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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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von Hackfrüchten, und zugleich wurde mit der Erbauung des Jnstitutsgebäudes
der Anfang gemacht. Aber der hereingebrochene Krieg griff störend in den
ruhigen Fortgang der Wirthschaft ein, und erst im folgenden Jahre konnte
Thaer zu einer regelmäßigen Schlageintheilung vorschreiten. Nach derselben
wurden zunächst sieben Hauptschläge von je achzig Morgen, die jedoch erst nach
und nach, wenn der Hackfruchtbau an sie kam, durch weitere Düngung oder
größere Schonung, wie es gerade die Beschaffenheit verlangte, in Kultur ge¬
bracht werden konnten, nach folgendem Fruchtwechsel bewirthschaftet:

1. Hackfrüchte, zu denen auch gedrillte Bohnen gehörten. Hierzu wurde
im Herbste neun bis zehn Zoll tief gepflügt, darauf bis in den Winter hinein, je
nach der Witterung, der Dünger hinausgefahren und ausgestreut, und im
Frühjahr derselbe flach untergepflügt. Darnach ließ Thaer nach sauberem
Abeggen mittelst des Marqueurs über den ganzen Schlag zwei Fuß von
einander entfernte Striche ziehen und diese im rechten Winkel von zwei auf
einander folgenden Pflügen in einer Furchenbreite von ebenfalls zwei Fuß
durchschneiden. Dann wurden an den Stellen, wo der zweite Pflug auf den
Strich des Marqueurs traf, Kartoffeln gelegt, sodaß die Pflanzen regelmäßig
im Quadrat zwei Fuß von einander zu stehen kamen. Nach dem ersten Auf¬
laufen des Hederichs wurde das Feld abgeeggt und dadurch ein guter Theil
dieses Unkrauts zerstört. Den später von Neuem aufschießenden Hederich be¬
seitigte der Exstirpator, ein nochmaliges Eggen und das Häufeln der Kartoffeln,
welches bei ihrem regelmäßigen Stande der Länge und der Breite nach mit
Leichtigkeit durch den Häufelpflug mit doppeltem Streichbret bewirkt werden
konnte. Was trotzdem von jenem Unkraut übrig blieb, wurde schließlich in
der Blüthezeit der Kartoffelstauden mit der Hand ausgerissen. Die Kartoffeln
wurden bei der Ernte mit der Winzerhacke ausgehoben und auf die zur Hand
stehenden Kastenwagen gebracht. Dann wurde das Feld zu mittlerer Tiefe
umgepflügt und dabei die etwa noch im Lande verbliebenen Knollen hervorge¬
holt, die darauf von Schafen und Schweinen verzehrt wurden. An sonstigen
Hackfrüchten baute Thaer auf diesem Schlage Wasserrüben, schwedische Rüben
oder Rotabaga, Runkeln, zuweilen etwas Kopfkohl und gedrillten, mit der
Pferdehacke bearbeiteten Mais.

2. Große zweizeilige Gerste, welche bei früher Einsaat von vierzehn Metzen
pro Morgen in guten Jahren etwa zwölf und in den schlechtesten noch sechs Scheffel
brachte. Der nach der Kartoffelernte umgepflügte Acker blieb rauh liegen und
wurde im Frühjahr, sobald es die Witterung irgend erlaubte, geeggt und hierauf
ohne Verzug mit der Gerste besäet. Diese brachte Thaer nur mit dem Exstir¬
pator unter, um gleich nachher auf die rauhe Furche Klee einzusäen, welcher
dann geeggt und gewälzt wurde.


von Hackfrüchten, und zugleich wurde mit der Erbauung des Jnstitutsgebäudes
der Anfang gemacht. Aber der hereingebrochene Krieg griff störend in den
ruhigen Fortgang der Wirthschaft ein, und erst im folgenden Jahre konnte
Thaer zu einer regelmäßigen Schlageintheilung vorschreiten. Nach derselben
wurden zunächst sieben Hauptschläge von je achzig Morgen, die jedoch erst nach
und nach, wenn der Hackfruchtbau an sie kam, durch weitere Düngung oder
größere Schonung, wie es gerade die Beschaffenheit verlangte, in Kultur ge¬
bracht werden konnten, nach folgendem Fruchtwechsel bewirthschaftet:

1. Hackfrüchte, zu denen auch gedrillte Bohnen gehörten. Hierzu wurde
im Herbste neun bis zehn Zoll tief gepflügt, darauf bis in den Winter hinein, je
nach der Witterung, der Dünger hinausgefahren und ausgestreut, und im
Frühjahr derselbe flach untergepflügt. Darnach ließ Thaer nach sauberem
Abeggen mittelst des Marqueurs über den ganzen Schlag zwei Fuß von
einander entfernte Striche ziehen und diese im rechten Winkel von zwei auf
einander folgenden Pflügen in einer Furchenbreite von ebenfalls zwei Fuß
durchschneiden. Dann wurden an den Stellen, wo der zweite Pflug auf den
Strich des Marqueurs traf, Kartoffeln gelegt, sodaß die Pflanzen regelmäßig
im Quadrat zwei Fuß von einander zu stehen kamen. Nach dem ersten Auf¬
laufen des Hederichs wurde das Feld abgeeggt und dadurch ein guter Theil
dieses Unkrauts zerstört. Den später von Neuem aufschießenden Hederich be¬
seitigte der Exstirpator, ein nochmaliges Eggen und das Häufeln der Kartoffeln,
welches bei ihrem regelmäßigen Stande der Länge und der Breite nach mit
Leichtigkeit durch den Häufelpflug mit doppeltem Streichbret bewirkt werden
konnte. Was trotzdem von jenem Unkraut übrig blieb, wurde schließlich in
der Blüthezeit der Kartoffelstauden mit der Hand ausgerissen. Die Kartoffeln
wurden bei der Ernte mit der Winzerhacke ausgehoben und auf die zur Hand
stehenden Kastenwagen gebracht. Dann wurde das Feld zu mittlerer Tiefe
umgepflügt und dabei die etwa noch im Lande verbliebenen Knollen hervorge¬
holt, die darauf von Schafen und Schweinen verzehrt wurden. An sonstigen
Hackfrüchten baute Thaer auf diesem Schlage Wasserrüben, schwedische Rüben
oder Rotabaga, Runkeln, zuweilen etwas Kopfkohl und gedrillten, mit der
Pferdehacke bearbeiteten Mais.

2. Große zweizeilige Gerste, welche bei früher Einsaat von vierzehn Metzen
pro Morgen in guten Jahren etwa zwölf und in den schlechtesten noch sechs Scheffel
brachte. Der nach der Kartoffelernte umgepflügte Acker blieb rauh liegen und
wurde im Frühjahr, sobald es die Witterung irgend erlaubte, geeggt und hierauf
ohne Verzug mit der Gerste besäet. Diese brachte Thaer nur mit dem Exstir¬
pator unter, um gleich nachher auf die rauhe Furche Klee einzusäen, welcher
dann geeggt und gewälzt wurde.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/380>, abgerufen am 23.07.2024.