Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Händen eingetragen. In der Mitte des Buches befinden sich 71 ganz leere
Blätter.

Was zunächst über die Familie Planck aus den Aufzeichnungen sich er¬
giebt, ist im wesentlichen folgendes : Der Vater Georg Planck's des älteren,
Christoph Planck, war 1S24 "in Lintz der stadt geborn, welchs ligt am
stram der Thonna (Donau)-, hatte in seiner Jugend am Hofe des Mark¬
grafen Albrecht von Anspach erst als "Spießjunge", dann als "Schreiber" ge¬
dient -- also an demselben Hofe, wo etwa vierzig Jahre früher auch Götz von
Berlichingen als Reiterjunge und Fähndrich seine Laufbahn begonnen. Der
Sohn erzählt, wie der Vater dort mehrfach beim Reiten Unglück gehabt habe,
das einemal unterwegs in einem Dorfe beim Tränken das Pferd mitsammt
dem Reiter in den Brunnen hinabgesprungen sei, ein andermal er vom Pferde
gestürzt "und nett dem einen fuß im stegrauff (Steigbügel) bliben, in
dem in das Roß weite geschleifft*. Im Jahre 1649 heirathete er Sibylla
Hedler, die Tochter des Bürgermeisters von Culmbach, wurde dann fürstlich
brandenburgischer "Castner" (Rentmeister, Amtsverweser) zu Neustadt am
rauhen Culm und starb in diesem Amte 1572. Er war Vater von achtzehn
Kindern, von denen bei seinem Tode zehn am Leben waren, eins noch sieben
Monate nach seinem Tode geboren wurde. Die Wittwe zog nach Culmbach,
hatte dort ihr leidliches Auskommen "mit Bir breuen, stauchen hardt
(Posamentenhandel) und andern, das dan da gebreuchlich ist", und starb 1589.

Ueber die Lebensschicksale seiner siebzehn Geschwister giebt Georg Planck
bald kürzere, bald ausführlichere Nachrichten. Als Probe theile ich den Ein¬
trag über den ältesten Bruder Wolf Christoph wörtlich mit: "1551 Am din-
stag Visitate maria warte geborn wolff Christof, welchen mitt der christ¬
liche Dauff bestetiget wolff Cristof von Rebitz, Oberhaupman zu Barreut
(Bayreuth). wuchs auf und warte groß und hett in der vatter in seinr
Jugend ser lieb, bitte in auch iber Zelte zum studirn. Neben seinen
studirn lernet er auf dem Jnstromendt und Ländler, wart etlich Jar gen Hoff
ins fottlandt (Vogelart) gedhon. weil er dan dem studirn iber Zelte
fleissig nach kam, het der vatter dessen groß gefällt und besät an seinem
Ende, daß er fort an zum studirn sollt geballten werden, weil aber der
vatter nach seinem todt der muter als einer Wittib 12 (?) lebendige Kinder
verliß. welchs ein iber bej im selbst ahnenden kan, waß für Creutz sie Wirt ge-
habte haben, wollt es ir auch schwer fällt, vit gelte im in seiner studirung zu
überreichen, welchs er ohne Zweiffel in der mutter Betrubtnus nit begern wollt,
daß sie im zu solchn seinen studirn über ir vermögen wender hallten oder verlegen
soll, dan hatte nach deß vatters todt macht er sich auff und raisset seinem
studirn nach. Als er nach Wien komm und ein kurtze Zelte alda verhärte,
warte er durch gukte Leute gefördert in Krain Landt. Alba er zwein junger


Händen eingetragen. In der Mitte des Buches befinden sich 71 ganz leere
Blätter.

Was zunächst über die Familie Planck aus den Aufzeichnungen sich er¬
giebt, ist im wesentlichen folgendes : Der Vater Georg Planck's des älteren,
Christoph Planck, war 1S24 „in Lintz der stadt geborn, welchs ligt am
stram der Thonna (Donau)-, hatte in seiner Jugend am Hofe des Mark¬
grafen Albrecht von Anspach erst als „Spießjunge", dann als „Schreiber" ge¬
dient — also an demselben Hofe, wo etwa vierzig Jahre früher auch Götz von
Berlichingen als Reiterjunge und Fähndrich seine Laufbahn begonnen. Der
Sohn erzählt, wie der Vater dort mehrfach beim Reiten Unglück gehabt habe,
das einemal unterwegs in einem Dorfe beim Tränken das Pferd mitsammt
dem Reiter in den Brunnen hinabgesprungen sei, ein andermal er vom Pferde
gestürzt „und nett dem einen fuß im stegrauff (Steigbügel) bliben, in
dem in das Roß weite geschleifft*. Im Jahre 1649 heirathete er Sibylla
Hedler, die Tochter des Bürgermeisters von Culmbach, wurde dann fürstlich
brandenburgischer „Castner" (Rentmeister, Amtsverweser) zu Neustadt am
rauhen Culm und starb in diesem Amte 1572. Er war Vater von achtzehn
Kindern, von denen bei seinem Tode zehn am Leben waren, eins noch sieben
Monate nach seinem Tode geboren wurde. Die Wittwe zog nach Culmbach,
hatte dort ihr leidliches Auskommen „mit Bir breuen, stauchen hardt
(Posamentenhandel) und andern, das dan da gebreuchlich ist", und starb 1589.

Ueber die Lebensschicksale seiner siebzehn Geschwister giebt Georg Planck
bald kürzere, bald ausführlichere Nachrichten. Als Probe theile ich den Ein¬
trag über den ältesten Bruder Wolf Christoph wörtlich mit: „1551 Am din-
stag Visitate maria warte geborn wolff Christof, welchen mitt der christ¬
liche Dauff bestetiget wolff Cristof von Rebitz, Oberhaupman zu Barreut
(Bayreuth). wuchs auf und warte groß und hett in der vatter in seinr
Jugend ser lieb, bitte in auch iber Zelte zum studirn. Neben seinen
studirn lernet er auf dem Jnstromendt und Ländler, wart etlich Jar gen Hoff
ins fottlandt (Vogelart) gedhon. weil er dan dem studirn iber Zelte
fleissig nach kam, het der vatter dessen groß gefällt und besät an seinem
Ende, daß er fort an zum studirn sollt geballten werden, weil aber der
vatter nach seinem todt der muter als einer Wittib 12 (?) lebendige Kinder
verliß. welchs ein iber bej im selbst ahnenden kan, waß für Creutz sie Wirt ge-
habte haben, wollt es ir auch schwer fällt, vit gelte im in seiner studirung zu
überreichen, welchs er ohne Zweiffel in der mutter Betrubtnus nit begern wollt,
daß sie im zu solchn seinen studirn über ir vermögen wender hallten oder verlegen
soll, dan hatte nach deß vatters todt macht er sich auff und raisset seinem
studirn nach. Als er nach Wien komm und ein kurtze Zelte alda verhärte,
warte er durch gukte Leute gefördert in Krain Landt. Alba er zwein junger


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0217" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135798"/>
          <p xml:id="ID_712" prev="#ID_711"> Händen eingetragen. In der Mitte des Buches befinden sich 71 ganz leere<lb/>
Blätter.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_713"> Was zunächst über die Familie Planck aus den Aufzeichnungen sich er¬<lb/>
giebt, ist im wesentlichen folgendes : Der Vater Georg Planck's des älteren,<lb/>
Christoph Planck, war 1S24 &#x201E;in Lintz der stadt geborn, welchs ligt am<lb/>
stram der Thonna (Donau)-, hatte in seiner Jugend am Hofe des Mark¬<lb/>
grafen Albrecht von Anspach erst als &#x201E;Spießjunge", dann als &#x201E;Schreiber" ge¬<lb/>
dient &#x2014; also an demselben Hofe, wo etwa vierzig Jahre früher auch Götz von<lb/>
Berlichingen als Reiterjunge und Fähndrich seine Laufbahn begonnen. Der<lb/>
Sohn erzählt, wie der Vater dort mehrfach beim Reiten Unglück gehabt habe,<lb/>
das einemal unterwegs in einem Dorfe beim Tränken das Pferd mitsammt<lb/>
dem Reiter in den Brunnen hinabgesprungen sei, ein andermal er vom Pferde<lb/>
gestürzt &#x201E;und nett dem einen fuß im stegrauff (Steigbügel) bliben, in<lb/>
dem in das Roß weite geschleifft*. Im Jahre 1649 heirathete er Sibylla<lb/>
Hedler, die Tochter des Bürgermeisters von Culmbach, wurde dann fürstlich<lb/>
brandenburgischer &#x201E;Castner" (Rentmeister, Amtsverweser) zu Neustadt am<lb/>
rauhen Culm und starb in diesem Amte 1572. Er war Vater von achtzehn<lb/>
Kindern, von denen bei seinem Tode zehn am Leben waren, eins noch sieben<lb/>
Monate nach seinem Tode geboren wurde. Die Wittwe zog nach Culmbach,<lb/>
hatte dort ihr leidliches Auskommen &#x201E;mit Bir breuen, stauchen hardt<lb/>
(Posamentenhandel) und andern, das dan da gebreuchlich ist", und starb 1589.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_714" next="#ID_715"> Ueber die Lebensschicksale seiner siebzehn Geschwister giebt Georg Planck<lb/>
bald kürzere, bald ausführlichere Nachrichten. Als Probe theile ich den Ein¬<lb/>
trag über den ältesten Bruder Wolf Christoph wörtlich mit: &#x201E;1551 Am din-<lb/>
stag Visitate maria warte geborn wolff Christof, welchen mitt der christ¬<lb/>
liche Dauff bestetiget wolff Cristof von Rebitz, Oberhaupman zu Barreut<lb/>
(Bayreuth). wuchs auf und warte groß und hett in der vatter in seinr<lb/>
Jugend ser lieb, bitte in auch iber Zelte zum studirn. Neben seinen<lb/>
studirn lernet er auf dem Jnstromendt und Ländler, wart etlich Jar gen Hoff<lb/>
ins fottlandt (Vogelart) gedhon. weil er dan dem studirn iber Zelte<lb/>
fleissig nach kam, het der vatter dessen groß gefällt und besät an seinem<lb/>
Ende, daß er fort an zum studirn sollt geballten werden, weil aber der<lb/>
vatter nach seinem todt der muter als einer Wittib 12 (?) lebendige Kinder<lb/>
verliß. welchs ein iber bej im selbst ahnenden kan, waß für Creutz sie Wirt ge-<lb/>
habte haben, wollt es ir auch schwer fällt, vit gelte im in seiner studirung zu<lb/>
überreichen, welchs er ohne Zweiffel in der mutter Betrubtnus nit begern wollt,<lb/>
daß sie im zu solchn seinen studirn über ir vermögen wender hallten oder verlegen<lb/>
soll, dan hatte nach deß vatters todt macht er sich auff und raisset seinem<lb/>
studirn nach. Als er nach Wien komm und ein kurtze Zelte alda verhärte,<lb/>
warte er durch gukte Leute gefördert in Krain Landt. Alba er zwein junger</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0217] Händen eingetragen. In der Mitte des Buches befinden sich 71 ganz leere Blätter. Was zunächst über die Familie Planck aus den Aufzeichnungen sich er¬ giebt, ist im wesentlichen folgendes : Der Vater Georg Planck's des älteren, Christoph Planck, war 1S24 „in Lintz der stadt geborn, welchs ligt am stram der Thonna (Donau)-, hatte in seiner Jugend am Hofe des Mark¬ grafen Albrecht von Anspach erst als „Spießjunge", dann als „Schreiber" ge¬ dient — also an demselben Hofe, wo etwa vierzig Jahre früher auch Götz von Berlichingen als Reiterjunge und Fähndrich seine Laufbahn begonnen. Der Sohn erzählt, wie der Vater dort mehrfach beim Reiten Unglück gehabt habe, das einemal unterwegs in einem Dorfe beim Tränken das Pferd mitsammt dem Reiter in den Brunnen hinabgesprungen sei, ein andermal er vom Pferde gestürzt „und nett dem einen fuß im stegrauff (Steigbügel) bliben, in dem in das Roß weite geschleifft*. Im Jahre 1649 heirathete er Sibylla Hedler, die Tochter des Bürgermeisters von Culmbach, wurde dann fürstlich brandenburgischer „Castner" (Rentmeister, Amtsverweser) zu Neustadt am rauhen Culm und starb in diesem Amte 1572. Er war Vater von achtzehn Kindern, von denen bei seinem Tode zehn am Leben waren, eins noch sieben Monate nach seinem Tode geboren wurde. Die Wittwe zog nach Culmbach, hatte dort ihr leidliches Auskommen „mit Bir breuen, stauchen hardt (Posamentenhandel) und andern, das dan da gebreuchlich ist", und starb 1589. Ueber die Lebensschicksale seiner siebzehn Geschwister giebt Georg Planck bald kürzere, bald ausführlichere Nachrichten. Als Probe theile ich den Ein¬ trag über den ältesten Bruder Wolf Christoph wörtlich mit: „1551 Am din- stag Visitate maria warte geborn wolff Christof, welchen mitt der christ¬ liche Dauff bestetiget wolff Cristof von Rebitz, Oberhaupman zu Barreut (Bayreuth). wuchs auf und warte groß und hett in der vatter in seinr Jugend ser lieb, bitte in auch iber Zelte zum studirn. Neben seinen studirn lernet er auf dem Jnstromendt und Ländler, wart etlich Jar gen Hoff ins fottlandt (Vogelart) gedhon. weil er dan dem studirn iber Zelte fleissig nach kam, het der vatter dessen groß gefällt und besät an seinem Ende, daß er fort an zum studirn sollt geballten werden, weil aber der vatter nach seinem todt der muter als einer Wittib 12 (?) lebendige Kinder verliß. welchs ein iber bej im selbst ahnenden kan, waß für Creutz sie Wirt ge- habte haben, wollt es ir auch schwer fällt, vit gelte im in seiner studirung zu überreichen, welchs er ohne Zweiffel in der mutter Betrubtnus nit begern wollt, daß sie im zu solchn seinen studirn über ir vermögen wender hallten oder verlegen soll, dan hatte nach deß vatters todt macht er sich auff und raisset seinem studirn nach. Als er nach Wien komm und ein kurtze Zelte alda verhärte, warte er durch gukte Leute gefördert in Krain Landt. Alba er zwein junger

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/217
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/217>, abgerufen am 27.11.2024.