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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Thal; sie locken die klare krystallhelle Bergfluth hinab in ihre brausende
Werkstatt, und wenn sie fröhlich hinunterrauscht, ist sie mit einem Mal ge¬
fangen und wird von zackigen Rädern gemartert.


K -- r.


Aer Ausruf der amerikanischen Uesormfreunde.

Vor einiger Zeit meldeten amerikanische Blätter, daß Präsident Grant
damit umgehe, sein Cabinet zu reorganisiren und einige andere Amtsernen¬
nungen von Bedeutung vorzunehmen. Das ist nun, wie der Telegraph be¬
richtet hat, in der That geschehen. Zunächst ist statt des Generals Robert
C. Schenck, der sich durch seine schwindelhaste Betheiligung bei der Emma-
Minen-Angelegenheit unmöglich gemacht hat, der bisherige Justizminister oder
Attorney-General Edward Pierrepont zum Gesandten am Hofe von
Se. James ernannt worden. Es ist aber zu beklagen, daß Grant, nachdem
der von allen respectablen Bürgern der Union hochgeachtete Richard H. Dana
durch unsaubere Intriguen verhindert worden war, die Vereinigten Staaten
in England zu vertreten, keinen würdigeren Nachfolger für Herrn Schenck
finden konnte, als den genannten Pierrepont, der sich bekanntlich in der
Balcock-Affaire in einem äußerst zweifelhaften Lichte gezeigt hat. Welt mehr
Befriedigung wird bei allen rechtlich gesinnten Leuten die Ernennung des
kürzlich erst zum Nachfolger des Kriegsministers Belknap ernannten Richters
Taft aus Cincinnati zu dem bisherigen Posten Pierrepont's gewähren, da
Taft sowohl wegen seines ehrenhaften und tadellosen Charakters, als auch
wegen seiner bedeutenden juristischen Kenntnisse die allgemeine Achtung ge¬
nießt und niemals zu den unbedingten Anhängern Grant's gehörte. An
Stelle des Herrn Taft ist dann endlich der jüngere Cameron zum Kriegs¬
minister ernannt worden. Besondere Verdienste hat der Letztere in keiner
Hinsicht aufzuweisen; er verdankt seine Ernennung unzweifelhaft nur dem
Umstände, daß er der Sohn des bekannten Bundessenators Simon Cameron
ist, der kurze Zeit unter der ersten Präsidentur Abraham Lincoln's das Kriegs¬
ministerium verwaltete. Simon Cameron gehört aber zu den intrigantesten
Politikern der Vereinigten Staaten; der Sohn ist nur ein Werkzeug in den
Händen des Vaters, der zu den intimsten Freunden des Präsidentschafts-
candidaten Roseoe Conkling zählt; und da auch Grant sich vor einigen


Thal; sie locken die klare krystallhelle Bergfluth hinab in ihre brausende
Werkstatt, und wenn sie fröhlich hinunterrauscht, ist sie mit einem Mal ge¬
fangen und wird von zackigen Rädern gemartert.


K — r.


Aer Ausruf der amerikanischen Uesormfreunde.

Vor einiger Zeit meldeten amerikanische Blätter, daß Präsident Grant
damit umgehe, sein Cabinet zu reorganisiren und einige andere Amtsernen¬
nungen von Bedeutung vorzunehmen. Das ist nun, wie der Telegraph be¬
richtet hat, in der That geschehen. Zunächst ist statt des Generals Robert
C. Schenck, der sich durch seine schwindelhaste Betheiligung bei der Emma-
Minen-Angelegenheit unmöglich gemacht hat, der bisherige Justizminister oder
Attorney-General Edward Pierrepont zum Gesandten am Hofe von
Se. James ernannt worden. Es ist aber zu beklagen, daß Grant, nachdem
der von allen respectablen Bürgern der Union hochgeachtete Richard H. Dana
durch unsaubere Intriguen verhindert worden war, die Vereinigten Staaten
in England zu vertreten, keinen würdigeren Nachfolger für Herrn Schenck
finden konnte, als den genannten Pierrepont, der sich bekanntlich in der
Balcock-Affaire in einem äußerst zweifelhaften Lichte gezeigt hat. Welt mehr
Befriedigung wird bei allen rechtlich gesinnten Leuten die Ernennung des
kürzlich erst zum Nachfolger des Kriegsministers Belknap ernannten Richters
Taft aus Cincinnati zu dem bisherigen Posten Pierrepont's gewähren, da
Taft sowohl wegen seines ehrenhaften und tadellosen Charakters, als auch
wegen seiner bedeutenden juristischen Kenntnisse die allgemeine Achtung ge¬
nießt und niemals zu den unbedingten Anhängern Grant's gehörte. An
Stelle des Herrn Taft ist dann endlich der jüngere Cameron zum Kriegs¬
minister ernannt worden. Besondere Verdienste hat der Letztere in keiner
Hinsicht aufzuweisen; er verdankt seine Ernennung unzweifelhaft nur dem
Umstände, daß er der Sohn des bekannten Bundessenators Simon Cameron
ist, der kurze Zeit unter der ersten Präsidentur Abraham Lincoln's das Kriegs¬
ministerium verwaltete. Simon Cameron gehört aber zu den intrigantesten
Politikern der Vereinigten Staaten; der Sohn ist nur ein Werkzeug in den
Händen des Vaters, der zu den intimsten Freunden des Präsidentschafts-
candidaten Roseoe Conkling zählt; und da auch Grant sich vor einigen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/467>, abgerufen am 27.11.2024.