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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Röhre von 30 bis 40 Centimeter Länge und von 2 bis 3 Centimeter Durch¬
messer, welche mit ungefähr 100 Gramm Jagdpulver angefüllt ist. Nach
vorn läuft sie in drei hohlen sehr scharfkantigen und spitzigen Zacken aus;
an der Hinteren Seite ist eine schmalere Röhre angebracht, welche eine Lunte
enthält. Zum Gebrauch ladet man das Gewehr mit einer gewissen Quan¬
tität Pulver bringt einen in der Mitte durchbohrten Stopfen darauf und legt
dann die Bombe in das Gewehr ein, sodaß die Lunte den Stopfen berührt,
wonach die Spitze des Geschosses aus dem Rohr um ungefähr ein bis zwei
Centimeter herausragt. Die ganze Vorrichtung ist, wie man sieht, gleichfalls
noch sehr primitiv. Die Anwendung derselben ist folgende. Man faßt den
Wallfisch zunächst mit der Harpune, was auch nicht ganz leicht ist, denn auf
zwanzig Wallfische entkommen oft fünfzehn. Die Harpune ist durch Strick¬
werk an der Schaluppe befestigt und wird mit der Hand geworfen. Hat man
den Wallfisch mit der Harpune gefaßt, so sucht man demselben die Breitseite
abzugewinnen und in dem Momente, wo er einen beträchtlichen Theil seines
Körpers bloßstellt, giebt man Feuer auf ihn. Obwohl der Wallfisch eine
ziemlich umfangreiche Zielscheibe darbietet, so verfehlen doch selbst geschickte
Wallfischfänger auf drei Schüsse zweimal ihr Ziel. Vorausgesetzt also, daß
der Schuß getroffen hat, dringt die Bombe in die fleischigen Theile ein, und
da die Lunte durch die explodirende Gewehrladung Feuer gefangen hat, so
platzt wenige Secunden später die Bombe unter einem dumpfen Knall. Der
unglückliche Wallfisch schnellt in heftigem Satze in die Höhe und stirbt fast
augenblicklich, wenn die Erploston in den Lungen stattgefunden hat. Letzteres
ist aber auch eine eouäitio sine yug, non. Ist die Lunge nicht getroffen, so
mag die Bombe immerhin krepiren, -- der Wallfisch jagt noch im Meere aus
und nieder mit halb zerschmettertem Kopfe, mit geöffnetem Leibe. Grausame
Jagd! Uebrigens giebt es kein Thier, welches sich durch eine zärtlichere Liebe
für seine Jungen auszeichnete. Der Wallfisch in der That läßt sich für seine
Jungen tödten, und nichts ist rührender, wie man sagt, als ein Junges seiner
Mutter, welche es säugt, folgen, mit ihr spielen und tändeln zu sehen, in¬
mitten der Wellen, die unter diesen monströsen Lust- und Freudenbezeugungen
aufschäumen.


Gustav Krause.

(Fortsetzung folgt).




Röhre von 30 bis 40 Centimeter Länge und von 2 bis 3 Centimeter Durch¬
messer, welche mit ungefähr 100 Gramm Jagdpulver angefüllt ist. Nach
vorn läuft sie in drei hohlen sehr scharfkantigen und spitzigen Zacken aus;
an der Hinteren Seite ist eine schmalere Röhre angebracht, welche eine Lunte
enthält. Zum Gebrauch ladet man das Gewehr mit einer gewissen Quan¬
tität Pulver bringt einen in der Mitte durchbohrten Stopfen darauf und legt
dann die Bombe in das Gewehr ein, sodaß die Lunte den Stopfen berührt,
wonach die Spitze des Geschosses aus dem Rohr um ungefähr ein bis zwei
Centimeter herausragt. Die ganze Vorrichtung ist, wie man sieht, gleichfalls
noch sehr primitiv. Die Anwendung derselben ist folgende. Man faßt den
Wallfisch zunächst mit der Harpune, was auch nicht ganz leicht ist, denn auf
zwanzig Wallfische entkommen oft fünfzehn. Die Harpune ist durch Strick¬
werk an der Schaluppe befestigt und wird mit der Hand geworfen. Hat man
den Wallfisch mit der Harpune gefaßt, so sucht man demselben die Breitseite
abzugewinnen und in dem Momente, wo er einen beträchtlichen Theil seines
Körpers bloßstellt, giebt man Feuer auf ihn. Obwohl der Wallfisch eine
ziemlich umfangreiche Zielscheibe darbietet, so verfehlen doch selbst geschickte
Wallfischfänger auf drei Schüsse zweimal ihr Ziel. Vorausgesetzt also, daß
der Schuß getroffen hat, dringt die Bombe in die fleischigen Theile ein, und
da die Lunte durch die explodirende Gewehrladung Feuer gefangen hat, so
platzt wenige Secunden später die Bombe unter einem dumpfen Knall. Der
unglückliche Wallfisch schnellt in heftigem Satze in die Höhe und stirbt fast
augenblicklich, wenn die Erploston in den Lungen stattgefunden hat. Letzteres
ist aber auch eine eouäitio sine yug, non. Ist die Lunge nicht getroffen, so
mag die Bombe immerhin krepiren, — der Wallfisch jagt noch im Meere aus
und nieder mit halb zerschmettertem Kopfe, mit geöffnetem Leibe. Grausame
Jagd! Uebrigens giebt es kein Thier, welches sich durch eine zärtlichere Liebe
für seine Jungen auszeichnete. Der Wallfisch in der That läßt sich für seine
Jungen tödten, und nichts ist rührender, wie man sagt, als ein Junges seiner
Mutter, welche es säugt, folgen, mit ihr spielen und tändeln zu sehen, in¬
mitten der Wellen, die unter diesen monströsen Lust- und Freudenbezeugungen
aufschäumen.


Gustav Krause.

(Fortsetzung folgt).




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[0112] Röhre von 30 bis 40 Centimeter Länge und von 2 bis 3 Centimeter Durch¬ messer, welche mit ungefähr 100 Gramm Jagdpulver angefüllt ist. Nach vorn läuft sie in drei hohlen sehr scharfkantigen und spitzigen Zacken aus; an der Hinteren Seite ist eine schmalere Röhre angebracht, welche eine Lunte enthält. Zum Gebrauch ladet man das Gewehr mit einer gewissen Quan¬ tität Pulver bringt einen in der Mitte durchbohrten Stopfen darauf und legt dann die Bombe in das Gewehr ein, sodaß die Lunte den Stopfen berührt, wonach die Spitze des Geschosses aus dem Rohr um ungefähr ein bis zwei Centimeter herausragt. Die ganze Vorrichtung ist, wie man sieht, gleichfalls noch sehr primitiv. Die Anwendung derselben ist folgende. Man faßt den Wallfisch zunächst mit der Harpune, was auch nicht ganz leicht ist, denn auf zwanzig Wallfische entkommen oft fünfzehn. Die Harpune ist durch Strick¬ werk an der Schaluppe befestigt und wird mit der Hand geworfen. Hat man den Wallfisch mit der Harpune gefaßt, so sucht man demselben die Breitseite abzugewinnen und in dem Momente, wo er einen beträchtlichen Theil seines Körpers bloßstellt, giebt man Feuer auf ihn. Obwohl der Wallfisch eine ziemlich umfangreiche Zielscheibe darbietet, so verfehlen doch selbst geschickte Wallfischfänger auf drei Schüsse zweimal ihr Ziel. Vorausgesetzt also, daß der Schuß getroffen hat, dringt die Bombe in die fleischigen Theile ein, und da die Lunte durch die explodirende Gewehrladung Feuer gefangen hat, so platzt wenige Secunden später die Bombe unter einem dumpfen Knall. Der unglückliche Wallfisch schnellt in heftigem Satze in die Höhe und stirbt fast augenblicklich, wenn die Erploston in den Lungen stattgefunden hat. Letzteres ist aber auch eine eouäitio sine yug, non. Ist die Lunge nicht getroffen, so mag die Bombe immerhin krepiren, — der Wallfisch jagt noch im Meere aus und nieder mit halb zerschmettertem Kopfe, mit geöffnetem Leibe. Grausame Jagd! Uebrigens giebt es kein Thier, welches sich durch eine zärtlichere Liebe für seine Jungen auszeichnete. Der Wallfisch in der That läßt sich für seine Jungen tödten, und nichts ist rührender, wie man sagt, als ein Junges seiner Mutter, welche es säugt, folgen, mit ihr spielen und tändeln zu sehen, in¬ mitten der Wellen, die unter diesen monströsen Lust- und Freudenbezeugungen aufschäumen. Gustav Krause. (Fortsetzung folgt).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/112>, abgerufen am 22.07.2024.