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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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kommt aus Bosnien und zieht sich als Tschardagh gegen Makedonien und
Bulgarien hin, wo er als Weliki-Balkan sich fast bis ans Schwarze Meer
erstreckt. Nur drei schlechte Wege, von denen der eine von Pristian nach
Prisrend führt, der andere, der Paß Kaschanik, nach Uskub und der dritte
nach Wrana geht, überschreiten diesen Bergrücken. Dunkle Schluchten machen
jede Orientirung unmöglich; in den Sommermonaten rasen wilde Wirbel¬
winde um die öden, einsamen Gipfel. Drei Ausläufer ziehen sich von diesem
Hauptstock des serbischen Gebirges nordwärts bis zu den Ufern der save
und der Donau. Der westlichste dieser Ausläufer heißt das Krustinagebirge
und geht bis an die Quellen der Kolubara, wo er sich in zwei Aeste sondert
und den Namen Medwednik annimmt. Der Medwednik ist in seinem west¬
lichen Aste der Stamm der montenegrinischen Berge, während sein östlicher
sich südlich gegen die Morawa, nördlich gegen die save wendet. Der zweite
Hauptast des Tschardagh (Glubutin, Jastrebitscha, Ploscha) ist ein rauhes
Waldgebirge, das sich nördlich gegen den Zusammenfluß der beiden Mora-
was hinzieht und sehr metallreich ist. Der dritte Hauptast, das Mosna-
Gebirge, löst sich bei Sofia vom Stamme ab und läuft erst in westlicher
dann in nordöstlicher Richtung hin, wo er den Namen Golubinian trägt
und sich in vier Arme, das Hamgebirge, die Zlatowa, die Maidanska und
das Haidutschkigebirge, theilt.

Ausgedehnte breite Thäler und Ebnen kommen nicht vor, und die wenigen
Flächen an den Usern der save und Morawa sind infolge der häufigen
Überschwemmungen dieser Flüsse mehr Sümpfe als Ebenen. Eine Ausnahme
von der Regel bildet die Kraina, eine fruchtbare Niederung am linken Ufer
des Tinot, die sich von Negotin bis Bregowa hinzieht.

Die Hauptflüsse Serbiens sind die save, die Donau, die Drina, die
Morawa, der Tinot und die Kolubara. Die save ist nur für mittelgroße
Fahrzeuge schiffbar, und ihre User sind größtentheils sumpfig. Die Donau
hat eine Menge Inseln, die mitunter ziemlich ausgedehnt sind, von Belgrad
bis Rasch" ist das rechte, von Orsowa das linke Ufer derselben das höhere.
Die Drina läuft in einem tiefen steinigen Bette hin, ihre Ufer auf der böh¬
mischen Seite überragen in der Regel die auf der serbischen. Die Morawa,
die aus der Vereinigung zweier Flüsse dieses Namens entsteht, welche beide
reißend, seicht und von steilen Höhen eingeschlossen sind, fällt in zwei Armen,
bei Semendria und Kulich, in die Donau. Der Tinot fließt Anfangs durch
ein enges Felsenthal und breitet sich dann bei Gorgussewatsch plötzlich zu
einem seichten Strome aus. Bei Wratanitscha wird die von Widdin nach
Rissa an ihm hinlaufende Straße durch vordringende Felsen fast abgesperrt.
Die Kolubara, die anfänglich sehr rasch, weiterhin langsamer fließt, bildet
bei Hub und Palesch große Moräste, die alle Verbindungen abschneiden.


kommt aus Bosnien und zieht sich als Tschardagh gegen Makedonien und
Bulgarien hin, wo er als Weliki-Balkan sich fast bis ans Schwarze Meer
erstreckt. Nur drei schlechte Wege, von denen der eine von Pristian nach
Prisrend führt, der andere, der Paß Kaschanik, nach Uskub und der dritte
nach Wrana geht, überschreiten diesen Bergrücken. Dunkle Schluchten machen
jede Orientirung unmöglich; in den Sommermonaten rasen wilde Wirbel¬
winde um die öden, einsamen Gipfel. Drei Ausläufer ziehen sich von diesem
Hauptstock des serbischen Gebirges nordwärts bis zu den Ufern der save
und der Donau. Der westlichste dieser Ausläufer heißt das Krustinagebirge
und geht bis an die Quellen der Kolubara, wo er sich in zwei Aeste sondert
und den Namen Medwednik annimmt. Der Medwednik ist in seinem west¬
lichen Aste der Stamm der montenegrinischen Berge, während sein östlicher
sich südlich gegen die Morawa, nördlich gegen die save wendet. Der zweite
Hauptast des Tschardagh (Glubutin, Jastrebitscha, Ploscha) ist ein rauhes
Waldgebirge, das sich nördlich gegen den Zusammenfluß der beiden Mora-
was hinzieht und sehr metallreich ist. Der dritte Hauptast, das Mosna-
Gebirge, löst sich bei Sofia vom Stamme ab und läuft erst in westlicher
dann in nordöstlicher Richtung hin, wo er den Namen Golubinian trägt
und sich in vier Arme, das Hamgebirge, die Zlatowa, die Maidanska und
das Haidutschkigebirge, theilt.

Ausgedehnte breite Thäler und Ebnen kommen nicht vor, und die wenigen
Flächen an den Usern der save und Morawa sind infolge der häufigen
Überschwemmungen dieser Flüsse mehr Sümpfe als Ebenen. Eine Ausnahme
von der Regel bildet die Kraina, eine fruchtbare Niederung am linken Ufer
des Tinot, die sich von Negotin bis Bregowa hinzieht.

Die Hauptflüsse Serbiens sind die save, die Donau, die Drina, die
Morawa, der Tinot und die Kolubara. Die save ist nur für mittelgroße
Fahrzeuge schiffbar, und ihre User sind größtentheils sumpfig. Die Donau
hat eine Menge Inseln, die mitunter ziemlich ausgedehnt sind, von Belgrad
bis Rasch« ist das rechte, von Orsowa das linke Ufer derselben das höhere.
Die Drina läuft in einem tiefen steinigen Bette hin, ihre Ufer auf der böh¬
mischen Seite überragen in der Regel die auf der serbischen. Die Morawa,
die aus der Vereinigung zweier Flüsse dieses Namens entsteht, welche beide
reißend, seicht und von steilen Höhen eingeschlossen sind, fällt in zwei Armen,
bei Semendria und Kulich, in die Donau. Der Tinot fließt Anfangs durch
ein enges Felsenthal und breitet sich dann bei Gorgussewatsch plötzlich zu
einem seichten Strome aus. Bei Wratanitscha wird die von Widdin nach
Rissa an ihm hinlaufende Straße durch vordringende Felsen fast abgesperrt.
Die Kolubara, die anfänglich sehr rasch, weiterhin langsamer fließt, bildet
bei Hub und Palesch große Moräste, die alle Verbindungen abschneiden.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/143>, abgerufen am 28.09.2024.