Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.doch unsere Pflicht!" sprach Mathy zu dem Großherzog, als er auf sein Schrei¬ Gelegentlich des vor wenig Monaten (18. Sept. 1876) stattgehabten *) Vergl. den Aufsatz "der Ministerwechsel in Baden", Grenzboten 187", Ur. 48. **) Bei Schluß des Aufsatzes kommt uns oiue zum Rcgierungsjubiläum des Großherzogs
verfaßte Festschrift zu: Baden in den Jahren 1852 bis 1877, von Fr. v. Wenns (Karlsruhe, A, Bielefeld). In derselben ist namentlich ein sehr reichliches Material über die Thätigkeit der Gesetzgebung, über die Kultur- und volkswirtschaftlichen Verhältnisse Badens unter der Regierung des Großherzog Friedrich zusammengestellt. Das Büchlein mag deshalb auch für cnißcrbadische Kreise ein Interesse bieten. doch unsere Pflicht!" sprach Mathy zu dem Großherzog, als er auf sein Schrei¬ Gelegentlich des vor wenig Monaten (18. Sept. 1876) stattgehabten *) Vergl. den Aufsatz „der Ministerwechsel in Baden", Grenzboten 187«, Ur. 48. **) Bei Schluß des Aufsatzes kommt uns oiue zum Rcgierungsjubiläum des Großherzogs
verfaßte Festschrift zu: Baden in den Jahren 1852 bis 1877, von Fr. v. Wenns (Karlsruhe, A, Bielefeld). In derselben ist namentlich ein sehr reichliches Material über die Thätigkeit der Gesetzgebung, über die Kultur- und volkswirtschaftlichen Verhältnisse Badens unter der Regierung des Großherzog Friedrich zusammengestellt. Das Büchlein mag deshalb auch für cnißcrbadische Kreise ein Interesse bieten. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0183" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137884"/> <p xml:id="ID_466" prev="#ID_465"> doch unsere Pflicht!" sprach Mathy zu dem Großherzog, als er auf sein Schrei¬<lb/> ben an Bismarck vom 18. November 18K7 und die darin enthaltene An¬<lb/> frage über die etwaige Zeit der Aufnahme Badens in den Nordbnnd eine<lb/> die gewünschte Erklärung ablehnende Antwort erhielt. Das Wort ist glän¬<lb/> zend gelöst. Als Großherzog Friedrich am 18. Januar 1870 im prunkenden<lb/> Saale des Versailler Königsschlosses dem deutschen Kaiser den ersten<lb/> Hochruf brachte, da war das badische Volk stolz, seinen Fürsten ein<lb/> Werk krönen zu sehen, für das er selbstverleugnend und unermüdlich gearbeitet<lb/> hatte, wie kein anderer der deutschen Fürsten. Und welch hohes Beispiel des<lb/> hingebendsten Patriotismus gab Großherzog Friedrich auch jetzt! Baden,<lb/> dem deutschen Reich eingegliedert, kennt keine Reservatrechte, Badens Heer<lb/> ist Bestandtheil des preußischen Heeres. Das Volk hat diese Politik gebilligt<lb/> und billigt sie. In den ersten Reichstag hat es zwölf Nationalliberale entsendet<lb/> neben nur zwei Ultramontanen, die zwei Ultramontanen blieben auch bei der Wahl<lb/> von 1874 und bei der dieses Jahres, beidemal zu elf Nationalliberalen<lb/> und für 1874 einem Freikonservativen, für 1877 einem Deutschkonservativen.</p><lb/> <p xml:id="ID_467"> Gelegentlich des vor wenig Monaten (18. Sept. 1876) stattgehabten<lb/> Ministerwechsels, welcher Jolly von seinem Posten abberief, wurden Stimmen<lb/> laut, die eine Aenderung der badischen Politik vor allem auch hinsichtlich<lb/> des Zielpunktes der nationalen Entwickelung befürchteten. Verfasser des gegen¬<lb/> wärtigen Aufsatzes hat damals auch Bedeuten in dieser Richtung geäußert*).<lb/> Die Tage, in denen soeben Fürst Bismarck in Gefahr stand, von der parti-<lb/> kularistisch reaktionären Flut hinweggeschwemmt zu werden, sind nicht dazu<lb/> angethan, solche Bedenken zu widerrufen. Es mag ja wohl fein, daß die<lb/> Wogen des Partikularismus, vou mißgünstigen Winden gepeitscht, noch tosender<lb/> als bisher an die Stufen auch des badischen Fürstenthrones hinanschwellen.<lb/> Sie mögen dann dem Auge des Fürsten die Bahn des nationalen Gedankens<lb/> verdunkeln und seinen Fuß den Pfad nnr zögernd finden lassen. Aber verlieren<lb/> wird Großherzog Friedrich diese Bahn nicht, und wankend wird sein Schritt<lb/> nicht werden. Das Wort, einst in der Stunde schmerzlich schwerer Enttäuschung<lb/> von dem Minister gesprochen, das hat der Fürst bejaht und wird es bejahen,<lb/> d<note type="byline"> Hr.</note> as Manneswort: „Und wir thun doch unsre Pflicht!"**) </p><lb/> <note xml:id="FID_111" place="foot"> *) Vergl. den Aufsatz „der Ministerwechsel in Baden", Grenzboten 187«, Ur. 48.</note><lb/> <note xml:id="FID_112" place="foot"> **) Bei Schluß des Aufsatzes kommt uns oiue zum Rcgierungsjubiläum des Großherzogs<lb/> verfaßte Festschrift zu: Baden in den Jahren 1852 bis 1877, von Fr. v. Wenns (Karlsruhe,<lb/> A, Bielefeld). In derselben ist namentlich ein sehr reichliches Material über die Thätigkeit<lb/> der Gesetzgebung, über die Kultur- und volkswirtschaftlichen Verhältnisse Badens unter der<lb/> Regierung des Großherzog Friedrich zusammengestellt. Das Büchlein mag deshalb auch<lb/> für cnißcrbadische Kreise ein Interesse bieten.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0183]
doch unsere Pflicht!" sprach Mathy zu dem Großherzog, als er auf sein Schrei¬
ben an Bismarck vom 18. November 18K7 und die darin enthaltene An¬
frage über die etwaige Zeit der Aufnahme Badens in den Nordbnnd eine
die gewünschte Erklärung ablehnende Antwort erhielt. Das Wort ist glän¬
zend gelöst. Als Großherzog Friedrich am 18. Januar 1870 im prunkenden
Saale des Versailler Königsschlosses dem deutschen Kaiser den ersten
Hochruf brachte, da war das badische Volk stolz, seinen Fürsten ein
Werk krönen zu sehen, für das er selbstverleugnend und unermüdlich gearbeitet
hatte, wie kein anderer der deutschen Fürsten. Und welch hohes Beispiel des
hingebendsten Patriotismus gab Großherzog Friedrich auch jetzt! Baden,
dem deutschen Reich eingegliedert, kennt keine Reservatrechte, Badens Heer
ist Bestandtheil des preußischen Heeres. Das Volk hat diese Politik gebilligt
und billigt sie. In den ersten Reichstag hat es zwölf Nationalliberale entsendet
neben nur zwei Ultramontanen, die zwei Ultramontanen blieben auch bei der Wahl
von 1874 und bei der dieses Jahres, beidemal zu elf Nationalliberalen
und für 1874 einem Freikonservativen, für 1877 einem Deutschkonservativen.
Gelegentlich des vor wenig Monaten (18. Sept. 1876) stattgehabten
Ministerwechsels, welcher Jolly von seinem Posten abberief, wurden Stimmen
laut, die eine Aenderung der badischen Politik vor allem auch hinsichtlich
des Zielpunktes der nationalen Entwickelung befürchteten. Verfasser des gegen¬
wärtigen Aufsatzes hat damals auch Bedeuten in dieser Richtung geäußert*).
Die Tage, in denen soeben Fürst Bismarck in Gefahr stand, von der parti-
kularistisch reaktionären Flut hinweggeschwemmt zu werden, sind nicht dazu
angethan, solche Bedenken zu widerrufen. Es mag ja wohl fein, daß die
Wogen des Partikularismus, vou mißgünstigen Winden gepeitscht, noch tosender
als bisher an die Stufen auch des badischen Fürstenthrones hinanschwellen.
Sie mögen dann dem Auge des Fürsten die Bahn des nationalen Gedankens
verdunkeln und seinen Fuß den Pfad nnr zögernd finden lassen. Aber verlieren
wird Großherzog Friedrich diese Bahn nicht, und wankend wird sein Schritt
nicht werden. Das Wort, einst in der Stunde schmerzlich schwerer Enttäuschung
von dem Minister gesprochen, das hat der Fürst bejaht und wird es bejahen,
d Hr. as Manneswort: „Und wir thun doch unsre Pflicht!"**)
*) Vergl. den Aufsatz „der Ministerwechsel in Baden", Grenzboten 187«, Ur. 48.
**) Bei Schluß des Aufsatzes kommt uns oiue zum Rcgierungsjubiläum des Großherzogs
verfaßte Festschrift zu: Baden in den Jahren 1852 bis 1877, von Fr. v. Wenns (Karlsruhe,
A, Bielefeld). In derselben ist namentlich ein sehr reichliches Material über die Thätigkeit
der Gesetzgebung, über die Kultur- und volkswirtschaftlichen Verhältnisse Badens unter der
Regierung des Großherzog Friedrich zusammengestellt. Das Büchlein mag deshalb auch
für cnißcrbadische Kreise ein Interesse bieten.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |