Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

auch jetzt noch mehr polnische Färbung, weniger die beiden tgi. simultanen
Gymnasien zu Sabrina und Gnesen, endlich das tgi. evangelische zu Lissa.
Auf dem erstgenannten, welches Ostern 1874 unter 692 Schülern 674 Polen
Zählte*), galt bis 1873 das Polnische in den unteren und mittleren Classen
als Hauptunterrichtssprache **): außerdem werden noch jetzt dem polnischen
Sprachunterricht in jeder Classe 2 Stunden gewidmet und Ausätzfe in dieser
Sprache angefertigt, auch zur Reifeprüfung ein solcher gefordert. Während
jedoch noch zu Ostern 1873 beim Entlassungsaetus polnische Gedichte und
Reden vorgetragen wurden, geschah dies Ostern 1874 nicht mehr, auch ist der
Jahresbericht 1873 noch zweisprachig, 1874 nur deutsch abgefaßt. Dagegen
besteht eine besondere polnische Schülerbibliothek In Ostrowo zerfallen
die drei Unterclassen in deutsche und polnische Paralleleöten, in den oberen
Classen herrschte jedoch -- bis 1873 -- nur in 10 Wochenstunden pol¬
nische Unterrichtssprache 5). Der polnische Sprachunterricht wird in allen
Classen in je 2 Stunden ertheilt und bis zur Leistung polnischer Aufsätze -
auch zur Reifeprüfung -- gefördert, ist aber seit der Verordnung vom 6. De¬
cember 1872 für Deutsche sacultativ. Der Jahresbericht 1874 war polnisch
und deutsch. In Sabrina findet sich früher dieselbe Bevorzugung des
Polnischen als Unterrichtssprache der 3 Unterclassen sowie von Tertia an
das Vorwiegen der deutschen Unterrichtssprache 55). während jetzt natürlich
überall das Deutsche herrscht, ebenso noch jetzt der in 2 Stunden durch alle
Classen ertheilte polnische Sprachunterricht mit Aufsätzen und Abiturienten¬
arbeiten, sowie der zweisprachige Jahresbericht. Dagegen ist zu Gnesen schon
seit 1864 das Deutsche die herrschende Sprache in allen Lectionen 55-1-). ähnlich
in Lissa. In dieser Anstalt jedoch wird der polnische Unterricht für Deutsche
und Polen getrennt und die Fertigung freier Aufsätze nur von den Polen
gefordert, in Gnesen wiederum kommen nicht nur polnische Aufsätze überhaupt
sondern auch zur Reifeprüfung vor. sowie dort noch 1874 ein Abiturient in
polnischer Sprache auftrat. Beide Anstalten gaben ihren Bericht in beide
Landessprachen.

Sehr verschieden von diesen mehr polnisch gefärbten Schulen erscheint








') ES ist -u bedauern daß die Programme, selbst wenn sie Schülerverzeichnisse geben
was nicht immer der Fall ist. die Muttersprache der Schüler nicht erkennen lassen, doch geschieht
mit Absicht
^^
2W. Darnach waV bis dahin in VI. V. IV. das Polnische die ausschließliche Unterrichtssprache.
v°n III L aber nur in 10-"2 Stunden. Ob ein Unterrichtsgegenstand polnisch oder deutsch
M ertheilen sei, darüber entschied im Wesentlichen die Qualifikation der Lehrer.
Wiese, a. a. O. I. 211. II. 208.
-i) Wiese a. a. O. I. 21S.
1"i) Wiese a. a. O. I. 215.
1"!"i) Wiese a. a. O. I. 222.
Grenzboten IV. 187S,

auch jetzt noch mehr polnische Färbung, weniger die beiden tgi. simultanen
Gymnasien zu Sabrina und Gnesen, endlich das tgi. evangelische zu Lissa.
Auf dem erstgenannten, welches Ostern 1874 unter 692 Schülern 674 Polen
Zählte*), galt bis 1873 das Polnische in den unteren und mittleren Classen
als Hauptunterrichtssprache **): außerdem werden noch jetzt dem polnischen
Sprachunterricht in jeder Classe 2 Stunden gewidmet und Ausätzfe in dieser
Sprache angefertigt, auch zur Reifeprüfung ein solcher gefordert. Während
jedoch noch zu Ostern 1873 beim Entlassungsaetus polnische Gedichte und
Reden vorgetragen wurden, geschah dies Ostern 1874 nicht mehr, auch ist der
Jahresbericht 1873 noch zweisprachig, 1874 nur deutsch abgefaßt. Dagegen
besteht eine besondere polnische Schülerbibliothek In Ostrowo zerfallen
die drei Unterclassen in deutsche und polnische Paralleleöten, in den oberen
Classen herrschte jedoch — bis 1873 — nur in 10 Wochenstunden pol¬
nische Unterrichtssprache 5). Der polnische Sprachunterricht wird in allen
Classen in je 2 Stunden ertheilt und bis zur Leistung polnischer Aufsätze -
auch zur Reifeprüfung — gefördert, ist aber seit der Verordnung vom 6. De¬
cember 1872 für Deutsche sacultativ. Der Jahresbericht 1874 war polnisch
und deutsch. In Sabrina findet sich früher dieselbe Bevorzugung des
Polnischen als Unterrichtssprache der 3 Unterclassen sowie von Tertia an
das Vorwiegen der deutschen Unterrichtssprache 55). während jetzt natürlich
überall das Deutsche herrscht, ebenso noch jetzt der in 2 Stunden durch alle
Classen ertheilte polnische Sprachunterricht mit Aufsätzen und Abiturienten¬
arbeiten, sowie der zweisprachige Jahresbericht. Dagegen ist zu Gnesen schon
seit 1864 das Deutsche die herrschende Sprache in allen Lectionen 55-1-). ähnlich
in Lissa. In dieser Anstalt jedoch wird der polnische Unterricht für Deutsche
und Polen getrennt und die Fertigung freier Aufsätze nur von den Polen
gefordert, in Gnesen wiederum kommen nicht nur polnische Aufsätze überhaupt
sondern auch zur Reifeprüfung vor. sowie dort noch 1874 ein Abiturient in
polnischer Sprache auftrat. Beide Anstalten gaben ihren Bericht in beide
Landessprachen.

Sehr verschieden von diesen mehr polnisch gefärbten Schulen erscheint








') ES ist -u bedauern daß die Programme, selbst wenn sie Schülerverzeichnisse geben
was nicht immer der Fall ist. die Muttersprache der Schüler nicht erkennen lassen, doch geschieht
mit Absicht
^^
2W. Darnach waV bis dahin in VI. V. IV. das Polnische die ausschließliche Unterrichtssprache.
v°n III L aber nur in 10-"2 Stunden. Ob ein Unterrichtsgegenstand polnisch oder deutsch
M ertheilen sei, darüber entschied im Wesentlichen die Qualifikation der Lehrer.
Wiese, a. a. O. I. 211. II. 208.
-i) Wiese a. a. O. I. 21S.
1"i) Wiese a. a. O. I. 215.
1"!"i) Wiese a. a. O. I. 222.
Grenzboten IV. 187S,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0029" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134375"/>
          <p xml:id="ID_60" prev="#ID_59"> auch jetzt noch mehr polnische Färbung, weniger die beiden tgi. simultanen<lb/>
Gymnasien zu Sabrina und Gnesen, endlich das tgi. evangelische zu Lissa.<lb/>
Auf dem erstgenannten, welches Ostern 1874 unter 692 Schülern 674 Polen<lb/>
Zählte*), galt bis 1873 das Polnische in den unteren und mittleren Classen<lb/>
als Hauptunterrichtssprache **): außerdem werden noch jetzt dem polnischen<lb/>
Sprachunterricht in jeder Classe 2 Stunden gewidmet und Ausätzfe in dieser<lb/>
Sprache angefertigt, auch zur Reifeprüfung ein solcher gefordert. Während<lb/>
jedoch noch zu Ostern 1873 beim Entlassungsaetus polnische Gedichte und<lb/>
Reden vorgetragen wurden, geschah dies Ostern 1874 nicht mehr, auch ist der<lb/>
Jahresbericht 1873 noch zweisprachig, 1874 nur deutsch abgefaßt. Dagegen<lb/>
besteht eine besondere polnische Schülerbibliothek In Ostrowo zerfallen<lb/>
die drei Unterclassen in deutsche und polnische Paralleleöten, in den oberen<lb/>
Classen herrschte  jedoch &#x2014;  bis 1873 &#x2014; nur in 10 Wochenstunden pol¬<lb/>
nische Unterrichtssprache 5).  Der polnische Sprachunterricht wird in allen<lb/>
Classen in je 2 Stunden ertheilt und bis zur Leistung polnischer Aufsätze -<lb/>
auch zur Reifeprüfung &#x2014; gefördert, ist aber seit der Verordnung vom 6. De¬<lb/>
cember 1872 für Deutsche sacultativ.  Der Jahresbericht 1874 war polnisch<lb/>
und deutsch.  In Sabrina findet sich früher dieselbe Bevorzugung des<lb/>
Polnischen als Unterrichtssprache der 3 Unterclassen sowie von Tertia an<lb/>
das Vorwiegen der deutschen Unterrichtssprache 55). während jetzt natürlich<lb/>
überall das Deutsche herrscht, ebenso noch jetzt der in 2 Stunden durch alle<lb/>
Classen ertheilte polnische Sprachunterricht mit Aufsätzen und Abiturienten¬<lb/>
arbeiten, sowie der zweisprachige Jahresbericht.  Dagegen ist zu Gnesen schon<lb/>
seit 1864 das Deutsche die herrschende Sprache in allen Lectionen 55-1-). ähnlich<lb/>
in Lissa.  In dieser Anstalt jedoch wird der polnische Unterricht für Deutsche<lb/>
und Polen getrennt und die Fertigung freier Aufsätze nur von den Polen<lb/>
gefordert, in Gnesen wiederum kommen nicht nur polnische Aufsätze überhaupt<lb/>
sondern auch zur Reifeprüfung vor. sowie dort noch 1874 ein Abiturient in<lb/>
polnischer Sprache auftrat.  Beide Anstalten gaben ihren Bericht in beide<lb/>
Landessprachen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_61" next="#ID_62"> Sehr verschieden von diesen mehr polnisch gefärbten Schulen erscheint</p><lb/>
          <note xml:id="FID_17" place="foot"> ') ES ist -u bedauern daß die Programme, selbst wenn sie Schülerverzeichnisse geben<lb/>
was nicht immer der Fall ist. die Muttersprache der Schüler nicht erkennen lassen, doch geschieht<lb/>
mit Absicht </note><lb/>
          <note xml:id="FID_18" place="foot"> ^^<lb/>
2W. Darnach waV bis dahin in VI. V. IV. das Polnische die ausschließliche Unterrichtssprache.<lb/>
v°n III L aber nur in 10-"2 Stunden.  Ob ein Unterrichtsgegenstand polnisch oder deutsch<lb/>
M ertheilen sei, darüber entschied im Wesentlichen die Qualifikation der Lehrer.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_19" place="foot"> Wiese, a. a. O. I. 211. II. 208.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_20" place="foot"> -i) Wiese a. a. O. I. 21S.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_21" place="foot"> 1"i) Wiese a. a. O. I. 215.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_22" place="foot"> 1"!"i) Wiese a. a. O. I. 222.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 187S,</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0029] auch jetzt noch mehr polnische Färbung, weniger die beiden tgi. simultanen Gymnasien zu Sabrina und Gnesen, endlich das tgi. evangelische zu Lissa. Auf dem erstgenannten, welches Ostern 1874 unter 692 Schülern 674 Polen Zählte*), galt bis 1873 das Polnische in den unteren und mittleren Classen als Hauptunterrichtssprache **): außerdem werden noch jetzt dem polnischen Sprachunterricht in jeder Classe 2 Stunden gewidmet und Ausätzfe in dieser Sprache angefertigt, auch zur Reifeprüfung ein solcher gefordert. Während jedoch noch zu Ostern 1873 beim Entlassungsaetus polnische Gedichte und Reden vorgetragen wurden, geschah dies Ostern 1874 nicht mehr, auch ist der Jahresbericht 1873 noch zweisprachig, 1874 nur deutsch abgefaßt. Dagegen besteht eine besondere polnische Schülerbibliothek In Ostrowo zerfallen die drei Unterclassen in deutsche und polnische Paralleleöten, in den oberen Classen herrschte jedoch — bis 1873 — nur in 10 Wochenstunden pol¬ nische Unterrichtssprache 5). Der polnische Sprachunterricht wird in allen Classen in je 2 Stunden ertheilt und bis zur Leistung polnischer Aufsätze - auch zur Reifeprüfung — gefördert, ist aber seit der Verordnung vom 6. De¬ cember 1872 für Deutsche sacultativ. Der Jahresbericht 1874 war polnisch und deutsch. In Sabrina findet sich früher dieselbe Bevorzugung des Polnischen als Unterrichtssprache der 3 Unterclassen sowie von Tertia an das Vorwiegen der deutschen Unterrichtssprache 55). während jetzt natürlich überall das Deutsche herrscht, ebenso noch jetzt der in 2 Stunden durch alle Classen ertheilte polnische Sprachunterricht mit Aufsätzen und Abiturienten¬ arbeiten, sowie der zweisprachige Jahresbericht. Dagegen ist zu Gnesen schon seit 1864 das Deutsche die herrschende Sprache in allen Lectionen 55-1-). ähnlich in Lissa. In dieser Anstalt jedoch wird der polnische Unterricht für Deutsche und Polen getrennt und die Fertigung freier Aufsätze nur von den Polen gefordert, in Gnesen wiederum kommen nicht nur polnische Aufsätze überhaupt sondern auch zur Reifeprüfung vor. sowie dort noch 1874 ein Abiturient in polnischer Sprache auftrat. Beide Anstalten gaben ihren Bericht in beide Landessprachen. Sehr verschieden von diesen mehr polnisch gefärbten Schulen erscheint ') ES ist -u bedauern daß die Programme, selbst wenn sie Schülerverzeichnisse geben was nicht immer der Fall ist. die Muttersprache der Schüler nicht erkennen lassen, doch geschieht mit Absicht ^^ 2W. Darnach waV bis dahin in VI. V. IV. das Polnische die ausschließliche Unterrichtssprache. v°n III L aber nur in 10-"2 Stunden. Ob ein Unterrichtsgegenstand polnisch oder deutsch M ertheilen sei, darüber entschied im Wesentlichen die Qualifikation der Lehrer. Wiese, a. a. O. I. 211. II. 208. -i) Wiese a. a. O. I. 21S. 1"i) Wiese a. a. O. I. 215. 1"!"i) Wiese a. a. O. I. 222. Grenzboten IV. 187S,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/29
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/29>, abgerufen am 24.08.2024.