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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Gründe dafür. Die Kurie mußte aber gegen den it'rden einschreiten, sowie
ihr aus scheinbar authentischen Aktenstücken die Ketzerei .in',. Abtrünnigkeit der
Ordensritter nachgewiesen wurde. Das Material für d<e Ärschuldignng war,
wie Merzdorf selbst, zum Beweise für die Echtheit der Geheimstatuten hervor¬
hebt, nicht schwer zu beschaffen. Der Inhalt des Glaubensbekenntnisses der
häretischen Sekten, z. B. der Paulicianer, und besonders der Katharer im Süden
Frankreichs, vornehmlich in der Provence, wo auch der Templerorden reich begütert
und viele Tausende stark ansässig war, war allgemein bekannt; geheime Er¬
kennungszeichen, wie sie hier beschriebe!: sind, hatte ^ete damalige Zunft oder
Korporation kirchlichen oder weltlichen Charakters; ti? Formen des Aufnahme-
rituals n. f. w. waren ebenso wenig originell. Dazu kommt nnn, daß die
Mitglieder des Templerordens, welche dem über ihre Genossenschaft verhängten
Vernichtuugsurtheil entrannen, gewiß am wenigstei- geneigt waren, unter Be¬
rufung auf ihre Mitgliedschaft und genane Kenntniß der Sache, gegen die
falschen Beschuldigungen zu Protestiren, und daß überhaupt den ganzen Prozeß
gegen deu Orden ein noch heute theilweise umbr^iidcinglich'r Schleier bedeckt,
daß der Werth der einzelnen Zeugenaussage!! .che das Vorhandensein von
Geheimstatuten bestätigten, ein vom Standpunkt der heutigen Beweisaufnahme
in Strafsachen ans höchst problematischer ist, und endlich der sehr verdächtige
Umstand, daß der Inhalt der Geheimstatuten sich fast vollständig mit den
Hauptpunkten der Anklage in dem gegen die Templer erhobenen Tendenz¬
prozesse deckt.




Literatur.

Welt kunde. -- Leitfaden der Geographie, Geschichte, Naturgeschichte, Physik und
Chemie für Volks- und Mittelschulen. Bearbeitet von den Seminarlehrcrn Hüllmann,
Ja se ran und Warten. Siebente Auflage. Hannover, Helwing'sche Verlngs-
handlung I>!77.

Ein, wie uns scheint, recht praktisch eingerichtetes, eine Fülle von Material
auf verhültnißmüßig engem Raum zusammendrängendes Buch, das auch die
neuestem Veränderungen (namentlich ans geographischem Gebiete) berücksichtigt,
und aus dem auch Erwachsene mit mäßigen Ansprüchen an das Wissen
Mancherlei lernen können. Mäßigen Ansprüchen -- für Schulen scheint uns
im Fache der Chemie eher zu viel als zu wenig geboten.




Verantwortlicher Redakteur: Die. Haus Vluiii in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Hjithrl Herrn,"""" in Leipzig.

Gründe dafür. Die Kurie mußte aber gegen den it'rden einschreiten, sowie
ihr aus scheinbar authentischen Aktenstücken die Ketzerei .in',. Abtrünnigkeit der
Ordensritter nachgewiesen wurde. Das Material für d<e Ärschuldignng war,
wie Merzdorf selbst, zum Beweise für die Echtheit der Geheimstatuten hervor¬
hebt, nicht schwer zu beschaffen. Der Inhalt des Glaubensbekenntnisses der
häretischen Sekten, z. B. der Paulicianer, und besonders der Katharer im Süden
Frankreichs, vornehmlich in der Provence, wo auch der Templerorden reich begütert
und viele Tausende stark ansässig war, war allgemein bekannt; geheime Er¬
kennungszeichen, wie sie hier beschriebe!: sind, hatte ^ete damalige Zunft oder
Korporation kirchlichen oder weltlichen Charakters; ti? Formen des Aufnahme-
rituals n. f. w. waren ebenso wenig originell. Dazu kommt nnn, daß die
Mitglieder des Templerordens, welche dem über ihre Genossenschaft verhängten
Vernichtuugsurtheil entrannen, gewiß am wenigstei- geneigt waren, unter Be¬
rufung auf ihre Mitgliedschaft und genane Kenntniß der Sache, gegen die
falschen Beschuldigungen zu Protestiren, und daß überhaupt den ganzen Prozeß
gegen deu Orden ein noch heute theilweise umbr^iidcinglich'r Schleier bedeckt,
daß der Werth der einzelnen Zeugenaussage!! .che das Vorhandensein von
Geheimstatuten bestätigten, ein vom Standpunkt der heutigen Beweisaufnahme
in Strafsachen ans höchst problematischer ist, und endlich der sehr verdächtige
Umstand, daß der Inhalt der Geheimstatuten sich fast vollständig mit den
Hauptpunkten der Anklage in dem gegen die Templer erhobenen Tendenz¬
prozesse deckt.




Literatur.

Welt kunde. — Leitfaden der Geographie, Geschichte, Naturgeschichte, Physik und
Chemie für Volks- und Mittelschulen. Bearbeitet von den Seminarlehrcrn Hüllmann,
Ja se ran und Warten. Siebente Auflage. Hannover, Helwing'sche Verlngs-
handlung I>!77.

Ein, wie uns scheint, recht praktisch eingerichtetes, eine Fülle von Material
auf verhültnißmüßig engem Raum zusammendrängendes Buch, das auch die
neuestem Veränderungen (namentlich ans geographischem Gebiete) berücksichtigt,
und aus dem auch Erwachsene mit mäßigen Ansprüchen an das Wissen
Mancherlei lernen können. Mäßigen Ansprüchen — für Schulen scheint uns
im Fache der Chemie eher zu viel als zu wenig geboten.




Verantwortlicher Redakteur: Die. Haus Vluiii in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hjithrl Herrn,»»»» in Leipzig.
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[0124] Gründe dafür. Die Kurie mußte aber gegen den it'rden einschreiten, sowie ihr aus scheinbar authentischen Aktenstücken die Ketzerei .in',. Abtrünnigkeit der Ordensritter nachgewiesen wurde. Das Material für d<e Ärschuldignng war, wie Merzdorf selbst, zum Beweise für die Echtheit der Geheimstatuten hervor¬ hebt, nicht schwer zu beschaffen. Der Inhalt des Glaubensbekenntnisses der häretischen Sekten, z. B. der Paulicianer, und besonders der Katharer im Süden Frankreichs, vornehmlich in der Provence, wo auch der Templerorden reich begütert und viele Tausende stark ansässig war, war allgemein bekannt; geheime Er¬ kennungszeichen, wie sie hier beschriebe!: sind, hatte ^ete damalige Zunft oder Korporation kirchlichen oder weltlichen Charakters; ti? Formen des Aufnahme- rituals n. f. w. waren ebenso wenig originell. Dazu kommt nnn, daß die Mitglieder des Templerordens, welche dem über ihre Genossenschaft verhängten Vernichtuugsurtheil entrannen, gewiß am wenigstei- geneigt waren, unter Be¬ rufung auf ihre Mitgliedschaft und genane Kenntniß der Sache, gegen die falschen Beschuldigungen zu Protestiren, und daß überhaupt den ganzen Prozeß gegen deu Orden ein noch heute theilweise umbr^iidcinglich'r Schleier bedeckt, daß der Werth der einzelnen Zeugenaussage!! .che das Vorhandensein von Geheimstatuten bestätigten, ein vom Standpunkt der heutigen Beweisaufnahme in Strafsachen ans höchst problematischer ist, und endlich der sehr verdächtige Umstand, daß der Inhalt der Geheimstatuten sich fast vollständig mit den Hauptpunkten der Anklage in dem gegen die Templer erhobenen Tendenz¬ prozesse deckt. Literatur. Welt kunde. — Leitfaden der Geographie, Geschichte, Naturgeschichte, Physik und Chemie für Volks- und Mittelschulen. Bearbeitet von den Seminarlehrcrn Hüllmann, Ja se ran und Warten. Siebente Auflage. Hannover, Helwing'sche Verlngs- handlung I>!77. Ein, wie uns scheint, recht praktisch eingerichtetes, eine Fülle von Material auf verhültnißmüßig engem Raum zusammendrängendes Buch, das auch die neuestem Veränderungen (namentlich ans geographischem Gebiete) berücksichtigt, und aus dem auch Erwachsene mit mäßigen Ansprüchen an das Wissen Mancherlei lernen können. Mäßigen Ansprüchen — für Schulen scheint uns im Fache der Chemie eher zu viel als zu wenig geboten. Verantwortlicher Redakteur: Die. Haus Vluiii in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hjithrl Herrn,»»»» in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/124>, abgerufen am 22.07.2024.