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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Was das politische Glaubensbekenntniß der gewählten Candidaten an¬
belangt, so gehört die Mehrzahl derselben zu der sogenannten elsaß-lothring.
Auronomisten-Partei, deren Programm bekannt und deren Organ und Vor¬
kämpfer das öfter genannte Straßburger Blatt ist. Daß sich hin und wieder
auch feuerfeste Ultramontane und Protestler darunter vorfinden, ist zu er¬
klärlich und selbstverständlich, als daß man sich dabei weiter aufhalten könnte.
An der Negierung einerseits und dem Lande und seinen Vertretern andrerseits
wird es nun sein, aus den gewonnenen Resultaten die Consequenzen zu ziehen
in dvvg.in ant mlüiz,iri Mrtsm. Für den elsaß'lothring. Landesausschuß und
dessen Reform, wie gesagt, ist der Ausfall der Wahlen unzweifelhaft von
einer wesentlichen und prinzipiellen Bedeutung. Dies ist oft genug von offi¬
ziösen und nicht-offiziösen Stimmen wiederholt worden. Wir hoffen, daß diese
Resultate zum Besten des Landes und seiner Wünsche in dieser Beziehung
ausschlagen mögen.

Der Landesausschuß hat von Ende Mai an, mit Ausschluß einer kleinen
Pause in den Pfingstferien. ununterbrochen Sitzungen abgehalten und sowol
in den Plenar - als Commissionssitzungen, wie im vorigen Jahre, unermüd¬
lich und fleißig gearbeitet. Mit voller Genugthuung und zur beiderseiti¬
gen Zufriedenheit läßt sich constatiren, daß bis jetzt, abgesehen von einigen
kleineren Häkeleien, prinzipielle Meinungsverschiedenheiten und Differenzen
zwischen Regierung und Landesvertretung im Schooße der letztern sich noch
nicht geltend gemacht haben. Das System der Mäßigung und Besonnen¬
heit , das man im vorigen Jahre mit Recht an den Berathungen des Aus¬
schusses so rühmlich hervorgehoben hat, ist auch in dieser Session im Wesent¬
lichen befolgt worden. Ueberall weht der Hauch einer verständigen und ein¬
sichtsvollen Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse durch die Debatten
und die ab und zu gestellten Anträge. Andrerseits ist auch die Regierung, wo
es irgendwie angeht, zu Kompromissen geneigt, ohne die ja bekanntermaßen
eine friedliche parlamentarische Existenz und Harmonie nicht denkbar ist, sowie
zu einem versöhnlichen Eingehen auf berechtigte Wünsche und Forderungen.
Wir glauben der Regierung und der Landesvertretung zu dieser normalen
Gestaltung der Dinge, aus welcher allein Ersprießliches für das Land und
seine Bewohner hervorgehen kann, von Herzen Glück wünschen zu sollen.

Eine der bedeutungsvollsten Sitzungen der gegenwärtigen Periode war
die vom 1. Juni, in welcher das wichtige Gesetz betr. die Landesgesetz¬
gebung von Elsaß-Lothringen auf der Tagesordnung stand. Der musterhafte
Commissivnsbericht, welcher in dieser Sitzung vorgelesen wurde, und der gleich¬
zeitig von der emsigen Arbeit und dem allseitigen Studium seiner Verfasser
Zeugniß ablegt -- Laband's deutsches Staatsrecht ist darin mehrfach citirt
-- begrüßt den Entwurf als einen Fortschritt. Doch meint er, sei diese


Was das politische Glaubensbekenntniß der gewählten Candidaten an¬
belangt, so gehört die Mehrzahl derselben zu der sogenannten elsaß-lothring.
Auronomisten-Partei, deren Programm bekannt und deren Organ und Vor¬
kämpfer das öfter genannte Straßburger Blatt ist. Daß sich hin und wieder
auch feuerfeste Ultramontane und Protestler darunter vorfinden, ist zu er¬
klärlich und selbstverständlich, als daß man sich dabei weiter aufhalten könnte.
An der Negierung einerseits und dem Lande und seinen Vertretern andrerseits
wird es nun sein, aus den gewonnenen Resultaten die Consequenzen zu ziehen
in dvvg.in ant mlüiz,iri Mrtsm. Für den elsaß'lothring. Landesausschuß und
dessen Reform, wie gesagt, ist der Ausfall der Wahlen unzweifelhaft von
einer wesentlichen und prinzipiellen Bedeutung. Dies ist oft genug von offi¬
ziösen und nicht-offiziösen Stimmen wiederholt worden. Wir hoffen, daß diese
Resultate zum Besten des Landes und seiner Wünsche in dieser Beziehung
ausschlagen mögen.

Der Landesausschuß hat von Ende Mai an, mit Ausschluß einer kleinen
Pause in den Pfingstferien. ununterbrochen Sitzungen abgehalten und sowol
in den Plenar - als Commissionssitzungen, wie im vorigen Jahre, unermüd¬
lich und fleißig gearbeitet. Mit voller Genugthuung und zur beiderseiti¬
gen Zufriedenheit läßt sich constatiren, daß bis jetzt, abgesehen von einigen
kleineren Häkeleien, prinzipielle Meinungsverschiedenheiten und Differenzen
zwischen Regierung und Landesvertretung im Schooße der letztern sich noch
nicht geltend gemacht haben. Das System der Mäßigung und Besonnen¬
heit , das man im vorigen Jahre mit Recht an den Berathungen des Aus¬
schusses so rühmlich hervorgehoben hat, ist auch in dieser Session im Wesent¬
lichen befolgt worden. Ueberall weht der Hauch einer verständigen und ein¬
sichtsvollen Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse durch die Debatten
und die ab und zu gestellten Anträge. Andrerseits ist auch die Regierung, wo
es irgendwie angeht, zu Kompromissen geneigt, ohne die ja bekanntermaßen
eine friedliche parlamentarische Existenz und Harmonie nicht denkbar ist, sowie
zu einem versöhnlichen Eingehen auf berechtigte Wünsche und Forderungen.
Wir glauben der Regierung und der Landesvertretung zu dieser normalen
Gestaltung der Dinge, aus welcher allein Ersprießliches für das Land und
seine Bewohner hervorgehen kann, von Herzen Glück wünschen zu sollen.

Eine der bedeutungsvollsten Sitzungen der gegenwärtigen Periode war
die vom 1. Juni, in welcher das wichtige Gesetz betr. die Landesgesetz¬
gebung von Elsaß-Lothringen auf der Tagesordnung stand. Der musterhafte
Commissivnsbericht, welcher in dieser Sitzung vorgelesen wurde, und der gleich¬
zeitig von der emsigen Arbeit und dem allseitigen Studium seiner Verfasser
Zeugniß ablegt — Laband's deutsches Staatsrecht ist darin mehrfach citirt
— begrüßt den Entwurf als einen Fortschritt. Doch meint er, sei diese


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[0511] Was das politische Glaubensbekenntniß der gewählten Candidaten an¬ belangt, so gehört die Mehrzahl derselben zu der sogenannten elsaß-lothring. Auronomisten-Partei, deren Programm bekannt und deren Organ und Vor¬ kämpfer das öfter genannte Straßburger Blatt ist. Daß sich hin und wieder auch feuerfeste Ultramontane und Protestler darunter vorfinden, ist zu er¬ klärlich und selbstverständlich, als daß man sich dabei weiter aufhalten könnte. An der Negierung einerseits und dem Lande und seinen Vertretern andrerseits wird es nun sein, aus den gewonnenen Resultaten die Consequenzen zu ziehen in dvvg.in ant mlüiz,iri Mrtsm. Für den elsaß'lothring. Landesausschuß und dessen Reform, wie gesagt, ist der Ausfall der Wahlen unzweifelhaft von einer wesentlichen und prinzipiellen Bedeutung. Dies ist oft genug von offi¬ ziösen und nicht-offiziösen Stimmen wiederholt worden. Wir hoffen, daß diese Resultate zum Besten des Landes und seiner Wünsche in dieser Beziehung ausschlagen mögen. Der Landesausschuß hat von Ende Mai an, mit Ausschluß einer kleinen Pause in den Pfingstferien. ununterbrochen Sitzungen abgehalten und sowol in den Plenar - als Commissionssitzungen, wie im vorigen Jahre, unermüd¬ lich und fleißig gearbeitet. Mit voller Genugthuung und zur beiderseiti¬ gen Zufriedenheit läßt sich constatiren, daß bis jetzt, abgesehen von einigen kleineren Häkeleien, prinzipielle Meinungsverschiedenheiten und Differenzen zwischen Regierung und Landesvertretung im Schooße der letztern sich noch nicht geltend gemacht haben. Das System der Mäßigung und Besonnen¬ heit , das man im vorigen Jahre mit Recht an den Berathungen des Aus¬ schusses so rühmlich hervorgehoben hat, ist auch in dieser Session im Wesent¬ lichen befolgt worden. Ueberall weht der Hauch einer verständigen und ein¬ sichtsvollen Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse durch die Debatten und die ab und zu gestellten Anträge. Andrerseits ist auch die Regierung, wo es irgendwie angeht, zu Kompromissen geneigt, ohne die ja bekanntermaßen eine friedliche parlamentarische Existenz und Harmonie nicht denkbar ist, sowie zu einem versöhnlichen Eingehen auf berechtigte Wünsche und Forderungen. Wir glauben der Regierung und der Landesvertretung zu dieser normalen Gestaltung der Dinge, aus welcher allein Ersprießliches für das Land und seine Bewohner hervorgehen kann, von Herzen Glück wünschen zu sollen. Eine der bedeutungsvollsten Sitzungen der gegenwärtigen Periode war die vom 1. Juni, in welcher das wichtige Gesetz betr. die Landesgesetz¬ gebung von Elsaß-Lothringen auf der Tagesordnung stand. Der musterhafte Commissivnsbericht, welcher in dieser Sitzung vorgelesen wurde, und der gleich¬ zeitig von der emsigen Arbeit und dem allseitigen Studium seiner Verfasser Zeugniß ablegt — Laband's deutsches Staatsrecht ist darin mehrfach citirt — begrüßt den Entwurf als einen Fortschritt. Doch meint er, sei diese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/511>, abgerufen am 27.11.2024.