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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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bei. Bei einer 100S zu Dortmund abgehaltenen, suchte er mit den Bischöfen
nach den Mitteln und Wegen gegen die vielfachen Gebrechen des kirchlichen
Lebens, und hier wurde sogar eine merkwürdige Verbrüderung zwischen
ihm und den anwesenden Bischöfen geschlossen, wonach sie sich gegenseitig
bei dem Ableben eines aus ihrer Mitte zu mannigfachen guten Werken
verpflichteten.

Als Heinrich II. an die Gründung des Bisthums Bamberg ging und
die Bischöfe wegen der von ihren Sprengeln abzutretenden Theile widerwillig
waren, hat er gesagt, daß, da ihm der Segen von Kindern versagt sei, er
hierauf sein Erbrecht werfe. Die Grundlagen des Bisthums Bamberg waren
seine Allodien in Bamberg und Aurach im Volkfeld. Auf einer Synode zu
Frankfurt 1007 warf er sich geradezu den Bischöfen zu Füßen und bat sie
fußfällig um ihre Genehmigung zu dem Kloster. Ueberhaupt hat kein Kaiser
größere Geschenke an die Kirche gemacht, und er hat selbst davon gesagt, daß
er die Kirche Gottes gleichsam zur Erbin seines ganzen Privatvermögens
eingesetzt habe. Auf seinem Römerzuge von 1014 gesellte sich Abt Odilo
ohn Clugny zu ihm und nach einer Synode zu Ravenna 1014 legte der
König seine Königskrone auf dem Altar des heiligen Petrus nieder und
sandte den Reichsapfel dem Kloster von Clugny zum Geschenk. In solcher
Richtung krönte ihn auch Papst Benedikt VIII. als einen Melis des Papstes,
nach Bejahung der Frage, ob der König ein treuer Schutzherr und Schirm¬
vogt (a,av<zee>.tuL) der Kirche sein und ihm und seinen Nachfolgern in allen
Dingen Treue beweisen wolle. Vorher vom Papste mit einem Reichs¬
apfel mit einem Kreuze darauf beschenkt, sagte der König: "Ein sinn¬
reiches Werk, Heiliger Vater, du hast mir damit unter der Hand eine
Lehre geben wollen, wie ich zu regieren habe". Er befahl den Apfel mit
andern Gaben seiner Hand ebenfalls nach Clugny zu bringen. Es ist
durchaus im Einklange mit dieser Handlungsweise, daß Heinrich II. die
Wahl des als Gegenpapst gegen einen andern gewählten Papstes Bene¬
dikt VIII. der ihn eben krönte, statt, wie die Ottonen, sein Einsetzungsrecht
geltend zu machen, einfach anerkannte, und treu dieser Ergebenheit gegen den
Papst hielt Heinrich, als der neue Erzbischof von Mainz, Aribo, 1022 Be¬
schlüsse der Seligenstädter Synode veranlaßte, mit welchen gegen den Abso¬
lutismus und das Dispensationsrecht des Papstes Front gemacht werden
sollte, ein Versuch gerade so wie ihn die französischen Bischöfe zu Rhei ins
gemacht hatten, eine rheinische Synode dagegen, und unter Vermittlung des
Cluniacenser Bischofs Gerhard von Cambray und des Abtes Richard von Verdun
eine Zusammenkunft mit dem französischen Könige Robert zu Uvois (Upsch),
der jetzt wieder päpstlich gesinnt war, und ebenso, immer unter Veranlassung
der Cluniacenser, hier Gottfried's von Verdun, Herzogs von Lothringen, mit


bei. Bei einer 100S zu Dortmund abgehaltenen, suchte er mit den Bischöfen
nach den Mitteln und Wegen gegen die vielfachen Gebrechen des kirchlichen
Lebens, und hier wurde sogar eine merkwürdige Verbrüderung zwischen
ihm und den anwesenden Bischöfen geschlossen, wonach sie sich gegenseitig
bei dem Ableben eines aus ihrer Mitte zu mannigfachen guten Werken
verpflichteten.

Als Heinrich II. an die Gründung des Bisthums Bamberg ging und
die Bischöfe wegen der von ihren Sprengeln abzutretenden Theile widerwillig
waren, hat er gesagt, daß, da ihm der Segen von Kindern versagt sei, er
hierauf sein Erbrecht werfe. Die Grundlagen des Bisthums Bamberg waren
seine Allodien in Bamberg und Aurach im Volkfeld. Auf einer Synode zu
Frankfurt 1007 warf er sich geradezu den Bischöfen zu Füßen und bat sie
fußfällig um ihre Genehmigung zu dem Kloster. Ueberhaupt hat kein Kaiser
größere Geschenke an die Kirche gemacht, und er hat selbst davon gesagt, daß
er die Kirche Gottes gleichsam zur Erbin seines ganzen Privatvermögens
eingesetzt habe. Auf seinem Römerzuge von 1014 gesellte sich Abt Odilo
ohn Clugny zu ihm und nach einer Synode zu Ravenna 1014 legte der
König seine Königskrone auf dem Altar des heiligen Petrus nieder und
sandte den Reichsapfel dem Kloster von Clugny zum Geschenk. In solcher
Richtung krönte ihn auch Papst Benedikt VIII. als einen Melis des Papstes,
nach Bejahung der Frage, ob der König ein treuer Schutzherr und Schirm¬
vogt (a,av<zee>.tuL) der Kirche sein und ihm und seinen Nachfolgern in allen
Dingen Treue beweisen wolle. Vorher vom Papste mit einem Reichs¬
apfel mit einem Kreuze darauf beschenkt, sagte der König: „Ein sinn¬
reiches Werk, Heiliger Vater, du hast mir damit unter der Hand eine
Lehre geben wollen, wie ich zu regieren habe". Er befahl den Apfel mit
andern Gaben seiner Hand ebenfalls nach Clugny zu bringen. Es ist
durchaus im Einklange mit dieser Handlungsweise, daß Heinrich II. die
Wahl des als Gegenpapst gegen einen andern gewählten Papstes Bene¬
dikt VIII. der ihn eben krönte, statt, wie die Ottonen, sein Einsetzungsrecht
geltend zu machen, einfach anerkannte, und treu dieser Ergebenheit gegen den
Papst hielt Heinrich, als der neue Erzbischof von Mainz, Aribo, 1022 Be¬
schlüsse der Seligenstädter Synode veranlaßte, mit welchen gegen den Abso¬
lutismus und das Dispensationsrecht des Papstes Front gemacht werden
sollte, ein Versuch gerade so wie ihn die französischen Bischöfe zu Rhei ins
gemacht hatten, eine rheinische Synode dagegen, und unter Vermittlung des
Cluniacenser Bischofs Gerhard von Cambray und des Abtes Richard von Verdun
eine Zusammenkunft mit dem französischen Könige Robert zu Uvois (Upsch),
der jetzt wieder päpstlich gesinnt war, und ebenso, immer unter Veranlassung
der Cluniacenser, hier Gottfried's von Verdun, Herzogs von Lothringen, mit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/109>, abgerufen am 26.06.2024.