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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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same Dichterkraft erwachsen zu sehen, die für die Fortentwicklung der deutschen
Literatur aus diesem Gebiete unstreitig Großes verspricht. Die Sprache in
dem Stücke ist feurig und poetisch warm empfunden, die Scenerie lebendig
und die hervorstechenden Charaktere sein und prägnant gezeichnet. Doch mag
an dem überraschenden und rühmlichen Erfolge auch das meisterhafte Spiel
unserer deutschen Straßburger Truppe einen bedeutenden Antheil haben.

Für die Freskomalereien im Chor und Schiff des Straßburger
Münsters ist seitens der Stadt und auf Veranlassung des Bürgermeisterei-
Verwalters Back eine halbe Million Franken ausgeworfen worden. Die
Ausführung der Wandgemälde, welche contractlich innerhalb 4 Jahren
vollendet sein müssen und die dem erhabensten Meisterwerke deutscher Bau¬
kunst im Elsaß unstreitig zu hoher Zierde dienen werden, ist zwei hervor¬
ragenden Künstlern, dem Director des Städel'schen Instituts in Frankfurt a/M.
Herrn Prof. Stein le und einem augenblicklich in Paris lebenden Elsässer,
dessen Name fast mit dem Frankfurter übereinstimmt, dem Historienmaler
Stein heil übertragen worden. Ersterer erhält für sein Loos, die Wand-
Malereien im Chor und in den Seitenschiffen, die Summe von 80,000 Mark
und für die "tonäs Zores", welche er beliebig übertragen kann, 16,000 M.
ertra. Er ist verpflichtet seine Compositionen und Cartons sofort zu be¬
ginnen, sich während der Ausführung des Werks in Straßburg niederzulassen
und während dieser Zeit keine anderweitigen, größeren Bestellungen zu über¬
nehmen. Herr Steinheil, der die Wiederherstellung des Gemäldes "das jüngste
Gericht" an der obern Chorwand, gegenüber dem Hauptschiff, übernommen
hat, erhält unter den gleichen Bedingungen die Hälfte des obigen Honorars
und für die ..tonäs" einen Spezial - Credit von 2000 Mark. Mit Anbruch
der wärmern Jahreszeit wird man sofort Hand ans Werk legen.

Im Anschluß an diese Ihnen der Hauptsache nach gewiß schon durch die
Zeitungen bekannt gewordene Notiz, gestatten Sie mir noch auf einige kunst¬
historische Werke aufmerksam zu machen, die in jüngster Zeit kurz nach ein¬
ander erschienen sind und aufs Neue bekunden, daß das Elsaß einer der an
alterthümlichen Kunstwerken der verschiedenen Epochen reichsten Gaue des
deutschen Baterlandes ist. Da ist vor Allem zu nennen des Prager Pro¬
fessors Alfred Woltmann "Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß",
dessen liebenswürdige persönliche Bekanntschaft ich gelegentlich seiner letzten
Kunstreise durch das Elsaß zu machen die Ehre hatte. Das ist ein jeden¬
falls Epoche machendes Werk, welches mit feinstem Verständniß und in an¬
schaulicher Beschreibung nach dem chronologischen System die zahlreichen
kleinen und großen Kunstdenkmäler unseres Ländchens dem Leser vor Augen
führt und schon jetzt in dem Lager der Kunstfreunde allgemeinen Beifall --
-- um nicht zu sagen, Enthusiasmus hervorgerufen hat.


same Dichterkraft erwachsen zu sehen, die für die Fortentwicklung der deutschen
Literatur aus diesem Gebiete unstreitig Großes verspricht. Die Sprache in
dem Stücke ist feurig und poetisch warm empfunden, die Scenerie lebendig
und die hervorstechenden Charaktere sein und prägnant gezeichnet. Doch mag
an dem überraschenden und rühmlichen Erfolge auch das meisterhafte Spiel
unserer deutschen Straßburger Truppe einen bedeutenden Antheil haben.

Für die Freskomalereien im Chor und Schiff des Straßburger
Münsters ist seitens der Stadt und auf Veranlassung des Bürgermeisterei-
Verwalters Back eine halbe Million Franken ausgeworfen worden. Die
Ausführung der Wandgemälde, welche contractlich innerhalb 4 Jahren
vollendet sein müssen und die dem erhabensten Meisterwerke deutscher Bau¬
kunst im Elsaß unstreitig zu hoher Zierde dienen werden, ist zwei hervor¬
ragenden Künstlern, dem Director des Städel'schen Instituts in Frankfurt a/M.
Herrn Prof. Stein le und einem augenblicklich in Paris lebenden Elsässer,
dessen Name fast mit dem Frankfurter übereinstimmt, dem Historienmaler
Stein heil übertragen worden. Ersterer erhält für sein Loos, die Wand-
Malereien im Chor und in den Seitenschiffen, die Summe von 80,000 Mark
und für die „tonäs Zores", welche er beliebig übertragen kann, 16,000 M.
ertra. Er ist verpflichtet seine Compositionen und Cartons sofort zu be¬
ginnen, sich während der Ausführung des Werks in Straßburg niederzulassen
und während dieser Zeit keine anderweitigen, größeren Bestellungen zu über¬
nehmen. Herr Steinheil, der die Wiederherstellung des Gemäldes „das jüngste
Gericht" an der obern Chorwand, gegenüber dem Hauptschiff, übernommen
hat, erhält unter den gleichen Bedingungen die Hälfte des obigen Honorars
und für die ..tonäs" einen Spezial - Credit von 2000 Mark. Mit Anbruch
der wärmern Jahreszeit wird man sofort Hand ans Werk legen.

Im Anschluß an diese Ihnen der Hauptsache nach gewiß schon durch die
Zeitungen bekannt gewordene Notiz, gestatten Sie mir noch auf einige kunst¬
historische Werke aufmerksam zu machen, die in jüngster Zeit kurz nach ein¬
ander erschienen sind und aufs Neue bekunden, daß das Elsaß einer der an
alterthümlichen Kunstwerken der verschiedenen Epochen reichsten Gaue des
deutschen Baterlandes ist. Da ist vor Allem zu nennen des Prager Pro¬
fessors Alfred Woltmann „Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß",
dessen liebenswürdige persönliche Bekanntschaft ich gelegentlich seiner letzten
Kunstreise durch das Elsaß zu machen die Ehre hatte. Das ist ein jeden¬
falls Epoche machendes Werk, welches mit feinstem Verständniß und in an¬
schaulicher Beschreibung nach dem chronologischen System die zahlreichen
kleinen und großen Kunstdenkmäler unseres Ländchens dem Leser vor Augen
führt und schon jetzt in dem Lager der Kunstfreunde allgemeinen Beifall —
— um nicht zu sagen, Enthusiasmus hervorgerufen hat.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/245>, abgerufen am 03.07.2024.