Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.Constantinopel und Bombay um Hülfe gewandt hatte, so ließ wenigstens er Das sich jetzt schon bis in das Herz Mittelasiens erstreckende russische Nach der Ankunft des General-Gouverneurs am 7. November 1867 in Der Emir selbst war in Folge seiner Mißerfolge gegen die Russen in Constantinopel und Bombay um Hülfe gewandt hatte, so ließ wenigstens er Das sich jetzt schon bis in das Herz Mittelasiens erstreckende russische Nach der Ankunft des General-Gouverneurs am 7. November 1867 in Der Emir selbst war in Folge seiner Mißerfolge gegen die Russen in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0026" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137199"/> <p xml:id="ID_84" prev="#ID_83"> Constantinopel und Bombay um Hülfe gewandt hatte, so ließ wenigstens er<lb/> selbst es nicht an Rüstungen fehlen, um im Frühjahr auf Alles vorbereitet<lb/> zu sein. Wollte Rußland also nicht ans die Defensive geworfen werden, so<lb/> mußte es selbst wieder offensiv werden. Das geschah in der That im Frühjahr<lb/> 1867. Das der neuen russischen Grenze zunächst gelegene Jaup-Kurgan wurde<lb/> besetzt und trotz eines zweimaligen Versuchs der Bucharen es wieder zu nehmen,<lb/> auch behauptet.</p><lb/> <p xml:id="ID_85"> Das sich jetzt schon bis in das Herz Mittelasiens erstreckende russische<lb/> Territorium konnte füglich wohl uicht mehr unter der Leitung des General-<lb/> Gvnverneurs vou Orenburg belassen werden. Unter dem 11. Juli 1867<lb/> ordnete ein kaiserlicher Mas die selbständige Organisation desselben an. Aus<lb/> der Provinz Turkestan, dem Kreise Taschkend, dem jenseits der Ssyr-darja<lb/> gelegenen, im Jahre 1866 oecupirten Landschaften und dem südlich des Tar-<lb/> bagatai gelegenen Theile der Provinz Ssemipalatinssk wurde das General-<lb/> Gouvernement Turkestan gebildet, und in zwei Provinzen, in die Ssyr-<lb/> darins-skische und Ssemiriätschensskische getheilt. An die Spitze des General-Gou¬<lb/> vernements trat als Geueral-Gouverneur, mit der Militair- und Civilverwaltnng<lb/> betraut, der Generaladjutant von Kaufman, welcher auch heute noch diesen so<lb/> wichtigen Posten inne hat. Unter demselben verwalten Militair-Gouverneure<lb/> die beiden Provinzen, und den Kreisen derselben stehen Stabsofficiere als<lb/> Civilchefs vor. Letzteren sind noch drei bis vier jüngere Officiere als Gehülfen<lb/> beigegeben. —</p><lb/> <p xml:id="ID_86"> Nach der Ankunft des General-Gouverneurs am 7. November 1867 in<lb/> Taschkend, dem Sitze desselben, fingen die innneren Verhältnisse des neu er¬<lb/> worbenen Landes sich allmählich immer mehr zu befestigen an. Die Beziehungen<lb/> nach außen dagegen blieben noch sehr lange schwankend und unzuverlässig.<lb/> Besonders die Stellung Bucharas Rußland gegenüber war eine derartige, daß<lb/> man auf ein günstiges Resultat der allerdings im Gange befindlichen Friedens-<lb/> verhandlungen nicht mit Sicherheit rechnen konnte. Die Grenze bei Djisäk<lb/> wurde häufig von Räuberbanden überschritten; und nicht mit Unrecht glaubte<lb/> man, daß der Emir Musafar seine Hand mit im Spiele habe. Selbst die<lb/> Zerstörung der Stadt Uchum fetzte diesem Räuberwesen kein Ziel.</p><lb/> <p xml:id="ID_87" next="#ID_88"> Der Emir selbst war in Folge seiner Mißerfolge gegen die Russen in<lb/> einer schlimmen Lage. Seinen Unterthanen gegenüber hatte er fast alle Au¬<lb/> torität verloren, so daß überall Aufstände auszubrechen drohten. Das Volk,<lb/> von den Mullas und Ulemas, fanatisirt drängte zu einem Kriege gegen die<lb/> Giauren, die Ungläubigen. Allein, sich für zu schwach haltend, den Russen<lb/> wieder entgegenzutreten, suchte er mit Kokan und Chiwa ein Bündniß zu<lb/> schließen, aber — vergebens. Wollte er sich aber ans dem Throne erhalten,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0026]
Constantinopel und Bombay um Hülfe gewandt hatte, so ließ wenigstens er
selbst es nicht an Rüstungen fehlen, um im Frühjahr auf Alles vorbereitet
zu sein. Wollte Rußland also nicht ans die Defensive geworfen werden, so
mußte es selbst wieder offensiv werden. Das geschah in der That im Frühjahr
1867. Das der neuen russischen Grenze zunächst gelegene Jaup-Kurgan wurde
besetzt und trotz eines zweimaligen Versuchs der Bucharen es wieder zu nehmen,
auch behauptet.
Das sich jetzt schon bis in das Herz Mittelasiens erstreckende russische
Territorium konnte füglich wohl uicht mehr unter der Leitung des General-
Gvnverneurs vou Orenburg belassen werden. Unter dem 11. Juli 1867
ordnete ein kaiserlicher Mas die selbständige Organisation desselben an. Aus
der Provinz Turkestan, dem Kreise Taschkend, dem jenseits der Ssyr-darja
gelegenen, im Jahre 1866 oecupirten Landschaften und dem südlich des Tar-
bagatai gelegenen Theile der Provinz Ssemipalatinssk wurde das General-
Gouvernement Turkestan gebildet, und in zwei Provinzen, in die Ssyr-
darins-skische und Ssemiriätschensskische getheilt. An die Spitze des General-Gou¬
vernements trat als Geueral-Gouverneur, mit der Militair- und Civilverwaltnng
betraut, der Generaladjutant von Kaufman, welcher auch heute noch diesen so
wichtigen Posten inne hat. Unter demselben verwalten Militair-Gouverneure
die beiden Provinzen, und den Kreisen derselben stehen Stabsofficiere als
Civilchefs vor. Letzteren sind noch drei bis vier jüngere Officiere als Gehülfen
beigegeben. —
Nach der Ankunft des General-Gouverneurs am 7. November 1867 in
Taschkend, dem Sitze desselben, fingen die innneren Verhältnisse des neu er¬
worbenen Landes sich allmählich immer mehr zu befestigen an. Die Beziehungen
nach außen dagegen blieben noch sehr lange schwankend und unzuverlässig.
Besonders die Stellung Bucharas Rußland gegenüber war eine derartige, daß
man auf ein günstiges Resultat der allerdings im Gange befindlichen Friedens-
verhandlungen nicht mit Sicherheit rechnen konnte. Die Grenze bei Djisäk
wurde häufig von Räuberbanden überschritten; und nicht mit Unrecht glaubte
man, daß der Emir Musafar seine Hand mit im Spiele habe. Selbst die
Zerstörung der Stadt Uchum fetzte diesem Räuberwesen kein Ziel.
Der Emir selbst war in Folge seiner Mißerfolge gegen die Russen in
einer schlimmen Lage. Seinen Unterthanen gegenüber hatte er fast alle Au¬
torität verloren, so daß überall Aufstände auszubrechen drohten. Das Volk,
von den Mullas und Ulemas, fanatisirt drängte zu einem Kriege gegen die
Giauren, die Ungläubigen. Allein, sich für zu schwach haltend, den Russen
wieder entgegenzutreten, suchte er mit Kokan und Chiwa ein Bündniß zu
schließen, aber — vergebens. Wollte er sich aber ans dem Throne erhalten,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |