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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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worden, und das wesentlich bereicherte Verzeichnis; lateinischer Wörter, welches
in der ersten Auflage den Schluß bildete, nimmt jetzt die zweite Stelle ein;
auch ist statt der früher gebrauchten Fractur, um das Buch nichtdeutschen
Archäologen zugänglicher zu machen, die Antiqua für deu Druck gewählt worden.
Selbstverständlich ist die angestrebte Vollständigkeit nicht ganz erreicht worden,
indeß wird der dargebotene Wörtervorrath nnr in seltenen Fällen den Nach¬
suchenden im Stiche lassen.


Bilder aus Oberägypten, der Wüste und dem Nöthen Meere von C. B.
Klunzinger, Mit 22 Originalzeichnungen. Stuttgart, Verlag von Levy und
Müller, 1877.

Der Verfasser dieses Buches hat lange Zeit -- neun Jahre -- in dem
von ihm hier vorzugsweise ius Auge gefaßten Oberägypten und in Kvsseir am
Rothen Meere gelebt, er hat als Arzt mit allen Klassen des dortigen Volkes
Bekanntschaft gemacht und auch die Sitten der untern Stände, das Leben der
Bauern gründlich studiren können, er hat endlich sein Studium mit Liebe und
Interesse vorgenommen und das gesammelte Material geschickt zu Sittenbildern
zusammengestellt. Poetischer Schmuck, phantasievolle und empfindsame Excurse
über allerhand und sonst noch 'was, in gewöhnlichen Touristenbücher oft bis
zum Ueberdruß gehäuft und meist zur Verdeckung ungenügender Kenntniß an¬
gebracht, werden verschmäht, überall begegnen wir einem einfachen, gut beob¬
achtenden, aus eigner Erfahrung schöpfenden, die Wahrheit liebenden Geiste.
In der Schilderung des Charakters und Lebens der Aegypter hat Lane Un¬
übertreffliches geleistet. Demnach bedürfte er der Ergänzung; denn er hatte
fast nur mit den Bewohnern der Großstädte des Landes verkehrt und dann
über sie berichtet. Kluuzinger hat ihn dnrch sein erstes Kapitel "Vier Tage
in einer Landstadt" (Kenneh am Nil ist gemeint) in einer Weise vervollständigt,
die seiner durchaus würdig ist und reiche ethnographische Belehrung enthält.
Auch die folgenden drei Abschnitte bringen, indem sie uns durch das Nilthal
und auf die Schiffe führe", die der Strom trägt, uns das Werktagsleben des
gemeinen Mannes, seine Feste, die ägyptische Frauenwelt und endlich die Wüste
und ihre Karawanen schlicht, aber mit großer Anschaulichkeit beschreiben,
mancherlei Neues. Von besonderem Interesse ist wieder der fünfte Abschnitt
des Buches, der uns Kvsseir und seine Bewohner schildert. Ein sechster hat es
mit den Naturschätzen des Rothen Meeres zu thun, und ein siebenter, "Die ge¬
heimen Wissenschaften des Moslimiu", giebt einen guten Ueberblick über Ein-
zelnheiten des Aberglaubens der Aegypter, der gleichfalls geeignet ist, Lane
in einigen Punkten seines klassischen Werkes zu ergänzen. Wir schließen unsere
Anzeige mit aufrichtiger Empfehlung des Buches.___




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Han B Leipzig.
Verlag von F. L. Hcriig in Leipzig. -- Druck von Hüthcl H Herimann in Leipzig.

worden, und das wesentlich bereicherte Verzeichnis; lateinischer Wörter, welches
in der ersten Auflage den Schluß bildete, nimmt jetzt die zweite Stelle ein;
auch ist statt der früher gebrauchten Fractur, um das Buch nichtdeutschen
Archäologen zugänglicher zu machen, die Antiqua für deu Druck gewählt worden.
Selbstverständlich ist die angestrebte Vollständigkeit nicht ganz erreicht worden,
indeß wird der dargebotene Wörtervorrath nnr in seltenen Fällen den Nach¬
suchenden im Stiche lassen.


Bilder aus Oberägypten, der Wüste und dem Nöthen Meere von C. B.
Klunzinger, Mit 22 Originalzeichnungen. Stuttgart, Verlag von Levy und
Müller, 1877.

Der Verfasser dieses Buches hat lange Zeit — neun Jahre — in dem
von ihm hier vorzugsweise ius Auge gefaßten Oberägypten und in Kvsseir am
Rothen Meere gelebt, er hat als Arzt mit allen Klassen des dortigen Volkes
Bekanntschaft gemacht und auch die Sitten der untern Stände, das Leben der
Bauern gründlich studiren können, er hat endlich sein Studium mit Liebe und
Interesse vorgenommen und das gesammelte Material geschickt zu Sittenbildern
zusammengestellt. Poetischer Schmuck, phantasievolle und empfindsame Excurse
über allerhand und sonst noch 'was, in gewöhnlichen Touristenbücher oft bis
zum Ueberdruß gehäuft und meist zur Verdeckung ungenügender Kenntniß an¬
gebracht, werden verschmäht, überall begegnen wir einem einfachen, gut beob¬
achtenden, aus eigner Erfahrung schöpfenden, die Wahrheit liebenden Geiste.
In der Schilderung des Charakters und Lebens der Aegypter hat Lane Un¬
übertreffliches geleistet. Demnach bedürfte er der Ergänzung; denn er hatte
fast nur mit den Bewohnern der Großstädte des Landes verkehrt und dann
über sie berichtet. Kluuzinger hat ihn dnrch sein erstes Kapitel „Vier Tage
in einer Landstadt" (Kenneh am Nil ist gemeint) in einer Weise vervollständigt,
die seiner durchaus würdig ist und reiche ethnographische Belehrung enthält.
Auch die folgenden drei Abschnitte bringen, indem sie uns durch das Nilthal
und auf die Schiffe führe», die der Strom trägt, uns das Werktagsleben des
gemeinen Mannes, seine Feste, die ägyptische Frauenwelt und endlich die Wüste
und ihre Karawanen schlicht, aber mit großer Anschaulichkeit beschreiben,
mancherlei Neues. Von besonderem Interesse ist wieder der fünfte Abschnitt
des Buches, der uns Kvsseir und seine Bewohner schildert. Ein sechster hat es
mit den Naturschätzen des Rothen Meeres zu thun, und ein siebenter, „Die ge¬
heimen Wissenschaften des Moslimiu", giebt einen guten Ueberblick über Ein-
zelnheiten des Aberglaubens der Aegypter, der gleichfalls geeignet ist, Lane
in einigen Punkten seines klassischen Werkes zu ergänzen. Wir schließen unsere
Anzeige mit aufrichtiger Empfehlung des Buches.___




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Han B Leipzig.
Verlag von F. L. Hcriig in Leipzig. — Druck von Hüthcl H Herimann in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/128>, abgerufen am 23.07.2024.