Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.taucht zwar übel beschrieben halte ich für einen ehrlichen Mann, für sich hat Wo Ernst August seine Blicke hinwandte, fand er für die Besetzung einer Aus den geschilderten Umständen mußte Ernst August entnehmen, daß taucht zwar übel beschrieben halte ich für einen ehrlichen Mann, für sich hat Wo Ernst August seine Blicke hinwandte, fand er für die Besetzung einer Aus den geschilderten Umständen mußte Ernst August entnehmen, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0494" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135547"/> <p xml:id="ID_1506" prev="#ID_1505"> taucht zwar übel beschrieben halte ich für einen ehrlichen Mann, für sich hat<lb/> er niemals etwas gesucht, vielweniger, daß er eine besondere Regierung hätte<lb/> etabliren wollen; er hat vieles verhindert und mit mir gar vielfältig über die<lb/> Unordnung doliret. Er ist der einzige auf den man sich verlassen kann und<lb/> diejenigen, die Ew. Durchlaucht ein anderes beizubringen gedenken, müssen<lb/> von seiner nah simMei nicht unterrichtet sein. Sein Verbrechen besteht, wenn<lb/> er eines vollbracht, darin, daß er auf Geheiß des Herzogs das Testament ge¬<lb/> macht; überlegen nur Ew. Durchlaucht, ob wenn sie einem Diener etwas<lb/> befehlen, nicht gehorsame sein wollen. — Hofrath Staffel ist durch Ebel an¬<lb/> gebracht, er wäre sonst wohl zu brauchen, hat aber des Hauses Intern« nicht<lb/> innen und stelle dahin, ob er in wichtigen Sachen der rechte Mann sei. Dann<lb/> folgt der Hofrath Bruckner, ein gewissenhafter Jurist, ist aber alt und trug,<lb/> auch von seiner Leibesindisposition incommodirt, so daß man mit großer Mühe<lb/> etwas von ihm herausbringt, wozu aber neessizitiiiz roi lÄmiliaris, die schlechte<lb/> Besoldung und die noch schlechtere Bezahlung vieles beigetragen haben mögen.<lb/> Hierauf folgt der Hofrath Mack, den ich zu nichts zu gebrauchen weiß und<lb/> mein Sohn ist der sequens, den kann ich nicht reeommandiren." —</p><lb/> <p xml:id="ID_1507"> Wo Ernst August seine Blicke hinwandte, fand er für die Besetzung einer<lb/> Masse erledigter Justizstellen nicht die gewünschten Kräfte. Die sämmtlichen<lb/> Advocaten Eisenachs, die in Frage kamen, wünschten um so weniger im Staats¬<lb/> dienste untergebracht zu werden, da sie eine ziemlich bedeutende Caution stellen<lb/> sollten, die sie kaum leisten konnten, noch viel weniger wollten. Es war etwas<lb/> Ungewöhnliches; man machte sich darüber allerlei Gedanken und auch Gärtner<lb/> suchte den Herzog zu überreden, daß man nach Christi Aussage im Evangelio<lb/> von einem Haushalter mehr nicht als Treue, die stets einer kleinen Caution<lb/> vorzuziehen sei, fordern könne. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1508" next="#ID_1509"> Aus den geschilderten Umständen mußte Ernst August entnehmen, daß<lb/> es im Grunde in Nichts weiter ging. — Die vielen Staatsprocesse, die Ver¬<lb/> wickelungen mit Auswärtigen, die Regulirung der herzoglichen Verlassenschaft,<lb/> die alle einen acuten Charakter angenommen hatten, brachten ihn außer<lb/> Fassung. Jeden Tag liefen die bogenlang eng geschriebenen Briefe vom<lb/> Geh. Rath aus Eisenach ein; auf welche er meist in eigenen Rescripten ohne<lb/> Berathung mit seinem Weimarischen Ministerium verfügte. Die Verfechtung<lb/> des herzoglichen Rechtes, das Gärtner zum Theil durch alle Instanzen ver¬<lb/> suchen zu wollen schien, gefiel ihm ebensowenig, als der Geschäftsgang im<lb/> Geheimen Rath überhaupt. Nach seiner Ansicht ging es eben in Etsenach<lb/> wie an den meisten Höfen, wo die Herrn Minister die Affairen so lange liegen<lb/> lassen, bis solche der Herr überdrüssig wird. „Alle meine Briefe, verfügte er,<lb/> werden Sie daher wohl eolligiren, ein accurates Lagerbuch halten, damit man<lb/> sehen kann, wie die Sachen expedirt werden". Alle Inquisitionen wollte er</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0494]
taucht zwar übel beschrieben halte ich für einen ehrlichen Mann, für sich hat
er niemals etwas gesucht, vielweniger, daß er eine besondere Regierung hätte
etabliren wollen; er hat vieles verhindert und mit mir gar vielfältig über die
Unordnung doliret. Er ist der einzige auf den man sich verlassen kann und
diejenigen, die Ew. Durchlaucht ein anderes beizubringen gedenken, müssen
von seiner nah simMei nicht unterrichtet sein. Sein Verbrechen besteht, wenn
er eines vollbracht, darin, daß er auf Geheiß des Herzogs das Testament ge¬
macht; überlegen nur Ew. Durchlaucht, ob wenn sie einem Diener etwas
befehlen, nicht gehorsame sein wollen. — Hofrath Staffel ist durch Ebel an¬
gebracht, er wäre sonst wohl zu brauchen, hat aber des Hauses Intern« nicht
innen und stelle dahin, ob er in wichtigen Sachen der rechte Mann sei. Dann
folgt der Hofrath Bruckner, ein gewissenhafter Jurist, ist aber alt und trug,
auch von seiner Leibesindisposition incommodirt, so daß man mit großer Mühe
etwas von ihm herausbringt, wozu aber neessizitiiiz roi lÄmiliaris, die schlechte
Besoldung und die noch schlechtere Bezahlung vieles beigetragen haben mögen.
Hierauf folgt der Hofrath Mack, den ich zu nichts zu gebrauchen weiß und
mein Sohn ist der sequens, den kann ich nicht reeommandiren." —
Wo Ernst August seine Blicke hinwandte, fand er für die Besetzung einer
Masse erledigter Justizstellen nicht die gewünschten Kräfte. Die sämmtlichen
Advocaten Eisenachs, die in Frage kamen, wünschten um so weniger im Staats¬
dienste untergebracht zu werden, da sie eine ziemlich bedeutende Caution stellen
sollten, die sie kaum leisten konnten, noch viel weniger wollten. Es war etwas
Ungewöhnliches; man machte sich darüber allerlei Gedanken und auch Gärtner
suchte den Herzog zu überreden, daß man nach Christi Aussage im Evangelio
von einem Haushalter mehr nicht als Treue, die stets einer kleinen Caution
vorzuziehen sei, fordern könne. —
Aus den geschilderten Umständen mußte Ernst August entnehmen, daß
es im Grunde in Nichts weiter ging. — Die vielen Staatsprocesse, die Ver¬
wickelungen mit Auswärtigen, die Regulirung der herzoglichen Verlassenschaft,
die alle einen acuten Charakter angenommen hatten, brachten ihn außer
Fassung. Jeden Tag liefen die bogenlang eng geschriebenen Briefe vom
Geh. Rath aus Eisenach ein; auf welche er meist in eigenen Rescripten ohne
Berathung mit seinem Weimarischen Ministerium verfügte. Die Verfechtung
des herzoglichen Rechtes, das Gärtner zum Theil durch alle Instanzen ver¬
suchen zu wollen schien, gefiel ihm ebensowenig, als der Geschäftsgang im
Geheimen Rath überhaupt. Nach seiner Ansicht ging es eben in Etsenach
wie an den meisten Höfen, wo die Herrn Minister die Affairen so lange liegen
lassen, bis solche der Herr überdrüssig wird. „Alle meine Briefe, verfügte er,
werden Sie daher wohl eolligiren, ein accurates Lagerbuch halten, damit man
sehen kann, wie die Sachen expedirt werden". Alle Inquisitionen wollte er
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