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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Kurfürst Iriedrich I. von Brandenburg und die Kirchliche
Bewegung seiner Zeit,
i.

Der spätere Kurfürst von Brandenburg Friedrich I. ist im Jahre 1372
geboren als zweiter Sohn des Burggrafen von Nürnberg ^Friedrich V. aus
dein Hause der Hohenzollern. Friedrich V., der Vater des spätern Kurfürsten
Friedrich I., besaß als Burggraf von Nürnberg eine Anzahl Herrschaften in
der Umgebung Nürnbergs, welche etwa den Umfang der spätern Herzogtümer
Auspnch und Baireuth hatten. Er hinterließ zwei Söhne, einen ältern, Johann,
der mit einer Tochter der Kaisers Karl IV. verheirathet war, und einen jünger",
Friedrich, eben deu spätern Kurfürsten von Brandenburg. Beide Söhne theilte"
im Jahre 1392 uach dem Tode ihres Vaters dessen Besitzungen. Der jüngere
Sohn Friedrich, als Burggraf Friedrich VI., heirathete eine Bairische Prin¬
zessin, Elisabeth, genannt die schöne Else, von der er sechs Kinder, darunter
drei Söhne hatte. Da in der Ehe Johann's, des ältern Bruders von Friedrich,
blos Töchter geboren wurden, erbte Friedrich später nach dem Tode Johanns
im Jahre 1420 auch dessen Besitzungen. Was die Persönlichkeit und den
Charakter des Burggrafen Friedrich betrifft, so wird er als ein Mann von
hervorragender Schönheit des Körpers geschildert. Er hatte mehr Kenntnisse
^s damals wohl die meisten deutschen Fürsten hatten. Die Dichtungen
Petrarcas, die er außerordentlich liebte, und historische Bücher pflegte er selbst
auf Reisen und Feldzügen stets mit sich zu führen. Seine fürstliche Würde
betrachtete er als ein ihm von Gott verliehenes Amt, das er zum Besten seiner
Unterthanen zu verwalten habe; er pflegte zu sagen, der Fürst müsse Gottes
Amtmann sein. Während der ersten 18 Jahre seiner Regierung als Burggraf
hatte er keine Gelegenheit, in die großen politischen und kirchlichen Bewegungen
seiner Zeit einzugreifen. Im Jahre 1410 trat er jedoch mit dem König Sigis-


Gnnizlwwi IV. 1877. 41
Kurfürst Iriedrich I. von Brandenburg und die Kirchliche
Bewegung seiner Zeit,
i.

Der spätere Kurfürst von Brandenburg Friedrich I. ist im Jahre 1372
geboren als zweiter Sohn des Burggrafen von Nürnberg ^Friedrich V. aus
dein Hause der Hohenzollern. Friedrich V., der Vater des spätern Kurfürsten
Friedrich I., besaß als Burggraf von Nürnberg eine Anzahl Herrschaften in
der Umgebung Nürnbergs, welche etwa den Umfang der spätern Herzogtümer
Auspnch und Baireuth hatten. Er hinterließ zwei Söhne, einen ältern, Johann,
der mit einer Tochter der Kaisers Karl IV. verheirathet war, und einen jünger»,
Friedrich, eben deu spätern Kurfürsten von Brandenburg. Beide Söhne theilte»
im Jahre 1392 uach dem Tode ihres Vaters dessen Besitzungen. Der jüngere
Sohn Friedrich, als Burggraf Friedrich VI., heirathete eine Bairische Prin¬
zessin, Elisabeth, genannt die schöne Else, von der er sechs Kinder, darunter
drei Söhne hatte. Da in der Ehe Johann's, des ältern Bruders von Friedrich,
blos Töchter geboren wurden, erbte Friedrich später nach dem Tode Johanns
im Jahre 1420 auch dessen Besitzungen. Was die Persönlichkeit und den
Charakter des Burggrafen Friedrich betrifft, so wird er als ein Mann von
hervorragender Schönheit des Körpers geschildert. Er hatte mehr Kenntnisse
^s damals wohl die meisten deutschen Fürsten hatten. Die Dichtungen
Petrarcas, die er außerordentlich liebte, und historische Bücher pflegte er selbst
auf Reisen und Feldzügen stets mit sich zu führen. Seine fürstliche Würde
betrachtete er als ein ihm von Gott verliehenes Amt, das er zum Besten seiner
Unterthanen zu verwalten habe; er pflegte zu sagen, der Fürst müsse Gottes
Amtmann sein. Während der ersten 18 Jahre seiner Regierung als Burggraf
hatte er keine Gelegenheit, in die großen politischen und kirchlichen Bewegungen
seiner Zeit einzugreifen. Im Jahre 1410 trat er jedoch mit dem König Sigis-


Gnnizlwwi IV. 1877. 41
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[0325] Kurfürst Iriedrich I. von Brandenburg und die Kirchliche Bewegung seiner Zeit, i. Der spätere Kurfürst von Brandenburg Friedrich I. ist im Jahre 1372 geboren als zweiter Sohn des Burggrafen von Nürnberg ^Friedrich V. aus dein Hause der Hohenzollern. Friedrich V., der Vater des spätern Kurfürsten Friedrich I., besaß als Burggraf von Nürnberg eine Anzahl Herrschaften in der Umgebung Nürnbergs, welche etwa den Umfang der spätern Herzogtümer Auspnch und Baireuth hatten. Er hinterließ zwei Söhne, einen ältern, Johann, der mit einer Tochter der Kaisers Karl IV. verheirathet war, und einen jünger», Friedrich, eben deu spätern Kurfürsten von Brandenburg. Beide Söhne theilte» im Jahre 1392 uach dem Tode ihres Vaters dessen Besitzungen. Der jüngere Sohn Friedrich, als Burggraf Friedrich VI., heirathete eine Bairische Prin¬ zessin, Elisabeth, genannt die schöne Else, von der er sechs Kinder, darunter drei Söhne hatte. Da in der Ehe Johann's, des ältern Bruders von Friedrich, blos Töchter geboren wurden, erbte Friedrich später nach dem Tode Johanns im Jahre 1420 auch dessen Besitzungen. Was die Persönlichkeit und den Charakter des Burggrafen Friedrich betrifft, so wird er als ein Mann von hervorragender Schönheit des Körpers geschildert. Er hatte mehr Kenntnisse ^s damals wohl die meisten deutschen Fürsten hatten. Die Dichtungen Petrarcas, die er außerordentlich liebte, und historische Bücher pflegte er selbst auf Reisen und Feldzügen stets mit sich zu führen. Seine fürstliche Würde betrachtete er als ein ihm von Gott verliehenes Amt, das er zum Besten seiner Unterthanen zu verwalten habe; er pflegte zu sagen, der Fürst müsse Gottes Amtmann sein. Während der ersten 18 Jahre seiner Regierung als Burggraf hatte er keine Gelegenheit, in die großen politischen und kirchlichen Bewegungen seiner Zeit einzugreifen. Im Jahre 1410 trat er jedoch mit dem König Sigis- Gnnizlwwi IV. 1877. 41

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/325>, abgerufen am 01.07.2024.