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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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Die Handschrift enthält ferner noch eine in ganz elegantem Latein ge¬
schriebene Anweisung für den glücklichen Finder, wo die erwähnten Schätze,
welche Fahrenbruch vergraben hat, aufzufinden seien. Dieselbe lautet in
deutscher Uebersetzung wie folgt:

Im Namen der heiligen untheilbaren Dreieinigkeit.
8. L. I..

Wenn meine Gebeine schon lange von Moder zerfressen sind und du,
wer du auch dann sein mögest, diese Aufzeichnungen in der Mauer des Thurmes
verborgen findest, sei mit Beten eingedenk meiner Seele, welche jetzt ein Be¬
kenntniß ablegt, das für die Jetztlebenden von keinem Nutzen sein soll. Denn
bald genug würden sie aus demselben das beste hinwegnehmen und mich ver¬
spotten mit hämischer Miene; vielmehr soll solches mein Bekenntniß und
Offenbarung, so Gott will, denen von Nutzen sein, welche lange nach mir
leben und dies zu ihrem Nutz und Frommen beherzigen werden.

I. Tritt ein, o frommer Christ, in die Ruine der Se. Johanniskirche,
die von Wiesen und Gärten umgeben nahe am rechten Ufer des Flusses und
im oberen Theile von Gorisleben belegen ist, tritt ein und untersuche das
Erdreich unter dem steinernen Crucifix neben dem Altar, wo du zwei Hügel
finden wirst. Zwischen diesen beiden ist, um es magisch zu verhüllen, mit
einem dreibeinigen Haspen ein großer Schatz von Edelsteinen und Jmperialen
vergraben, welchen sterbend die edle Tochter des Soto von Germar, Stella
hinterlassen hatte. Grabe im Namen der heiligen Dreieinigkeit den Hügel des
Schatzes auf, schone jedoch die Gebeine, welche in den Hügeln zur Rechten
und zur Linken ruhen mit der größten Vorsicht, damit du die Manen nicht
Störche. Wenn dir mit Gottes Hilfe der Schatz übergeben ist, so mache drei
Theile! Den ersten behalte für dich, den zweiten gieb den Armen, den drit¬
ten der Kirche. So hat es Stella angeordnet! Hüte dich das Testament zu
brechen, sonst wirst du selbst gebrochen werden.

II. Begieb dich, o Glücklicher, von der unteren Seite der nahe an der
Unstrut gelegenen Se. Bonifaciuskirche zu Gorsleben zu dem Thurm, und
untersuche die Mauer. Du wirst auf der Mittagsseite einen Jnschriflstein fin¬
den, zähle von dieser Ecke neun Schritte gegen Abend, grabe neben der
Mauer ein und Du wirst meine goldene Kette ausgraben. Diese behalte
für Dich.

III. Komme, geneigter Leser, und folge den Winken, mit welchen ich
dir den Ort bezeichnen will, wo große und werthvolle Kleinodien verborgen
liegen. Steige auf dem Heldrunger Fußsteige den Weinberg hinauf, dessen
Gipfel Schmücke genannt wird. Gehe links in den Wald, siehe einen Hügel
von großem Umfange. Eine ungeheure Eiche stehet dabei, auf welcher die Zeichen
-j-s/zö-l- Fzu sehen sind, unter dieser unten im Hügel sind die goldenen mit


Die Handschrift enthält ferner noch eine in ganz elegantem Latein ge¬
schriebene Anweisung für den glücklichen Finder, wo die erwähnten Schätze,
welche Fahrenbruch vergraben hat, aufzufinden seien. Dieselbe lautet in
deutscher Uebersetzung wie folgt:

Im Namen der heiligen untheilbaren Dreieinigkeit.
8. L. I..

Wenn meine Gebeine schon lange von Moder zerfressen sind und du,
wer du auch dann sein mögest, diese Aufzeichnungen in der Mauer des Thurmes
verborgen findest, sei mit Beten eingedenk meiner Seele, welche jetzt ein Be¬
kenntniß ablegt, das für die Jetztlebenden von keinem Nutzen sein soll. Denn
bald genug würden sie aus demselben das beste hinwegnehmen und mich ver¬
spotten mit hämischer Miene; vielmehr soll solches mein Bekenntniß und
Offenbarung, so Gott will, denen von Nutzen sein, welche lange nach mir
leben und dies zu ihrem Nutz und Frommen beherzigen werden.

I. Tritt ein, o frommer Christ, in die Ruine der Se. Johanniskirche,
die von Wiesen und Gärten umgeben nahe am rechten Ufer des Flusses und
im oberen Theile von Gorisleben belegen ist, tritt ein und untersuche das
Erdreich unter dem steinernen Crucifix neben dem Altar, wo du zwei Hügel
finden wirst. Zwischen diesen beiden ist, um es magisch zu verhüllen, mit
einem dreibeinigen Haspen ein großer Schatz von Edelsteinen und Jmperialen
vergraben, welchen sterbend die edle Tochter des Soto von Germar, Stella
hinterlassen hatte. Grabe im Namen der heiligen Dreieinigkeit den Hügel des
Schatzes auf, schone jedoch die Gebeine, welche in den Hügeln zur Rechten
und zur Linken ruhen mit der größten Vorsicht, damit du die Manen nicht
Störche. Wenn dir mit Gottes Hilfe der Schatz übergeben ist, so mache drei
Theile! Den ersten behalte für dich, den zweiten gieb den Armen, den drit¬
ten der Kirche. So hat es Stella angeordnet! Hüte dich das Testament zu
brechen, sonst wirst du selbst gebrochen werden.

II. Begieb dich, o Glücklicher, von der unteren Seite der nahe an der
Unstrut gelegenen Se. Bonifaciuskirche zu Gorsleben zu dem Thurm, und
untersuche die Mauer. Du wirst auf der Mittagsseite einen Jnschriflstein fin¬
den, zähle von dieser Ecke neun Schritte gegen Abend, grabe neben der
Mauer ein und Du wirst meine goldene Kette ausgraben. Diese behalte
für Dich.

III. Komme, geneigter Leser, und folge den Winken, mit welchen ich
dir den Ort bezeichnen will, wo große und werthvolle Kleinodien verborgen
liegen. Steige auf dem Heldrunger Fußsteige den Weinberg hinauf, dessen
Gipfel Schmücke genannt wird. Gehe links in den Wald, siehe einen Hügel
von großem Umfange. Eine ungeheure Eiche stehet dabei, auf welcher die Zeichen
-j-s/zö-l- Fzu sehen sind, unter dieser unten im Hügel sind die goldenen mit


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[0480] Die Handschrift enthält ferner noch eine in ganz elegantem Latein ge¬ schriebene Anweisung für den glücklichen Finder, wo die erwähnten Schätze, welche Fahrenbruch vergraben hat, aufzufinden seien. Dieselbe lautet in deutscher Uebersetzung wie folgt: Im Namen der heiligen untheilbaren Dreieinigkeit. 8. L. I.. Wenn meine Gebeine schon lange von Moder zerfressen sind und du, wer du auch dann sein mögest, diese Aufzeichnungen in der Mauer des Thurmes verborgen findest, sei mit Beten eingedenk meiner Seele, welche jetzt ein Be¬ kenntniß ablegt, das für die Jetztlebenden von keinem Nutzen sein soll. Denn bald genug würden sie aus demselben das beste hinwegnehmen und mich ver¬ spotten mit hämischer Miene; vielmehr soll solches mein Bekenntniß und Offenbarung, so Gott will, denen von Nutzen sein, welche lange nach mir leben und dies zu ihrem Nutz und Frommen beherzigen werden. I. Tritt ein, o frommer Christ, in die Ruine der Se. Johanniskirche, die von Wiesen und Gärten umgeben nahe am rechten Ufer des Flusses und im oberen Theile von Gorisleben belegen ist, tritt ein und untersuche das Erdreich unter dem steinernen Crucifix neben dem Altar, wo du zwei Hügel finden wirst. Zwischen diesen beiden ist, um es magisch zu verhüllen, mit einem dreibeinigen Haspen ein großer Schatz von Edelsteinen und Jmperialen vergraben, welchen sterbend die edle Tochter des Soto von Germar, Stella hinterlassen hatte. Grabe im Namen der heiligen Dreieinigkeit den Hügel des Schatzes auf, schone jedoch die Gebeine, welche in den Hügeln zur Rechten und zur Linken ruhen mit der größten Vorsicht, damit du die Manen nicht Störche. Wenn dir mit Gottes Hilfe der Schatz übergeben ist, so mache drei Theile! Den ersten behalte für dich, den zweiten gieb den Armen, den drit¬ ten der Kirche. So hat es Stella angeordnet! Hüte dich das Testament zu brechen, sonst wirst du selbst gebrochen werden. II. Begieb dich, o Glücklicher, von der unteren Seite der nahe an der Unstrut gelegenen Se. Bonifaciuskirche zu Gorsleben zu dem Thurm, und untersuche die Mauer. Du wirst auf der Mittagsseite einen Jnschriflstein fin¬ den, zähle von dieser Ecke neun Schritte gegen Abend, grabe neben der Mauer ein und Du wirst meine goldene Kette ausgraben. Diese behalte für Dich. III. Komme, geneigter Leser, und folge den Winken, mit welchen ich dir den Ort bezeichnen will, wo große und werthvolle Kleinodien verborgen liegen. Steige auf dem Heldrunger Fußsteige den Weinberg hinauf, dessen Gipfel Schmücke genannt wird. Gehe links in den Wald, siehe einen Hügel von großem Umfange. Eine ungeheure Eiche stehet dabei, auf welcher die Zeichen -j-s/zö-l- Fzu sehen sind, unter dieser unten im Hügel sind die goldenen mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/480>, abgerufen am 06.02.2025.