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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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weniger anzufangen. Ich habe ein Jdeechen, das sich für uns zu etwas ent¬
wickeln kann -- ganz zu seiner rechten Zeit. Halte dein Geld zusammen und
spare etwas dazu. Ich werde machen, daß es Junge kriegt. Ich habe, nur
um mir die Zeit zu vertreiben, Experimente angestellt mit einem Präparat
zur Heilung schlimmer Augen -- eine Art Abkochung, neun Zehntel Wasser
und das letzte Zehntel Droguen, von denen das Faß nicht mehr als einen
Dollar zu stehen kommt. Ich erverimentire noch immer damit. Es fehlt
noch eine Zuthat, die das Ding vervollständigt, und ich weiß nicht, wie es
kommt, ich bin immer noch nicht zu dem gelangt, was nothwendig ist, und
natürlich wage ich nicht, mit dem Apotheker darüber zu sprechen. Aber ich
mache Fortschritte, und ich wette, ehe viele Wochen ins Land gehen, wird die
ganze Union widerhallen von Eschol Seilers' Unfehlbar Wirkender Kaiserlich
Orientalischer Optischer Salbe, der Heilung für böse Augen -- des medi¬
cinischen Wunders unseres Jahrhunderts. Kleine Flaschen fünfzig Cents,
große einen Dollar. Durchschnittliche Kosten für mich fünf Cents für die
eine und sieben Cents für die andere Größe. Das erste Jahr verkauft, sagen
wir 'mal, in Missouri zehn tausend Flaschen, siebentausend in Iowa, drei¬
tausend in Arkansas, viertausend in Kentucky, sechstausend in Illinois und,
sagen wir 'mal, fünfundzwanzigtausend in den übrigen Staaten. Im Gan¬
zen fünfundfünfzigtausend Flaschen. Reiner Gewinn, abgesehen von allen
Kosten, auf das Allerniedrigste berechnet, zwanzigtausend Dollars. Das
ganze Kapital, welches wir nothwendig haben, ist das. welches zur Anfer¬
tigung der ersten zweitausend Flaschen erforderlich ist -- sagen wir hundert¬
undfunfzig Dollars -- dann würde das Geld einzuströmen beginnen. Im
zweiten Jahre würde der Verkauf sich auf zweimalhunderttausend Flaschen
belaufen -- Reingewinn, sagen wir, fünfundsiebzigtausend Dollars, und zu
derselben Zeit würden wir die große Fabrik in Se. Louis bauen, die, sagen
wir, hunderttausend Dollars kosten würde. Im dritten Jahre könnten wir
mit Leichtigkeit eine Million Flaschen in den Vereinigten Staaten absetzen
und --"

"Oh, herrlich", unterbricht ihn Washington, dem es, wie man schon
gefunden haben wird, nicht schwer fällt, das Wunderbarste zu glauben.
"Fangen wir auf der Stelle an -- lassen Sie uns --"

"Eine Million Flaschen in den Vereinigten Staaten", fährt Seilers fort
"-- Profit wenigstens dreihundertundfünfzigtausend Dollars -- und nun
würde es an der Zeit sein, unsere Aufmerksamkeit der eigentlichen Idee
des Geschäfts zuzuwenden."

"Der eigentlichen Idee?" fragt Washington Hawkins. "Sind denn
dreihundertundfünfzigtausend Dollars nicht eine ziemlich bedeutende --"


weniger anzufangen. Ich habe ein Jdeechen, das sich für uns zu etwas ent¬
wickeln kann — ganz zu seiner rechten Zeit. Halte dein Geld zusammen und
spare etwas dazu. Ich werde machen, daß es Junge kriegt. Ich habe, nur
um mir die Zeit zu vertreiben, Experimente angestellt mit einem Präparat
zur Heilung schlimmer Augen — eine Art Abkochung, neun Zehntel Wasser
und das letzte Zehntel Droguen, von denen das Faß nicht mehr als einen
Dollar zu stehen kommt. Ich erverimentire noch immer damit. Es fehlt
noch eine Zuthat, die das Ding vervollständigt, und ich weiß nicht, wie es
kommt, ich bin immer noch nicht zu dem gelangt, was nothwendig ist, und
natürlich wage ich nicht, mit dem Apotheker darüber zu sprechen. Aber ich
mache Fortschritte, und ich wette, ehe viele Wochen ins Land gehen, wird die
ganze Union widerhallen von Eschol Seilers' Unfehlbar Wirkender Kaiserlich
Orientalischer Optischer Salbe, der Heilung für böse Augen — des medi¬
cinischen Wunders unseres Jahrhunderts. Kleine Flaschen fünfzig Cents,
große einen Dollar. Durchschnittliche Kosten für mich fünf Cents für die
eine und sieben Cents für die andere Größe. Das erste Jahr verkauft, sagen
wir 'mal, in Missouri zehn tausend Flaschen, siebentausend in Iowa, drei¬
tausend in Arkansas, viertausend in Kentucky, sechstausend in Illinois und,
sagen wir 'mal, fünfundzwanzigtausend in den übrigen Staaten. Im Gan¬
zen fünfundfünfzigtausend Flaschen. Reiner Gewinn, abgesehen von allen
Kosten, auf das Allerniedrigste berechnet, zwanzigtausend Dollars. Das
ganze Kapital, welches wir nothwendig haben, ist das. welches zur Anfer¬
tigung der ersten zweitausend Flaschen erforderlich ist — sagen wir hundert¬
undfunfzig Dollars — dann würde das Geld einzuströmen beginnen. Im
zweiten Jahre würde der Verkauf sich auf zweimalhunderttausend Flaschen
belaufen — Reingewinn, sagen wir, fünfundsiebzigtausend Dollars, und zu
derselben Zeit würden wir die große Fabrik in Se. Louis bauen, die, sagen
wir, hunderttausend Dollars kosten würde. Im dritten Jahre könnten wir
mit Leichtigkeit eine Million Flaschen in den Vereinigten Staaten absetzen
und —"

„Oh, herrlich", unterbricht ihn Washington, dem es, wie man schon
gefunden haben wird, nicht schwer fällt, das Wunderbarste zu glauben.
„Fangen wir auf der Stelle an — lassen Sie uns —"

„Eine Million Flaschen in den Vereinigten Staaten", fährt Seilers fort
„— Profit wenigstens dreihundertundfünfzigtausend Dollars — und nun
würde es an der Zeit sein, unsere Aufmerksamkeit der eigentlichen Idee
des Geschäfts zuzuwenden."

„Der eigentlichen Idee?" fragt Washington Hawkins. „Sind denn
dreihundertundfünfzigtausend Dollars nicht eine ziemlich bedeutende —"


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[0346] weniger anzufangen. Ich habe ein Jdeechen, das sich für uns zu etwas ent¬ wickeln kann — ganz zu seiner rechten Zeit. Halte dein Geld zusammen und spare etwas dazu. Ich werde machen, daß es Junge kriegt. Ich habe, nur um mir die Zeit zu vertreiben, Experimente angestellt mit einem Präparat zur Heilung schlimmer Augen — eine Art Abkochung, neun Zehntel Wasser und das letzte Zehntel Droguen, von denen das Faß nicht mehr als einen Dollar zu stehen kommt. Ich erverimentire noch immer damit. Es fehlt noch eine Zuthat, die das Ding vervollständigt, und ich weiß nicht, wie es kommt, ich bin immer noch nicht zu dem gelangt, was nothwendig ist, und natürlich wage ich nicht, mit dem Apotheker darüber zu sprechen. Aber ich mache Fortschritte, und ich wette, ehe viele Wochen ins Land gehen, wird die ganze Union widerhallen von Eschol Seilers' Unfehlbar Wirkender Kaiserlich Orientalischer Optischer Salbe, der Heilung für böse Augen — des medi¬ cinischen Wunders unseres Jahrhunderts. Kleine Flaschen fünfzig Cents, große einen Dollar. Durchschnittliche Kosten für mich fünf Cents für die eine und sieben Cents für die andere Größe. Das erste Jahr verkauft, sagen wir 'mal, in Missouri zehn tausend Flaschen, siebentausend in Iowa, drei¬ tausend in Arkansas, viertausend in Kentucky, sechstausend in Illinois und, sagen wir 'mal, fünfundzwanzigtausend in den übrigen Staaten. Im Gan¬ zen fünfundfünfzigtausend Flaschen. Reiner Gewinn, abgesehen von allen Kosten, auf das Allerniedrigste berechnet, zwanzigtausend Dollars. Das ganze Kapital, welches wir nothwendig haben, ist das. welches zur Anfer¬ tigung der ersten zweitausend Flaschen erforderlich ist — sagen wir hundert¬ undfunfzig Dollars — dann würde das Geld einzuströmen beginnen. Im zweiten Jahre würde der Verkauf sich auf zweimalhunderttausend Flaschen belaufen — Reingewinn, sagen wir, fünfundsiebzigtausend Dollars, und zu derselben Zeit würden wir die große Fabrik in Se. Louis bauen, die, sagen wir, hunderttausend Dollars kosten würde. Im dritten Jahre könnten wir mit Leichtigkeit eine Million Flaschen in den Vereinigten Staaten absetzen und —" „Oh, herrlich", unterbricht ihn Washington, dem es, wie man schon gefunden haben wird, nicht schwer fällt, das Wunderbarste zu glauben. „Fangen wir auf der Stelle an — lassen Sie uns —" „Eine Million Flaschen in den Vereinigten Staaten", fährt Seilers fort „— Profit wenigstens dreihundertundfünfzigtausend Dollars — und nun würde es an der Zeit sein, unsere Aufmerksamkeit der eigentlichen Idee des Geschäfts zuzuwenden." „Der eigentlichen Idee?" fragt Washington Hawkins. „Sind denn dreihundertundfünfzigtausend Dollars nicht eine ziemlich bedeutende —"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/346>, abgerufen am 25.08.2024.