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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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zweiten einmal jährlich in jedem Conferenzdistricte, die dritten alle vier Jahre.
Bei den letzteren sollen Abgeordnete aller Prediger der Secte zusammentreffen,
was jetzt, wo dieselbe auch diesseit des großen Wassers Gemeinden hat, nicht
gut möglich sein dürfte. Die Mitglieder der Vierteljahrsversammlungen sind
alle Klassenführer (die Gemeinden theilen sich wie bei den Methodisten in
Klassen von wenigen Personen, welche von einem besonders Frommen oder
besonders Befähigten nach der üblichen Methode zubereitet, geistig galvanisirt
und erweckt werden), Ernährer, Local- und Wanderprediger, die in dem be¬
treffenden Districte ansässig oder stationirt sind. Die Mitglieder der Jahres-
conferenz sind die Reiseprediger und "solche, die gereist haben und durch die
Ordination in vollem Verband mit der Seelsorgerschaft stehen". Die General-
conferenz endlich besteht, wie bereits angedeutet, aus Delegaten, welche jedes
vierte Jahr von allen Jahresconferenzen in der Weise gewählt werden, daß
immer vier Mitglieder dieser Versammlung von einer Stimme auf jener ver¬
treten werden. Hierzu kommt schließlich noch eine Jahresconferenz der Local-
prediger jedes Districts, wofern es deren hier mehrere giebt; aber diese "sind
hauptsächlich zur Erforschung des Charakters und des Betragens der gedachten
Prediger bestimmt, damit bei den Jahresconferenzen der wandernden Seel¬
sorger Zeit gespart wird".

Die ganze Genossenschaft der Albrechtsleute ist endlich in Conferenz-
bezirke, die Conferenzbezirke sind in kleinere Districte, diese in Kreise und die
Kreise in Klassen getheilt, sodaß das Ganze einen wohl gegliederten Organis¬
mus bildet.




Städte und Dörfer, Land und Leute in Lothringen.
4. Land und Leute.

Durch Dorf und Stadt sind wir gezogen und so obliegt es uns noch,
das Land in seiner Gesammtheit zu betrachten wie es in großen allgemeinen
Zügen sich darstellt. Freilich ist die Entwickelung dieses Bildes getragen von
einer Fülle schmerzlicher Erinnerungen, denn es giebt vielleicht kein Land der
deutschen Zunge, dessen Geschichte in solchem Maß eine Leidensgeschichte war.

Immer wieder stritten neue Gegner um feinen Besitz; seit dem sechs¬
zehnten Jahrhundert war es der Schauplatz der wildesten Kriege und ein
Erisapfel der Mächtigen. Zu den Kämpfen aber, welche Lothringen ent¬
völkerten, zu dem mühevollen Ringen der heimischen Art mit wälscher Ueber-
legenhett kam bald noch die religiöse Verfolgung, denn mit unläugvarem In-


zweiten einmal jährlich in jedem Conferenzdistricte, die dritten alle vier Jahre.
Bei den letzteren sollen Abgeordnete aller Prediger der Secte zusammentreffen,
was jetzt, wo dieselbe auch diesseit des großen Wassers Gemeinden hat, nicht
gut möglich sein dürfte. Die Mitglieder der Vierteljahrsversammlungen sind
alle Klassenführer (die Gemeinden theilen sich wie bei den Methodisten in
Klassen von wenigen Personen, welche von einem besonders Frommen oder
besonders Befähigten nach der üblichen Methode zubereitet, geistig galvanisirt
und erweckt werden), Ernährer, Local- und Wanderprediger, die in dem be¬
treffenden Districte ansässig oder stationirt sind. Die Mitglieder der Jahres-
conferenz sind die Reiseprediger und „solche, die gereist haben und durch die
Ordination in vollem Verband mit der Seelsorgerschaft stehen". Die General-
conferenz endlich besteht, wie bereits angedeutet, aus Delegaten, welche jedes
vierte Jahr von allen Jahresconferenzen in der Weise gewählt werden, daß
immer vier Mitglieder dieser Versammlung von einer Stimme auf jener ver¬
treten werden. Hierzu kommt schließlich noch eine Jahresconferenz der Local-
prediger jedes Districts, wofern es deren hier mehrere giebt; aber diese „sind
hauptsächlich zur Erforschung des Charakters und des Betragens der gedachten
Prediger bestimmt, damit bei den Jahresconferenzen der wandernden Seel¬
sorger Zeit gespart wird".

Die ganze Genossenschaft der Albrechtsleute ist endlich in Conferenz-
bezirke, die Conferenzbezirke sind in kleinere Districte, diese in Kreise und die
Kreise in Klassen getheilt, sodaß das Ganze einen wohl gegliederten Organis¬
mus bildet.




Städte und Dörfer, Land und Leute in Lothringen.
4. Land und Leute.

Durch Dorf und Stadt sind wir gezogen und so obliegt es uns noch,
das Land in seiner Gesammtheit zu betrachten wie es in großen allgemeinen
Zügen sich darstellt. Freilich ist die Entwickelung dieses Bildes getragen von
einer Fülle schmerzlicher Erinnerungen, denn es giebt vielleicht kein Land der
deutschen Zunge, dessen Geschichte in solchem Maß eine Leidensgeschichte war.

Immer wieder stritten neue Gegner um feinen Besitz; seit dem sechs¬
zehnten Jahrhundert war es der Schauplatz der wildesten Kriege und ein
Erisapfel der Mächtigen. Zu den Kämpfen aber, welche Lothringen ent¬
völkerten, zu dem mühevollen Ringen der heimischen Art mit wälscher Ueber-
legenhett kam bald noch die religiöse Verfolgung, denn mit unläugvarem In-


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[0468] zweiten einmal jährlich in jedem Conferenzdistricte, die dritten alle vier Jahre. Bei den letzteren sollen Abgeordnete aller Prediger der Secte zusammentreffen, was jetzt, wo dieselbe auch diesseit des großen Wassers Gemeinden hat, nicht gut möglich sein dürfte. Die Mitglieder der Vierteljahrsversammlungen sind alle Klassenführer (die Gemeinden theilen sich wie bei den Methodisten in Klassen von wenigen Personen, welche von einem besonders Frommen oder besonders Befähigten nach der üblichen Methode zubereitet, geistig galvanisirt und erweckt werden), Ernährer, Local- und Wanderprediger, die in dem be¬ treffenden Districte ansässig oder stationirt sind. Die Mitglieder der Jahres- conferenz sind die Reiseprediger und „solche, die gereist haben und durch die Ordination in vollem Verband mit der Seelsorgerschaft stehen". Die General- conferenz endlich besteht, wie bereits angedeutet, aus Delegaten, welche jedes vierte Jahr von allen Jahresconferenzen in der Weise gewählt werden, daß immer vier Mitglieder dieser Versammlung von einer Stimme auf jener ver¬ treten werden. Hierzu kommt schließlich noch eine Jahresconferenz der Local- prediger jedes Districts, wofern es deren hier mehrere giebt; aber diese „sind hauptsächlich zur Erforschung des Charakters und des Betragens der gedachten Prediger bestimmt, damit bei den Jahresconferenzen der wandernden Seel¬ sorger Zeit gespart wird". Die ganze Genossenschaft der Albrechtsleute ist endlich in Conferenz- bezirke, die Conferenzbezirke sind in kleinere Districte, diese in Kreise und die Kreise in Klassen getheilt, sodaß das Ganze einen wohl gegliederten Organis¬ mus bildet. Städte und Dörfer, Land und Leute in Lothringen. 4. Land und Leute. Durch Dorf und Stadt sind wir gezogen und so obliegt es uns noch, das Land in seiner Gesammtheit zu betrachten wie es in großen allgemeinen Zügen sich darstellt. Freilich ist die Entwickelung dieses Bildes getragen von einer Fülle schmerzlicher Erinnerungen, denn es giebt vielleicht kein Land der deutschen Zunge, dessen Geschichte in solchem Maß eine Leidensgeschichte war. Immer wieder stritten neue Gegner um feinen Besitz; seit dem sechs¬ zehnten Jahrhundert war es der Schauplatz der wildesten Kriege und ein Erisapfel der Mächtigen. Zu den Kämpfen aber, welche Lothringen ent¬ völkerten, zu dem mühevollen Ringen der heimischen Art mit wälscher Ueber- legenhett kam bald noch die religiöse Verfolgung, denn mit unläugvarem In-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/468>, abgerufen am 25.08.2024.