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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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der damalige General-Gouverneur veranlaßt, zu melden, "daß drei Präsidentschaften
hätten ausgefegt werden müssen, um Lord Napiers Bedürfnissen zu genügen.
Einige britische Regimenter seien sogar in einer für den Dienst höchst bedenk-
lichen Weise ihrer Offiziere beraubt worden, aller künftig nothwendige Offizier-
Ersatz müßte unbedingt ans England gesendet werden; denn die indischen
Hilfsquellen seien in dieser Beziehung zu Ende, dergestalt, daß er nicht wüßte,
wie er etwaige Ausfülle, die im Lande selbst durch Krankheit!e. entstehen
konnten, decken sollte, und Gefahr vorhanden sei, daß die Eingebornen-Regi-
menter von guten Offizieren gänzlich entblößt würden." -- Der Rest der Offi¬
zierstellen wird von Eingebornen-Offizieren ausgefüllt, die aus den
Mannschaften nach einem bestandenen Examen hervorgehen. Jede der 8 Infanterie-
Compagnien hat 2 Eingebornen-Offiziere, 1 Snbardar (Hauptmann) und 1
Jemmerdar (Lieutenant). Der Dienst ist so eingetheilt, daß die englischen
Offiziere die ganze Ausbildung leite", während den Eingeborenen der innere
Dienst zufällt. Die Unteroffiziere und Mannschaften sind sämmtlich Einge¬
borene, welche sich durch freiwillige!! Eintritt ergänzen^) Die B co äffn'ung
der eingeborenen Infanterie besteht zum größer" Theil aus Einfield-Vorder-
Ladern, zum Theil ans Snidergewehren. Nach einer Notiz der ^rmzs ana
Aavz?- (Z^etes vom 26. August 1876 waren nur 14 Regimenter mit dem letz¬
tern Gewehr bewaffnet. Angeblich sind nenerdings aber Martini- Und Henry-
Gewehre (die Waffe der englischen Infanterie) in großer Zahl auch für Indien
angefertigt worden.


Janson
Hauptmann im Generalstab.


Heinrich Muses Marino Jaliero.*)

Nicht zum ersten Male wählt Heinrich Kruse einen Stoff zu seinem dra¬
matischen Schaffen, der schow hervorragende Dichter vor ihm beschäftigt hat.
Wir haben eingehend seinen "Brutus" besprochen^) und nachgewiesen, wie
selbständig er die Tragödie der Ermordung Caesars und des Unterganges der
römischen Republik nicht dem großen Briten, sondern der Geschichte nachzu-
schaffen versucht hat.





2°) Berge. Mit, W. Bl. 187<i Ur. 100.
"> Leipzig, S> Hirzel I87K.
") Grenzboten, 1875. II. Quartal.

der damalige General-Gouverneur veranlaßt, zu melden, „daß drei Präsidentschaften
hätten ausgefegt werden müssen, um Lord Napiers Bedürfnissen zu genügen.
Einige britische Regimenter seien sogar in einer für den Dienst höchst bedenk-
lichen Weise ihrer Offiziere beraubt worden, aller künftig nothwendige Offizier-
Ersatz müßte unbedingt ans England gesendet werden; denn die indischen
Hilfsquellen seien in dieser Beziehung zu Ende, dergestalt, daß er nicht wüßte,
wie er etwaige Ausfülle, die im Lande selbst durch Krankheit!e. entstehen
konnten, decken sollte, und Gefahr vorhanden sei, daß die Eingebornen-Regi-
menter von guten Offizieren gänzlich entblößt würden." — Der Rest der Offi¬
zierstellen wird von Eingebornen-Offizieren ausgefüllt, die aus den
Mannschaften nach einem bestandenen Examen hervorgehen. Jede der 8 Infanterie-
Compagnien hat 2 Eingebornen-Offiziere, 1 Snbardar (Hauptmann) und 1
Jemmerdar (Lieutenant). Der Dienst ist so eingetheilt, daß die englischen
Offiziere die ganze Ausbildung leite», während den Eingeborenen der innere
Dienst zufällt. Die Unteroffiziere und Mannschaften sind sämmtlich Einge¬
borene, welche sich durch freiwillige!! Eintritt ergänzen^) Die B co äffn'ung
der eingeborenen Infanterie besteht zum größer» Theil aus Einfield-Vorder-
Ladern, zum Theil ans Snidergewehren. Nach einer Notiz der ^rmzs ana
Aavz?- (Z^etes vom 26. August 1876 waren nur 14 Regimenter mit dem letz¬
tern Gewehr bewaffnet. Angeblich sind nenerdings aber Martini- Und Henry-
Gewehre (die Waffe der englischen Infanterie) in großer Zahl auch für Indien
angefertigt worden.


Janson
Hauptmann im Generalstab.


Heinrich Muses Marino Jaliero.*)

Nicht zum ersten Male wählt Heinrich Kruse einen Stoff zu seinem dra¬
matischen Schaffen, der schow hervorragende Dichter vor ihm beschäftigt hat.
Wir haben eingehend seinen „Brutus" besprochen^) und nachgewiesen, wie
selbständig er die Tragödie der Ermordung Caesars und des Unterganges der
römischen Republik nicht dem großen Briten, sondern der Geschichte nachzu-
schaffen versucht hat.





2°) Berge. Mit, W. Bl. 187<i Ur. 100.
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") Grenzboten, 1875. II. Quartal.
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[0224] der damalige General-Gouverneur veranlaßt, zu melden, „daß drei Präsidentschaften hätten ausgefegt werden müssen, um Lord Napiers Bedürfnissen zu genügen. Einige britische Regimenter seien sogar in einer für den Dienst höchst bedenk- lichen Weise ihrer Offiziere beraubt worden, aller künftig nothwendige Offizier- Ersatz müßte unbedingt ans England gesendet werden; denn die indischen Hilfsquellen seien in dieser Beziehung zu Ende, dergestalt, daß er nicht wüßte, wie er etwaige Ausfülle, die im Lande selbst durch Krankheit!e. entstehen konnten, decken sollte, und Gefahr vorhanden sei, daß die Eingebornen-Regi- menter von guten Offizieren gänzlich entblößt würden." — Der Rest der Offi¬ zierstellen wird von Eingebornen-Offizieren ausgefüllt, die aus den Mannschaften nach einem bestandenen Examen hervorgehen. Jede der 8 Infanterie- Compagnien hat 2 Eingebornen-Offiziere, 1 Snbardar (Hauptmann) und 1 Jemmerdar (Lieutenant). Der Dienst ist so eingetheilt, daß die englischen Offiziere die ganze Ausbildung leite», während den Eingeborenen der innere Dienst zufällt. Die Unteroffiziere und Mannschaften sind sämmtlich Einge¬ borene, welche sich durch freiwillige!! Eintritt ergänzen^) Die B co äffn'ung der eingeborenen Infanterie besteht zum größer» Theil aus Einfield-Vorder- Ladern, zum Theil ans Snidergewehren. Nach einer Notiz der ^rmzs ana Aavz?- (Z^etes vom 26. August 1876 waren nur 14 Regimenter mit dem letz¬ tern Gewehr bewaffnet. Angeblich sind nenerdings aber Martini- Und Henry- Gewehre (die Waffe der englischen Infanterie) in großer Zahl auch für Indien angefertigt worden. Janson Hauptmann im Generalstab. Heinrich Muses Marino Jaliero.*) Nicht zum ersten Male wählt Heinrich Kruse einen Stoff zu seinem dra¬ matischen Schaffen, der schow hervorragende Dichter vor ihm beschäftigt hat. Wir haben eingehend seinen „Brutus" besprochen^) und nachgewiesen, wie selbständig er die Tragödie der Ermordung Caesars und des Unterganges der römischen Republik nicht dem großen Briten, sondern der Geschichte nachzu- schaffen versucht hat. 2°) Berge. Mit, W. Bl. 187<i Ur. 100. "> Leipzig, S> Hirzel I87K. ") Grenzboten, 1875. II. Quartal.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/224>, abgerufen am 23.07.2024.