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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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zu verschaffen, so könnten wir das Hühneraugenknöspchen, welches Utah bis
dahin vertreten hätte, heraushobeln und ein Hühnerauge, das erwachsen wäre,
dafür einpflanzen, sodaß die Schicklichkeit gewahrt bliebe." . . .

"In Betreff der Orkane bin ich der Ansicht, daß wir besser thun, wenn
wir ihnen mit einem Schlage ein Ziel setzen, als wenn wir im Lande herum
telegraphiren, um die Leute vor ihnen zu warnen. Wenn ich den Wetter¬
dienst reorganisire, so werde ich allenthalben Leute mit Maschinen ausstellen,
die so wie die Windschläuche eingerichtet sind, mit denen man an Bord von
Schiffen Luft in das Zwischendeck und den Raum leitet. Ich würde die
Mündung eines jeden dieser Schläuche etwa eine Meile weit machen, sie aus
dickem, haltbarem Segeltuche construiren und das untere Ende in eine Kohlen¬
grube, eine Mammuthshöhle oder einen Vulkan stopfen. Wenn sich dann
ein Orkan näherte, so würde ich an jede Seite des Segeltuchschlauches einen
Mann stellen, diese Männer in Luftballons setzen und sie aufsteigen lassen,
um den Schlauch dem herannahenden Wirbelstürme gerade über den Weg
zu breiten. Wenn er dann ankäme, würde er natürlich aus den Schlauch
stoßen, es würde einen Augenblick ein Flappen, schlenkern und Rucken geben,
dann würde er aber in den Schlauch fahren, und nach ein paar Minuten
säße der Orkan ganz behaglich unten im Vulkane. Dann würde natürlich
ein Mann zur Stelle sein, der einen Stöpsel in den Krater hinein hämmerte,
um Alles hübsch dicht und schmuck zu machen, und siehe da, wieder wäre eine
Unannehmlichkeit vom Antlitze der Erde entfernt."

Frau Adler, der diese Vorschläge vorgelesen werden, giebt ihre Meinung
über sie dahin ab: "Es ist ja vollständiger Unsinn." Wir pflichten ihr bei,
finden es aber trotzdem sehr komisch.

Von den weiteren Schnurren und Schnaken des vorzüglichen Buches
erwähnen wir die Pädagogik Cooley's und die Geschichte, wo ihm, als er
noch einen Gasthof hält, sein Sohn ein Gäste anlockendes Echo machen muß,
dann die von dem musterhaft rührigen Lebensversicherungs-Agenten Benjamin
Guru, die wo Richter Pitmann kirchlich wird und den Katechismus lernt,
die köstliche Satire, welche in der Erzählung von der Leichenschau liegt, die
über die angeblichen Reste eines, wie man annimmt, durch eine Explosion
getödteten Bruders Cooley's abgehalten wird, die ebenfalls ganz reizende
Anekdote, wo unser Freund Adeler in einer Volksversammlung eine Rede
halten will und kläglich Schiffbruch leidet, weil die vor ihm Sprechenden ihm
einer nach dem andern seine Glanzstellen weggenommen haben, endlich die
Historie von den üblen Folgen, die daraus hervorgehen, daß Adeler unvor¬
sichtig sich dazu hergegeben hat, einem Verkäufer von Wundermediein ein
günstiges Zeugniß über die Wirksamkeit eines von seinen Präparaten aus-


zu verschaffen, so könnten wir das Hühneraugenknöspchen, welches Utah bis
dahin vertreten hätte, heraushobeln und ein Hühnerauge, das erwachsen wäre,
dafür einpflanzen, sodaß die Schicklichkeit gewahrt bliebe." . . .

„In Betreff der Orkane bin ich der Ansicht, daß wir besser thun, wenn
wir ihnen mit einem Schlage ein Ziel setzen, als wenn wir im Lande herum
telegraphiren, um die Leute vor ihnen zu warnen. Wenn ich den Wetter¬
dienst reorganisire, so werde ich allenthalben Leute mit Maschinen ausstellen,
die so wie die Windschläuche eingerichtet sind, mit denen man an Bord von
Schiffen Luft in das Zwischendeck und den Raum leitet. Ich würde die
Mündung eines jeden dieser Schläuche etwa eine Meile weit machen, sie aus
dickem, haltbarem Segeltuche construiren und das untere Ende in eine Kohlen¬
grube, eine Mammuthshöhle oder einen Vulkan stopfen. Wenn sich dann
ein Orkan näherte, so würde ich an jede Seite des Segeltuchschlauches einen
Mann stellen, diese Männer in Luftballons setzen und sie aufsteigen lassen,
um den Schlauch dem herannahenden Wirbelstürme gerade über den Weg
zu breiten. Wenn er dann ankäme, würde er natürlich aus den Schlauch
stoßen, es würde einen Augenblick ein Flappen, schlenkern und Rucken geben,
dann würde er aber in den Schlauch fahren, und nach ein paar Minuten
säße der Orkan ganz behaglich unten im Vulkane. Dann würde natürlich
ein Mann zur Stelle sein, der einen Stöpsel in den Krater hinein hämmerte,
um Alles hübsch dicht und schmuck zu machen, und siehe da, wieder wäre eine
Unannehmlichkeit vom Antlitze der Erde entfernt."

Frau Adler, der diese Vorschläge vorgelesen werden, giebt ihre Meinung
über sie dahin ab: „Es ist ja vollständiger Unsinn." Wir pflichten ihr bei,
finden es aber trotzdem sehr komisch.

Von den weiteren Schnurren und Schnaken des vorzüglichen Buches
erwähnen wir die Pädagogik Cooley's und die Geschichte, wo ihm, als er
noch einen Gasthof hält, sein Sohn ein Gäste anlockendes Echo machen muß,
dann die von dem musterhaft rührigen Lebensversicherungs-Agenten Benjamin
Guru, die wo Richter Pitmann kirchlich wird und den Katechismus lernt,
die köstliche Satire, welche in der Erzählung von der Leichenschau liegt, die
über die angeblichen Reste eines, wie man annimmt, durch eine Explosion
getödteten Bruders Cooley's abgehalten wird, die ebenfalls ganz reizende
Anekdote, wo unser Freund Adeler in einer Volksversammlung eine Rede
halten will und kläglich Schiffbruch leidet, weil die vor ihm Sprechenden ihm
einer nach dem andern seine Glanzstellen weggenommen haben, endlich die
Historie von den üblen Folgen, die daraus hervorgehen, daß Adeler unvor¬
sichtig sich dazu hergegeben hat, einem Verkäufer von Wundermediein ein
günstiges Zeugniß über die Wirksamkeit eines von seinen Präparaten aus-


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[0425] zu verschaffen, so könnten wir das Hühneraugenknöspchen, welches Utah bis dahin vertreten hätte, heraushobeln und ein Hühnerauge, das erwachsen wäre, dafür einpflanzen, sodaß die Schicklichkeit gewahrt bliebe." . . . „In Betreff der Orkane bin ich der Ansicht, daß wir besser thun, wenn wir ihnen mit einem Schlage ein Ziel setzen, als wenn wir im Lande herum telegraphiren, um die Leute vor ihnen zu warnen. Wenn ich den Wetter¬ dienst reorganisire, so werde ich allenthalben Leute mit Maschinen ausstellen, die so wie die Windschläuche eingerichtet sind, mit denen man an Bord von Schiffen Luft in das Zwischendeck und den Raum leitet. Ich würde die Mündung eines jeden dieser Schläuche etwa eine Meile weit machen, sie aus dickem, haltbarem Segeltuche construiren und das untere Ende in eine Kohlen¬ grube, eine Mammuthshöhle oder einen Vulkan stopfen. Wenn sich dann ein Orkan näherte, so würde ich an jede Seite des Segeltuchschlauches einen Mann stellen, diese Männer in Luftballons setzen und sie aufsteigen lassen, um den Schlauch dem herannahenden Wirbelstürme gerade über den Weg zu breiten. Wenn er dann ankäme, würde er natürlich aus den Schlauch stoßen, es würde einen Augenblick ein Flappen, schlenkern und Rucken geben, dann würde er aber in den Schlauch fahren, und nach ein paar Minuten säße der Orkan ganz behaglich unten im Vulkane. Dann würde natürlich ein Mann zur Stelle sein, der einen Stöpsel in den Krater hinein hämmerte, um Alles hübsch dicht und schmuck zu machen, und siehe da, wieder wäre eine Unannehmlichkeit vom Antlitze der Erde entfernt." Frau Adler, der diese Vorschläge vorgelesen werden, giebt ihre Meinung über sie dahin ab: „Es ist ja vollständiger Unsinn." Wir pflichten ihr bei, finden es aber trotzdem sehr komisch. Von den weiteren Schnurren und Schnaken des vorzüglichen Buches erwähnen wir die Pädagogik Cooley's und die Geschichte, wo ihm, als er noch einen Gasthof hält, sein Sohn ein Gäste anlockendes Echo machen muß, dann die von dem musterhaft rührigen Lebensversicherungs-Agenten Benjamin Guru, die wo Richter Pitmann kirchlich wird und den Katechismus lernt, die köstliche Satire, welche in der Erzählung von der Leichenschau liegt, die über die angeblichen Reste eines, wie man annimmt, durch eine Explosion getödteten Bruders Cooley's abgehalten wird, die ebenfalls ganz reizende Anekdote, wo unser Freund Adeler in einer Volksversammlung eine Rede halten will und kläglich Schiffbruch leidet, weil die vor ihm Sprechenden ihm einer nach dem andern seine Glanzstellen weggenommen haben, endlich die Historie von den üblen Folgen, die daraus hervorgehen, daß Adeler unvor¬ sichtig sich dazu hergegeben hat, einem Verkäufer von Wundermediein ein günstiges Zeugniß über die Wirksamkeit eines von seinen Präparaten aus-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/425>, abgerufen am 28.07.2024.