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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Stimme Mehrheit zum künftigen Präsidenten gewählt sei. Das genaue Ver¬
zeichnis? der Unionsstaaten nebst der Zahl ihrer Elektoralstimmen ist folgendes:

Für Tilden stimmten: Alabama mit 10, Arkansas mit 6, Connecticut
mit 6, Delaware mit 3, Georgia mit 11, Jndiana mit 15, Kentucky mit 12,
Maryland unt 8, Mississippi mit 8, Missouri mit 15, New-Jersey mit 9, New-
York mit 35, Nord-Karolina mit 10, Tennessee mit 12, Texas mit 8, Virginien
mit 11, West-Virginien mit 5 Stimmen. Zusammen 184 Stimmen.

Für H ay es stimmten: Kalifornien mit 6, Colorado mit 3, Illinois mit
21, Iowa mit 11, Kansas mit 5, Maine mit 7, Massachusetts mit 13, Michignn
mit 11, Minnesota mit 5, Nebraska mit 3, Nevada mit 3, New - Hampshire
mit 5, Ohio mit 22, Oregon mit 3, Pennsylvanien mit 29, Rhode-Island
mit 4, Vermont mit 5, Wisconsin mit 10, dazu Florida mit 4, Louisiana
mit 8 und Süd-Karolina mit 7 Stimmen. Znsammei: 185 Stimmen.

Da nnn aber die demokratische Partei behauptet, daß in den zuletzt ge-
nannten drei Staate" (Florida, Louisiana und Süd-Karolina) Haycs nur durch
Betrug und Gewaltthätigkeiten seitens der republikanischen Partei den Sieg über
Tilden davongetragen habe, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Aufzählung der
Elektoralstimmen am 14. Februar 1877 nicht so ruhig, wie gewöhnlich von
Statten gehen, ja, daß vielleicht noch am 4. März (1877), dem Tage des
Amtsantritts des neuen Präsidenten, ein Conflikt zwischen den beiden großen
politischen Parteien in den Vereinigten Staaten Platz greifen wird. Präsident
Grant hat zwar in seiner Botschaft, die er dein am 4. Dezember (1876) zu-
sammeutretendeu Kongresse zugehen ließ, die obwaltende Krisis nur insofern
erwähnt, als er hervorhob, daß die bei der letzten Präsidentwahl zu Tage ge¬
tretenen Schwierigkeiten eiuer gesetzlichen Abhülfe bedürften, allein das Re¬
präsentantenhaus des Kongresses, in welchem die demokratische Partei die
entschiedene Majorität hat, faßte am 5. Dezember mit 156 gegen 78 Stimmen
den Beschluß, daß Ausschüsse ernannt würden, die sich sofort nach Florida,
Louisiana und Süd-Karolina begeben und bezüglich der dort stattgehabten
Elektoralwahlen genane Untersuchungen vornehmen sollten. Ebenso beschloß
das Repräsentantenhaus, daß der Justiz-Ausschuß die Frage prüfen möge,
ob Colorado schon zur Zeit der Elektoreuwahl in aller Form Rechtens ein
Uuiousstaat gewesen sei oder nicht. Es liegt auf der Hand, daß diese Beschlüsse
den Weg zur Beanstandung der Erwählung vou Hayes zum Präsidenten der
Union bahnen sollen.

Für den Fall, daß sich bei der Zählung der Elektoralstimmen am 14.
Februar (1877) keine absolute Majorität für einen Kandidaten der Präsident¬
schaft oder der Vieeprüsidentschnft ergeben sollte, hat nach der Bundesverfassung
da5 Repräsentantenhaus des Kongresses das Recht, die Wahl des Präsidenten,


Stimme Mehrheit zum künftigen Präsidenten gewählt sei. Das genaue Ver¬
zeichnis? der Unionsstaaten nebst der Zahl ihrer Elektoralstimmen ist folgendes:

Für Tilden stimmten: Alabama mit 10, Arkansas mit 6, Connecticut
mit 6, Delaware mit 3, Georgia mit 11, Jndiana mit 15, Kentucky mit 12,
Maryland unt 8, Mississippi mit 8, Missouri mit 15, New-Jersey mit 9, New-
York mit 35, Nord-Karolina mit 10, Tennessee mit 12, Texas mit 8, Virginien
mit 11, West-Virginien mit 5 Stimmen. Zusammen 184 Stimmen.

Für H ay es stimmten: Kalifornien mit 6, Colorado mit 3, Illinois mit
21, Iowa mit 11, Kansas mit 5, Maine mit 7, Massachusetts mit 13, Michignn
mit 11, Minnesota mit 5, Nebraska mit 3, Nevada mit 3, New - Hampshire
mit 5, Ohio mit 22, Oregon mit 3, Pennsylvanien mit 29, Rhode-Island
mit 4, Vermont mit 5, Wisconsin mit 10, dazu Florida mit 4, Louisiana
mit 8 und Süd-Karolina mit 7 Stimmen. Znsammei: 185 Stimmen.

Da nnn aber die demokratische Partei behauptet, daß in den zuletzt ge-
nannten drei Staate» (Florida, Louisiana und Süd-Karolina) Haycs nur durch
Betrug und Gewaltthätigkeiten seitens der republikanischen Partei den Sieg über
Tilden davongetragen habe, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Aufzählung der
Elektoralstimmen am 14. Februar 1877 nicht so ruhig, wie gewöhnlich von
Statten gehen, ja, daß vielleicht noch am 4. März (1877), dem Tage des
Amtsantritts des neuen Präsidenten, ein Conflikt zwischen den beiden großen
politischen Parteien in den Vereinigten Staaten Platz greifen wird. Präsident
Grant hat zwar in seiner Botschaft, die er dein am 4. Dezember (1876) zu-
sammeutretendeu Kongresse zugehen ließ, die obwaltende Krisis nur insofern
erwähnt, als er hervorhob, daß die bei der letzten Präsidentwahl zu Tage ge¬
tretenen Schwierigkeiten eiuer gesetzlichen Abhülfe bedürften, allein das Re¬
präsentantenhaus des Kongresses, in welchem die demokratische Partei die
entschiedene Majorität hat, faßte am 5. Dezember mit 156 gegen 78 Stimmen
den Beschluß, daß Ausschüsse ernannt würden, die sich sofort nach Florida,
Louisiana und Süd-Karolina begeben und bezüglich der dort stattgehabten
Elektoralwahlen genane Untersuchungen vornehmen sollten. Ebenso beschloß
das Repräsentantenhaus, daß der Justiz-Ausschuß die Frage prüfen möge,
ob Colorado schon zur Zeit der Elektoreuwahl in aller Form Rechtens ein
Uuiousstaat gewesen sei oder nicht. Es liegt auf der Hand, daß diese Beschlüsse
den Weg zur Beanstandung der Erwählung vou Hayes zum Präsidenten der
Union bahnen sollen.

Für den Fall, daß sich bei der Zählung der Elektoralstimmen am 14.
Februar (1877) keine absolute Majorität für einen Kandidaten der Präsident¬
schaft oder der Vieeprüsidentschnft ergeben sollte, hat nach der Bundesverfassung
da5 Repräsentantenhaus des Kongresses das Recht, die Wahl des Präsidenten,


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[0034] Stimme Mehrheit zum künftigen Präsidenten gewählt sei. Das genaue Ver¬ zeichnis? der Unionsstaaten nebst der Zahl ihrer Elektoralstimmen ist folgendes: Für Tilden stimmten: Alabama mit 10, Arkansas mit 6, Connecticut mit 6, Delaware mit 3, Georgia mit 11, Jndiana mit 15, Kentucky mit 12, Maryland unt 8, Mississippi mit 8, Missouri mit 15, New-Jersey mit 9, New- York mit 35, Nord-Karolina mit 10, Tennessee mit 12, Texas mit 8, Virginien mit 11, West-Virginien mit 5 Stimmen. Zusammen 184 Stimmen. Für H ay es stimmten: Kalifornien mit 6, Colorado mit 3, Illinois mit 21, Iowa mit 11, Kansas mit 5, Maine mit 7, Massachusetts mit 13, Michignn mit 11, Minnesota mit 5, Nebraska mit 3, Nevada mit 3, New - Hampshire mit 5, Ohio mit 22, Oregon mit 3, Pennsylvanien mit 29, Rhode-Island mit 4, Vermont mit 5, Wisconsin mit 10, dazu Florida mit 4, Louisiana mit 8 und Süd-Karolina mit 7 Stimmen. Znsammei: 185 Stimmen. Da nnn aber die demokratische Partei behauptet, daß in den zuletzt ge- nannten drei Staate» (Florida, Louisiana und Süd-Karolina) Haycs nur durch Betrug und Gewaltthätigkeiten seitens der republikanischen Partei den Sieg über Tilden davongetragen habe, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Aufzählung der Elektoralstimmen am 14. Februar 1877 nicht so ruhig, wie gewöhnlich von Statten gehen, ja, daß vielleicht noch am 4. März (1877), dem Tage des Amtsantritts des neuen Präsidenten, ein Conflikt zwischen den beiden großen politischen Parteien in den Vereinigten Staaten Platz greifen wird. Präsident Grant hat zwar in seiner Botschaft, die er dein am 4. Dezember (1876) zu- sammeutretendeu Kongresse zugehen ließ, die obwaltende Krisis nur insofern erwähnt, als er hervorhob, daß die bei der letzten Präsidentwahl zu Tage ge¬ tretenen Schwierigkeiten eiuer gesetzlichen Abhülfe bedürften, allein das Re¬ präsentantenhaus des Kongresses, in welchem die demokratische Partei die entschiedene Majorität hat, faßte am 5. Dezember mit 156 gegen 78 Stimmen den Beschluß, daß Ausschüsse ernannt würden, die sich sofort nach Florida, Louisiana und Süd-Karolina begeben und bezüglich der dort stattgehabten Elektoralwahlen genane Untersuchungen vornehmen sollten. Ebenso beschloß das Repräsentantenhaus, daß der Justiz-Ausschuß die Frage prüfen möge, ob Colorado schon zur Zeit der Elektoreuwahl in aller Form Rechtens ein Uuiousstaat gewesen sei oder nicht. Es liegt auf der Hand, daß diese Beschlüsse den Weg zur Beanstandung der Erwählung vou Hayes zum Präsidenten der Union bahnen sollen. Für den Fall, daß sich bei der Zählung der Elektoralstimmen am 14. Februar (1877) keine absolute Majorität für einen Kandidaten der Präsident¬ schaft oder der Vieeprüsidentschnft ergeben sollte, hat nach der Bundesverfassung da5 Repräsentantenhaus des Kongresses das Recht, die Wahl des Präsidenten,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/34>, abgerufen am 23.07.2024.