammtzahl der Exemplare steht der Staat New-
Aork obenan und zwar mit 764,500 Exemplaren täglich oder 244,640,000
jährlich, von denen 599,161 täglich in der Stadt New-Aork herauskommen.
Die Gesammtauflage der Wochenblätter im Staate beträgt 2,459,503, vou
denen 1,782,163 auf die Stadt New-Aork fallen. Pennsylvanien kommt dem
mit einer Gesammtzahl von 1,701,250 Exemplaren am nächsten, dann folgt
Massachusetts mit 1,214,124. Die Totalanflage aller Tagesblätter der Union
beträgt 2,291,041, die der wöchentlich nur einmal erscheinenden 8,938,166
Exemplare. Einer der Gründe, daß die New-Iorker Zeitungen größere Auflagen
haben, als die im Westen, liegt darin, daß viele Bewohner der westlichen
Staaten Eingewanderte aus dem Osten sind, die gewöhnlich ein Blatt halten,
welches in ihrer früheren Heimath erscheint. Ein anderer Grund ist, daß
New-Aork zwar nicht für die gebildetste amerikanische Großstadt gilt, sondern
diesen Ruhm Boston, der „Rabe des Weltalls" überlassen muß, und daß es
ferner zwar nicht, wie Washington, während der Sitzungen des Kongresses das
Centrum aller politischen Jnterressen, wohl aber die größte und reichste Stadt
des Landes und daher voll von Dingen ist, die dem Handel und der Industrie
wissenswerth sind. Es war während des Bürgerkriegs eine bekannte Thatsache,
daß die im Felde stehenden Offiziere und Mannschaften in den New-Dorker
Blättern die ausführlichsten und genauesten Nachrichten über die Schlachten
erhielten, welche sie selbst geschlagen hatten. Endlich sind die New-Iorker
Zeitungen auch sehr wohlfeil, die bedeutendsten Morgenblätter kosten fast
alle nur 4 Cents (etwa 16 Pfennige), während im Westen der gewöhnliche
Preis 5 Cents ist. Früher waren die New-Iorker Blätter zum Theil noch
viel billiger und doch stoffreich. Mehrere von den größten, z. B. der 1833
entstandene „Sun" und der, zwei Jahre später gegründete „Herald", wurden
anfänglich zu 1 Cent verkauft. Mit der Verbreitung des Telegraphen eröffnete
sich für die Presse und ihr eifriges Bemühen, das Publikum rasch mit den
neuesten Nachrichten zu versorgen, eine vollkommen neue Zeit. Die Blätter
New-Iorks hatten 1849 den praktischen Gedanken, zu einer Genossenschaft


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[0034] livuen über achttausend Zeitungen, so daß durchschnittlich auf achttausend Menschen eine fällt. Zeitungen, die, vor Beginn des Unabhängigkeitskampfes gegründet, noch erscheinen, also über hundert Jahre zählen, sind: Der „Mer- cury" in Newport, die „Maryland Gazette", der „Spy" in Worcester und der „Courant" in Hartford. In nicht englischer Sprache erscheinen 145 Blätter, darunter 110 deutsche, 16 spanische, 6 holländische, 2 italienische, 5 tschechische, 2 polnische, 1 schwedisches, 1 portugiesisches, 1 chinesisches und 1 in der Sprache der Tschiroki-Jndianer. In Bezug auf die Gesammtzahl der Exemplare steht der Staat New- Aork obenan und zwar mit 764,500 Exemplaren täglich oder 244,640,000 jährlich, von denen 599,161 täglich in der Stadt New-Aork herauskommen. Die Gesammtauflage der Wochenblätter im Staate beträgt 2,459,503, vou denen 1,782,163 auf die Stadt New-Aork fallen. Pennsylvanien kommt dem mit einer Gesammtzahl von 1,701,250 Exemplaren am nächsten, dann folgt Massachusetts mit 1,214,124. Die Totalanflage aller Tagesblätter der Union beträgt 2,291,041, die der wöchentlich nur einmal erscheinenden 8,938,166 Exemplare. Einer der Gründe, daß die New-Iorker Zeitungen größere Auflagen haben, als die im Westen, liegt darin, daß viele Bewohner der westlichen Staaten Eingewanderte aus dem Osten sind, die gewöhnlich ein Blatt halten, welches in ihrer früheren Heimath erscheint. Ein anderer Grund ist, daß New-Aork zwar nicht für die gebildetste amerikanische Großstadt gilt, sondern diesen Ruhm Boston, der „Rabe des Weltalls" überlassen muß, und daß es ferner zwar nicht, wie Washington, während der Sitzungen des Kongresses das Centrum aller politischen Jnterressen, wohl aber die größte und reichste Stadt des Landes und daher voll von Dingen ist, die dem Handel und der Industrie wissenswerth sind. Es war während des Bürgerkriegs eine bekannte Thatsache, daß die im Felde stehenden Offiziere und Mannschaften in den New-Dorker Blättern die ausführlichsten und genauesten Nachrichten über die Schlachten erhielten, welche sie selbst geschlagen hatten. Endlich sind die New-Iorker Zeitungen auch sehr wohlfeil, die bedeutendsten Morgenblätter kosten fast alle nur 4 Cents (etwa 16 Pfennige), während im Westen der gewöhnliche Preis 5 Cents ist. Früher waren die New-Iorker Blätter zum Theil noch viel billiger und doch stoffreich. Mehrere von den größten, z. B. der 1833 entstandene „Sun" und der, zwei Jahre später gegründete „Herald", wurden anfänglich zu 1 Cent verkauft. Mit der Verbreitung des Telegraphen eröffnete sich für die Presse und ihr eifriges Bemühen, das Publikum rasch mit den neuesten Nachrichten zu versorgen, eine vollkommen neue Zeit. Die Blätter New-Iorks hatten 1849 den praktischen Gedanken, zu einer Genossenschaft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/34>, abgerufen am 22.07.2024.