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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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quem gemacht haben, ihren gottesfürchtigen Hafer säen und ihre frommen
Rüben bauen. Wir meinen die sogenannte "Evangelische Gemein,
schaft". deren Mitglieder in Amerika "Albrights" oder deutsch "Al-
brechtsleute" genannt werden, und die durch die Rührigkeit, mit der ihre
Prediger in verschiedenen Gegenden Deutschlands und der Schweiz Propaganda
zu machen bemüht sind und wirklich machen, mehr und mehr die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich lenkt.

Im Folgenden theilen wir mit, was wir über dieses neueste Zeichen der
Erkenntlichkeit Amerikas für die ihm von Deutschland zugeflossenen Beiträge
zu seiner geistigen Wohlfahrt in Erfahrung gebracht haben, und zwar zunächst
einige statistische Notizen, dann etwas über den Glauben der Secte, wobei
mir wörtlich den Angaben folgen, die einer ihrer Geistlichen, W. Orwig zu
New-Berlin in Pennsylvanien, dem Herausgeber eines Sammelwerks über
die nordamerikanischen Seelen im Jahre 1844 zukommen ließ*).

Die Albrechtsleute zählten 1843, damals noch auf die Vereinigten Staaten
und Canada beschränkt, nahe an fünfzehntausend Communicanten und zwischen
zwei- und dreihundert Prediger, unter denen sich über hundert Wanderapostel
befanden. Gegenwärtig aber haben sie in Deutschland allein 6083 Mitglieder,
neun Local- und sechsunddreißig herumziehende Prediger. In Deutschland
und der Schweiz zusammen aber berechnet sich ihre Zahl, dem Bericht ihrer
zwanzigsten Missionseonferenz zufolge, bei einem im vorigen Jahre erfolgten
Zuwachs von 425 jetzt auf 7348 Mitglieder, 55 Local- und 164 Reiseprediger.
Die Mission ist in fünf Hauptdistricte getheilt: Bremen, Berlin, Frankfurt,
Würtemberg und die Schweiz. In Süddeutschland mit Einschluß des Elsaß
besitzen sie mehr als ein Dutzend Stationen, und neben Straßburg ist hier
Heilbronn ihr Hauptsitz. Im Norden des Reichs giebt es fünf Unterdtstrtcte:
die Mission in Lippe-Detmold, die in Dortmund, die in Duisburg, die in
Essen und die in Schlesien, welche Reichenbach zum Mittelpunkt hat. Die
größte Gemeinde ist die in Zürich, welche 505 Mitglieder zählt, dann folgen
Dörtendorf-Waltersdorf in Sachsen mir 328, Heilbronn mit 301, Horgen in
der Schweiz mit 298, Basel mit 294. Zwickau mit 289, Berlin mit 81 Mit¬
gliedern u. s. w. Die Gesammtbeiträge sind im letzten Jahre von 50.178
auf 63,163 Thaler gestiegen. Die oberste Leitung liegt in den Händen des
Bischofs Escher, der von Deutschland aus Briefe an den "christlichen Bot¬
schafter" , das zu Cleveland in Ohio erscheinende Organ der Gemeinschaft,
schreibt, welche viel von dem trefflichen Fortgange des Werkes, besonders in



") Der Titel desselben ist: "ris LKKIssia, -^u original Kistor^ ot tus rslixious
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Daniel Rupp zu Lancaster in Pennsylvanien.

quem gemacht haben, ihren gottesfürchtigen Hafer säen und ihre frommen
Rüben bauen. Wir meinen die sogenannte „Evangelische Gemein,
schaft". deren Mitglieder in Amerika „Albrights" oder deutsch „Al-
brechtsleute" genannt werden, und die durch die Rührigkeit, mit der ihre
Prediger in verschiedenen Gegenden Deutschlands und der Schweiz Propaganda
zu machen bemüht sind und wirklich machen, mehr und mehr die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich lenkt.

Im Folgenden theilen wir mit, was wir über dieses neueste Zeichen der
Erkenntlichkeit Amerikas für die ihm von Deutschland zugeflossenen Beiträge
zu seiner geistigen Wohlfahrt in Erfahrung gebracht haben, und zwar zunächst
einige statistische Notizen, dann etwas über den Glauben der Secte, wobei
mir wörtlich den Angaben folgen, die einer ihrer Geistlichen, W. Orwig zu
New-Berlin in Pennsylvanien, dem Herausgeber eines Sammelwerks über
die nordamerikanischen Seelen im Jahre 1844 zukommen ließ*).

Die Albrechtsleute zählten 1843, damals noch auf die Vereinigten Staaten
und Canada beschränkt, nahe an fünfzehntausend Communicanten und zwischen
zwei- und dreihundert Prediger, unter denen sich über hundert Wanderapostel
befanden. Gegenwärtig aber haben sie in Deutschland allein 6083 Mitglieder,
neun Local- und sechsunddreißig herumziehende Prediger. In Deutschland
und der Schweiz zusammen aber berechnet sich ihre Zahl, dem Bericht ihrer
zwanzigsten Missionseonferenz zufolge, bei einem im vorigen Jahre erfolgten
Zuwachs von 425 jetzt auf 7348 Mitglieder, 55 Local- und 164 Reiseprediger.
Die Mission ist in fünf Hauptdistricte getheilt: Bremen, Berlin, Frankfurt,
Würtemberg und die Schweiz. In Süddeutschland mit Einschluß des Elsaß
besitzen sie mehr als ein Dutzend Stationen, und neben Straßburg ist hier
Heilbronn ihr Hauptsitz. Im Norden des Reichs giebt es fünf Unterdtstrtcte:
die Mission in Lippe-Detmold, die in Dortmund, die in Duisburg, die in
Essen und die in Schlesien, welche Reichenbach zum Mittelpunkt hat. Die
größte Gemeinde ist die in Zürich, welche 505 Mitglieder zählt, dann folgen
Dörtendorf-Waltersdorf in Sachsen mir 328, Heilbronn mit 301, Horgen in
der Schweiz mit 298, Basel mit 294. Zwickau mit 289, Berlin mit 81 Mit¬
gliedern u. s. w. Die Gesammtbeiträge sind im letzten Jahre von 50.178
auf 63,163 Thaler gestiegen. Die oberste Leitung liegt in den Händen des
Bischofs Escher, der von Deutschland aus Briefe an den „christlichen Bot¬
schafter" , das zu Cleveland in Ohio erscheinende Organ der Gemeinschaft,
schreibt, welche viel von dem trefflichen Fortgange des Werkes, besonders in



") Der Titel desselben ist: „ris LKKIssia, -^u original Kistor^ ot tus rslixious
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Daniel Rupp zu Lancaster in Pennsylvanien.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/463>, abgerufen am 22.07.2024.