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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Trinkgelder. Der Dom-Baumeister, der Polirer, Meister Conrad Swab und
Hanser Hurter hatten den Preis begutachtet und werden honorirt: den Mei¬
stern als Leihkauf d. i. Commission 4 gr; dem Fluder, die Meister in den
Wald zu fahren, ebenfalls 4 gr. dem benannten Hurter gen Wald zu gehen
8 gr. Item umb Wein 8 ki^t. (<in) facit 20 ^ 3 /S 2" <In.

Endlich wird für Kalk ausgegeben für je 2 Schaf Kalk 14 du zu führen
3 an fg-eit totum 2 g ein.

Daß nun ferner in die Kasse der Domfabrika Zitazen (Mahnbriefe),
Botenlöhne, Trinkgelder u. f. w. verrechnet werden, ist ja erklärlich; aber auf¬
fallend ist, daß auch reine kirchendienstliche Ausgaben unter den baulichen ver¬
zeichnet finden, z. B. 18 ^ Kerzen zu unser Frauen Bild eircu ke"wen
Falli. (ÜÄntoi'idus pro Lalve reginu eireg, ungÄrium ^/z M an u. s. w. Wir
müssen fast annehmen, daß wie in dem ähnlichen Falle in Nürnberg eine be¬
sondere Kirchenrechnung gar nicht geführt wurde. Wenn endlich noch in
Ausgabe gestellt wird: Item geschickt ".6 euriam pro iuäulgentiis ein Un¬
garischer Gulden, welchen ich gekauft für 46 gr. so kam dies wohl der
Fabrik" unter dem Titel der volleeturae zu Gute, wie schon oben bemerkt
wurde.

Der Gesammtabschluß ist also:

Einnahme ^!25 K 22ij ü"
Ausgabe 228 K 141 nu
Bestand 97 K 78 ein.

Von diesen Posten mag der erste, nach welchem sich die andern leicht fest¬
stellen lassen, nach unseren Werthen 2 -- 3000 Thlr. betragen.

Es werden wohl obige Rechnungsangaben ein Bild der Bauthätigkeit
des ausgehenden Mittelalters geben können. Aehnliche Verhältnisse und Zahlen
finden wir überall, wo uns urkundliches Material über Kirchenbauten dieser
Zeit zur Hand find. Die Summen find sehr bescheiden; die Leistung eines
wahres kann auch bei der geringen Zahl der Arbeiter nicht bedeutend gewesen
sein. Dagegen verdient die zähe Ausdauer, mit welcher ein Menschenalter
nach dem andern an den angefangenen Riesenbauten früherer Jahrhunderte
weiter gearbeitet wird, alle Achtung. Uebrigens werden wir zu einer rich¬
tigeren Schätzung der angewandten Kosten gelangen, wenn wir uns fragen,
Was würde wohl heute die Unterhaltung von so oder soviel Bauleuten und
die Beschaffung des Materials kosten. Wir dürfen auch nicht verschweigen,
daß dies Jahrhundert durch seine langsame Stätigkeit manches wirklch vollendet
hat, was uns freilich nicht immer auf urkundlichen Wege, sondern durch An¬
schauung , nämlich durch die Eigenthümlichkeiten des Mtgothischen Styles
berichtet wird. Mancher Thurm, manche Westfasade, manches Querhaus giebt
Zeugniß von dem Baueifer des soviel gescholtenen fünfzehnten Jahrhunderts.


Trinkgelder. Der Dom-Baumeister, der Polirer, Meister Conrad Swab und
Hanser Hurter hatten den Preis begutachtet und werden honorirt: den Mei¬
stern als Leihkauf d. i. Commission 4 gr; dem Fluder, die Meister in den
Wald zu fahren, ebenfalls 4 gr. dem benannten Hurter gen Wald zu gehen
8 gr. Item umb Wein 8 ki^t. (<in) facit 20 ^ 3 /S 2« <In.

Endlich wird für Kalk ausgegeben für je 2 Schaf Kalk 14 du zu führen
3 an fg-eit totum 2 g ein.

Daß nun ferner in die Kasse der Domfabrika Zitazen (Mahnbriefe),
Botenlöhne, Trinkgelder u. f. w. verrechnet werden, ist ja erklärlich; aber auf¬
fallend ist, daß auch reine kirchendienstliche Ausgaben unter den baulichen ver¬
zeichnet finden, z. B. 18 ^ Kerzen zu unser Frauen Bild eircu ke»wen
Falli. (ÜÄntoi'idus pro Lalve reginu eireg, ungÄrium ^/z M an u. s. w. Wir
müssen fast annehmen, daß wie in dem ähnlichen Falle in Nürnberg eine be¬
sondere Kirchenrechnung gar nicht geführt wurde. Wenn endlich noch in
Ausgabe gestellt wird: Item geschickt ».6 euriam pro iuäulgentiis ein Un¬
garischer Gulden, welchen ich gekauft für 46 gr. so kam dies wohl der
Fabrik» unter dem Titel der volleeturae zu Gute, wie schon oben bemerkt
wurde.

Der Gesammtabschluß ist also:

Einnahme ^!25 K 22ij ü»
Ausgabe 228 K 141 nu
Bestand 97 K 78 ein.

Von diesen Posten mag der erste, nach welchem sich die andern leicht fest¬
stellen lassen, nach unseren Werthen 2 — 3000 Thlr. betragen.

Es werden wohl obige Rechnungsangaben ein Bild der Bauthätigkeit
des ausgehenden Mittelalters geben können. Aehnliche Verhältnisse und Zahlen
finden wir überall, wo uns urkundliches Material über Kirchenbauten dieser
Zeit zur Hand find. Die Summen find sehr bescheiden; die Leistung eines
wahres kann auch bei der geringen Zahl der Arbeiter nicht bedeutend gewesen
sein. Dagegen verdient die zähe Ausdauer, mit welcher ein Menschenalter
nach dem andern an den angefangenen Riesenbauten früherer Jahrhunderte
weiter gearbeitet wird, alle Achtung. Uebrigens werden wir zu einer rich¬
tigeren Schätzung der angewandten Kosten gelangen, wenn wir uns fragen,
Was würde wohl heute die Unterhaltung von so oder soviel Bauleuten und
die Beschaffung des Materials kosten. Wir dürfen auch nicht verschweigen,
daß dies Jahrhundert durch seine langsame Stätigkeit manches wirklch vollendet
hat, was uns freilich nicht immer auf urkundlichen Wege, sondern durch An¬
schauung , nämlich durch die Eigenthümlichkeiten des Mtgothischen Styles
berichtet wird. Mancher Thurm, manche Westfasade, manches Querhaus giebt
Zeugniß von dem Baueifer des soviel gescholtenen fünfzehnten Jahrhunderts.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/95>, abgerufen am 22.07.2024.