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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Westfalen wird von beiden christlichen Konfessionen in fast gleicher
Stärke bewohnt, es hat daher nicht so viele ultramontane Blätter als die
Rheinlande, wo die Protestanten nnr eine kleine Minorität bilden. Allein
seine katholische Presse ist immerhin von Bedeutung. Leitendes Organ ist der
"Westfälische Merkur" in Münster, der in seiner Geschichte, wie Herr Wverl
die Sache auffaßt, "dunkle Momente" hatte. Mit andern Worten, es "gab
eine Zeit, wo der Merkur mit vollen Segeln in das nationalliberale Fahr¬
wasser strebte. Zu rechter Zeit aber ergriff eine starke Hand das Ruder, um
dem Blatte das katholische Gepräge zu bewahren." (Wir wären im Bilde
geblieben und hätten gesagt: um es fortan den Kurs auf Rom nehmen zu
lassen.) "Seitdem der Kulturkampf entbrannt ist, hat sich der "Merkur"
musterhaft gehalten und alles Laviren bei Seite gesetzt. Seit dieser Zeit aber
hat er auch eine wahre Leidensgeschichte erlebt, von der die Redakteure
Dr. Winkler, Dr. Suing und Freiherr v. Wendt erzählen können." (Wie
mein's treibt, so geht's. Man konnte den Herren für ihren Unfug doch nicht
gut einen Orden geben.) "Die Redaktion legt Eifer und Umsicht an den Tag,
allein der Inhalt des Blattes ist im Vergleich zu seiner Stellung und Be¬
deutung noch viel zu dürftig." Neben dem "Merkur" hat Münster noch zwei
ultramontane Lokalblätter, das "Tageblatt" und den "Anzeiger", ein "Sonn¬
tagsblatt" und den "Westfälischen Bauer", das Organ eines Vereins von
Landleuten. Sonst kommen in dem katholischem Theile Westfalens noch fünf
täglich erscheinende Zeitungen der Jesuitenpartei heraus: das "Bocholder Volks-
tblatt", die "Westfälische Volkszeitung", in Dortmund die "Tremouia", in
Paderborn endlich das in achttausend Exemplaren verbreitete "Westfälische
Volksblatt", welches dem Verfasser zu leise auftritt, und der "Liboriusbote",
der derber und dreister für die ultramontane Sache ins Geschirr geht. Alle
die kleinen ein, zwei oder drei Mal die Woche ausgegebenen Lokalblätter ähn¬
licher Farbe aufzuzählen, unterlassen wir auch hier, indem wir nur bemerken,
daß unsere Schrift von denselben das "Central-Volksblatt" in Arnsberg, die
"Bergisch-Märkische Zeitung" in Hagen und die "Hamm-Soester Volkszeitung"
lobend hervorhebt.

Im Hohenzollernschen wirken die "Volkszeitung" zu Sigmaringen und der
"Zöller" zu Hechingen im ultramontanen Sinne, und im nichtpreußischen
Norden Deutschlands finden wir ein ähnlich gesinntes Organ im "Katholischen
Kirchenblatt" für die nordischen Missionen zu Hamburg.

Zeitschriften nltramontaner Färbung sind in Preußen: das "Hedwigsblatt"
und das "Schlesische Bonifacius - Vereinsblatt" zu Breslau, das weit ver¬
breitete "Katholische Missionsblatt" zu Dülmen in Westfalen, die ..Wupper-
haler Volksblätter" in Barmer und das "Se. Josefsblatt" in M. Gladbach.


Westfalen wird von beiden christlichen Konfessionen in fast gleicher
Stärke bewohnt, es hat daher nicht so viele ultramontane Blätter als die
Rheinlande, wo die Protestanten nnr eine kleine Minorität bilden. Allein
seine katholische Presse ist immerhin von Bedeutung. Leitendes Organ ist der
„Westfälische Merkur" in Münster, der in seiner Geschichte, wie Herr Wverl
die Sache auffaßt, „dunkle Momente" hatte. Mit andern Worten, es „gab
eine Zeit, wo der Merkur mit vollen Segeln in das nationalliberale Fahr¬
wasser strebte. Zu rechter Zeit aber ergriff eine starke Hand das Ruder, um
dem Blatte das katholische Gepräge zu bewahren." (Wir wären im Bilde
geblieben und hätten gesagt: um es fortan den Kurs auf Rom nehmen zu
lassen.) „Seitdem der Kulturkampf entbrannt ist, hat sich der „Merkur"
musterhaft gehalten und alles Laviren bei Seite gesetzt. Seit dieser Zeit aber
hat er auch eine wahre Leidensgeschichte erlebt, von der die Redakteure
Dr. Winkler, Dr. Suing und Freiherr v. Wendt erzählen können." (Wie
mein's treibt, so geht's. Man konnte den Herren für ihren Unfug doch nicht
gut einen Orden geben.) „Die Redaktion legt Eifer und Umsicht an den Tag,
allein der Inhalt des Blattes ist im Vergleich zu seiner Stellung und Be¬
deutung noch viel zu dürftig." Neben dem „Merkur" hat Münster noch zwei
ultramontane Lokalblätter, das „Tageblatt" und den „Anzeiger", ein „Sonn¬
tagsblatt" und den „Westfälischen Bauer", das Organ eines Vereins von
Landleuten. Sonst kommen in dem katholischem Theile Westfalens noch fünf
täglich erscheinende Zeitungen der Jesuitenpartei heraus: das „Bocholder Volks-
tblatt", die „Westfälische Volkszeitung", in Dortmund die „Tremouia", in
Paderborn endlich das in achttausend Exemplaren verbreitete „Westfälische
Volksblatt", welches dem Verfasser zu leise auftritt, und der „Liboriusbote",
der derber und dreister für die ultramontane Sache ins Geschirr geht. Alle
die kleinen ein, zwei oder drei Mal die Woche ausgegebenen Lokalblätter ähn¬
licher Farbe aufzuzählen, unterlassen wir auch hier, indem wir nur bemerken,
daß unsere Schrift von denselben das „Central-Volksblatt" in Arnsberg, die
„Bergisch-Märkische Zeitung" in Hagen und die „Hamm-Soester Volkszeitung"
lobend hervorhebt.

Im Hohenzollernschen wirken die „Volkszeitung" zu Sigmaringen und der
„Zöller" zu Hechingen im ultramontanen Sinne, und im nichtpreußischen
Norden Deutschlands finden wir ein ähnlich gesinntes Organ im „Katholischen
Kirchenblatt" für die nordischen Missionen zu Hamburg.

Zeitschriften nltramontaner Färbung sind in Preußen: das „Hedwigsblatt"
und das „Schlesische Bonifacius - Vereinsblatt" zu Breslau, das weit ver¬
breitete „Katholische Missionsblatt" zu Dülmen in Westfalen, die ..Wupper-
haler Volksblätter" in Barmer und das „Se. Josefsblatt" in M. Gladbach.


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[0032] Westfalen wird von beiden christlichen Konfessionen in fast gleicher Stärke bewohnt, es hat daher nicht so viele ultramontane Blätter als die Rheinlande, wo die Protestanten nnr eine kleine Minorität bilden. Allein seine katholische Presse ist immerhin von Bedeutung. Leitendes Organ ist der „Westfälische Merkur" in Münster, der in seiner Geschichte, wie Herr Wverl die Sache auffaßt, „dunkle Momente" hatte. Mit andern Worten, es „gab eine Zeit, wo der Merkur mit vollen Segeln in das nationalliberale Fahr¬ wasser strebte. Zu rechter Zeit aber ergriff eine starke Hand das Ruder, um dem Blatte das katholische Gepräge zu bewahren." (Wir wären im Bilde geblieben und hätten gesagt: um es fortan den Kurs auf Rom nehmen zu lassen.) „Seitdem der Kulturkampf entbrannt ist, hat sich der „Merkur" musterhaft gehalten und alles Laviren bei Seite gesetzt. Seit dieser Zeit aber hat er auch eine wahre Leidensgeschichte erlebt, von der die Redakteure Dr. Winkler, Dr. Suing und Freiherr v. Wendt erzählen können." (Wie mein's treibt, so geht's. Man konnte den Herren für ihren Unfug doch nicht gut einen Orden geben.) „Die Redaktion legt Eifer und Umsicht an den Tag, allein der Inhalt des Blattes ist im Vergleich zu seiner Stellung und Be¬ deutung noch viel zu dürftig." Neben dem „Merkur" hat Münster noch zwei ultramontane Lokalblätter, das „Tageblatt" und den „Anzeiger", ein „Sonn¬ tagsblatt" und den „Westfälischen Bauer", das Organ eines Vereins von Landleuten. Sonst kommen in dem katholischem Theile Westfalens noch fünf täglich erscheinende Zeitungen der Jesuitenpartei heraus: das „Bocholder Volks- tblatt", die „Westfälische Volkszeitung", in Dortmund die „Tremouia", in Paderborn endlich das in achttausend Exemplaren verbreitete „Westfälische Volksblatt", welches dem Verfasser zu leise auftritt, und der „Liboriusbote", der derber und dreister für die ultramontane Sache ins Geschirr geht. Alle die kleinen ein, zwei oder drei Mal die Woche ausgegebenen Lokalblätter ähn¬ licher Farbe aufzuzählen, unterlassen wir auch hier, indem wir nur bemerken, daß unsere Schrift von denselben das „Central-Volksblatt" in Arnsberg, die „Bergisch-Märkische Zeitung" in Hagen und die „Hamm-Soester Volkszeitung" lobend hervorhebt. Im Hohenzollernschen wirken die „Volkszeitung" zu Sigmaringen und der „Zöller" zu Hechingen im ultramontanen Sinne, und im nichtpreußischen Norden Deutschlands finden wir ein ähnlich gesinntes Organ im „Katholischen Kirchenblatt" für die nordischen Missionen zu Hamburg. Zeitschriften nltramontaner Färbung sind in Preußen: das „Hedwigsblatt" und das „Schlesische Bonifacius - Vereinsblatt" zu Breslau, das weit ver¬ breitete „Katholische Missionsblatt" zu Dülmen in Westfalen, die ..Wupper- haler Volksblätter" in Barmer und das „Se. Josefsblatt" in M. Gladbach.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/32>, abgerufen am 06.01.2025.