Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

mittags die russischen Vorposten an. Es kommt zu einem äußerst heftigen
Kampfe; Rosenberg wirft den doppelt so starken Gegner nach Schwyz zurück
Und nimmt dann seine alte Stellung wieder ein.

Spät Abends trafen endlich die letzten Maulthiere und die Arrieregarde
aus dem Schächenthal ein. Die Stärke des Rosenberg'schen Corps wurde
hierdurch auf 7000 Mann erhöht, -- es mußte aber noch einen Tag
ausharren, um den Lastthieren Zeit zu lassen, nun auch den Präget zu
Passiren. --

Auch Massen" erhält in der Nacht Verstärkung. Die Brigade Gudin
stößt von Altdorf per Schiff zu ihm, er hat somit jetzt 15,000 Mann zu
seiner Disposition.

Am folgenden Morgen (1. October) erneuert er den Angriff auf Rosen¬
berg ; doch umsonst, die russische Tapferkeit und Energie wirft ihn, unter sehr
bedeutenden Verlusten, abermals, sogar bis hinter Schwyz, zurück. --

Während Rosenberg nun schon den zweiten Tag die wiederholten An¬
griffe Massena's so glänzend abgewehrt, hatte sich Suworow auf der andern
Seite einen Weg durch das Klönthal nach Glarus gebahnt. In der Nacht
vom 30. September zum 1. October ließ dort Bagration mit 4 Regimentern,
über die steilen Felsmassen sich einen Weg bahnend, eine Umgehung der
französischen Position ausführen. Mit Morgengrauen geschah ein erneuerter
Angriff. Die Umgehungscolonne griff so glücklich hierbei ein, daß Molitor
die Stellung räumen mußte und zum eiligen Rückzug gezwungen wurde.
Die Russen folgten auf dem Fuße. Gegen Abend treffen endlich die Vor¬
truppen der Division Gazan zur Unterstützung Molitor's ein. Letzterer benutzt
das hierdurch momentan erhaltene Uebergewicht augenblicklich und greift wieder
zur Offensive. Die Russen werden gezwungen, die schon genommenen Orte
Nollis und Näfels wieder zu räumen und nehmen eine Vorpostenaufstellung
etwas nördlich Nettstall auf beiden Ufern der Linth. Während die Avant¬
garde sich bei Näfels schlug, ging der übrige Theil der russischen Colonne
über den Klönbach, besetzte Glarus und bezog zwischen letzterem Ort und dem
Klönbach ein Bivouak.

In der Nacht ließ Suworow an Rosenberg den Befehl ergehen, mit dem
Abzüge aus dem Muottathal zu beginnen. Dieser Abzug war einem so über¬
legenen Feinde gegenüber, wenn derselbe auch wiederholt geschlagen, ein
schwieriges Unternehmen. Rosenberg wußte sich aber zu helfen, er nahm zur
^>se seine Zuflucht, -- er sandte den Einwohnern von Schwyz die strenge
Ordre für 12.000 Russen, welche am nächsten Tag in die Stadt einrücken
würden, Lebensmittel in Bereitschaft zu halten. Die Franzosen, obwohl sie
nicht Schwyz besetzt, erfuhren dieß natürlich und erwarteten den ganzen
2- October den Angriff der Russen. Da aber Niemand kam, entschloß sich


mittags die russischen Vorposten an. Es kommt zu einem äußerst heftigen
Kampfe; Rosenberg wirft den doppelt so starken Gegner nach Schwyz zurück
Und nimmt dann seine alte Stellung wieder ein.

Spät Abends trafen endlich die letzten Maulthiere und die Arrieregarde
aus dem Schächenthal ein. Die Stärke des Rosenberg'schen Corps wurde
hierdurch auf 7000 Mann erhöht, — es mußte aber noch einen Tag
ausharren, um den Lastthieren Zeit zu lassen, nun auch den Präget zu
Passiren. —

Auch Massen« erhält in der Nacht Verstärkung. Die Brigade Gudin
stößt von Altdorf per Schiff zu ihm, er hat somit jetzt 15,000 Mann zu
seiner Disposition.

Am folgenden Morgen (1. October) erneuert er den Angriff auf Rosen¬
berg ; doch umsonst, die russische Tapferkeit und Energie wirft ihn, unter sehr
bedeutenden Verlusten, abermals, sogar bis hinter Schwyz, zurück. —

Während Rosenberg nun schon den zweiten Tag die wiederholten An¬
griffe Massena's so glänzend abgewehrt, hatte sich Suworow auf der andern
Seite einen Weg durch das Klönthal nach Glarus gebahnt. In der Nacht
vom 30. September zum 1. October ließ dort Bagration mit 4 Regimentern,
über die steilen Felsmassen sich einen Weg bahnend, eine Umgehung der
französischen Position ausführen. Mit Morgengrauen geschah ein erneuerter
Angriff. Die Umgehungscolonne griff so glücklich hierbei ein, daß Molitor
die Stellung räumen mußte und zum eiligen Rückzug gezwungen wurde.
Die Russen folgten auf dem Fuße. Gegen Abend treffen endlich die Vor¬
truppen der Division Gazan zur Unterstützung Molitor's ein. Letzterer benutzt
das hierdurch momentan erhaltene Uebergewicht augenblicklich und greift wieder
zur Offensive. Die Russen werden gezwungen, die schon genommenen Orte
Nollis und Näfels wieder zu räumen und nehmen eine Vorpostenaufstellung
etwas nördlich Nettstall auf beiden Ufern der Linth. Während die Avant¬
garde sich bei Näfels schlug, ging der übrige Theil der russischen Colonne
über den Klönbach, besetzte Glarus und bezog zwischen letzterem Ort und dem
Klönbach ein Bivouak.

In der Nacht ließ Suworow an Rosenberg den Befehl ergehen, mit dem
Abzüge aus dem Muottathal zu beginnen. Dieser Abzug war einem so über¬
legenen Feinde gegenüber, wenn derselbe auch wiederholt geschlagen, ein
schwieriges Unternehmen. Rosenberg wußte sich aber zu helfen, er nahm zur
^>se seine Zuflucht, — er sandte den Einwohnern von Schwyz die strenge
Ordre für 12.000 Russen, welche am nächsten Tag in die Stadt einrücken
würden, Lebensmittel in Bereitschaft zu halten. Die Franzosen, obwohl sie
nicht Schwyz besetzt, erfuhren dieß natürlich und erwarteten den ganzen
2- October den Angriff der Russen. Da aber Niemand kam, entschloß sich


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135472"/>
          <p xml:id="ID_1269" prev="#ID_1268"> mittags die russischen Vorposten an. Es kommt zu einem äußerst heftigen<lb/>
Kampfe; Rosenberg wirft den doppelt so starken Gegner nach Schwyz zurück<lb/>
Und nimmt dann seine alte Stellung wieder ein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1270"> Spät Abends trafen endlich die letzten Maulthiere und die Arrieregarde<lb/>
aus dem Schächenthal ein. Die Stärke des Rosenberg'schen Corps wurde<lb/>
hierdurch auf 7000 Mann erhöht, &#x2014; es mußte aber noch einen Tag<lb/>
ausharren, um den Lastthieren Zeit zu lassen, nun auch den Präget zu<lb/>
Passiren. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1271"> Auch Massen« erhält in der Nacht Verstärkung. Die Brigade Gudin<lb/>
stößt von Altdorf per Schiff zu ihm, er hat somit jetzt 15,000 Mann zu<lb/>
seiner Disposition.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1272"> Am folgenden Morgen (1. October) erneuert er den Angriff auf Rosen¬<lb/>
berg ; doch umsonst, die russische Tapferkeit und Energie wirft ihn, unter sehr<lb/>
bedeutenden Verlusten, abermals, sogar bis hinter Schwyz, zurück. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1273"> Während Rosenberg nun schon den zweiten Tag die wiederholten An¬<lb/>
griffe Massena's so glänzend abgewehrt, hatte sich Suworow auf der andern<lb/>
Seite einen Weg durch das Klönthal nach Glarus gebahnt. In der Nacht<lb/>
vom 30. September zum 1. October ließ dort Bagration mit 4 Regimentern,<lb/>
über die steilen Felsmassen sich einen Weg bahnend, eine Umgehung der<lb/>
französischen Position ausführen. Mit Morgengrauen geschah ein erneuerter<lb/>
Angriff. Die Umgehungscolonne griff so glücklich hierbei ein, daß Molitor<lb/>
die Stellung räumen mußte und zum eiligen Rückzug gezwungen wurde.<lb/>
Die Russen folgten auf dem Fuße. Gegen Abend treffen endlich die Vor¬<lb/>
truppen der Division Gazan zur Unterstützung Molitor's ein. Letzterer benutzt<lb/>
das hierdurch momentan erhaltene Uebergewicht augenblicklich und greift wieder<lb/>
zur Offensive. Die Russen werden gezwungen, die schon genommenen Orte<lb/>
Nollis und Näfels wieder zu räumen und nehmen eine Vorpostenaufstellung<lb/>
etwas nördlich Nettstall auf beiden Ufern der Linth. Während die Avant¬<lb/>
garde sich bei Näfels schlug, ging der übrige Theil der russischen Colonne<lb/>
über den Klönbach, besetzte Glarus und bezog zwischen letzterem Ort und dem<lb/>
Klönbach ein Bivouak.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1274" next="#ID_1275"> In der Nacht ließ Suworow an Rosenberg den Befehl ergehen, mit dem<lb/>
Abzüge aus dem Muottathal zu beginnen. Dieser Abzug war einem so über¬<lb/>
legenen Feinde gegenüber, wenn derselbe auch wiederholt geschlagen, ein<lb/>
schwieriges Unternehmen. Rosenberg wußte sich aber zu helfen, er nahm zur<lb/>
^&gt;se seine Zuflucht, &#x2014; er sandte den Einwohnern von Schwyz die strenge<lb/>
Ordre für 12.000 Russen, welche am nächsten Tag in die Stadt einrücken<lb/>
würden, Lebensmittel in Bereitschaft zu halten. Die Franzosen, obwohl sie<lb/>
nicht Schwyz besetzt, erfuhren dieß natürlich und erwarteten den ganzen<lb/>
2- October den Angriff der Russen.  Da aber Niemand kam, entschloß sich</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0419] mittags die russischen Vorposten an. Es kommt zu einem äußerst heftigen Kampfe; Rosenberg wirft den doppelt so starken Gegner nach Schwyz zurück Und nimmt dann seine alte Stellung wieder ein. Spät Abends trafen endlich die letzten Maulthiere und die Arrieregarde aus dem Schächenthal ein. Die Stärke des Rosenberg'schen Corps wurde hierdurch auf 7000 Mann erhöht, — es mußte aber noch einen Tag ausharren, um den Lastthieren Zeit zu lassen, nun auch den Präget zu Passiren. — Auch Massen« erhält in der Nacht Verstärkung. Die Brigade Gudin stößt von Altdorf per Schiff zu ihm, er hat somit jetzt 15,000 Mann zu seiner Disposition. Am folgenden Morgen (1. October) erneuert er den Angriff auf Rosen¬ berg ; doch umsonst, die russische Tapferkeit und Energie wirft ihn, unter sehr bedeutenden Verlusten, abermals, sogar bis hinter Schwyz, zurück. — Während Rosenberg nun schon den zweiten Tag die wiederholten An¬ griffe Massena's so glänzend abgewehrt, hatte sich Suworow auf der andern Seite einen Weg durch das Klönthal nach Glarus gebahnt. In der Nacht vom 30. September zum 1. October ließ dort Bagration mit 4 Regimentern, über die steilen Felsmassen sich einen Weg bahnend, eine Umgehung der französischen Position ausführen. Mit Morgengrauen geschah ein erneuerter Angriff. Die Umgehungscolonne griff so glücklich hierbei ein, daß Molitor die Stellung räumen mußte und zum eiligen Rückzug gezwungen wurde. Die Russen folgten auf dem Fuße. Gegen Abend treffen endlich die Vor¬ truppen der Division Gazan zur Unterstützung Molitor's ein. Letzterer benutzt das hierdurch momentan erhaltene Uebergewicht augenblicklich und greift wieder zur Offensive. Die Russen werden gezwungen, die schon genommenen Orte Nollis und Näfels wieder zu räumen und nehmen eine Vorpostenaufstellung etwas nördlich Nettstall auf beiden Ufern der Linth. Während die Avant¬ garde sich bei Näfels schlug, ging der übrige Theil der russischen Colonne über den Klönbach, besetzte Glarus und bezog zwischen letzterem Ort und dem Klönbach ein Bivouak. In der Nacht ließ Suworow an Rosenberg den Befehl ergehen, mit dem Abzüge aus dem Muottathal zu beginnen. Dieser Abzug war einem so über¬ legenen Feinde gegenüber, wenn derselbe auch wiederholt geschlagen, ein schwieriges Unternehmen. Rosenberg wußte sich aber zu helfen, er nahm zur ^>se seine Zuflucht, — er sandte den Einwohnern von Schwyz die strenge Ordre für 12.000 Russen, welche am nächsten Tag in die Stadt einrücken würden, Lebensmittel in Bereitschaft zu halten. Die Franzosen, obwohl sie nicht Schwyz besetzt, erfuhren dieß natürlich und erwarteten den ganzen 2- October den Angriff der Russen. Da aber Niemand kam, entschloß sich

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/419
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/419>, abgerufen am 19.10.2024.