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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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andere, ansammeln können, wenn sie nicht auf ihr Grundeigenthum Steuern
zu zahlen haben. Solch gewaltiges Vermögen kann leicht zur Sequestration
führen, und zwar ohne konstitutionelle Autorität und vielleicht nicht ohne
Blutvergießen. Ich möchte die gleichmäßige Besteuerung allen und jeden
Eigenthums anrathen, mag es einer Kirche oder einer sonstigen Corpora¬
tion angehören, mit einziger Ausnahme des letzten Ruheortes der Todten
und vielleicht mit den geeigneten Beschränkungen hinsichtlich der Kirchen¬
gebäude."

Am Schlüsse seiner Botschaft faßt Grant noch einmal alle die Fragen,
welchen er eine hervorragende Bedeutung (vital importanev) beilegt und die
er noch in der gegenwärtigen Session des Kongresses gesetzgeberisch gelöst
(le^ist^tea uxor ana settlöä) wünscht, in scharfer und präciser Form also
zusammen:

"Erstens sollten die einzelnen Unionsstaaten veranlaßt werden, allen in
ihren Grenzen lebenden Kindern eine Erziehung zu gewähren, wie sie eine
gut eingerichtete Volksschule zu bieten vermag.

Zweitens sollten keine Lehrsätze irgend einer religiösen Sekte in einer
Schule gelehrt werden, die ganz oder theilweise durch einen Einzelstaat,
durch die Union oder durch eine Commune pecuniär unterstützt wird. Es
sollte der Schulzwang eingeführt werden, indem nach dem Jahre 1890
Niemand das Sttmmrecht ausüben dürfte, der nicht lesen und schreiben
kann, unbeschadet des Stimmrechts, welches vor Annahme dieses Amende-
Ments erworben worden ist.

Drittens sollten Staat und Kirche für immer von einander getrennt
und in ihrer Sphäre (witkin tdeir proper sxdores) frei erklärt werden, wo¬
bei alles Kircheneigenthum den auf dasselbe entfallenden Steuerbeitrag zu ent¬
richten hat.

Viertens sollten solche unmoralische Zustände, wie sie durch die Poly¬
gamie und gegen die Jmportation von Frauen für ungesetzliche Zwecke
(^leNtimatö pui-pyg^) hervorgerufen sind, beseitigt werden. Da wir
uns am Vorabend der Feier des hundertjährigen Bestehens der Vereinigten
Staaten befinden, so würde es sich wohl für uns ziemen, solche Reformen
Antreten zu lassen.

Fünftens sollten solche Gesetze erlassen werden, die eine baldige Rückkehr
on einem gesunden, von der ganzen Welt anerkannten Zahlungsmittel sicher
stellen."

Es unterliegt nach unserer Ansicht keinem Zweifel, daß Präsident Grant
Mit den vorstehend aus seiner Botschaft mitgetheilten Punkten sich weniger
an den Kongreß wandte, als an das Volk der Vereinigten Staaten: 'er


andere, ansammeln können, wenn sie nicht auf ihr Grundeigenthum Steuern
zu zahlen haben. Solch gewaltiges Vermögen kann leicht zur Sequestration
führen, und zwar ohne konstitutionelle Autorität und vielleicht nicht ohne
Blutvergießen. Ich möchte die gleichmäßige Besteuerung allen und jeden
Eigenthums anrathen, mag es einer Kirche oder einer sonstigen Corpora¬
tion angehören, mit einziger Ausnahme des letzten Ruheortes der Todten
und vielleicht mit den geeigneten Beschränkungen hinsichtlich der Kirchen¬
gebäude."

Am Schlüsse seiner Botschaft faßt Grant noch einmal alle die Fragen,
welchen er eine hervorragende Bedeutung (vital importanev) beilegt und die
er noch in der gegenwärtigen Session des Kongresses gesetzgeberisch gelöst
(le^ist^tea uxor ana settlöä) wünscht, in scharfer und präciser Form also
zusammen:

„Erstens sollten die einzelnen Unionsstaaten veranlaßt werden, allen in
ihren Grenzen lebenden Kindern eine Erziehung zu gewähren, wie sie eine
gut eingerichtete Volksschule zu bieten vermag.

Zweitens sollten keine Lehrsätze irgend einer religiösen Sekte in einer
Schule gelehrt werden, die ganz oder theilweise durch einen Einzelstaat,
durch die Union oder durch eine Commune pecuniär unterstützt wird. Es
sollte der Schulzwang eingeführt werden, indem nach dem Jahre 1890
Niemand das Sttmmrecht ausüben dürfte, der nicht lesen und schreiben
kann, unbeschadet des Stimmrechts, welches vor Annahme dieses Amende-
Ments erworben worden ist.

Drittens sollten Staat und Kirche für immer von einander getrennt
und in ihrer Sphäre (witkin tdeir proper sxdores) frei erklärt werden, wo¬
bei alles Kircheneigenthum den auf dasselbe entfallenden Steuerbeitrag zu ent¬
richten hat.

Viertens sollten solche unmoralische Zustände, wie sie durch die Poly¬
gamie und gegen die Jmportation von Frauen für ungesetzliche Zwecke
(^leNtimatö pui-pyg^) hervorgerufen sind, beseitigt werden. Da wir
uns am Vorabend der Feier des hundertjährigen Bestehens der Vereinigten
Staaten befinden, so würde es sich wohl für uns ziemen, solche Reformen
Antreten zu lassen.

Fünftens sollten solche Gesetze erlassen werden, die eine baldige Rückkehr
on einem gesunden, von der ganzen Welt anerkannten Zahlungsmittel sicher
stellen."

Es unterliegt nach unserer Ansicht keinem Zweifel, daß Präsident Grant
Mit den vorstehend aus seiner Botschaft mitgetheilten Punkten sich weniger
an den Kongreß wandte, als an das Volk der Vereinigten Staaten: 'er


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[0163] andere, ansammeln können, wenn sie nicht auf ihr Grundeigenthum Steuern zu zahlen haben. Solch gewaltiges Vermögen kann leicht zur Sequestration führen, und zwar ohne konstitutionelle Autorität und vielleicht nicht ohne Blutvergießen. Ich möchte die gleichmäßige Besteuerung allen und jeden Eigenthums anrathen, mag es einer Kirche oder einer sonstigen Corpora¬ tion angehören, mit einziger Ausnahme des letzten Ruheortes der Todten und vielleicht mit den geeigneten Beschränkungen hinsichtlich der Kirchen¬ gebäude." Am Schlüsse seiner Botschaft faßt Grant noch einmal alle die Fragen, welchen er eine hervorragende Bedeutung (vital importanev) beilegt und die er noch in der gegenwärtigen Session des Kongresses gesetzgeberisch gelöst (le^ist^tea uxor ana settlöä) wünscht, in scharfer und präciser Form also zusammen: „Erstens sollten die einzelnen Unionsstaaten veranlaßt werden, allen in ihren Grenzen lebenden Kindern eine Erziehung zu gewähren, wie sie eine gut eingerichtete Volksschule zu bieten vermag. Zweitens sollten keine Lehrsätze irgend einer religiösen Sekte in einer Schule gelehrt werden, die ganz oder theilweise durch einen Einzelstaat, durch die Union oder durch eine Commune pecuniär unterstützt wird. Es sollte der Schulzwang eingeführt werden, indem nach dem Jahre 1890 Niemand das Sttmmrecht ausüben dürfte, der nicht lesen und schreiben kann, unbeschadet des Stimmrechts, welches vor Annahme dieses Amende- Ments erworben worden ist. Drittens sollten Staat und Kirche für immer von einander getrennt und in ihrer Sphäre (witkin tdeir proper sxdores) frei erklärt werden, wo¬ bei alles Kircheneigenthum den auf dasselbe entfallenden Steuerbeitrag zu ent¬ richten hat. Viertens sollten solche unmoralische Zustände, wie sie durch die Poly¬ gamie und gegen die Jmportation von Frauen für ungesetzliche Zwecke (^leNtimatö pui-pyg^) hervorgerufen sind, beseitigt werden. Da wir uns am Vorabend der Feier des hundertjährigen Bestehens der Vereinigten Staaten befinden, so würde es sich wohl für uns ziemen, solche Reformen Antreten zu lassen. Fünftens sollten solche Gesetze erlassen werden, die eine baldige Rückkehr on einem gesunden, von der ganzen Welt anerkannten Zahlungsmittel sicher stellen." Es unterliegt nach unserer Ansicht keinem Zweifel, daß Präsident Grant Mit den vorstehend aus seiner Botschaft mitgetheilten Punkten sich weniger an den Kongreß wandte, als an das Volk der Vereinigten Staaten: 'er

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/163>, abgerufen am 24.08.2024.