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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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eine Art Jubiläumsschrift, die der Verfasser spendet; "Dresden. Hundert
Jahre nach Goethe's Uebersiedlung nach Sachsen" -- so ist die Borrede
unterzeichnet.

Man kann dem Verfasser nur dankbar dafür sein, daß er seine vor sechs
Jahren stattgefundene Versetzung aus einem Leipziger in ein Dresdner Amt
alsbald auch seinen Goethestudien hat zu Gute kommen lassen. Wenn er
freilich gehofft zu haben scheint, auch in diesem Falle durch die localgeschicht-
liche Forschung unsre Kenntniß vom Leben Goethe's wesentlich zu bereichern,
so mag es gleich von vornherein ausgesprochen werden, daß diese Hoffnung
sich als trügerisch erwiesen hat. Das wichtigste, was, der Verfasser an neuem
Material hätte beibringen können, ist ihm erst vor kurzem noch von H. Abbe
vorweggenommen worden in dem Aufsatze, den dieser in Lützow's "Zeitschrift
für bildende Kunst" l874. Bd. IX, S. 277 f.") über Goethe's Verkehr mit
dem 1828 gegründeten Sächsischen Kunstverein veröffentlicht hat, und worin
er 22 Briefe Goethe's an Quandt zum ersten Male hat abdrucken lassen.
Nur eine spärliche Nachlese ist Herrn von Biedermann übrig geblieben. Was
er von neuen Documenten mittheilen kann, beschränkt sich auf sechs Goethische
Briefe, zwei an Körner den Bater, zwei an den Bergrath Charpentier und
zwei an den Maler Kaaz. Die Ausbeute der eigentlich localgeschichtlichen
Forschung ist so geringfügig gewesen, daß man, um Verfasser dieses Buches
zu sein, wohl kaum in Dresden gelebt und sich dort heimisch gemacht zu
haben braucht. Im Wesentlichen ist der Verfasser darauf angewiesen gewesen,
das bereits vorliegende, aber allerdings sehr zerstreute Material zu sammeln
und in angemessener Weise zu gruppiren.

Sein Buch zerfällt in drei Capitel. Das erste Capitel S. 1--36
verzeichnet Goethe's Reisen nach Dresden, das zweite S. 37--108 (im
Jnhaltsverzeichniß steht irrthümlich S. 37 -- 100) schildert seinen Verkehr mit
Dresdnern an andern Orten, das dritte S. 100 --140 (im Jnhaltsver¬
zeichniß wieder fälschlich S. 101 -- 140) ist seinen Beziehungen zu den
Dresdner Kunstanstalten gewidmet.

Goethe ist in seinem Leben sieben Mal in Dresden gewesen. Das erste¬
mal kam er als Leipziger Student im Jahre 1767, um die Kunstsammlungen
Dresdens kennen zu lernen; zum zweiten Male berührte er dann erst Ende
Juli 1790**) von Weimar aus wieder die Stadt auf der Durchreise in das




*> Der Verfasser gedenkt natürlich auch dieses Aufsatzes, spricht aber von einer Berliner
"Zeitschrift für bildende Kunst". Lützow's Zeitschrift, die hier gemeint ist, wird aber in Wien
redigirt und in Leipzig gedruckt und ausgegeben, und sie gehört doch wahrhaftig nicht zu
jenen Zeitschriften, auf welche der Goethische Vers paßt: "Wer hätte aus deutsche Blätter
Acht, Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht, der wäre um alle seine Zeit gebracht."
Bei Biedermann steht S. 10, sicherlich nur in Folge eines Druckfehlers, daß Goethe
am 30. Juni wieder abgereist sei.

eine Art Jubiläumsschrift, die der Verfasser spendet; „Dresden. Hundert
Jahre nach Goethe's Uebersiedlung nach Sachsen" — so ist die Borrede
unterzeichnet.

Man kann dem Verfasser nur dankbar dafür sein, daß er seine vor sechs
Jahren stattgefundene Versetzung aus einem Leipziger in ein Dresdner Amt
alsbald auch seinen Goethestudien hat zu Gute kommen lassen. Wenn er
freilich gehofft zu haben scheint, auch in diesem Falle durch die localgeschicht-
liche Forschung unsre Kenntniß vom Leben Goethe's wesentlich zu bereichern,
so mag es gleich von vornherein ausgesprochen werden, daß diese Hoffnung
sich als trügerisch erwiesen hat. Das wichtigste, was, der Verfasser an neuem
Material hätte beibringen können, ist ihm erst vor kurzem noch von H. Abbe
vorweggenommen worden in dem Aufsatze, den dieser in Lützow's „Zeitschrift
für bildende Kunst" l874. Bd. IX, S. 277 f.") über Goethe's Verkehr mit
dem 1828 gegründeten Sächsischen Kunstverein veröffentlicht hat, und worin
er 22 Briefe Goethe's an Quandt zum ersten Male hat abdrucken lassen.
Nur eine spärliche Nachlese ist Herrn von Biedermann übrig geblieben. Was
er von neuen Documenten mittheilen kann, beschränkt sich auf sechs Goethische
Briefe, zwei an Körner den Bater, zwei an den Bergrath Charpentier und
zwei an den Maler Kaaz. Die Ausbeute der eigentlich localgeschichtlichen
Forschung ist so geringfügig gewesen, daß man, um Verfasser dieses Buches
zu sein, wohl kaum in Dresden gelebt und sich dort heimisch gemacht zu
haben braucht. Im Wesentlichen ist der Verfasser darauf angewiesen gewesen,
das bereits vorliegende, aber allerdings sehr zerstreute Material zu sammeln
und in angemessener Weise zu gruppiren.

Sein Buch zerfällt in drei Capitel. Das erste Capitel S. 1—36
verzeichnet Goethe's Reisen nach Dresden, das zweite S. 37—108 (im
Jnhaltsverzeichniß steht irrthümlich S. 37 — 100) schildert seinen Verkehr mit
Dresdnern an andern Orten, das dritte S. 100 —140 (im Jnhaltsver¬
zeichniß wieder fälschlich S. 101 — 140) ist seinen Beziehungen zu den
Dresdner Kunstanstalten gewidmet.

Goethe ist in seinem Leben sieben Mal in Dresden gewesen. Das erste¬
mal kam er als Leipziger Student im Jahre 1767, um die Kunstsammlungen
Dresdens kennen zu lernen; zum zweiten Male berührte er dann erst Ende
Juli 1790**) von Weimar aus wieder die Stadt auf der Durchreise in das




*> Der Verfasser gedenkt natürlich auch dieses Aufsatzes, spricht aber von einer Berliner
»Zeitschrift für bildende Kunst". Lützow's Zeitschrift, die hier gemeint ist, wird aber in Wien
redigirt und in Leipzig gedruckt und ausgegeben, und sie gehört doch wahrhaftig nicht zu
jenen Zeitschriften, auf welche der Goethische Vers paßt: „Wer hätte aus deutsche Blätter
Acht, Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht, der wäre um alle seine Zeit gebracht."
Bei Biedermann steht S. 10, sicherlich nur in Folge eines Druckfehlers, daß Goethe
am 30. Juni wieder abgereist sei.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/283>, abgerufen am 26.06.2024.