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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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nichts zu wünschen übrig; mit der letzteren hat die treffliche und dnrch ihre
musterhaften Leistungen im Holzschnittdruck wohlrenvmmirte Officin von
Hmidertstnud und Pries in Leipzig wieder ihr Bestes geleistet. Und der Preis
dieser 24 Bogen? Er beträgt die im Verhältniß zu dem Gebotenen wahrhaft
lächerliche Summe von 2 Mark, wozu die Verlagshandlung noch die Be¬
merkung macht, daß jeder Bogen auch einzeln (-r 29 Pfennige) abgegeben
wird, daß je 10 Bogen, gleichviel ob von einer Nummer oder in einer Aus¬
wahl verschiedener Nummern, mit 1 Mark berechnet und daß auf je 100 Bogen
^0 Bogen gratis geliefert werden.

Es liegt auf der Hand, welche großen Vortheile dnrch diese "Bilderbogen"
gewonnen werden. Denkt man sich, daß während des Unterrichts je zwei
Schiller einen solchen Bogen vor sich haben, so würde sich für Klassen mit
der "normalen" Zahl von 30 Schillern die Anschaffung von 15 Exemplaren
nöthig machen, also eine Ausgabe von 30 Mark genügen, und für diesen nied¬
rigen Preis wird ein Anschauungsmaterial geboten, welches beinahe das zehn¬
fache der Lauuitz'scheu Tafeln umfaßt, und welches jeder Zuhörer bequem vor
sich haben kann. Vou dem einzelnen Bogen, der für den betreffenden Vortrag
nöthig ist, braucht nur beim Beginn des Vortrags oder beim Beginn der Er¬
läuterungen die nöthige Anzahl von Exemplaren vertheilt zu werden; ein ein¬
zelnes Exemplar kaun dann in einem "fliegenden Rahmen" bis zur nächsten
Sektion zu wiederholter Betrachtung im Klassenzimmer zurückbleiben. Sollten
die Bogen nach Jahren, was übrigens bei ihrer Handlichkeit nicht so bald zu
befürchten ist, aufgebraucht sein, -- mau begehe nnr nicht den Fehler, die
ganze Serie etwa in Atlasform binden zu lassen, sondern behalte die Form
^r losen Bogen bei! -- so würde die aufgewandte Summe noch immer gegen
das, was der naturwissenschaftliche Unterricht z. B. durch seiue physikalischen
und chemischen Experimente verbraucht, kaum in Betracht kommen.

Diese Vortheile springen so in die Augen, daß, wenn nicht alles trügt, die
^dee dieser "Bilderbogen" berufen zu sein scheint, eine förmliche kleine Re-
bvlution in unserem höheren Unterrichtswesen hervorzurufen. Nicht bloß das
Gymnasium, sondern auch Knnstakademieen, Polytechniker, ja selbst die Uni¬
versität, werden davon Nutzen ziehen können, wenn der Verleger, wie er in
sichere Aussicht gestellt hat, an diese erste Sammlung noch etwa zehn weitere,
^eichstarke Serien anschließen und damit das Gesammtgebiet der Kunstgeschichte
zur neuesten Zeit umspannen wird*) Und sollte nicht auch der natur-



, *) Auch bei einzelnen öffentlichen Vortrügen über kunstgeschichtliche Themata kann es
t"ne praktischere Anschauung geben als solche Bogen, Als Prof, Woltmann aus Prag im
^wvrigen Winter im Leipziger Nolksbildungsverein einen Vortrag über das Strnßburger
Münster hielt, hatte Herr Seemann für die Herstellung eines "Bilderbogens" gesorgt, der
Grenzboten II. 1877. 42

nichts zu wünschen übrig; mit der letzteren hat die treffliche und dnrch ihre
musterhaften Leistungen im Holzschnittdruck wohlrenvmmirte Officin von
Hmidertstnud und Pries in Leipzig wieder ihr Bestes geleistet. Und der Preis
dieser 24 Bogen? Er beträgt die im Verhältniß zu dem Gebotenen wahrhaft
lächerliche Summe von 2 Mark, wozu die Verlagshandlung noch die Be¬
merkung macht, daß jeder Bogen auch einzeln (-r 29 Pfennige) abgegeben
wird, daß je 10 Bogen, gleichviel ob von einer Nummer oder in einer Aus¬
wahl verschiedener Nummern, mit 1 Mark berechnet und daß auf je 100 Bogen
^0 Bogen gratis geliefert werden.

Es liegt auf der Hand, welche großen Vortheile dnrch diese „Bilderbogen"
gewonnen werden. Denkt man sich, daß während des Unterrichts je zwei
Schiller einen solchen Bogen vor sich haben, so würde sich für Klassen mit
der „normalen" Zahl von 30 Schillern die Anschaffung von 15 Exemplaren
nöthig machen, also eine Ausgabe von 30 Mark genügen, und für diesen nied¬
rigen Preis wird ein Anschauungsmaterial geboten, welches beinahe das zehn¬
fache der Lauuitz'scheu Tafeln umfaßt, und welches jeder Zuhörer bequem vor
sich haben kann. Vou dem einzelnen Bogen, der für den betreffenden Vortrag
nöthig ist, braucht nur beim Beginn des Vortrags oder beim Beginn der Er¬
läuterungen die nöthige Anzahl von Exemplaren vertheilt zu werden; ein ein¬
zelnes Exemplar kaun dann in einem „fliegenden Rahmen" bis zur nächsten
Sektion zu wiederholter Betrachtung im Klassenzimmer zurückbleiben. Sollten
die Bogen nach Jahren, was übrigens bei ihrer Handlichkeit nicht so bald zu
befürchten ist, aufgebraucht sein, — mau begehe nnr nicht den Fehler, die
ganze Serie etwa in Atlasform binden zu lassen, sondern behalte die Form
^r losen Bogen bei! — so würde die aufgewandte Summe noch immer gegen
das, was der naturwissenschaftliche Unterricht z. B. durch seiue physikalischen
und chemischen Experimente verbraucht, kaum in Betracht kommen.

Diese Vortheile springen so in die Augen, daß, wenn nicht alles trügt, die
^dee dieser „Bilderbogen" berufen zu sein scheint, eine förmliche kleine Re-
bvlution in unserem höheren Unterrichtswesen hervorzurufen. Nicht bloß das
Gymnasium, sondern auch Knnstakademieen, Polytechniker, ja selbst die Uni¬
versität, werden davon Nutzen ziehen können, wenn der Verleger, wie er in
sichere Aussicht gestellt hat, an diese erste Sammlung noch etwa zehn weitere,
^eichstarke Serien anschließen und damit das Gesammtgebiet der Kunstgeschichte
zur neuesten Zeit umspannen wird*) Und sollte nicht auch der natur-



, *) Auch bei einzelnen öffentlichen Vortrügen über kunstgeschichtliche Themata kann es
t"ne praktischere Anschauung geben als solche Bogen, Als Prof, Woltmann aus Prag im
^wvrigen Winter im Leipziger Nolksbildungsverein einen Vortrag über das Strnßburger
Münster hielt, hatte Herr Seemann für die Herstellung eines „Bilderbogens" gesorgt, der
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/333>, abgerufen am 26.06.2024.