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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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wissenschaftlicher Geist herrscht, der sich oftmals in bedeutenden literarischen
Leistungen kund giebt.

Aus den im College anwesenden Fellows, -- und die meisten bleiben
doch während des Semesters beständig da, -- werden nun die nöthigen Tutors
oder Lehrer gewählt, denen die Leitung des Unterrichts und der Privatarbeiten
der Studirenden anvertraut wird. Hierfür werden sie, weil sie durchaus nicht
etwa als Fellows ein solches Amt zu übernehmen verpflichtet, noch auch von
vorn herein dazu berechtigt sind, vom Collegium und auch von den ihnen zu¬
gewiesenen Studenten besonders bezahlt, und da sie außerdem noch manchmal
andere Aemter inne haben, wie das eines Bibliothekars oder eines Cantors
an der Kapelle, so kommt es nicht selten vor, daß solche Leute, meistens im
Alter von 25--36 Jahren, eine Einnahme von 600 -- 700 F, also etwa
4000 Thlr. jährlich genießen.

Außer diesen Fellows, deren Anzahl je nach der Größe der einzelnen
Kollegien variirt von zehn bis zu sechzig, und die vollständig von denselben er¬
halten werden, beziehen einen bedeutenden Theil des Einkommens die soge¬
nannten Scholars oder Stipendiaten, deren jede Anstalt gewöhnlich eine ebenso
große Anzahl, als sie Fellows hat, unterstützt. Die Stipendien, meistens im
Betrage von 30 -- 60 -6°, also 200 --400 Thlr. (zuweilen mit freier Woh¬
nung), die für die Dauer des vorgeschriebenen Trienniums gezahlt werden, er¬
halten gewöhnlich diejenigen, welche sich in den semesterlichen College-Prüfun¬
gen in bestimmten Fächern auszeichnen. Zuweilen werden natürlich auch, je
nach dem Willen des Stifters, gewisse Familien oder Schüler gewisser Schulen
oder auch dürftige Studenten besonders berücksichtigt. Außerdem werden von
den Colleges zahlreiche Preise vergeben in Gestalt von Büchern, Medaillen,
kleineren und größeren Geldsummen bis zu 20 und 30 ^ für alle möglichen
Zweige der dort betriebenen Studien und der verschiedenen, mehr oder weni¬
ger nützlichen Kenntnisse und Fertigkeiten. Auch viele der größeren Schulen
des Landes, die hin und wieder mit den Colleges in einer gewissen Verbin¬
dung stehen, sind reich an solchen Stipendien und Preisen, und so kommt es
zuweilen vor, daß fleißige und talentvolle Studirende von ihrem zehnten oder
zwölften Jahre an mit Hülfe der durch ihren eigenen Fleiß erworbenen Unter¬
stützungen ganz und gar die Kosten ihrer Erziehung bestreiten, die in Eng¬
land durchaus nicht unbedeutend sind. Die Durchschnittssumme nämlich, die
ein Oxforder oder Cambridger Student während der Dauer des etwa 7 Mo¬
nate ausfüllenden Studienjahrs zu verausgaben hat, beträgt 180 -- 200 ^;
wer sich einzuschränken weiß, wird mit etwa 126 -- 130 ^ auskommen können,
und erst neuerdings, seitdem die Studenten nicht mehr statutengemäß gezwungen
sind, irgend einem College anzugehören, dort zu wohnen und zu speisen, sondern ein¬
fach an der Universität immatriculirt werden können, ist es den weniger Vermögen-


wissenschaftlicher Geist herrscht, der sich oftmals in bedeutenden literarischen
Leistungen kund giebt.

Aus den im College anwesenden Fellows, — und die meisten bleiben
doch während des Semesters beständig da, — werden nun die nöthigen Tutors
oder Lehrer gewählt, denen die Leitung des Unterrichts und der Privatarbeiten
der Studirenden anvertraut wird. Hierfür werden sie, weil sie durchaus nicht
etwa als Fellows ein solches Amt zu übernehmen verpflichtet, noch auch von
vorn herein dazu berechtigt sind, vom Collegium und auch von den ihnen zu¬
gewiesenen Studenten besonders bezahlt, und da sie außerdem noch manchmal
andere Aemter inne haben, wie das eines Bibliothekars oder eines Cantors
an der Kapelle, so kommt es nicht selten vor, daß solche Leute, meistens im
Alter von 25—36 Jahren, eine Einnahme von 600 — 700 F, also etwa
4000 Thlr. jährlich genießen.

Außer diesen Fellows, deren Anzahl je nach der Größe der einzelnen
Kollegien variirt von zehn bis zu sechzig, und die vollständig von denselben er¬
halten werden, beziehen einen bedeutenden Theil des Einkommens die soge¬
nannten Scholars oder Stipendiaten, deren jede Anstalt gewöhnlich eine ebenso
große Anzahl, als sie Fellows hat, unterstützt. Die Stipendien, meistens im
Betrage von 30 — 60 -6°, also 200 —400 Thlr. (zuweilen mit freier Woh¬
nung), die für die Dauer des vorgeschriebenen Trienniums gezahlt werden, er¬
halten gewöhnlich diejenigen, welche sich in den semesterlichen College-Prüfun¬
gen in bestimmten Fächern auszeichnen. Zuweilen werden natürlich auch, je
nach dem Willen des Stifters, gewisse Familien oder Schüler gewisser Schulen
oder auch dürftige Studenten besonders berücksichtigt. Außerdem werden von
den Colleges zahlreiche Preise vergeben in Gestalt von Büchern, Medaillen,
kleineren und größeren Geldsummen bis zu 20 und 30 ^ für alle möglichen
Zweige der dort betriebenen Studien und der verschiedenen, mehr oder weni¬
ger nützlichen Kenntnisse und Fertigkeiten. Auch viele der größeren Schulen
des Landes, die hin und wieder mit den Colleges in einer gewissen Verbin¬
dung stehen, sind reich an solchen Stipendien und Preisen, und so kommt es
zuweilen vor, daß fleißige und talentvolle Studirende von ihrem zehnten oder
zwölften Jahre an mit Hülfe der durch ihren eigenen Fleiß erworbenen Unter¬
stützungen ganz und gar die Kosten ihrer Erziehung bestreiten, die in Eng¬
land durchaus nicht unbedeutend sind. Die Durchschnittssumme nämlich, die
ein Oxforder oder Cambridger Student während der Dauer des etwa 7 Mo¬
nate ausfüllenden Studienjahrs zu verausgaben hat, beträgt 180 — 200 ^;
wer sich einzuschränken weiß, wird mit etwa 126 — 130 ^ auskommen können,
und erst neuerdings, seitdem die Studenten nicht mehr statutengemäß gezwungen
sind, irgend einem College anzugehören, dort zu wohnen und zu speisen, sondern ein¬
fach an der Universität immatriculirt werden können, ist es den weniger Vermögen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/94>, abgerufen am 06.02.2025.