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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Herrgott den Mann, der im Gericht sitzt und ein falsches Urtheil spricht."
(Schwaben). "Petrus un rufe Herr Christ, de Seelen an eenen Tisch, se gingen
sperr Weg fort, da stumm en Pook (eine Lache) Bloot. So as det steil, so
schall du ok Stahr, im Namen", n. s. w. (Lauenburg).

Gegen ^ Mundfäule:


"Der heilige Hiob ging über Land,
Er nahm den Stab in seine Hand.
Warum bist du so traurig?
Weil mir mein Mund thut faulen.
So nimm das Wasser in deu Mund
Und laß es laufen in den Schlund,
Im Namen," u. f. w.

Das muß an drei Tagen und zwar an jedem einzelnen dreimal gesprochen
und bei der Erwähnung des Wassers jedesmal ein Schluck davon getrunken
werden. (Schwaben).

Gegen die Gicht: Man geht an den jungen Schößling einer gefällten Eiche,
der hier "Ekenhessen" genannt wird, und spricht:


"Ekenhessen, ik klag ti,
All de rnen Gicht de plagt mi;
Ik kann daer nich faer gaen,
Du kannst damit bestaen.
Den eerstcu Vagel, de aver ti slttgt,
Den gif dat mit in de Flucht
De nacen dat mit in de Luft."

(Schleswig-Holstein). "Ich und der Fluß (Rheumatismus) und die Gicht, wir
drei gingen zu Wasser. Ich trank, und der Fluß und die Gicht verschwand.
Im Namen", u. s. w. Diese Worte werden kurz vor Sonnenaufgang stehend
vor einem Gewässer gesprochen, und dabei wird dreimal getrunken. (Mecklen¬
burg). "Hast du eins von den 77 Gichtern, so gesegn' ich dir's. Es gehen
drei heilige Männer Herfür: der erste ist Gott, der Vater, der zweite ist Gott,
der Sohn, und der dritte ist das Marienkind, das dir deine 77 Gichter weg¬
nimmt." Dies sagt man dreimal, nennt den Namen des Kranken und bestreicht
ihn mit der rechten Hand. Vorher aber muß mau ihm so viele Tropfen "Gol-
denthur" (Goldtinktur?) eingeben, als er Jahre zählt. (Würtemberg).

Gegen Verstauchung oder Verrenkung:


"Es ging ein Hirsch auf einer Hnide,
Und lugt nach seiner Weide,
Stoßt sein'n Fuß an eiuen Stein,
Verrenckt ihm alle seine Bein.
Im Namen", n. s. w. (Schwaben).

Grenzboten IV. 1L77. 23

Herrgott den Mann, der im Gericht sitzt und ein falsches Urtheil spricht."
(Schwaben). „Petrus un rufe Herr Christ, de Seelen an eenen Tisch, se gingen
sperr Weg fort, da stumm en Pook (eine Lache) Bloot. So as det steil, so
schall du ok Stahr, im Namen", n. s. w. (Lauenburg).

Gegen ^ Mundfäule:


„Der heilige Hiob ging über Land,
Er nahm den Stab in seine Hand.
Warum bist du so traurig?
Weil mir mein Mund thut faulen.
So nimm das Wasser in deu Mund
Und laß es laufen in den Schlund,
Im Namen," u. f. w.

Das muß an drei Tagen und zwar an jedem einzelnen dreimal gesprochen
und bei der Erwähnung des Wassers jedesmal ein Schluck davon getrunken
werden. (Schwaben).

Gegen die Gicht: Man geht an den jungen Schößling einer gefällten Eiche,
der hier „Ekenhessen" genannt wird, und spricht:


„Ekenhessen, ik klag ti,
All de rnen Gicht de plagt mi;
Ik kann daer nich faer gaen,
Du kannst damit bestaen.
Den eerstcu Vagel, de aver ti slttgt,
Den gif dat mit in de Flucht
De nacen dat mit in de Luft."

(Schleswig-Holstein). „Ich und der Fluß (Rheumatismus) und die Gicht, wir
drei gingen zu Wasser. Ich trank, und der Fluß und die Gicht verschwand.
Im Namen", u. s. w. Diese Worte werden kurz vor Sonnenaufgang stehend
vor einem Gewässer gesprochen, und dabei wird dreimal getrunken. (Mecklen¬
burg). „Hast du eins von den 77 Gichtern, so gesegn' ich dir's. Es gehen
drei heilige Männer Herfür: der erste ist Gott, der Vater, der zweite ist Gott,
der Sohn, und der dritte ist das Marienkind, das dir deine 77 Gichter weg¬
nimmt." Dies sagt man dreimal, nennt den Namen des Kranken und bestreicht
ihn mit der rechten Hand. Vorher aber muß mau ihm so viele Tropfen „Gol-
denthur" (Goldtinktur?) eingeben, als er Jahre zählt. (Würtemberg).

Gegen Verstauchung oder Verrenkung:


„Es ging ein Hirsch auf einer Hnide,
Und lugt nach seiner Weide,
Stoßt sein'n Fuß an eiuen Stein,
Verrenckt ihm alle seine Bein.
Im Namen", n. s. w. (Schwaben).

Grenzboten IV. 1L77. 23
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[0181] Herrgott den Mann, der im Gericht sitzt und ein falsches Urtheil spricht." (Schwaben). „Petrus un rufe Herr Christ, de Seelen an eenen Tisch, se gingen sperr Weg fort, da stumm en Pook (eine Lache) Bloot. So as det steil, so schall du ok Stahr, im Namen", n. s. w. (Lauenburg). Gegen ^ Mundfäule: „Der heilige Hiob ging über Land, Er nahm den Stab in seine Hand. Warum bist du so traurig? Weil mir mein Mund thut faulen. So nimm das Wasser in deu Mund Und laß es laufen in den Schlund, Im Namen," u. f. w. Das muß an drei Tagen und zwar an jedem einzelnen dreimal gesprochen und bei der Erwähnung des Wassers jedesmal ein Schluck davon getrunken werden. (Schwaben). Gegen die Gicht: Man geht an den jungen Schößling einer gefällten Eiche, der hier „Ekenhessen" genannt wird, und spricht: „Ekenhessen, ik klag ti, All de rnen Gicht de plagt mi; Ik kann daer nich faer gaen, Du kannst damit bestaen. Den eerstcu Vagel, de aver ti slttgt, Den gif dat mit in de Flucht De nacen dat mit in de Luft." (Schleswig-Holstein). „Ich und der Fluß (Rheumatismus) und die Gicht, wir drei gingen zu Wasser. Ich trank, und der Fluß und die Gicht verschwand. Im Namen", u. s. w. Diese Worte werden kurz vor Sonnenaufgang stehend vor einem Gewässer gesprochen, und dabei wird dreimal getrunken. (Mecklen¬ burg). „Hast du eins von den 77 Gichtern, so gesegn' ich dir's. Es gehen drei heilige Männer Herfür: der erste ist Gott, der Vater, der zweite ist Gott, der Sohn, und der dritte ist das Marienkind, das dir deine 77 Gichter weg¬ nimmt." Dies sagt man dreimal, nennt den Namen des Kranken und bestreicht ihn mit der rechten Hand. Vorher aber muß mau ihm so viele Tropfen „Gol- denthur" (Goldtinktur?) eingeben, als er Jahre zählt. (Würtemberg). Gegen Verstauchung oder Verrenkung: „Es ging ein Hirsch auf einer Hnide, Und lugt nach seiner Weide, Stoßt sein'n Fuß an eiuen Stein, Verrenckt ihm alle seine Bein. Im Namen", n. s. w. (Schwaben). Grenzboten IV. 1L77. 23

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/181>, abgerufen am 22.07.2024.