Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

dessen Nebenflüssen bereits zu den deutschen Anwohnern der Meeresküste. Sehr
viel geschah unter den sächsischen Kaisern, wo sich Weinpflanzungen über ganz
Schwaben und Tirol erstreckten und deren auch an der Saale und Elbe sowie
bei Hildesheim angelegt wurden. Das Meiste scheinen hier Bischöfe und
Klöster gethan zu haben; denn die Geistlichkeit bedürfte u. A. des Weines zum
Meßopfer. Wir verweisen in dieser Beziehung hinsichtlich Süddeutschlands
auf die Nordhoff'sche Schrift, und erwähnen nur das, was die Gegenden nörd¬
lich von den mitteldeutschen Gebirgen angeht.

Schon im elften Jahrhundert werden bischöfliche Weinberge in der Nähe
von Minden an der Weser erwähnt. Das Kloster Corvei im Sachsenlande
hatte vermuthlich schon längst den Weinbau betrieben, als im zwölften Jahr¬
hundert der Neben ans den Kalkwänden des Räuschen- und des Ziegenbergs
gedacht wird. Im Bergischen ist etwas später von Weingütern und Kelter¬
häusern im Amte Angermund die Rede, im vierzehnten Jahrhundert kommen
deren zu Wipperfürth und am Schloßberg von Siegen vor. In Westfalen
wurde in der letztgenannten Zeit und vielleicht schon früher bei Wandhofen
und Opherdicke, bei Hörde, bei Hattingen und auf größeren Parzellen des
Klosters Herdecke, ferner im Lennethal bei Limburg und Altena Wein gebaut.
Iserlohn hatte 1330 im Norden der Stadt einen Weinberg. Im rauhen
Sauerlande gab es 1230 zu Hansen, 1268 zu Meschede und später zu Arns-
berg Rebenpflanzungen. Im Münsterlande wurden u. A. von den Benedik¬
tinern des Klosters Liesbvrn im zwölften Jahrhunderte bei Beckum und vom
Bischof Florenz zu Telgte an der Eins Weingürten angelegt. Im Hochstift
Paderborn besaßen die Cluniacenser um dieselbe Zeit namentlich zu Elvering-
hausen ihre Nebenpflanzungen. Im Waldeck'schen reicht die Weinknltur von
Oberwilduugen vielleicht bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück; sie umfaßte
hier später achzig Morgen und nahm im fünfzehnten und sechzehnten einen
bemerkenswerthen Aufschwung. In Hessen zierte bereits im zehnten Jahrhun¬
dert die Rebe das Werrathal, im dreizehnten die Berghänge an der Fulda
und später sogar die Ufergelände an der Dienet, und der Weinbau wurde hier
mit solchem Erfolge betrieben, daß manche Sorten dem Rheinwein und dem
Burgunder an Güte gleichgekommen sein sollen.

Auch Thüringen, die Heimath des Obstbaus, versuchte schon früh die
Rebe bei sich einzubürgern. 1193 finden wir sie von den Mönchen des
Klosters Walkenried zu Bodenrode gepflanzt, 1170 begegnen wir ihr bei Er¬
furt und 1275 bei Jena. Im Meißnischen bestand ein ziemlich ausgedehnter
Weinbau urkundlich bereits im Jahre 1161, und im sechzehnten Jahrhundert
wanderten dessen Produkte vielfach uach Magdeburg und Hamburg. Sein
Begründer war um 1073 der Bischof Benno von Meißen, der zuerst bei


Greiizboton U. 1377. 64

dessen Nebenflüssen bereits zu den deutschen Anwohnern der Meeresküste. Sehr
viel geschah unter den sächsischen Kaisern, wo sich Weinpflanzungen über ganz
Schwaben und Tirol erstreckten und deren auch an der Saale und Elbe sowie
bei Hildesheim angelegt wurden. Das Meiste scheinen hier Bischöfe und
Klöster gethan zu haben; denn die Geistlichkeit bedürfte u. A. des Weines zum
Meßopfer. Wir verweisen in dieser Beziehung hinsichtlich Süddeutschlands
auf die Nordhoff'sche Schrift, und erwähnen nur das, was die Gegenden nörd¬
lich von den mitteldeutschen Gebirgen angeht.

Schon im elften Jahrhundert werden bischöfliche Weinberge in der Nähe
von Minden an der Weser erwähnt. Das Kloster Corvei im Sachsenlande
hatte vermuthlich schon längst den Weinbau betrieben, als im zwölften Jahr¬
hundert der Neben ans den Kalkwänden des Räuschen- und des Ziegenbergs
gedacht wird. Im Bergischen ist etwas später von Weingütern und Kelter¬
häusern im Amte Angermund die Rede, im vierzehnten Jahrhundert kommen
deren zu Wipperfürth und am Schloßberg von Siegen vor. In Westfalen
wurde in der letztgenannten Zeit und vielleicht schon früher bei Wandhofen
und Opherdicke, bei Hörde, bei Hattingen und auf größeren Parzellen des
Klosters Herdecke, ferner im Lennethal bei Limburg und Altena Wein gebaut.
Iserlohn hatte 1330 im Norden der Stadt einen Weinberg. Im rauhen
Sauerlande gab es 1230 zu Hansen, 1268 zu Meschede und später zu Arns-
berg Rebenpflanzungen. Im Münsterlande wurden u. A. von den Benedik¬
tinern des Klosters Liesbvrn im zwölften Jahrhunderte bei Beckum und vom
Bischof Florenz zu Telgte an der Eins Weingürten angelegt. Im Hochstift
Paderborn besaßen die Cluniacenser um dieselbe Zeit namentlich zu Elvering-
hausen ihre Nebenpflanzungen. Im Waldeck'schen reicht die Weinknltur von
Oberwilduugen vielleicht bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück; sie umfaßte
hier später achzig Morgen und nahm im fünfzehnten und sechzehnten einen
bemerkenswerthen Aufschwung. In Hessen zierte bereits im zehnten Jahrhun¬
dert die Rebe das Werrathal, im dreizehnten die Berghänge an der Fulda
und später sogar die Ufergelände an der Dienet, und der Weinbau wurde hier
mit solchem Erfolge betrieben, daß manche Sorten dem Rheinwein und dem
Burgunder an Güte gleichgekommen sein sollen.

Auch Thüringen, die Heimath des Obstbaus, versuchte schon früh die
Rebe bei sich einzubürgern. 1193 finden wir sie von den Mönchen des
Klosters Walkenried zu Bodenrode gepflanzt, 1170 begegnen wir ihr bei Er¬
furt und 1275 bei Jena. Im Meißnischen bestand ein ziemlich ausgedehnter
Weinbau urkundlich bereits im Jahre 1161, und im sechzehnten Jahrhundert
wanderten dessen Produkte vielfach uach Magdeburg und Hamburg. Sein
Begründer war um 1073 der Bischof Benno von Meißen, der zuerst bei


Greiizboton U. 1377. 64
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0509" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138210"/>
          <p xml:id="ID_1452" prev="#ID_1451"> dessen Nebenflüssen bereits zu den deutschen Anwohnern der Meeresküste. Sehr<lb/>
viel geschah unter den sächsischen Kaisern, wo sich Weinpflanzungen über ganz<lb/>
Schwaben und Tirol erstreckten und deren auch an der Saale und Elbe sowie<lb/>
bei Hildesheim angelegt wurden. Das Meiste scheinen hier Bischöfe und<lb/>
Klöster gethan zu haben; denn die Geistlichkeit bedürfte u. A. des Weines zum<lb/>
Meßopfer. Wir verweisen in dieser Beziehung hinsichtlich Süddeutschlands<lb/>
auf die Nordhoff'sche Schrift, und erwähnen nur das, was die Gegenden nörd¬<lb/>
lich von den mitteldeutschen Gebirgen angeht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1453"> Schon im elften Jahrhundert werden bischöfliche Weinberge in der Nähe<lb/>
von Minden an der Weser erwähnt. Das Kloster Corvei im Sachsenlande<lb/>
hatte vermuthlich schon längst den Weinbau betrieben, als im zwölften Jahr¬<lb/>
hundert der Neben ans den Kalkwänden des Räuschen- und des Ziegenbergs<lb/>
gedacht wird. Im Bergischen ist etwas später von Weingütern und Kelter¬<lb/>
häusern im Amte Angermund die Rede, im vierzehnten Jahrhundert kommen<lb/>
deren zu Wipperfürth und am Schloßberg von Siegen vor. In Westfalen<lb/>
wurde in der letztgenannten Zeit und vielleicht schon früher bei Wandhofen<lb/>
und Opherdicke, bei Hörde, bei Hattingen und auf größeren Parzellen des<lb/>
Klosters Herdecke, ferner im Lennethal bei Limburg und Altena Wein gebaut.<lb/>
Iserlohn hatte 1330 im Norden der Stadt einen Weinberg. Im rauhen<lb/>
Sauerlande gab es 1230 zu Hansen, 1268 zu Meschede und später zu Arns-<lb/>
berg Rebenpflanzungen. Im Münsterlande wurden u. A. von den Benedik¬<lb/>
tinern des Klosters Liesbvrn im zwölften Jahrhunderte bei Beckum und vom<lb/>
Bischof Florenz zu Telgte an der Eins Weingürten angelegt. Im Hochstift<lb/>
Paderborn besaßen die Cluniacenser um dieselbe Zeit namentlich zu Elvering-<lb/>
hausen ihre Nebenpflanzungen. Im Waldeck'schen reicht die Weinknltur von<lb/>
Oberwilduugen vielleicht bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück; sie umfaßte<lb/>
hier später achzig Morgen und nahm im fünfzehnten und sechzehnten einen<lb/>
bemerkenswerthen Aufschwung. In Hessen zierte bereits im zehnten Jahrhun¬<lb/>
dert die Rebe das Werrathal, im dreizehnten die Berghänge an der Fulda<lb/>
und später sogar die Ufergelände an der Dienet, und der Weinbau wurde hier<lb/>
mit solchem Erfolge betrieben, daß manche Sorten dem Rheinwein und dem<lb/>
Burgunder an Güte gleichgekommen sein sollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1454" next="#ID_1455"> Auch Thüringen, die Heimath des Obstbaus, versuchte schon früh die<lb/>
Rebe bei sich einzubürgern. 1193 finden wir sie von den Mönchen des<lb/>
Klosters Walkenried zu Bodenrode gepflanzt, 1170 begegnen wir ihr bei Er¬<lb/>
furt und 1275 bei Jena. Im Meißnischen bestand ein ziemlich ausgedehnter<lb/>
Weinbau urkundlich bereits im Jahre 1161, und im sechzehnten Jahrhundert<lb/>
wanderten dessen Produkte vielfach uach Magdeburg und Hamburg. Sein<lb/>
Begründer war um 1073 der Bischof Benno von Meißen, der zuerst bei</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Greiizboton U. 1377. 64</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0509] dessen Nebenflüssen bereits zu den deutschen Anwohnern der Meeresküste. Sehr viel geschah unter den sächsischen Kaisern, wo sich Weinpflanzungen über ganz Schwaben und Tirol erstreckten und deren auch an der Saale und Elbe sowie bei Hildesheim angelegt wurden. Das Meiste scheinen hier Bischöfe und Klöster gethan zu haben; denn die Geistlichkeit bedürfte u. A. des Weines zum Meßopfer. Wir verweisen in dieser Beziehung hinsichtlich Süddeutschlands auf die Nordhoff'sche Schrift, und erwähnen nur das, was die Gegenden nörd¬ lich von den mitteldeutschen Gebirgen angeht. Schon im elften Jahrhundert werden bischöfliche Weinberge in der Nähe von Minden an der Weser erwähnt. Das Kloster Corvei im Sachsenlande hatte vermuthlich schon längst den Weinbau betrieben, als im zwölften Jahr¬ hundert der Neben ans den Kalkwänden des Räuschen- und des Ziegenbergs gedacht wird. Im Bergischen ist etwas später von Weingütern und Kelter¬ häusern im Amte Angermund die Rede, im vierzehnten Jahrhundert kommen deren zu Wipperfürth und am Schloßberg von Siegen vor. In Westfalen wurde in der letztgenannten Zeit und vielleicht schon früher bei Wandhofen und Opherdicke, bei Hörde, bei Hattingen und auf größeren Parzellen des Klosters Herdecke, ferner im Lennethal bei Limburg und Altena Wein gebaut. Iserlohn hatte 1330 im Norden der Stadt einen Weinberg. Im rauhen Sauerlande gab es 1230 zu Hansen, 1268 zu Meschede und später zu Arns- berg Rebenpflanzungen. Im Münsterlande wurden u. A. von den Benedik¬ tinern des Klosters Liesbvrn im zwölften Jahrhunderte bei Beckum und vom Bischof Florenz zu Telgte an der Eins Weingürten angelegt. Im Hochstift Paderborn besaßen die Cluniacenser um dieselbe Zeit namentlich zu Elvering- hausen ihre Nebenpflanzungen. Im Waldeck'schen reicht die Weinknltur von Oberwilduugen vielleicht bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück; sie umfaßte hier später achzig Morgen und nahm im fünfzehnten und sechzehnten einen bemerkenswerthen Aufschwung. In Hessen zierte bereits im zehnten Jahrhun¬ dert die Rebe das Werrathal, im dreizehnten die Berghänge an der Fulda und später sogar die Ufergelände an der Dienet, und der Weinbau wurde hier mit solchem Erfolge betrieben, daß manche Sorten dem Rheinwein und dem Burgunder an Güte gleichgekommen sein sollen. Auch Thüringen, die Heimath des Obstbaus, versuchte schon früh die Rebe bei sich einzubürgern. 1193 finden wir sie von den Mönchen des Klosters Walkenried zu Bodenrode gepflanzt, 1170 begegnen wir ihr bei Er¬ furt und 1275 bei Jena. Im Meißnischen bestand ein ziemlich ausgedehnter Weinbau urkundlich bereits im Jahre 1161, und im sechzehnten Jahrhundert wanderten dessen Produkte vielfach uach Magdeburg und Hamburg. Sein Begründer war um 1073 der Bischof Benno von Meißen, der zuerst bei Greiizboton U. 1377. 64

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/509
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/509>, abgerufen am 03.07.2024.